Sonntag, 8. Februar 2009

The Subways, Wiesbaden, 08.02.09


Konzert: The Subways
Ort: Schlachthof Wiesbaden
Datum: 08.02.2009
Zuschauer: etwa zu 3/4 voll
Dauer: 75 min.


Ich hatte lange überlegt, ob ich nach Wiesbaden fahren sollte, weil ich Kopfschmerzen und schlechte Laune hatte. Gegen die Laune sind die Subways das richtige Rezept, gegen den dröhnenden Kopf nicht so richtig. Am Ende siegte was auch immer, Vernunft und Neugierde jedenfalls nicht, denn auf ihrer All or nothing Tour hatte ich die jungen Engländer bereits im November in der Batschkapp in Frankfurt gesehen. Ich war also um Viertel nach acht im Schlachthof, in dem bereits die Vorgruppe spielte. Besonders voll war das Gebäude nicht. Auch wenn die Subways durch ihr fleißiges Touren am Anfang ihrer Karriere sich auch in Deutschland ein festes Stammpublikum erspielt haben, das treu zu ihren Konzerten geht, waren die beiden Konzerte in der Batschkapp in November, ein reguläres (ausverkauft) und ein Nachholkonzert (keine Ahnung, wie voll), vermutlich der Grund, daß diesmal die Bude nicht voll war.

Die Vorgruppe spielte also noch... Mit noch besserem
Timing hätte ich One Fine Day ganz verpasst, so mußte ich vier Lieder ertragen, die aber immerhin ein paar Worte darüber rechtfertigen. Die Band aus Hamburg war musikalisch vollkommen belanglos, kompensierte das aber durch ekelhafte Rockstar/Posen, die ich selten so fies erlebt habe. In meiner Nähe stand einer der Gitarristen, der sich wohl bei Billy Talent oder einer ähnlich schrecklichen Band wähnte. Zumindest poste er, als ginge es darum, möglichst klischeehaft auszusehen. Sänger Marten ließ sich hinterher feiern, als hätte er gerade einen Jahrhundertgig hingelegt. Manchmal kann so ein Selbstbild arg trügerisch sein... Auf ihrer myspace-Seite schreiben die Hamburger: "One Fine Day haben den Herbst des Lebens zwar noch lange nicht in Sichtweite, aber sie denken schon mal weise voraus und verzichten dankend auf ein genormtes Dasein aus Job, Familie, Reihenhaus, wie es die so eben ermittelten 87% der bundesdeutschen Bevölkerung - wenn auch nicht ganz freiwillig - bevorzugen." Ob das so eine gute Idee ist?

Immerhin kamen One Fine Day recht gut an - ein williges Publikum!

Weil die Zuschauer im Schnitt recht jung waren (dazu später mehr), fing der Hauptteil des Abends angenehm früh an. Um zehn nach neun begannen nämlich bereits die Subways. Erst kam Gitarrist Billy, kurz nach ihm Bassistin Charlotte. Komplettiert werden die Garagenrocker durch Schlagzeuger Josh. Sieht und spricht man die drei Engländer in Zivil, ahnt man nicht, in was sie sich auf der Bühne verwandeln. Vor allem der zierlichen Charlotte traut man ihre Wildheit nicht zu, das andauernde Hüpfen über die riesige Bühne, das wilde Haarschütteln.

Billy und Charlotte, die früher ein Paar waren, stehen eigentlich nur am Mikro, wenn sie singen. Ansonsten rennen sie hin und her, als würden sie verfolgt! Der Rennstil der Bassistin hat sich allerdings verändert. Das Springbock-Gehüpfe, das ich sonst so
köstlich fand, fehlte fast komplett. Aber das verringerte nicht ihre Bewegungen und Rennereien, die fanden nun nur anders statt.

Bevor mich darauf nachher Vorgruppenfans- oder -mitglieder ansprechen: natürlich post auch Billy wie ein Weltmeister. Und natürlich kommt von ihm auch dauernd "Wiesbaden, are you crazy?". Aber bei den Subways ist zum einem ein ordentliches Liedfundament vorhanden, und meine Toleranz zum anderen viel höher, weil es irgendwie zu ihnen passt, und die Band ganz schrecklich nett ist.

Überraschend für mich begann das Set gleich mit der eigentlich letzten Zugabe
Rock & Roll Queen. Schön, daß sie da variieren. Ansonsten beinhaltete das Programm keine Überraschungen und glich dem von Frankfurt. Nachdem ich sie jetzt einige Male gehört habe, sind einige Lieder der zweiten Platte All or nothing sehr vertraut und reichen fast an die Überhits des Debüts heran. Aber es ist auch nicht abzustreiten, daß das zweite Album insgesamt schwächer als Young for eternity ist.

So gefielen mir
Turnaround und vor allem der Bonustrack der Platte This is the club for people who hate people nicht sonderlich. Die alten Lieder, die sie spielten, waren alle toll!

Billy feuerte das Publikum immer wieder an, nötig war das aber nicht, weil die Stimmung großartig war und es hunderte von Crowd surfern gab (keine besonders
große Übertreibung). Billy vergab Wiesbaden in Sachen Verrücktheit eine 9,1 von 10. Nur zwei im Saal waren deutlich verrückter. Einer war der Sänger, denn zur letzten Zugabe Oh yeah stieg er auf die irrsinnig hohen Boxentürme und sprang aus gut 3,50 m über den gigantisch breiten Fotograben ins Publikum. Kopfüber. Richtig dicht standen die Leute in der Mitte wegen des Pogens auch nicht, die Aktion war also ein Wahnsinns-Stunt. Aber es ging gut, Billy kletterte auf den zweiten Turm und hüpfte wieder! Unfassbar!

Noch verrückter waren da nur ein oder zwei Väter im Publikum, die mit zwei kleinen Mädchen, die vielleicht sechs und zehn waren, ziemlich weit vorne standen. Immerhin hatten die Kinder bei den Subways zaghaft in den Ohren steckende Schaumstoffstopfen. Bei der Vorgruppe (Namen schon vergessen, puh!), musste der Vater sie aber in den Schallschatten eines Pfostens schieben. Sensationell... Was denken sich solche Leute?

Aber zurück zu den Subways! Nach 75 Minuten war
Schluß. Das Konzert war die Wiesbadenpremiere und der Abschluß der Deutschland Tour. Meine Laune hat der Abend sehr gut getan, meinen Kopfschmerzen nicht geschadet. Natürlich kann man die Subways als unoriginell bezeichnen, die die Musik von vor ein paar Jahren weiterhin spielen. Wenn es so mitreißend gemacht ist und solche Stimmung verbreitet, ist mir das aber vollkommen egal. Die Band macht Freude! Und solange Billy immer trifft, wenn er springt, werde ich sie mir sicher noch oft ansehen. Die Rock & Roll Queen und ihre Kumpels.

Setlist The Subways, Schlachthof, Wiesbaden:

01: Rock & Roll Queen
02: Young for eternity
03: Obsession
04: All or nothing
05: Kalifornia
06: Alright
07: Mary
08: Always tomorrow
09: Shake shake
10: I won't let you down
11: I want to hear what you have got to say
12: With you
13: This is the club for people who hate people
14: Turnaround

15: Strawberry blonde (Z)
16: Girls & boys (Z)
17: Oh yeah (Z)

Links:

- The Subways im November 2008 in der Batschkapp in Frankfurt
- im Februar 2008 in Köln
- und 2006 in Duisburg
- Interview mit Charlotte und Billy
- mehr Fotos von den Subways aus Wisbaden
- Bilder vom Konzert in der Batschkapp





3 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Du mochtest doch Billy Talent (krächz!) bei Rock-a-field 2007, Christoph, oder nicht?! ;-)

Christoph hat gesagt…

Oh ja! Das war unfassbar... gut.

Oliver Peel hat gesagt…

Wie haben die Leute überhaupt den Sprung abgefedert? Man stelle sich vor, sie wären alle zur Seite gegangen!

Zu der Sache mit den Kopfschmerzen gibt es ein Lied von QOTSA: I think I lost my f...ing Headache!" :)

 

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