Datum: 12.12.06
Ort: Frankfurt, Jahrhunderthalle
ausverkauft
Hmm, um es kurz zu machen: 10/10 Punkten.
Das reicht nicht als Bericht? Nun denn, dann eben ausführlicher. Nachdem ich im Sommer nach vielen Jahren endlich Morrissey in Paris erstmals live gesehen habe (Bericht dazu folgt), war ich begeistert, als ich gesehen hatte, daß Patrick Stephen Morrissey im Winter auf Hallentour durch Deutschland gehen würde.
Auf dem Tourplan stand unter anderem die Jahrhunderthalle in Frankfurt, in der ich bisher noch nicht war. Schon auf dem Parkplatz merkten wir, daß heute keine Indie-Boygroup wie die Kooks oder Mando Diao auf dem Programm stand. Der Anteil der U30-Zuschauer war sehr überschaubar. Das war in erster Linie gestandenes 80-er Jahre Indie-Publikum. Der Innenraum der Halle wirkt eher wie ein Veranstaltungsort für die hessischen Grünen oder Verstehen Sie Spaß. Der runde Innenraum war etwa bei 2/3 der Fläche durch die Bühne unterbrochen und wird von Tribünen umhüllt. Als wir reinkamen, war der Saal fast leer (obwohl es halb acht war), als der Ex-Smith anfing, war die Halle voll.
Vor Paris habe ich alte Konzerte auf DVD zwar schon besessen aber nie gesehen, weil ich Morrissey erst live erleben wollte. Nach Rock en Seine, habe ich das natürlich nachgeholt und war sehr gespannt, welches Set (und welche alten Songs) diesmal kämen.
Vorgruppe ar die vom Meister hoch gelobte Kristeen Young aus Kanada. Aufgebaut waren dafür im vorderen Bereich der Bühne (vor einem weißen Vorhang) lediglich ein Schlagzeug und weit entfernt ein Keyboard. Die Kanadierin (die gekleidet war wie eine Klingonin in den uralt Star Trek Folgen) erinnert musikalisch an eine weniger eingängige Version der Dresden Dolls. Sie hat eine fantastische Stimme, ist aber schon keine leichte Kost. Eine andere Referenz, die mir einfiel, war auch Lene Lovich. Nach knapp einer Stunde ging Kristeen dann von der Bühne und es wurde spektakulär.
Statt langweiliger Pausenmusik wurden alte Musik- und Filmaufnahmen auf den Vorhang projeziert, u.a. ein Auftritt der von Morrissey geschätzten New York Dolls im Musikladen bei Manfred Sexauer, eine Ankleideprobe zu "Jenseits von Eden" oder der Grand Prix-Auftritt "Si" der Italienerin Gigliola Ciquetti von 1974 (sie wurde von ABBA geschlagen).
einheitlich gekleidet, diesmal mit hellen Hemden und Fliegen. Wie schon in Paris begann das Konzert mit zwei Krachern: Panik (auf Morrisseys Setlist Panique) und Hector. Aber auch ohne diesen Beginn wäre die Stimmung sicher prächtig gewesen. Das Set war sehr abwechslungsreich und für mich mit Liedern wie "The National Front Disco" oder "Ganglord" sehr überraschend.
Nicht überraschend waren dagegen andere Dinge: Das Bühnenbild mit einem Idol (?) (ich denke, das war hier Marcello Mastroianni*), die intensiven Gesten (ich hätte zählen sollen, wie oft er sich den Schweiß mit der Manschette abgewischt hat; auch nach jedem Handschütteln eines Erstreihenfans als erstes das Säubern der Hand) und die herrlichen Kommentare bzw. Ansagen. Begrüßt hat er uns mit "welcome to whereever this may be". Als ein Fan ihm eine kleines Geschenk überreichte, eine Zigarre, roch er an der und urteilte: "Very cheap".
Leider war nach eindreiviertel Stunden (und vier Hemden, die nicht mit ihm mitgewachsen sind) Schluß. Zu meinem vollkommenen Glück fehlten mir nur "Bigmouth" und "There is a light", die ich noch nicht live gesehen habe.
In Paris war Mozzer sicher noch einen Tick besser gelaunt. Dafür war das Programm in Frankfurt länger und daher eine Spur besser. Sicher die beiden besten Konzerte, die ich bisher gesehen habe.
Noch ein paar lustige Dinge aus dem Publikum: Vor uns stand eine vielleicht 1,70 m große Frau mit sehr kleiner Freundin (beide vermutlich Mitte 20). Die kleine Freundin war kurz weg und kam wieder, als es schon deutlich voller war und fand ihre Freundin nicht. Die aber sie - und zog sie in Comicmanier an der Kaputze zwischen anderen her zu sich hin. Tigermutter und Junges.
Morrissey-Frisuren gab es auch reichlich (die alte). Und dazu natürlich ein Italien Trikot.
A propos Trikot: Eines der Maßhemden flog ins Publikum und führte zu handfesten Auseinandersetzungen. Ich glaube, am Ende hatten viele ein kleines Stück Morrissey-Hemd.
Setliste
01: Panic
02: The first of the gang to die
03: The youngest was the most loved
04: You have killed me
05: Disappointed
06: Ganglord
07: I'll never be anybody's hero
08: To me you are a work of art
09: Irish blood, English heart
10: I will see you in far off places
11: Girlfriend in a coma
12: Everyday is like sunday
13: In the future when all's well
14: I've changed my plea to guilty
15: Let me kiss you
16: The national front disco
17: Dear God, please help me
18: How soon is now?
19: I just want to see the boy happy
20: Life's a pigsty
21: Please, please, please, let me get what I want (Z)
22: Don't make fun of daddy's voice (Z)
* falsch gedacht!
Auf dem Tourplan stand unter anderem die Jahrhunderthalle in Frankfurt, in der ich bisher noch nicht war. Schon auf dem Parkplatz merkten wir, daß heute keine Indie-Boygroup wie die Kooks oder Mando Diao auf dem Programm stand. Der Anteil der U30-Zuschauer war sehr überschaubar. Das war in erster Linie gestandenes 80-er Jahre Indie-Publikum. Der Innenraum der Halle wirkt eher wie ein Veranstaltungsort für die hessischen Grünen oder Verstehen Sie Spaß. Der runde Innenraum war etwa bei 2/3 der Fläche durch die Bühne unterbrochen und wird von Tribünen umhüllt. Als wir reinkamen, war der Saal fast leer (obwohl es halb acht war), als der Ex-Smith anfing, war die Halle voll.
Vor Paris habe ich alte Konzerte auf DVD zwar schon besessen aber nie gesehen, weil ich Morrissey erst live erleben wollte. Nach Rock en Seine, habe ich das natürlich nachgeholt und war sehr gespannt, welches Set (und welche alten Songs) diesmal kämen.
Vorgruppe ar die vom Meister hoch gelobte Kristeen Young aus Kanada. Aufgebaut waren dafür im vorderen Bereich der Bühne (vor einem weißen Vorhang) lediglich ein Schlagzeug und weit entfernt ein Keyboard. Die Kanadierin (die gekleidet war wie eine Klingonin in den uralt Star Trek Folgen) erinnert musikalisch an eine weniger eingängige Version der Dresden Dolls. Sie hat eine fantastische Stimme, ist aber schon keine leichte Kost. Eine andere Referenz, die mir einfiel, war auch Lene Lovich. Nach knapp einer Stunde ging Kristeen dann von der Bühne und es wurde spektakulär.
Statt langweiliger Pausenmusik wurden alte Musik- und Filmaufnahmen auf den Vorhang projeziert, u.a. ein Auftritt der von Morrissey geschätzten New York Dolls im Musikladen bei Manfred Sexauer, eine Ankleideprobe zu "Jenseits von Eden" oder der Grand Prix-Auftritt "Si" der Italienerin Gigliola Ciquetti von 1974 (sie wurde von ABBA geschlagen).
einheitlich gekleidet, diesmal mit hellen Hemden und Fliegen. Wie schon in Paris begann das Konzert mit zwei Krachern: Panik (auf Morrisseys Setlist Panique) und Hector. Aber auch ohne diesen Beginn wäre die Stimmung sicher prächtig gewesen. Das Set war sehr abwechslungsreich und für mich mit Liedern wie "The National Front Disco" oder "Ganglord" sehr überraschend.
Nicht überraschend waren dagegen andere Dinge: Das Bühnenbild mit einem Idol (?) (ich denke, das war hier Marcello Mastroianni*), die intensiven Gesten (ich hätte zählen sollen, wie oft er sich den Schweiß mit der Manschette abgewischt hat; auch nach jedem Handschütteln eines Erstreihenfans als erstes das Säubern der Hand) und die herrlichen Kommentare bzw. Ansagen. Begrüßt hat er uns mit "welcome to whereever this may be". Als ein Fan ihm eine kleines Geschenk überreichte, eine Zigarre, roch er an der und urteilte: "Very cheap".
Leider war nach eindreiviertel Stunden (und vier Hemden, die nicht mit ihm mitgewachsen sind) Schluß. Zu meinem vollkommenen Glück fehlten mir nur "Bigmouth" und "There is a light", die ich noch nicht live gesehen habe.
In Paris war Mozzer sicher noch einen Tick besser gelaunt. Dafür war das Programm in Frankfurt länger und daher eine Spur besser. Sicher die beiden besten Konzerte, die ich bisher gesehen habe.
Noch ein paar lustige Dinge aus dem Publikum: Vor uns stand eine vielleicht 1,70 m große Frau mit sehr kleiner Freundin (beide vermutlich Mitte 20). Die kleine Freundin war kurz weg und kam wieder, als es schon deutlich voller war und fand ihre Freundin nicht. Die aber sie - und zog sie in Comicmanier an der Kaputze zwischen anderen her zu sich hin. Tigermutter und Junges.
Morrissey-Frisuren gab es auch reichlich (die alte). Und dazu natürlich ein Italien Trikot.
A propos Trikot: Eines der Maßhemden flog ins Publikum und führte zu handfesten Auseinandersetzungen. Ich glaube, am Ende hatten viele ein kleines Stück Morrissey-Hemd.
Setliste
01: Panic
02: The first of the gang to die
03: The youngest was the most loved
04: You have killed me
05: Disappointed
06: Ganglord
07: I'll never be anybody's hero
08: To me you are a work of art
09: Irish blood, English heart
10: I will see you in far off places
11: Girlfriend in a coma
12: Everyday is like sunday
13: In the future when all's well
14: I've changed my plea to guilty
15: Let me kiss you
16: The national front disco
17: Dear God, please help me
18: How soon is now?
19: I just want to see the boy happy
20: Life's a pigsty
21: Please, please, please, let me get what I want (Z)
22: Don't make fun of daddy's voice (Z)
Mehr Fotos unter http://www.flickr.com/photos/53676860@N00/. Mehr Videos bei http://video.google.de/videoplay?docid=-3783086860841062287.
* falsch gedacht!
7 Kommentare :
Schöner Bericht und es war wirklich ein super Konzert vorgestern in Frankfurt.
Mein Bericht ist hier:
http://www.music-is-live.de/2006/12/13/morrissey-2/
(wollte Dich mal per Email kontaktieren, aber konnte keine Adresse finden)
Grüße,
Thomas
Ein super schöner Bericht eines perfekten Konzertes !!!
und meat is murder ....
Das auf dem Foto ist Pier Paolo Pasolini.
http://www.comune.roma.it/repository/ContentManagement/information/P240124389/pasolini%20testaccio.jpg
Ja, habe es mittlerweile eingesehen :-)
Schöner Bericht!
Ein recht großer Teil von Morrisseys Hemd hängt seitdem an meiner Wohnzimmer-Wand... ; )
Vielen Dank!
Und Glückwunsch nachträglich zu dem großartigen Andenken!
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