Konzert: Unison & Cercueil
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 10.09.2011
Zuschauer: etwa 120
Rabenschwarzer Tag für den internationalen Tennissport, nein mehr noch, für die gesamte Welt. Der 10. September wird als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem der Magier des Tennis, der geniale Roger Federer, gegen den Glücksritter Djokovic genau wie im letzten Jahr nach zwei Matchballen noch verlor. Eine Tragödie.
Zum Glück bin ich nach 2:0 Sätzen für Federer von zu Hause aufgebrochen und in die Flèche d'or gefahren, ansonsten hätte ich vermutlich am Ende den Fernseher aus dem Fenster geworfen. Und dann wäre meine Frau sauer gewesen. Sie mag es nicht, wenn ich mich aufrege und außerdem braucht sie die Glotze um ihre Krimis zu gucken.
Rabenschwarz war übrigens auch die Musik in der Flèche d'or. Elektropunk, Post Punk Revival, Shoegaze, in diese Kategorien konnte man die Gruppen grob einteilen.
Gesehen habe ich Cercueil und Unison, jeweils aus Frankreich und beide haben mich überzeugt.
Cercueil (zu deutsch: Sarg) waren bereits um 21 Uhr 30 dran. Das Debut ihres Sets habe ich deshalb leider verpasst, aber ich bekam noch genug mit, um mir ein Bild zu machen. Visuell wurde absolut treffend ihr Sound umgesetzt. Die Kühle ihres elektrischen New Waves fand Ausdruck in blaßblauen Farben, die es nahezu unmöglich machten, die Gesichtszüge der Musiker genau zu erkennen. Alles spielte sich im Halbschatten ab. Man konnte eine großgewachsene, dünne Frau ausmachen, die gedankenverloren am Keyboard agierte und traumversunken die schwer verständlichen Lyrics in ihr Mikro hauchte. Am rechten Bühnenrand stand ihr ein Gitarrist/Bassist zur Seite, der dafür sorgte, daß der auf Platte sehr synthetische Sound rockiger und organischer wurde. Seine Riffs kamen scharf und kurz angerissen und wirkten fast gefährlich. So klingt also der Pariser Underground dachte ich mir und wandte mich dem Schlagzeuger zu. Den brauchte die Band, obwohl bereits ein Drumcomputer für den Grundrhythmus sorgte. Er spielte innovativ und erfrischend auf und bereicherte so das experimentelle Klangbild, das auch Elemente des Noise und des Krautrocks aufwies.
Cercueil können zwei Alben ihr Eigen nennen, darunter den aktuellen Output Erostate, der in der französischen Musikpresse ganz hervorragende Kritiken bekommen hatte. Live bestätigten die drei Künstler die warmen Worte und gefielen durch eine hypnotische, faszinierende Show. Nie war vorher abzusehen, in welche Richtung die Songs driften würden, stilistische Brüche gab es häufig und spontan fiel mir keine Band auf, die ähnlich klingt.
Hinterher war klar, daß ich Alben des Trios brauchte. Am Merch erfuhr ich hierbei rein zufällig, daß Cercueil auf dem Label Le Son Du Maquis beheimatet sind, die den Kultsänger Alan Vega und seine Band Suicide in ihren Reihen haben, mit Clara Luzia, Boy & The Echo Choir und Mièle aber auch spannende aktuelle Künstler veröffentlichen.
Lentonia Records wiederum ist für die Franzosen Unison zuständig, die heute Relaseparty ihres ersten Albums feierten und nun an der Reihe waren.
Angeführt von einer eleganten, ganz in schwarz gekleideten jungen Frau namens Mélanie Moron, boten Unison ebenfalls düsteren, elektrogesteuerten Sound, interpretierten das Thema aber ganz anders als Cercueil. Ihre Musik war breitwandiger, poppiger und melancholischer und derjenigen von Blonde Redhead nicht unähnlich. Ein ätherischer, verhuschter Gesang, Gitarren die aufgrund ihrer Noisigkeit manchmal Richtung My Bloody Valentine schielten und Synthesizer, die zum Träumen und Halluzieren einluden. Schlagworte wie Witchwave und Chillwave fallen oft im Zusammenhang mit Unison, aber dies sind nur von Journalisten erfundene Floskeln, um Bands wie Salem oder Esben and The Witch in eine Schublade zu packen.
Zumal Sängerin Mélanie alles andere als eine Hexe war. Sie kam vielmehr natürlich, ziemlich schüchtern, aber sehr herzlich rüber, bedankte sich am Ende überschwenglich bei ihren Freunden, Wegbegleitern der ersten Stunde und Clubbetreibern (" ce soir j'aime tout le monde") und entschwand in die rabenschwarze Nacht.
Pour nos lecteurs français:
Ce 10 septembre 2011 fut une journée noire pour le tennis mondial, non plus encore, pour le monde civilisé! Le génial suisse Roger Federer a perdu son match contre le chanceux Novak Djokovic après avoir eu deux balles de match (quoi? vous trouvez le tennis ringard? c'est du rock n'roll!). Quelle catastrophe!
Heureusement je suis parti après que Roger avait mené deux sets à rien, sinon j'aurais peut-être jeté la télé par la fenêtre. Ma femme n'aurait certainement pas apprécié...
Soirée noire aussi à la Flèche d'or. Mais cette fois-ci la noirceur se réfère à la musique des groupes comme Unison et Cercueil, qui m'ont tous les deux emballés avec des concerts sombres, envoûtants et touchants.
Le trio Cercueil avait commencé vers 21 h 30. Malheureusement j'ai peut-être raté deux ou trois morceaux (la faute à Federer!), mais j'en ai assez vu pour avoir une bonne impression de leur style musical et de leur apparence sur scène. Visuellement ils ont parfaitement transmis leur son glacial et électronique par une lumière bleue pâle qui rendait presque impossible de voir les têtes des musiciens. Tout se jouait derrière la fumée et dans la pénombre. On pouvait apercevoir une femme très grande et mince, qui déambulait comme dans un rêve derrière son synthé et susurrait des paroles à peine compréhensibles dans son micro. A sa droite jouait un bassiste/guitariste, qui apportait une tonalité plus rock et organique que sur l'album. Ses riffs était ultra tranchants et violents et diffusaient presque une sensation de danger. "C'est ça le son de l' Underground Parisien", me disais-je en me tournant vers le batteur. Malgré une drum-machine, Cercueil a besoin d'un vrai batteur, qui donne plus de vie et de punch à leur concert. Par son jeu frais et innovateur il enrichit le son expérimental du groupe, qui contient également des éléments du noise et du krautrock allemand.
Cercueil ont deux albums à leur compteur, avec Erostate comme dernier né, qui a reçu des éloges de toute la presse musicale française. En live les trois musiciens ont confirmé les louanges par un show hypnotique et fascinant. Jamais on ne savait par avance dans quelle direction les chansons allaient tourner, il y avait systématiquement des changements de rythme et de style, et sans trop réfléchir je ne peux citer aucun groupe qui sonne comme Cercueil.
J'ai évidemment eu besoin des albums de ce chouette groupe. A la table du merch j'ai appris que Cercueil publient sur le label Le Son Du Maquis, qui comptent parmi leurs artistes des musiciens cultes comme Alain Vega et son groupe Suicide, et plein de nouveau talents comme Clara Luzia, Boy & The Echo Choir et les Belges Mièle.
Chronique Unison jeudi!
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 10.09.2011
Zuschauer: etwa 120
Rabenschwarzer Tag für den internationalen Tennissport, nein mehr noch, für die gesamte Welt. Der 10. September wird als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem der Magier des Tennis, der geniale Roger Federer, gegen den Glücksritter Djokovic genau wie im letzten Jahr nach zwei Matchballen noch verlor. Eine Tragödie.
Zum Glück bin ich nach 2:0 Sätzen für Federer von zu Hause aufgebrochen und in die Flèche d'or gefahren, ansonsten hätte ich vermutlich am Ende den Fernseher aus dem Fenster geworfen. Und dann wäre meine Frau sauer gewesen. Sie mag es nicht, wenn ich mich aufrege und außerdem braucht sie die Glotze um ihre Krimis zu gucken.
Rabenschwarz war übrigens auch die Musik in der Flèche d'or. Elektropunk, Post Punk Revival, Shoegaze, in diese Kategorien konnte man die Gruppen grob einteilen.
Gesehen habe ich Cercueil und Unison, jeweils aus Frankreich und beide haben mich überzeugt.
Cercueil (zu deutsch: Sarg) waren bereits um 21 Uhr 30 dran. Das Debut ihres Sets habe ich deshalb leider verpasst, aber ich bekam noch genug mit, um mir ein Bild zu machen. Visuell wurde absolut treffend ihr Sound umgesetzt. Die Kühle ihres elektrischen New Waves fand Ausdruck in blaßblauen Farben, die es nahezu unmöglich machten, die Gesichtszüge der Musiker genau zu erkennen. Alles spielte sich im Halbschatten ab. Man konnte eine großgewachsene, dünne Frau ausmachen, die gedankenverloren am Keyboard agierte und traumversunken die schwer verständlichen Lyrics in ihr Mikro hauchte. Am rechten Bühnenrand stand ihr ein Gitarrist/Bassist zur Seite, der dafür sorgte, daß der auf Platte sehr synthetische Sound rockiger und organischer wurde. Seine Riffs kamen scharf und kurz angerissen und wirkten fast gefährlich. So klingt also der Pariser Underground dachte ich mir und wandte mich dem Schlagzeuger zu. Den brauchte die Band, obwohl bereits ein Drumcomputer für den Grundrhythmus sorgte. Er spielte innovativ und erfrischend auf und bereicherte so das experimentelle Klangbild, das auch Elemente des Noise und des Krautrocks aufwies.
Cercueil können zwei Alben ihr Eigen nennen, darunter den aktuellen Output Erostate, der in der französischen Musikpresse ganz hervorragende Kritiken bekommen hatte. Live bestätigten die drei Künstler die warmen Worte und gefielen durch eine hypnotische, faszinierende Show. Nie war vorher abzusehen, in welche Richtung die Songs driften würden, stilistische Brüche gab es häufig und spontan fiel mir keine Band auf, die ähnlich klingt.
Hinterher war klar, daß ich Alben des Trios brauchte. Am Merch erfuhr ich hierbei rein zufällig, daß Cercueil auf dem Label Le Son Du Maquis beheimatet sind, die den Kultsänger Alan Vega und seine Band Suicide in ihren Reihen haben, mit Clara Luzia, Boy & The Echo Choir und Mièle aber auch spannende aktuelle Künstler veröffentlichen.
Lentonia Records wiederum ist für die Franzosen Unison zuständig, die heute Relaseparty ihres ersten Albums feierten und nun an der Reihe waren.
Angeführt von einer eleganten, ganz in schwarz gekleideten jungen Frau namens Mélanie Moron, boten Unison ebenfalls düsteren, elektrogesteuerten Sound, interpretierten das Thema aber ganz anders als Cercueil. Ihre Musik war breitwandiger, poppiger und melancholischer und derjenigen von Blonde Redhead nicht unähnlich. Ein ätherischer, verhuschter Gesang, Gitarren die aufgrund ihrer Noisigkeit manchmal Richtung My Bloody Valentine schielten und Synthesizer, die zum Träumen und Halluzieren einluden. Schlagworte wie Witchwave und Chillwave fallen oft im Zusammenhang mit Unison, aber dies sind nur von Journalisten erfundene Floskeln, um Bands wie Salem oder Esben and The Witch in eine Schublade zu packen.
Zumal Sängerin Mélanie alles andere als eine Hexe war. Sie kam vielmehr natürlich, ziemlich schüchtern, aber sehr herzlich rüber, bedankte sich am Ende überschwenglich bei ihren Freunden, Wegbegleitern der ersten Stunde und Clubbetreibern (" ce soir j'aime tout le monde") und entschwand in die rabenschwarze Nacht.
Pour nos lecteurs français:
Ce 10 septembre 2011 fut une journée noire pour le tennis mondial, non plus encore, pour le monde civilisé! Le génial suisse Roger Federer a perdu son match contre le chanceux Novak Djokovic après avoir eu deux balles de match (quoi? vous trouvez le tennis ringard? c'est du rock n'roll!). Quelle catastrophe!
Heureusement je suis parti après que Roger avait mené deux sets à rien, sinon j'aurais peut-être jeté la télé par la fenêtre. Ma femme n'aurait certainement pas apprécié...
Soirée noire aussi à la Flèche d'or. Mais cette fois-ci la noirceur se réfère à la musique des groupes comme Unison et Cercueil, qui m'ont tous les deux emballés avec des concerts sombres, envoûtants et touchants.
Le trio Cercueil avait commencé vers 21 h 30. Malheureusement j'ai peut-être raté deux ou trois morceaux (la faute à Federer!), mais j'en ai assez vu pour avoir une bonne impression de leur style musical et de leur apparence sur scène. Visuellement ils ont parfaitement transmis leur son glacial et électronique par une lumière bleue pâle qui rendait presque impossible de voir les têtes des musiciens. Tout se jouait derrière la fumée et dans la pénombre. On pouvait apercevoir une femme très grande et mince, qui déambulait comme dans un rêve derrière son synthé et susurrait des paroles à peine compréhensibles dans son micro. A sa droite jouait un bassiste/guitariste, qui apportait une tonalité plus rock et organique que sur l'album. Ses riffs était ultra tranchants et violents et diffusaient presque une sensation de danger. "C'est ça le son de l' Underground Parisien", me disais-je en me tournant vers le batteur. Malgré une drum-machine, Cercueil a besoin d'un vrai batteur, qui donne plus de vie et de punch à leur concert. Par son jeu frais et innovateur il enrichit le son expérimental du groupe, qui contient également des éléments du noise et du krautrock allemand.
Cercueil ont deux albums à leur compteur, avec Erostate comme dernier né, qui a reçu des éloges de toute la presse musicale française. En live les trois musiciens ont confirmé les louanges par un show hypnotique et fascinant. Jamais on ne savait par avance dans quelle direction les chansons allaient tourner, il y avait systématiquement des changements de rythme et de style, et sans trop réfléchir je ne peux citer aucun groupe qui sonne comme Cercueil.
J'ai évidemment eu besoin des albums de ce chouette groupe. A la table du merch j'ai appris que Cercueil publient sur le label Le Son Du Maquis, qui comptent parmi leurs artistes des musiciens cultes comme Alain Vega et son groupe Suicide, et plein de nouveau talents comme Clara Luzia, Boy & The Echo Choir et les Belges Mièle.
Chronique Unison jeudi!
2 Kommentare :
entdecker, du! klingen beide sehr interessant!
Ich habe Unison vor ca. zwei Monaten für mich entdeckt und das Verlangen nach einem Live-Auftritt ist seither sehr groß. Hoffentlich kommen mit dem neuen Album dann auch ein paar mehr Shows in deutschen Gefilden!
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