Konzert: The Notwist
Ort: ZAKK-Düsseldorf /Lieblingsplatte-Festival
Datum: 12.12.2016
Dauer: ca.120min
Zuschauer: 800 ausverkauft
Düsseldorf entwickelt sich in den letzten Jahren immer mehr zur Ideenschmiede für neue Festivalkonzepte. Neben dem "New Fall Festival" und dem besonders schönen Freiluftevent "Open Source", dehnt das "zakk" nun die Festivalzeit endgültig von Januar bis Dezember und präsentiert das neue "Lieblingsplatte-Festival".
Eine ganze Woche stellen deutsche Künstler ihre "wichtigsten" Alben auf der Bühne komplett vor. Wer den Booking-Aufwand für normale Konzerte kennt, kann nur ahnen, wieviel Arbeit und Überredungskunst hier nötig sein durfte, um diese Konzertreihe stemmen zu können.
Die meisten Alben wurden so noch nie auf die Bühne gebracht und entfalten aber gerade durch die noch nie, oder selten gehörten Tracks eine ganz neue Dimension und erinnern an die Hörgewohnheiten früherer Jahre. Gerade bei Notwists "Neon Golden" schießen sofort Gedanken durch den Kopf . Wo und wann hat man dieses Album eigentlich immer gehört ?
Die "Hits" sind bekannt, aber bei den selteneren Songs kommt die Erinnerung erst langsam wieder. "The Notwist" sind eine der wenigen Bands, die ihr Album bereits komplett in dieser Form aufgeführt haben, trotzdem schadet es dem Konzert überhaupt nicht.
Wiederholung ist für die Band ja noch nie eine Option gewesen und daher ist sowieso jeder Auftritt der Weilheimer eine Premiere. Hier beginnen sie mit dem kompletten Album, allerdings in veränderter Reihenfolge und schnell wird klar, warum diese Band bis heute nichts von ihrer Spannung verloren hat.
Perfekt eingespielt, nach einer langen Tour und dem gerade erschienenen Live-Album, ist die musikalische Bandbreite fast unerschöpflich. Etwas weniger Gitarren sind im ersten Teil zu vernehmen, doch das ändert sich nach dem Ende von "Neon Golden" schlagartig.
Wer vermutet hatte, es würde bei dem vorzustellenden Album bleiben, sah sich zum Glück getäuscht. "The Notwist" traten in großartiger Spiellaune an und kamen am Ende auf fast zwei Stunden Spielzeit.
Auch wenn Markus Acher immer noch aussieht wie der Anti-Frontmann einer Band ist seine Leistung für die deutsche Musikszene, elektronische Sounds und Indierock zu vereinen, unbezahlbar.
Es muss an diesem Abend oft an Radiohead gedacht werden, so wie er wahlweise die Gitarre bearbeitet und dann wieder, anscheinend gedankenverloren, die traurigsten Liebeslieder in sein Mikro haucht.
Fast alle Hits folgen noch, "One dark love Poem und "Kong" füllen die Halle mit perfekten Arrangements und großartigen Melodienfolgen und entlassen die Besucher mit einem warmen Gefühl im Bauch in die triste Dezember Nacht.
Den Veranstaltern ist hier ein großer Wurf gelungen. Wenn das Konzept im nächsten Jahr evtl. noch um internationale Acts (Afghan Whigs, Mercury Rev o.ä. würden sich anbieten) erweitert werden kann und auch die Möglichkeit einer Art "Dauerkarte" geboten würde, wäre alles perfekt.
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