Sonntag, 9. Januar 2011

My year in lists: die fünf schlechtesten Konzerte des Jahres (-Christoph-)


Schlechte Konzerte sind glücklicherweise die Ausnahme; vor großen Enttäuschungen schützen mich zwei Mechanismen, zum einen meine Charakterschwäche, erst einmal jeden (auch Musiker) sympathisch zu finden und damit in der Folge die Eigenschaft, an Konzerte eher unkritisch als nörglerisch ranzugehen. Aber wichtiger ist natürlich, daß ich mir Konzertabende fast nur nach meinem Geschmack aussuche, Bands, die ich scheußlich finde, mir aber trotzdem mal ansehen will, um vielleicht überzeugt zu werden (klappt nie!), bilden die Ausnahme.

Trotzdem fanden sich auch 2010 fünf wirklich schlechte Konzerte:

05: The Pains Of Being Pure At Heart, Latitude-Festival, 18.07.10

Eine tolle Band mit tollen Liedern und im vergangenen Jahr noch sehr weit oben in meiner Bestenliste (ich muß noch einmal nachsehen, wo genau sie landeten). Bei diesem fabelhaften Latitude-Festival mitten in einem englischen Wald konnten die Amerikaner bei mir leider gar nicht punkten, weil der Gesang leider schrecklich schief klang. Ich mag die Band viel zu sehr, um sie schlecht zu reden, sie sind ja auch nicht schlecht sondern hervorragend. Aber das war nicht ihr Nachmittag. Aber Schwamm drüber, ich werde Euch wieder ansehen, dann passen die Töne auch sicher wieder!

04: Crystal Castles, Latitude-Festival, 17.07.10

Auch Crystal Castles sehe ich mir sicher noch das ein oder andere Mal an, weil deren Konzerte nur musikalisch großer Mist sind. Mit sehr guten Kopfhörern kann man trotzdem einen guten Abend haben, indem man der introvertierten Alice Glass zusieht. Die (was?) Sängerin des Duos ist neben Morrissey (aus anderen Gründen) die einzige Musikerin, vor der ich vermutlich bei einer Begegnung Angst hätte. Beim Auftritt von Crystal Castles beim Bowlie begeisterte mich der Ausspruch eines Securitymanns an die Fotografen, die in den Graben wollten: "Sie mag das nicht, wenn da Fotografen sind." Toll! Beim Latitude also waren das dann 40 Minuten schrecklichen Lärms dazu aber eine herrlich ausrastende Alice, Schläge ins Publikum und ein Regen aus Schuhen. Aber weil es hier ja auch um Musik geht, war der Auftritt objektiv grausam.

03: Recoil, Köln, 27.03.10

Vermutlich hatte ich falsche Erwartungen, als ich in den Alten Wartesaal in Köln kam, um Alan Wilder (ehemals Depeche Mode) und dessen Dauerprojekt Recoil zu sehen. Ich hatte ein Konzert erwartet, bekam aber eine Art DJ Set geboten, das schrecklich langweilig war. Das hätte ich vermutlich ahnen können, die Verlockung, Alan Wilder einmal "live" zu sehen, war allerdings zu groß. Es blieb also ein sehr ernüchternder Abend. Wenn ich ausblende, daß ich Recoil (und Depeche Mode) einmal extrem mochte, war es sogar ein sehr schlechter Abend - und ich werde Recoil sicher nicht wieder ansehen!

02: Saint Etienne, Bowlie 2, 10.12.10

Das tut mir in der Seele weh, weil ich Saint Etienne wirklich sehr mag. Einzig die Tatsache, daß es 2010 ein noch schlechteres Konzert gab, tröstet ein wenig. Hier die Geschichte in Kurzversion (ausführliche Berichte über die Links oben!): Sängerin Sarah kam zu spät nach Minehead, weil sie irgendwo im Stau stand. Statt allerdings die Zeit zu nutzen, noch einmal die Liedtexte ihrer Hits durchzugehen, sah sie sich vermutlich die reizvolle Landschaft an. Oder sie versuchte, einen hörbaren Radiosender zu finden. Was auch immer; Textstudium hätte das wegen der Verspätung verkürzte Konzert vielleicht zum Teil gerettet, es war aber auch ohne die peinlichen Aussetzer nicht gut, Sarah war extrem fahrig, das enttarnte die Musik der Band als nicht furchtbar gehaltvoll. Diese Erkenntnis tat weh, und weil ich Saint Etienne in besserer Erinnerung behalten möchte, trennen sich auch die Wege zwischen Saint Etienne und mir jetzt.

01: Tame Impala, 04.11.10

Ok, ok, freiwillig hatte ich mir Tame Impala nicht ausgesucht, ich war wegen der Vorgruppe da. Und im Gegensatz zu den Australiern erfüllten My Bee's Garden meine Erwartungen auch punktgenau. Wobei das Tame Impala eigentlich auch taten, denn nach den Plattenrezensionen, die ich gelesen hatte, erwartete ich keine neue Lieblingsband. Allerdings waren die (nach lustigen Antilopen benannten) Musiker so sehr gehypt worden, daß ich doch irgendwo neugierig war. Wäre ich durch die Blind Circus', Long Blondes', Robyns oder Ghost of Dingse dieser Welt nicht abgehärtet gegen scheußliche Musik, wäre ich nach dem ersten Lied gegangen. Puh, das war wirklich gar nichts für mich. Wenn ich die Musik im Prinzip gemocht hätte, wäre das Konzert trotzdem mies gewesen, weil es stinklangweilig war. Lame Impala!


(Fotos folgen, ich suche gerade schlechte raus)




 

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