Konzert: Jens Lekman
Ort: Larmer Tree Gardens (End Of The Road Festival), England
Datum: 01.09.2013
Dauer: 50 min
Drei der vier Bühnen des End Of The Road waren zwar schön dekoriert, aber ansonsten nichts Besonderes, verglichen mit denen anderer Festivals. Bühnen halt. Die größte, die Woods Stage liegt am Fuße eines Hügels auf einem Feld, die (Zirkus-) Zelt-Bühne oben am Hang und die Tipi-Tent-Stage in einem normalen rechteckigen Festzelt, das an ein paar namensgebenden Tipis angrenzte, in denen eine Kneipe untergebracht war. Die vierte Bühne, die Garden-Stage, lag ein wenig abseits davon in einer Gartenanlage. Der Zuschauerbereich wurde auf der einen Seite von hohen Bäumen, auf der anderen von Hecken begrenzt, dazwischen ein kleiner viktorianische Rundbau und eine Theaterbühne, deren konkave Rückwand mit verblassenden Malereien dekoriert ist.
An der Bühne hing ein großer Deko-Pfau, dessen Schnabel eine Schallplatte abspielt. Im Gegensatz zu dem Bären, der Plakate, Taschen und T-Shirts des Festivals zierte, ist der Pfau nicht wegen seiner Niedlichkeit als Deko-Objekt gewählt, den Raum vor der Bühne müssen sich die Zuschauer nämlich mit einer ganzen Menge Pfauen teilen. Die leben da und wunderten sich vermutlich, falls ein Pfau sich wundert, was für komische Menschen drei Tage lang zu Besuch waren, auf ihrer Wiese saßen und merkwürdigem Krach zuhörten.
"Merkwürdiger Krach" wird sich J Mascis nicht unbedingt gedacht haben, als er nach Konzertbeginn von Jens Lekman kurz den Kopf durch die Bühnentür steckte, ganz offensichtlich war die Musik des Schweden trotzdem überhaupt nichts für ihn. Er ging nach wenigen Sekunden wieder. Dem Rest des vollgestopften Platzes gefiel es umso besser. Überall in den ersten Reihen sah man strahlende Gesichter, mitsingende und mitwippende Menschen (und einen Mann mit Hasenohren und Hasenschnurrbart).
Ich hatte Jens Lekman schon gesehen, dreimal sogar, was für einen Künstler, der nicht häufig in Deutschland spielt ok ist, mag am liebsten seine älteren Lieder (von denen er kaum eines spielte), empfand das Konzert aber trotzdem als eines der ganz besonderen des Festivals.
Die Band an Jens' Seite war vermutlich die vom letzten Konzert in Frankfurt im Dezember. Ob der Keyboarder damals schon dabei war, weiß ich nicht, an die Bassistin mit ihren Rockstar-Gesten, deren grundsätzliche Ekligkeit* von ihrem sonnigen Lachen weggestrahlt wurden und die Geigerin mit dem verschmitzten Lächeln erinnerte ich mich gut.
Auch die meisten Geschichten, die der Schwede erzählte, kannte ich bereits. Die von der Überlegung, eine Freundin in Australien zu heiraten, um dort bleiben zu dürfen oder die von Kirsten Dunst, der er in Göteborg vergeblich hinterhersalkte. Aber sie sind auch zu gut, um sie zu verändern oder zu verschweigen.
Die Kombination aus fröhlichen Liedern, lachenden Musikern, Konfetti und den oft trübsinnigen Texten ist vermutlich das, was mich so sehr an Jens Lekmans Musik begeistert. Zu viel Schmalz manchmal? Die scheußlichen Eurodisco-Rhythmen als Übergang zwischen Into eternity und Sipping on the sweet nectar? Geschenkt! Nichts davon kann auch nur ein wenig gegen Jens' anstinken, wenn er bei The opposite of Hallelujah Luftglockenspiel spielt. Oder einen Knüller wie Black cab singt!
Oh, das war ein wunderschönes Konzert. Daß J Mascis es sich nicht ansehen wollte, wird Jens Lekman verkraften. Schließlich mag ihn ja Kirsten Dunst. Aber jetzt wiederhole ich mich.
Setlist Jens Lekman, End Of The Road Festival:
01: Every little hair knows your name (Intro)
02: Golden key
03: The opposite of Hallelujah
04: An argument with myself
05: Waiting for Kirsten
06: Black cab
07: I know what love isn't
08: The end of the world is bigger than love
09: Into eternity
10: Sipping on the sweet nectar
11: Maple leaves
Links:
- aus unserem Archiv:
- Jens Lekman, Frankfurt, 01.12.12
- Jens Lekman, Düsseldorf, 15.10.11
- Jens Lekman, Frankfurt, 24.02.08
* die der Gesten
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