Kim Novak
Ort: L'International, Paris
Datum: 20.01.11
Zuschauer: 200 in etwa
Konzertdauer: circa 50 Minuten
Die bisher schönste Neuigkeit des noch jungen Musikjahres erreichte mich am Donnerstag. Die aus der Normandie stammende Indierockband Kim Novak hat leise still und heimlich eine neue EP herausgebracht, die sie auch löblicherweise im International zum Verkaufe feilboten. Als langjähriger Fan schlug ich natürlich sofort beherzt zu und trollte mich grinsend wie ein Honigkuchenpferd mit gleich zwei Exemplaren aus dem Laden. Zu Hause angekommen, saß aber nach den ersten zwei bis drei Hördurchgängen der Schock tief. Was war denn das jetzt für ein Stil? Galten Kim Novak nicht bis dato als die französische Antwort auf Interpol? Waren sie nicht die coolste New Wave Revival Band Frankreichs? Und liebte ich sie nicht gerade dafür? Von diesem Genre scheinen sie nun recht weit entfernt zu sein. Schluß mit dem grollendem Bass à la Peter Hook, vorbei die Gitarrenriffs à la Daniel Kessler. Und auch so düster wie vorher klingen sie nun zumindest auf dieser EP nicht mehr. Wir wollten mal was ganz Neues machen, verkündete Sänger und Gitarrist Jeremie mir gegenüber hinterher ganz laipdar. Und siehe da: wenn man das neue Machwerk oft genug gehört hat, offenbart sich einem die ganze Tiefe und Komplexität der neuen Stücke. Alles klingt unaufgeregter, relaxter, reifer. Keine schnell nervenden Ohrwürmer für die Indiedisco, sondern durchdachter Indiepoprock, der auf Effektheischerei verzichtet, dafür aber lange auf der Zunge perlt. Die Oberknaller der Ep sind Montego Bay und Love and Saved, die auch heute im International gespielt wurden.
Aber es gab noch eine weitere Neuigkeit zu vermelden und zwar keine geringfügige: Kim Novak sind nun wieder ein Quartett! Mit dem erst 20 jährigen Augustin spielt nun neben dem 21 Jährigen Bassisten Hugo ein weiterer Jungspund und verjüngt das Durchschnittsalter auf lediglich 25. Eine Teenieband, sieht man mal von dem Leader Jéremie ab, der Anfang 30 ist. Und wie stylish sie nun sind! Na gut, Jéremie, der einzige der von der damaligen Gründungsformation übrig geblieben ist, war das ja schon immer, aber nun laufen sie eben alle geschlossen in Skinny Jeans auf, die sie über ihren abgelederten Boots tragen. Cool as fuck, diese Band, man könnte fast meinen, es optisch mit den frühen Libertines zu tun zu haben. Folge dieser Verjüngungskur und des personellen Faceliftings: Ich fand mich von zuckersüßen, trendigen Frauen umgeben. Herrlich, ich fühlte mich wie ein Fisch im Wasser! Neben mir tanzte eine solch niedliche Blondine ab, daß ich meine Blicke nicht von ihr lassen konnte. Kurzhaarfrisur wie Madonna in "Susan verzweifelt gesucht", mandelförmige blaue Augen, hohe Wangenknochen, perfekte Zähne und kleine feste Brüste, die im Takt der Musik mitwippten. Am liebsten wäre ich rübergegangen und hätte ihr einen 10 minütigen Zungenkuss verpasst, aber ihr Macker stand gleich hinter ihr und außerdem bin ich ja verheiratet und treu. Oliver Peel ist schließlich nicht Bill Clinton oder Tiger Woods.
Achso, das Konzert. Gut wie immer natürlich und gespickt mit Liedern, die ich noch nicht kannte. Keinen einzigen Song der EP hatte sie in meiner Anwesenheit zuvor schon einmal live gespielt und mit Best C und Falling Apart waren zusätzlich zwei mir unbekannte Stücke Teil des tollen Sets. Altbekannt hingegen hell funkelnde Juwelen wie Love Affair, New York, Cold Laws und der psychedelisch angehauchte Closer Somedboy New, mit dessen fulminanten Finale sie mich erneut ungespitzt in den Boden rammten.
Bei soviel Neuigkeiten wird es mir auch nach dem elften Konzert von Kim Novak nicht langweilig. Great!
Setlist Kim Novak, International, Paris, 20.01.2011:
01: Love Affair
02: Not So Sure
03: Montego Bay
04: Best C
05: Glory
06: Falling Apart
07: New York
07: Cold Laws
08: Loved & Saved
09: Somebody New
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2 Kommentare :
sollte ich mich begeistert äußern? ist das musik für mich? hast du dich da nicht mehr verguckt? naja, du hörst auch interpol. ich nenne dich einfach mal förderer. und als solcher wird man dir im schönen paris einst ein denkmal bauen. bis dahin solltest du dir aber die leichtsinnigen blicke nach links und rechts abgewöhnen, du lüsterner alter mann!
Aber freilich ist das Musik für dich! Bands wie Kim Novak und Interpol halten alte Lustmolche wie uns jung. Insgeheim findest du die auch toll :)
Ein Denkmal für mich, genau. Ich warte immer noch drauf, daß mich Carla in den Elysée Palast auf ein Tässchen Tee einlädt. Ich komme aber nur, wenn ihr Mann auf Dienstreisen ist. Bei Äingie in Bärlan z.B.
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