Donnerstag, 1. November 2007

Öffentliches Interview mit den Young Marble Giants


Interview: Young Marble Giants
Datum: 28.10.2007
Ort: eine Art Vorlesungsraum im Centre Georges Gorse, Boulogne-Billancourt
Zuschauer: etwa 250
Anwesend: Alison Statton und Andrew, Phil und Stuart Moxham + 2 französische Journalisten

Circa eine halbe Stunde nach Ende des Konzerts gab es für Fans die Möglichkeit, die Young Marble Giants bei einer öffentlichen Fragestunde zu erleben. Die Meute war in einen kleineren Raum umgezogen, der an einen Vorlesungsraum einer Universität erinnerte. Anstatt staubtrockener Vorträge gab es jedoch in entspannter Atmosphäre lustige Anekdoten und Neuigkeiten zu erfahren. Befragt wurde die Band von einem netten jungen französischen Journalisten, der allerdings mit dem Englischen etwas zu kämpfen hatte und übersetzt wurde das Ganze von einer Kollegin zu seiner Rechten.

Wie ist das denn so, wenn man solch langer Pause wieder auftritt, hat man da nicht einiges vergessen?

YMG: Nein, das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht. Außerdem haben wir ja immer kurze, einfache Lieder geschrieben.

Und hattet ihr nicht die Idee, diese zu überarbeiten (rearrange)?

YMG: Nicht wirklich, wir haben vielleicht kurz mal drüber nachgedacht, aber uns dann entschieden, die Lieder so zu lassen, wie sie waren.

Gibt es denn überhaupt einen Unterschied zu früher?

YMG (Stuart): Nun, wir sind jetzt vier Leute, das ist doch eine ziemlich neue Situation! (Stuart lacht, als er das sagt).

Stimmt, ihr hattet ja immer diese Drummachine, nie ein richtiges Schlagzeug; war es schwierig, diese elektronischen Parts wieder einzuspielen?

YMG (Andrew, der Neue): War nicht leicht, in der Tat, wir mußten hierzu eine Drummachine bei Ebay ersteigern. Aber demnächst will ich richtig Schlagzeug spielen, das wird einiges ändern.

Demnächst heißt, daß es ein neues Album geben wird??

YMG: Genau, wir arbeiten an einem neuen Opus, welches mit dem Reissue von Clossal Youth zeitlich zusammentraf ("it was a coincidence"). - Beifall brandet in der Runde auf, ein neues Album der Young Marble Giants, eine faustdicke Überraschung!

Wie weit seit ihr fortgeschritten damit?

YMG: Oh, wir sind noch in einem ganz frühen Stadium. Aber für uns ist das extrem spannend, die Zeiten haben sich geändert, aber wir fühlen uns ein bißchen so wie damals, als wir an "Colossal Youth" arbeiteten. Bloß daß es heute hundert mal mehr Möglichkeiten als damals gibt, das ist wie ein "Melting Pot" an Ideen.

Fühlt ihr Euch Bands nahe, die in eurer Zeit aktiv waren, so wie z.B. Ultravox und Tuxedemoon?

YMG: (Stuart): Wer bitte?

Tuxedemoon?

YMG (Stuart): Die kenn' ich gar nicht! Die anderen Bandmitglieder zucken auch mit den Schultern, das Gelächter im Saale ist groß.

Der Moderator wechselt schnell das Thema und spielt Cover-Versionen der YMG vor und die Band soll erraten, von wem diese stammen.

Lied 1: ist französisch und hört sich ziemlich gewöhnungsbedürftig an, es wird von der Band nicht erkannt. - Das sind Indochine...

Lied 2: es läuft ein paar Takte und wird dann richtig erraten. Adam Green singt es...

Lied 3: Magnetic Fields, Treffer!

Lied 4: Belle & Sebastian, sehr schön, auch gewußt, ist aber auch wirklich eine gelungene Version.

Lied 5: Hole läuft... "Wer ist das?" (Stuart) - Das ist Courtney Love (der Moderator) - Who is Courtney Love? - The Wife of Kurt Cobain (Moderator) - Who is Kurt Cobain?.........

Anderes Thema.

Was denkt ihr über Downloads?

YMG: It' s mad! Aber nun gut, man kann ja heute auf so vielfältige Weise seine Musik weiterverwerten, da gibt es diese Klingeltöne, man kann Musik für Film, oder Fernsehen machen etc... (man hat als Zuhörer seine Zweifel, ob dies den Giants wirklich gut gefällt...)
Mal im Ernst, wir sind ganz schlechte Geschäfstleute ("we are not business people at all"), wir bräuchten in dieser Hinsicht Hilfe.

Wie kommt es eigentlich, daß ihr ausgerechnet Paris ausgewählt habt, um nach solch langer Pause wieder aufzutreten? (Anmerkung: der erste und einzige Auftritt 2007 fand bei dem Waliser Hay-Festival im Mai statt)

YMG: Den ersten Gig außerhalb von England haben wir damals in Paris (Bains Douches) gegeben. Und wir sind so warm und herzlich empfangen worden, das bleibt positiv haften.
Ansonsten hat uns damals aber auch ein Konzert in Berlin außerordentlich gefallen!

Ihr lästert manchmal über eure Heimat Wales, aber seid letzlich doch immer dort geblieben?

YMG: Nun, man sagt ja nicht umsonst: "In Heaven they speak welsh", außerdem ist die Landschaft herrlich, Cardiff so schön grün.

Gibt es zeitgenössische Musik, die euch in den letzten Jahren gefallen hat?

YMG (Stuart): ja, dieses Album von Emilana Torrini mag ich und auch die Magic Numbers sind gut.

Und was waren damals eure Einflüsse?

YMG: Joni Mitchell, Neil Young, Brian Eno, Kraftwerk, Devo und viele andere
Andrew Moxham: Wir haben uns auch mit Einflüssen außerhalb der Musik beschäftigt, z.B. dem Minimalismus in der orientalischen Kunst und Architektur.

Kanntet ihr eigentlich die vor euch auftretende Serafina Steer?

YMG: Ja. sie stammt doch auch aus einem kleinen Kaff in Wales, was für ein Zufall!

Die Organisatorin Marie Pierre bedankt sich herzlich und auch im Namen der Zuhörer für dieses interessante Gespräch.




2 Kommentare :

E. hat gesagt…

da wird mir ganz warm ums herz, oliver! großartige arbeit!!!

(nur die fotos hätte ich gern etwas größer?!?!)

Oliver Peel hat gesagt…

Mit den Fotos ist es seltsam, manchmal erscheinen sie groß (geh' z.B. mal auf die Fotos zu dem eigentlichen Konzert), ein anderes Mal wieder nicht. Keine Ahnung woran das liegt!

Wer kann da helfen?

 

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