Konzert: Joshua Tillman & Revolver
Ort: La Fléche d'or, Paris
Datum: 27.02.2009
Zuschauer: bei Revolver mehr als bei dem zuvor spielenden Tillman! Euphorie pur!
Konzertdauer: jeweils ca. 35-40 Minuten
Schon kurz nachdem ich die Türschwelle überschritten habe, sehe ich ihn. Da steht er mit seinen langen Haaren und seinem wilden Bart und spricht in ein kleines Aufnahmegerät.
Die Rede ist von Joshua "J". Tillman, seines Zeichens Schlagzeuger der inzwischen weltberühmten Band Fleet Foxes und auch solo schon einige Zeit aktiv. Robin Pecknold himself, der Sänger der Senkrechtstarter aus Seattle, hatte am Mittwoch beim Konzert der Fleet Foxes in der Cigale darauf hingewiesen, daß alle doch bitte am Freitag in die Flèche d'or gehen sollen, um Josh spielen zu sehen. Robin selbst ist aber nicht gekommen, nur seine Schwester ist da. Und die ist amüsanterweise die Freundin von Herrn Tillman! Ich wußte das vorher nicht, habe es erst während des Konzertes erfahren, denn die bildhübsche Blondine hatte bei einem Song einen Gastauftritt und Freunde flüsterten mir ganz aufgeregt ins Ohr, um wen es sich bei dem feschen Mädel handele.
Witzig, ich hatte sie genau wie Josh bereits im Café gesehen, wo ihr Lover noch ganz kurz vor seinem Auftritt das Interview gab. Zwei Minuten nachdem er die letzte Frage beantwortet hat, steht er dann - ganz Profi - schließlich schon auf der Bühne der Flèche d'or. Aber nicht alleine mit seiner Akustikgitarre, wie ich das vermutet hatte, nein, er hat eine ausgewachsene Band dabei, die seinen wunderbaren und reduzierten Folkkompositionen mehr Druck verleihen. Es gibt instrumententechnisch alles, was es braucht, um eine Americana - Konzert perfekt darzubieten. Einen Typ an der Pedalsteel, einen Bassisten, einen Gitarristen an der Elektrischen und einen Drummer, der mit Schneebesen trommelt.
Das erste Lied, das mir so einen richtigen Messerstich ins Herz versetzt, ist die betörende, aber keineswegs schwülstige Ballade No Occasion: "I don't wanna live again, 'caus I don't want this life to end", heißt es da. Wenn er diese sentimentalen Zeilen singt, ist seine Stimme herrlich warm und ein klein wenig rauh, wie bei einem harmonisch ausgewogenen Spitzenwhiskey. Die Instrumentierung hierzu ist perfekt, dynamisch, aber nicht zu wuchtig. Zu fünft zu spielen, bedeutet nicht gleich, daß man die Lieder pompös gestalten muß und dem Gesang keine Luft zum Atmen mehr gibt.
Bei dem wundervollen Song Firstborn stehen dann sogar sechs Personen auf der Bühne. Die Männerrunde wird durch die eingangs erwähnte hübsche blonde Freundin von Josh Tillman aufgepeppt. Der Bartträger ist sich durchaus bewußt, daß er eine sehr attraktive Partnerin hat, er kommentiert ihr Erscheinen auf der Bühne mit den Worten: "Cool, man muß nur rufen und schon kommt ein heißes Mädel ("a hot girl" wie er wörtlich sagt) angesprungen!" Solche kessen Sprüche traut man dem Kerl gar nicht zu, er wirkt ansonsten immer so ruhig und sachlich. Aber das kann täuschen, auch sein Set bietet neben traumhaft schönen Herzwärmern wie When I Light Your Darkened Door, oder James Blues ein paar reglrecht rockige, ja fast postrockige Stücke. Und ausgelassen kan Tillman auch sein, eine halbe Stunde nach seinem Konzert sehe ich ihn im Café wieder, wo er amüsiert in eine kleine Kindertröte tutet und dazu singt.
Joshua, Josh, J. Tillman solo, so viel mehr als nur ein Nebenprojekt! Ganz traumhaft ist das!
Weniger traumhaft war dann aber, daß die Flèche d'or im Laufe des Abends immer voller und voller wurde. Plötzlich sah man am Bühnenrand ausschließlich junge Mädchen, die sehnsüchtig darauf warteten, daß sich der rote Vorhang lüftet und den Blick auf ihre Lieblinge von Revolver freigibt. Wären wir hier jetzt in Deutschland würden sich Ambroise, Christophe und Jérémie, die sich hinter dem Band - Namen verbergen, perfekt für einen Bravo - Starschnitt eignen, den sich die Girlies dann über ihr Bett heften können, um die Kerle besser anzuschmachten. Was hier in den letzten Wochen für ein Rummel um Revolver betrieben wurde, grenzt so langsam an einen Hype! Dabei ging es eigentlich langsam und kontinuierlich bergauf, denn ich habe die Band in den letzten Monaten und Jahren schon oft als Vorgruppe erlebt und da war das Interesse eigentlich eher noch mäßig. Inzwischen aber scheint der Knoten geplatzt zu sein und die Leute strömen in Scharen zu den Konzerten der hoch gehandelten französischen "Boygroup", die bereits jetzt bei einem Major Label (EMI) gesignt ist.
Und nach dem rund 40 minütigen Konzert kann ich auch recht gut verstehen, warum es stetig besser für Revolver läuft. Ihre harmonischen Gesänge werden immer ausgereifter und schöner, gesanglich liegen sie selten daneben und ihr Stücke haben einen entwaffnenden Charme. Im Grunde genommen klingen Revolver unglaublich englisch, konkreter gesagt nach den Beatles und den Zombies, aber hinzu kommt auch dieser berühmt-berüchtigte French Touch. Das liegt nicht nur an dem leichten Akzent, sondern auch der Art und Weise wie man Melodien erzeugt, die mit dieser hauchzarten Melancholie garniert sind.
Wahre Ohrwürmer haben die Jungs im Programm, man höre sich nur das unverschämt beschwingte Get Around Town mit seinen herrlichen Dingel-Dengel-Gitarren an, um zu verstehen, was ich meine. Jede Menge Hits also und das brachte mich trotz der Enge in Schwung. Ich bewegte mich ein wenig im Rhythmus der feinen Musik, fühlte mich bestens und hatte richtig Spaß. Plötzlich wurde ich aber von der Seite angepöbelt. Ein stutenbissiges junges Mädchen klagte mich an, ihren Hintern angefasst zu haben. - "Wie bitte? Du träumst!", war meine erste Reaktion, aber sie guckte immer noch zickig. "Hältst Du dich etwa für so umwerfend, daß Männer nicht ihre Grapschehändchen an sich halten können, oder was?", setzte ich nach und hatte sie damit empfindlich verletzt - "Das habe ich nie gesagt!", stammelte sie schüchtern und guckte enttäuscht auf den Boden. Ich hatte das Gefecht gewonnen und wertete ihre miese Laune als Reaktion darauf, daß sie wahrscheinlich ihre Tage hatte. An der tollen Musik, die u.a. auch auf einem Cello gespielt wurde, kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn die versetzte einen trotz des sentimentalen Beingeschmacks in Euphorie. Babababababababa, sangen dann schließlich auch bei dem abschließenden Balulalow alle den singalong mit, auch ich. Daß ein Teil des Liedes ganz klar von meinem Lieblingssänger Elliott Smith abgekupfert wurde, nahm ich den Franzosen auch nicht übel, schließlich ist es nicht schlimm, einen guten Musikgeschmack zu haben. Zu Elvis Presley gehen unsere Ansichten aber anscheinend auseinander. Während ich ihn für einen aufgeblasenen Schmalzbubi halte, finden Revolver ihn toll, denn als Zugabe brachten sie mit Can't Help Fallling In Love noch eine alte Schnulze des Kings. Aber selbst diese bekamen sie klasse hin und überzeugten somit auf ganzer Linie.
Der Konzertabend war offiziell damit noch lange nicht beendet, denn es kamen noch andere Gruppen, unter anderem die Franzosen The Bewitched Hands On The Top Of Our Heads. Deren Pixies infizierter Sound war auch nicht übel, aber meine Aufnahmekapazität war nun erschöpft und ich verließ gerädert den Ort des Geschehens. Schön war's, auch wenn ich das junge weibliche Du The First Aid Kit, die ganz an den Anfang gesetzt wurden, verpasst hatte. Schade, ihre Fleet Foxes Cover Version des Tiger Mountain Peasant Songs hätte ich allzu gerne gehört....
Und nach dem rund 40 minütigen Konzert kann ich auch recht gut verstehen, warum es stetig besser für Revolver läuft. Ihre harmonischen Gesänge werden immer ausgereifter und schöner, gesanglich liegen sie selten daneben und ihr Stücke haben einen entwaffnenden Charme. Im Grunde genommen klingen Revolver unglaublich englisch, konkreter gesagt nach den Beatles und den Zombies, aber hinzu kommt auch dieser berühmt-berüchtigte French Touch. Das liegt nicht nur an dem leichten Akzent, sondern auch der Art und Weise wie man Melodien erzeugt, die mit dieser hauchzarten Melancholie garniert sind.
Wahre Ohrwürmer haben die Jungs im Programm, man höre sich nur das unverschämt beschwingte Get Around Town mit seinen herrlichen Dingel-Dengel-Gitarren an, um zu verstehen, was ich meine. Jede Menge Hits also und das brachte mich trotz der Enge in Schwung. Ich bewegte mich ein wenig im Rhythmus der feinen Musik, fühlte mich bestens und hatte richtig Spaß. Plötzlich wurde ich aber von der Seite angepöbelt. Ein stutenbissiges junges Mädchen klagte mich an, ihren Hintern angefasst zu haben. - "Wie bitte? Du träumst!", war meine erste Reaktion, aber sie guckte immer noch zickig. "Hältst Du dich etwa für so umwerfend, daß Männer nicht ihre Grapschehändchen an sich halten können, oder was?", setzte ich nach und hatte sie damit empfindlich verletzt - "Das habe ich nie gesagt!", stammelte sie schüchtern und guckte enttäuscht auf den Boden. Ich hatte das Gefecht gewonnen und wertete ihre miese Laune als Reaktion darauf, daß sie wahrscheinlich ihre Tage hatte. An der tollen Musik, die u.a. auch auf einem Cello gespielt wurde, kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn die versetzte einen trotz des sentimentalen Beingeschmacks in Euphorie. Babababababababa, sangen dann schließlich auch bei dem abschließenden Balulalow alle den singalong mit, auch ich. Daß ein Teil des Liedes ganz klar von meinem Lieblingssänger Elliott Smith abgekupfert wurde, nahm ich den Franzosen auch nicht übel, schließlich ist es nicht schlimm, einen guten Musikgeschmack zu haben. Zu Elvis Presley gehen unsere Ansichten aber anscheinend auseinander. Während ich ihn für einen aufgeblasenen Schmalzbubi halte, finden Revolver ihn toll, denn als Zugabe brachten sie mit Can't Help Fallling In Love noch eine alte Schnulze des Kings. Aber selbst diese bekamen sie klasse hin und überzeugten somit auf ganzer Linie.
Der Konzertabend war offiziell damit noch lange nicht beendet, denn es kamen noch andere Gruppen, unter anderem die Franzosen The Bewitched Hands On The Top Of Our Heads. Deren Pixies infizierter Sound war auch nicht übel, aber meine Aufnahmekapazität war nun erschöpft und ich verließ gerädert den Ort des Geschehens. Schön war's, auch wenn ich das junge weibliche Du The First Aid Kit, die ganz an den Anfang gesetzt wurden, verpasst hatte. Schade, ihre Fleet Foxes Cover Version des Tiger Mountain Peasant Songs hätte ich allzu gerne gehört....
Nicht verpassen: Josh Tillman in Deutschland (Hingehen ist für Leute mit Geschmack erste Bürgerpflicht!):
01.03.2009: Privatclub, Berlin
03.03.2009: Blue Shell, Köln (Christoph, Christina, Thomas, Frank, Magali etc. nix wie hin!!)
First Aid Kit covern Tiger Mountain Peasant Song von den Fleet Foxes. Im Wald. Unfassbar toll! Deshalb auch 420 000 (!) Aufrufe bei Youtube...
An alle schnell entschlossenen Berliner: First Aid Kit am 28.02.2009 live im Berliner White Trash Fast Food.
Links:
- Mehr Fotos von J Tillman hier
- Mehr Fotos von Revolver hier
- Charmante Wohnungssession mit Revolver, Balulalow live @ Royal Monceau Demolition Party. Sensationelle Stimmung. Angucken!
- Revolver Leave Me Alone - Studiosession
- J. Tillman & Emily Loizeau - Crooked Roof, eine Session der Blogothèque
- J. Tillman - Firstborn Original Videoclip
Pour nos lecteurs français:
Carte blanche pour le jeune groupe parisien Revolver qui ont fait preuve d'un très bon gout en invitant J. Tillman qui n'est pas simplement batteur du groupe Fleet Foxes (excellent à la Cigale mercredi!), mais aussi un chanteur et gitariste de talent. Il a une voix toute chaude et belle qui rapelle Ray La Montagne ou Damien Jurado. Entouré d'un véritable group il a surtout joué des morceaux sublimes de son album actuel nommé Vaciland Territory Blues, dont Firstborn (avec sa jolie copine, qui est d'ailleurs la soeur de Robin Pecknold) et James Blues. Il a prouvé que ce n'est pas simplement un "sideproject" mais qu'il est un des meilleurs chanteurs country/blues de ce moment.
Puis les trois garçons de Revolver ont fait rever les jeunes filles avec leur pop de chambre, influencé par les Beatles, Elliott Smith et Giant Sand. Ils ont énormément progressé et leurs compositions et les harmonies vocales étaient de toute beauté. Ils ont des vértiables tubes tel que Get Around Town et Leave Me Alone ils et vont faire parler d'eux dans le futur, c'est sûr!
2 Kommentare :
Mieses Timing! Zumindest Christina, Frank, Thomas und ich können nicht, wir haben ein Date mit Paule Smith. Magali vermutlich auch.
Mist, das mit First Aid Kit hätte ich Dir verraten können. Das Cover kenne ich, das ist sehr gut!
Vorgruppenliebhaber zu sein kann sich eben lohnen...
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