Donnerstag, 5. April 2007

The Shins, Köln, 03.04.07

Konzert: The Shins
Ort: Live Music Hall, Köln
Datum: 03.04.2007
Zuschauer: ca. 1500

Heute abend stand für mich eine dreifache Premiere auf dem Programm:
Das letzte Mal hatte mich Morrissey himself zu einem Abstecher nach Deutschland verleitet, das war allerdings noch vor Weihnachten 2006, genauer gesagt am 15.12.2006, in der Düsseldorfer Philipshalle. Damals hatte ich Sab und Olly getroffen und heute waren die beiden sympathischen Bonner wieder mit von der Partie. Zum Glück ist die Live Music Hall nicht so groß wie die Philipshalle, sodaß meine Suche nach ihnen irgendwann erfolgreich lief und wir zu dritt die passable, aber doch recht langweilige Vorgruppe Viva Voce verfolgten. Obwohl ich eigentlich Blues-Rock gerne mag, fehlte mir einfach das packende Moment im Set der Amerikaner und ich war deshalb recht froh, als die "Aufwärmer" die Bühne irgendwann verließen.

Zu diesem Zeitpunkt war es schon ziemlich spät (ca. 21.45 Uhr), zumindest für Pariser Verhältnisse, wo die Hauptgruppe in der Regel um 21 Uhr beginnt.

Die ersten vier Lieder der Shins hörte ich mir dann auch noch in "Bonner Runde" an, bevor ich den gewagten Versuch startete, mich nach vorne zu Christoph durchzukämpfen, um auch die Band selbst noch einmal zu sehen. Mit Sab und Olly waren wir uns zuvor einig, daß der Sound ganz ausgezeichnet war und der Shins-Sänger selbst noch die höchsten Töne traf. Besonders angetan war ich von den plötzlich einsetzenden knackigen Gitarren beim Opener "Sleeping lessons".

Überhaupt war festzustellen, daß die Shins mit dem neuen Album deutlich an Druck gewonnen haben, ohne dadurch ihren Lo-fi-Charme zu verlieren, der sie so auszeichnet. Musikalisch sehe ich sie im übrigen eher verwandt mit den Labelkollegen Decemberists als mit Snow Patrol, insofern teile ich nicht ganz Christops angebrachten Vergleich (ich hoffe, ich habe Dich nicht falsch zitiert, Christoph?).

Das Verbindende zwischen den Shins und den Decemberists besteht meines
Erachtens vor allem darin, daß beide Bands neben ihrem Gespür für wunderbare Folkpopmelodien des öfteren "Ladadidada"-Passagen einbauen. Eine solche Passage war auch heute wieder schön zu beobachten, z.B. bei dem Knüller "Saint Simon" aber auch bei "Gone for good", beides im übrigen Stücke von dem gelobten Vorgängeralbum "Chutes too narrow." Nach dem heutigen Abend ist mir aber klar geworden, daß auch das neue Album wieder Maßstäbe in Sachen perfekte Popsongs setzt.

Nicht nur die ersten drei Songs, das bereits zitierte "Sleepy lessons", "Australia" und "Phantom limb" waren nämlich toll, sondern auch "Girl sailor" und die wundervolle Country-Ballade "A comet appears".

Sehr schön und lobenswert auch, daß das sehr gute Debütalbum "Oh, inverted world"
nicht zu kurz kam und durch das Spielen von Hits wie "Caring is creepy" in das Gedächtnis des Publikums zurückgerufen wurden. Als die Lieder vom ersten Album liefen, war ich übrigens fast vorne an der Bühne angekommen, bevor mich eine regelrechte Mauer an dicht gedrängten Zuschauern daran hinderte, ganz zu Christoph durchzudringen. Wahrscheinlich war das aber gut so, denn in meinen Ohren klang der Sound noch in Reihe zehn sehr gut und dynamisch, während Leute die ganz dicht dranstanden, ja über einen gewissen Soundbrei klagten.

Nach den entspannten Gesichtern des fachkundig scheinenden Publikums zu urteilen, waren aber die allermeisten zu recht sehr zufrieden mit der Vorstellung der sympathisch-natürlichen Shins.

18 Lieder, Hits von allen drei Alben, eine wirklich nette Band, was kann man eigentlich noch mehr von einem Indie-Popkonzert erwarten?

Mehr Fotos hier.


von Oliver


2 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Ich habe sie ja nicht mit Snow Patrol vergleichen wollen. Ich wünschte mir nur, Snow Patrol klängen so wie die Shins.

Anonym hat gesagt…

Lieber Oliver,

ich war auch auf diesem an sich hervorragenden Konzert. Man muss anmerken, dass es sich bei den Shins um meine Band Nr. 1 handelt. Ich liebe sie und kann ohne sie nicht leben:-) Als wirklich großer Fan war ich jedoch von dem Konzert eher enttäuscht, auch wenn Mercer, wie du richtig bemerkt hast, wirklich, wirklich gut singen kann. Dennoch. Es fehlte irgendwie an Pepp und Schmiss. Die Songs dümpelten so vor sich hin. Hab jetzt nur ich das so empfunden? Ich weiß es nicht. Schlimmer fand ich mal wieder die unvergleichlich miese Live Music Hall, der dieser Name meiner Meinung nach aberkannt werden sollte. Live Blechklingsaal oder Soundmischmaschine trifft es eher und ich kann und will es nun auch nicht immer auf die armen Tontechniker schieben.
Der Sound weiter hinten war eine Katastrophe. Vorne war es maßlos übersteuert, hinten hörte man ausser dem Gequassel der Massen, die da wohl nur zum Biertrinken hingekommen sind, nicht mehr viel. Da standen doch glatt zwei Pappnasen vor uns, die über die Entstehung der Welt diskutierten, während sich die Shins nen Wolf schrabbelten. Es war unfassbar. Das Konzert war daher nicht mein Fall und es ging mal wieder auf Kosten der Band, dass diese Location so unglaublich ungeeignet ist für Konzerte. Man mag lange darüber diskutieren, welche Spielstätten in Köln besser sind, aber schade war es trotzdem. Freut mich jedoch, dass du/ihr auf eure Kosten gekommen seid. Ich beneide euch.
Es grüßt Euch,
Sandra aus Köln
PS: Snow Patrol möchten wohl gerne wie die Shins klingen:-)

 

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