Konzert: Michael Rother
Ort: Düsseldorf, zakk, Lieblingsplatte-Fetival
Datum: 14.12.2016
Dauer: ca.120min
Zuschauer: ca.600
Zweiter Pflichttermin nach "The Notwist" war der Besuch eines der seltenen Konzerte von Michael Rother. Hier stand die Weltpremiere der Live-Umsetzung seines wohl bekanntesten Albums "Flammende Herzen" an. Bei einem Werk das nun schon fast 40 ! Jahre alt ist, eigentlich sehr ungewöhnlich.
Michael Rother ist 1950 geboren, sieht heute Abend aber aus wie Ende 40. Ein unglaublich sympatischer Mensch, immer noch überrascht wie viele Menschen sich hier zusammengefunden haben.
Ja, es ist schon eine ziemlich verrückte Mischung aus Düsseldorfer Elektronikszene, gealterten Musikfreunden und zum Teil extrem jungen Menschen, die wohl in irgendwelchen Playlists ihrer aktuellen Helden immer wieder über den Namen Rother stolperten.
Musikalische Verdienste gelten im eigenen Land ja meistens wenig. Das trifft auch auf die elektronischen Pioniere in Deutschland zu. Während viele US und GB-Bands seit Jahren mit Namen wie "Harmonia" und "NEU!" als angebliche Vorbilder um sich werfen, fragt man sich hier oft, wo diese Musik denn hier geblieben ist.
Erst Herbert Grönemeyer musste sich des Back-Katalogs von "NEU!" annehmen, bevor dieser endlich wieder erhältlich war. Einzig "Kraftwerk" werden weiterhin als angeblich "einzige" Inspiration im eigenen Land wahrgenommen.
Wenn man nur bedenkt, das Michael Rother bei allen oben genannten Bands beteiligt war und er bis heute respektable Musik veröffentlicht ist das schon sehr schade.
Das alles wäre allerdings wirklich vergänglich, wenn dieser Abend nicht so unfassbar beeindruckend gewesen wäre, ohne jemals nostalgisch zu wirken.
Rother betritt die Bühne mit seinem langjährigen Begleiter Hans Lampe am Schlagzeug und einem jungen, schlacksigen Gitarristen den ich Glaube von der Berliner Postrockband "Camera" zu kennen, jedenfalls spielte er ähnlich gut.
Wer jetzt einen krautrockartigen Synthieabend mit Nebelmaschine und Lavaprojektionen erwartet hatte, konnte sofort den Saal verlassen. Rother spielte fast durchgängig E-Gitarre hinter seinem Laptop-Pult und begann zum Aufwärmen mit fünf Eigenkompositionen der neueren Alben.
Der Sound war exzellent abgemischt und die Gitarren perlten nach Rother Art durch den Raum. Sein Stil, die Gitarre wie einen Loop innerhalb der Songs immer wieder zu variieren, aber damit nie zu langweilen, funktioniert live noch viel besser als erwartet.
Danach dann zum ersten Mal "Flammende Herzen" komplett. Und auch hier ist der Gewinn der aktuellen Liveumsetzung so viel besser, als die etwas angestaubte Platte von damals. Alle Melodien gehen von den beiden Gitarren aus, die trockenen, aber punktierten Schlagzeugrhythmen und er mit An- und Ausschalter von Rother betätige Laptop bilden nur den Rahmen.
Zum Abschluss dann noch ein ausgiebiger Zugabenteil aus alten "Hits", den es für meinen Geschmack gar nicht mehr gebraucht hätte.
Bleibt zu hoffen, das Rother, der in den letzten Jahren im Ausland endlich vermehrt Konzerte gegeben hat, die Lust verspürt dieses Album auf einer kompletten Tour weiter vorzustellen.
Auch hier bewiesen die Macher des Festivals ein perfektes Händchen und glücklicherweise ein Booking ohne Scheuklappen. Festivals mit überspielten, gelangweilten aktuellen Bands gibt es ja schließlich genug. Manchmal ist auch der Blick in den Rückspiegel wichtig, um dann wieder nach vorne schauen zu können. Es gibt viel zu sehen.
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