Sonntag, 25. August 2013

Maxïmo Park, Großpösna, 16.08.2013


Konzert: Maxïmo Park
Ort: Großpösna, Störmthaler See
Datum: 16.08.2013
Dauer: eine knappe Stunde
Zuschauer: tausende


2013 glaubt man es kaum, aber ja, vor einigen Jahren war der gradlinige Indie-Rock von Maximo Park aus Newcastle wirklich einmal wichtig: Die Band um Frontmann Paul Smith veröffentlichte mit „A Certain Trigger“ (2005) und „Our Earthly Pleasures“ (2007) zwei herausragende Alben der vergangenen Dekade, darauf folgte eine Menge Mittelmaß, das langweilige Soloalbum des Sängers und mit „The National Health“ der öde Tiefpunkt im vergangenen Jahr. 
Ob die Nordengländer live noch an die Klasse ihrer großen Zeit anknüpfen können, fragte ich mich vor ihrem Auftritt auf dem sächsischen Highfield Festival. Mit „When I Was Wild“, dem Piano getragenen Intro des aktuellen Albums, das direkt in den Titeltrack desselben, „The National Health“, übergeht, beginnend, scheinen sich meine Befürchtungen zu bestätigen. 
Der wie immer Hut tragende Paul Smith wirbelt zwar wie eh und je über die Bühne, man kann erahnen, dass dieser Act vor nicht allzu langer Zeit als spannend galt, dennoch langweilt mich der abgehobene, snobistische Beginn trotz Sozialkritik und schnellen Gitarren. 
Die Erlösung lässt glücklicherweise mit „Girls Who Play Guitars“ nicht lange auf sich warten, Smith wirkt gelöst, als er die frenetische Reaktion der Menge auf den Publikumsliebling wahrnimmt. The Jam-Gitarren, dekadente Posen im Anzug und dieser selbstgefällige Gesang, der ihm einmal die Betitelung Jarvis Cocker des Nordens“ einbrachte, entfalten ihre sofortige Wirkung. Wie bei den Kaiser Chiefs ist es folgerichtig bereits nach wenigen Jahren von Nostalgie zu sprechen. Der Anspruch als relevante Band der Gegenwart wahrgenommen zu werden, kann nur verfehlt werden, der Funke springt bei den Konzerten erst bei den alten Hits über, entflammt Emotionen, setzt Tanzbeine in Bewegung und lässt einen fröhlich an die Jugend zurückdenken. 
Besonders mochte ich bei Maximo Park immer den unbeschwerten Keyboard-Einsatz in Zeiten, in denen das 80s Revival schlimme, überladen produzierte und dabei äußerst erfolgreiche Synthie-Sünder wie die Killers hervorbrachte. Lukas Wooller von Maximo Park gelang damals der Spagat zwischen zeitgeistiger Anbiederung und nötiger Distanz sehr elegant, indem er sich offenbar wenig Gedanken um die Außenwirkung machte. Auch heute ist es der Keyboarder, der gemeinsam mit der auffälligen Singstimme Smiths den Bandsound ausmacht, der die Erwartungen erfüllt. 
 Während neuere Stücke fast ungehört an mir vorbeirauschen, saugt man die Bandklassiker auf, tanzt zu „Apply Some Pressures“ oder „Graffiti“, skandiert die schwarzhumorigen Zeilen aus „Our Velocity“ lautstark - „Im not a man, Im a machine / Chisel me down until I am clean / I buy books, I never read / And then I'll tell you some more about me“ - bevor man sich beim großartigen „Books From Boxes“ andächtig singend in den Armen liegt, während Smith, Duncan Lloyd (Gitarre), Archis Tiku (Bass), Wooller und Tom English (Schlagzeug) noch einmal alle Register der Indie-Nostalgie-Revue zurück in die 00er Jahre ziehen und die Generation der kurz nach der Wende geborenen Festivaljünger ein letztes Mal beglücken. 
Wichtig ist das alles freilich nicht mehr, aber eine knappe Stunde enthemmtem Brit-Rocks entschädigt für vieles. Live sind Maximo Park auch 2013 eine Wucht, unangefochten der mitreißende Act des ersten Festivaltags, die neusten Alben darf man nichtsdestoweniger trotzdem getrost ignorieren. 


Links:
- aus unserem Archiv:
- Maximo Park, Köln, 03.03.2012 
- Maximo Park, Frankfurt, 28.10.2009 
- Maximo Park, Düsseldorf, 22.10.2009
- Maximo Park, Luxemburg, 19.10.2009
- Maximo Park, Münster, 08.05.2009
- Maximo Park, Köln, 03.03.2009
- Maximo Park, Haldern, 09.08.2008
- Maximo Park, Nijmegen, 20.06.2008
- Maximo Park, Wiesbaden, 22.10.2007
- Maximo Park, Köln, 16.10.2007
- Maximo Park, Glasgow, 02.10.2007
- Maximo Park, Paris, 08.06.2007
- Maximo Park, Köln, 26.05.2007
- Maximo Park. Bochum, 09.04.2007



 

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