Konzert: Kings Of Leon
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 20.02.2009
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: ca. 90 Minuten
Haargenau erinnere ich mich noch daran, wie euphorisch ich mich damals fühlte, als ich das Berliner Huxley's Neue Welt nach dem grandiosen Konzert der Kings Of Leon verließ!
Es war im November 2004, die jungen Amerikaner hatten gerade ihr 2. Album Aha Shake Heartbreak auf den Markt geworfen und tourten nun ausgiebig in Europa. Mit ihrem schrammeligen Gitarrensound, den bluesigen Rhythmen und der krächzigen Stimme von Sänger Caleb hatten sie mich weichgeklopft und völlig aus dem Häuschen gebracht. Man waren die stark und so saucool dabei! Kein Anbiedern beim Publikum, kein Rumgelaber von wegen "Berlin ist die tollste Stadt der Welt" und auch keine Vorstellung der einzelnen Bandmitglieder. Einfach nur Rock'n Roll. Pur, greadlinig, schmutzig, direkt. Besonders der Drummer hatte es mir angetan. Der spielte duchgehend in einem Höllentempo, verzog aber keine Miene, sondern ließ stattdessen seinen Chewinggum knallen. Was für ein Unterschied zu den Killers, die ich ein paar Monate vorher gesehen hatte und die mir damals schon wie schwülstige Schmalzrocker vorkamen. Außerdem verzog deren Schlagzeuger trotz softerer Töne permanent sein Gesicht und schnitt unsägliche Fratzen.
Ich war überzeugt, daß die Kings Of Leon ganz groß werden würden und man sie bald nur noch in Stadien zu sehen bekäme.
Ich sollte recht behalten, die Brüder Followill wurden nicht nur im Jahre 2008 Headliner beim bedeutendsten Festival der Welt, dem britischen Glastonbury, nein, sie belegten sowohl mit dem Album Only By The Night als auch der Single Sex On Fire Platz eins der Charts in den UK und räumten erst vor ein paar Tagen bei den Brit Awards kräftig ab, als sie die Krone für die beste internationale Band und das beste Album gewannen.
Allerdings muß ich gestehen, daß ich das aktuelle Album wirklich nicht sonderlich mag. Zu geschliffen, zu wuchtig produziert, zu schmalzig, so mein Urteil. Was ist aus meiner rohen Blues-Rockband aus Nashville, Tennessee geworden? Und ausgerechnet damit feiern sie die größten kommerziellen Erfolge! Irgendwie ist es ja immer das Gleiche...
Ich war gespannt, wie unter diesen Umständen das Konzert im Olympia werden würde, das seit Wochen restlos ausverkauft war. Ich würde die Kings Of Leon heute zum insgesamt fünften Male sehen und hoffte inständig, das es nicht mein schlechtestes Konzert mit den Brüdern und dem Cousin Followill werden würde.
Schon beim Auftauchen aus dem U-Bahn Schacht der Station Madeleine kann ich die Leuchtreklame des Olympia sehen. Ein fast magischer Ort für viele Künstler, vor allem für Franzosen, weil hier bereits Edith Piaf und Jaques Brel ( allerdings Belgier) auftraten. Für Amerikaner dürfte so etwas aber nicht übermäßig viel bedeuten, was wissen die schon von der Geschichte des Olympia? Dennoch: Caleb Followill zeigte sich während des Konzertes sehr angetan von der "beautifull location". Er hatte auch allen Grund zufrieden zu sein, der Gig lief richtig gut für ihn und seine Brüder (und den Cousin, aber das sage ich jetzt nicht immer extra dazu). Nach einer guten, aber nicht überragenden ersten Konzerthäfte mit alten Klassikern wie Molly's Chambers , Taper Jean Girl und Wasted Time und Neulingen wie Crawl und Revelry (Crawl: o.k., Revelry: Rohrkrepierer!), kam die Show mit Sex On Fire so richtig in Fahrt. Ein Riesenhit, zweifelsohne der bisher größte der Band, der das Omypia zum Beben brachte. Aus unzähligen ( oft auch englischen und holländischen) Kehlen wurde der Refrain mitgegröhlt: "yeahoo, this sex is on fire!" Selten habe ich eine solch explosive Stimmung erlebt und ich gehe ja nun einmal mehr als auf fünf Konzerte pro Jahr! Die Leute waren außer Rand und Band und hätten das Lied wahrscheinlich am liebsten 10 mal hintereinander gehört. Ein Kracher, ein Knaller, ein Abräumer erster Güte, gar keine Frage!
Der Gig trat jetzt in seine beste Phase, Sex On Fire folgte The Bucket vom zweiten Album, ein Song den ich schon immer sehr mochte und der auch heute wieder gut zog. Dann kam mit Notion ein Neuling, bei dem für meinen Geschmack zu viel Zuckerguss draufgekippt wurde, der aber dennoch in Ordnung ging. Besser gefiel mir jedoch On Call, eine von vielen Perlen des dritten Albums Because Of The Times: "I'm on call to be there!", auch hier wurde im Chor mitgesungen.
Bei der aktuellen Single Use Somebody wurde dann sehr deutlich, daß die Kings Of Leon soundtechnisch inzwischen nicht mehr Lichtjahre von U2 (und schlimm genug: auch nicht von den Killers!) entfernt sind. Eine sphärige Stadionnummer, viel zu hymnisch für meinen Geschmack, aber interessanterweise bestens geeeignet, um einen größeren Saal wie das Olympia zu beschallen. "Weil sie nun ständig in Stadien spielen, klingen sie inzwischen auch so", hatte ich neulich in einer französischen Musikzeitschrift gelesen und so falsch war dieser Spruch gar nicht! Auch die Ballade Cold ging soundtechnisch in diese Richtung, gefiel mir aber live doch wesentlich besser als auf CD.
Zum Glück haben die Amerikaner aber mit Because Of The Times ein richtig gutes drittes Album hingelegt und der Zugabenteil (das offizielle Set wurde wie so oft mit Slow Night, So Long beschlossen) stammte fast komplett von diesem vorzüglichen Opus. Auf Because Of The Times schafften es Kings Of Leon auf fast geniale Art und Weise ihre bluesige Schrammeligkeit mit einem modernen, sphärischen Sound zu verbinden. Kernstück davon ist das mehrminütige Knocked Up, das nichts von seiner hypnotischen Sogwirkung verloren hat und auch in Paris wieder stark rüberkam. Gelungen auch der knarzige Abschluß mit den basslastigen Krachern Charmer und Black Thumbnail, die über die deplatzierten Balladen vom neuen Album (Revelry= scheußlich!) hinwegtrösteten.
Die Helden ließen sich mit nach oben gereckten Armen eine Weile feiern, der Drummer schleuderte seine Sticks ins Publikum und die jungen Damen waren entzückt ob des blendenden Aussehens ihrer Idole. Meine Euphorie war allerdings nicht mehr stark wie nach dem umwerfenden Konzert in Berlin im Winter 2004. So spontan und zügellos roh wird man die Followills wahrscheinlich nie mehr erleben, das musste ich schmerzlich erkennen. Ihrem kommerziellen Erfolg tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil. Ein Fan der ersten Stunde, wie ich es bin, hofft aber, daß Caleb nicht in die Fußstapfen von Bono treten will. Leider haben die Jungs einen Schritt in diese Richtung gemacht, sind aber dennoch keine fiese Stadionband geworden. Noch nicht! Aber sie müssen aufpassen, daß sie mich nicht vergraulen. Bereits heute habe ich California Waiting vermisst, das ich tausend mal lieber als den neuen Kram gehört hätte. Nicht auszudenken was passiert, wenn die Band so circa. ab der Tournee zu Album sechs, auch die anderen knarzigen Lieder wie Molly's Chambers und Wasted Time entrümpelt und durch neue glattgeschliffene Stücke ersetzt...
Es war im November 2004, die jungen Amerikaner hatten gerade ihr 2. Album Aha Shake Heartbreak auf den Markt geworfen und tourten nun ausgiebig in Europa. Mit ihrem schrammeligen Gitarrensound, den bluesigen Rhythmen und der krächzigen Stimme von Sänger Caleb hatten sie mich weichgeklopft und völlig aus dem Häuschen gebracht. Man waren die stark und so saucool dabei! Kein Anbiedern beim Publikum, kein Rumgelaber von wegen "Berlin ist die tollste Stadt der Welt" und auch keine Vorstellung der einzelnen Bandmitglieder. Einfach nur Rock'n Roll. Pur, greadlinig, schmutzig, direkt. Besonders der Drummer hatte es mir angetan. Der spielte duchgehend in einem Höllentempo, verzog aber keine Miene, sondern ließ stattdessen seinen Chewinggum knallen. Was für ein Unterschied zu den Killers, die ich ein paar Monate vorher gesehen hatte und die mir damals schon wie schwülstige Schmalzrocker vorkamen. Außerdem verzog deren Schlagzeuger trotz softerer Töne permanent sein Gesicht und schnitt unsägliche Fratzen.
Ich war überzeugt, daß die Kings Of Leon ganz groß werden würden und man sie bald nur noch in Stadien zu sehen bekäme.
Ich sollte recht behalten, die Brüder Followill wurden nicht nur im Jahre 2008 Headliner beim bedeutendsten Festival der Welt, dem britischen Glastonbury, nein, sie belegten sowohl mit dem Album Only By The Night als auch der Single Sex On Fire Platz eins der Charts in den UK und räumten erst vor ein paar Tagen bei den Brit Awards kräftig ab, als sie die Krone für die beste internationale Band und das beste Album gewannen.
Allerdings muß ich gestehen, daß ich das aktuelle Album wirklich nicht sonderlich mag. Zu geschliffen, zu wuchtig produziert, zu schmalzig, so mein Urteil. Was ist aus meiner rohen Blues-Rockband aus Nashville, Tennessee geworden? Und ausgerechnet damit feiern sie die größten kommerziellen Erfolge! Irgendwie ist es ja immer das Gleiche...
Ich war gespannt, wie unter diesen Umständen das Konzert im Olympia werden würde, das seit Wochen restlos ausverkauft war. Ich würde die Kings Of Leon heute zum insgesamt fünften Male sehen und hoffte inständig, das es nicht mein schlechtestes Konzert mit den Brüdern und dem Cousin Followill werden würde.
Schon beim Auftauchen aus dem U-Bahn Schacht der Station Madeleine kann ich die Leuchtreklame des Olympia sehen. Ein fast magischer Ort für viele Künstler, vor allem für Franzosen, weil hier bereits Edith Piaf und Jaques Brel ( allerdings Belgier) auftraten. Für Amerikaner dürfte so etwas aber nicht übermäßig viel bedeuten, was wissen die schon von der Geschichte des Olympia? Dennoch: Caleb Followill zeigte sich während des Konzertes sehr angetan von der "beautifull location". Er hatte auch allen Grund zufrieden zu sein, der Gig lief richtig gut für ihn und seine Brüder (und den Cousin, aber das sage ich jetzt nicht immer extra dazu). Nach einer guten, aber nicht überragenden ersten Konzerthäfte mit alten Klassikern wie Molly's Chambers , Taper Jean Girl und Wasted Time und Neulingen wie Crawl und Revelry (Crawl: o.k., Revelry: Rohrkrepierer!), kam die Show mit Sex On Fire so richtig in Fahrt. Ein Riesenhit, zweifelsohne der bisher größte der Band, der das Omypia zum Beben brachte. Aus unzähligen ( oft auch englischen und holländischen) Kehlen wurde der Refrain mitgegröhlt: "yeahoo, this sex is on fire!" Selten habe ich eine solch explosive Stimmung erlebt und ich gehe ja nun einmal mehr als auf fünf Konzerte pro Jahr! Die Leute waren außer Rand und Band und hätten das Lied wahrscheinlich am liebsten 10 mal hintereinander gehört. Ein Kracher, ein Knaller, ein Abräumer erster Güte, gar keine Frage!
Der Gig trat jetzt in seine beste Phase, Sex On Fire folgte The Bucket vom zweiten Album, ein Song den ich schon immer sehr mochte und der auch heute wieder gut zog. Dann kam mit Notion ein Neuling, bei dem für meinen Geschmack zu viel Zuckerguss draufgekippt wurde, der aber dennoch in Ordnung ging. Besser gefiel mir jedoch On Call, eine von vielen Perlen des dritten Albums Because Of The Times: "I'm on call to be there!", auch hier wurde im Chor mitgesungen.
Bei der aktuellen Single Use Somebody wurde dann sehr deutlich, daß die Kings Of Leon soundtechnisch inzwischen nicht mehr Lichtjahre von U2 (und schlimm genug: auch nicht von den Killers!) entfernt sind. Eine sphärige Stadionnummer, viel zu hymnisch für meinen Geschmack, aber interessanterweise bestens geeeignet, um einen größeren Saal wie das Olympia zu beschallen. "Weil sie nun ständig in Stadien spielen, klingen sie inzwischen auch so", hatte ich neulich in einer französischen Musikzeitschrift gelesen und so falsch war dieser Spruch gar nicht! Auch die Ballade Cold ging soundtechnisch in diese Richtung, gefiel mir aber live doch wesentlich besser als auf CD.
Zum Glück haben die Amerikaner aber mit Because Of The Times ein richtig gutes drittes Album hingelegt und der Zugabenteil (das offizielle Set wurde wie so oft mit Slow Night, So Long beschlossen) stammte fast komplett von diesem vorzüglichen Opus. Auf Because Of The Times schafften es Kings Of Leon auf fast geniale Art und Weise ihre bluesige Schrammeligkeit mit einem modernen, sphärischen Sound zu verbinden. Kernstück davon ist das mehrminütige Knocked Up, das nichts von seiner hypnotischen Sogwirkung verloren hat und auch in Paris wieder stark rüberkam. Gelungen auch der knarzige Abschluß mit den basslastigen Krachern Charmer und Black Thumbnail, die über die deplatzierten Balladen vom neuen Album (Revelry= scheußlich!) hinwegtrösteten.
Die Helden ließen sich mit nach oben gereckten Armen eine Weile feiern, der Drummer schleuderte seine Sticks ins Publikum und die jungen Damen waren entzückt ob des blendenden Aussehens ihrer Idole. Meine Euphorie war allerdings nicht mehr stark wie nach dem umwerfenden Konzert in Berlin im Winter 2004. So spontan und zügellos roh wird man die Followills wahrscheinlich nie mehr erleben, das musste ich schmerzlich erkennen. Ihrem kommerziellen Erfolg tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil. Ein Fan der ersten Stunde, wie ich es bin, hofft aber, daß Caleb nicht in die Fußstapfen von Bono treten will. Leider haben die Jungs einen Schritt in diese Richtung gemacht, sind aber dennoch keine fiese Stadionband geworden. Noch nicht! Aber sie müssen aufpassen, daß sie mich nicht vergraulen. Bereits heute habe ich California Waiting vermisst, das ich tausend mal lieber als den neuen Kram gehört hätte. Nicht auszudenken was passiert, wenn die Band so circa. ab der Tournee zu Album sechs, auch die anderen knarzigen Lieder wie Molly's Chambers und Wasted Time entrümpelt und durch neue glattgeschliffene Stücke ersetzt...
Setlist Kings Of Leon, Olympia, Paris 2009:
Intro: Requiem von Mozart
01: Crawl
02: Taper Jean Girl
03: My Party
04: Molly's Chambers
05: Closer
06: Fans
07: Revelry
08: Milk
09: Four Kicks
10: Wasted Time
11: Sex On Fire
12: The Bucket
13: Notion
14: On Call
15: Use Somebody
16: Cold
17: Slow Night, So Long
18: Knocked Up (Z)
19: Manhattan (Z)
20: Charmer (Z)
21: Black Thumbnail (Z)
Pour nos lecteurs français:
Les Kings Of Leon ne sont pas (encore) devenues un groupe de stade vulgaire. Ils ont livré à L'Olympia un concert très puissant et efficace. Le tube Sex On Fire était une vraie tuerie et a veritablement lancé le concert. The Bucket, On Call, Use Somebody et Knocked Up étaient aussi remarquables. C'était peut-être un peu moins bien et spontané qu'au Bataclan il y a deux ans, mais Kings of Leon sont desormais une valeure sûre du rock international. U2 et Oasis n'ont qu'a bien se tenir!
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Les Kings Of Leon ne sont pas (encore) devenues un groupe de stade vulgaire. Ils ont livré à L'Olympia un concert très puissant et efficace. Le tube Sex On Fire était une vraie tuerie et a veritablement lancé le concert. The Bucket, On Call, Use Somebody et Knocked Up étaient aussi remarquables. C'était peut-être un peu moins bien et spontané qu'au Bataclan il y a deux ans, mais Kings of Leon sont desormais une valeure sûre du rock international. U2 et Oasis n'ont qu'a bien se tenir!
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1 Kommentare :
Schade, dass ich nicht kommen konnte, es war zweifellos ein toller Gig... Das nächste Mal :)
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