Dienstag, 13. August 2013

Haldern Pop Festival, zweiter Tag, Rees/Haldern, 09.08.13


Konzert: Haldern Pop Festival, zweiter Festivaltag mit James, Sophie Hunger, Villagers und vielen anderen
Ort: alter Reitplatz Haldern, Hauptbuehne und Spiegeltent
Datum: 09.08.2013
Zuschauer: ein paar Tausend



Freitag der 9. August. Ein erneut sonniger Tag, den wir allerdings erst um 12 Uhr mittags beginnen, weil wir uns erst einmal ganz gemuetlich ausgepennt hatten. Wir brauchen schliesslich noch jede Menge Kraft, denn wir wollen den Geigenvirtuosen Owen Pallett sehen, der erst um halb zwei Uhr morgens im Spiegeltent angesetzt ist. Als Erstes fruehstuecken wir ausgiebig. Uns zieht es auf den grossen, idyllischen Marktplaz von Xanten, wo sich Eiscafés, Restaurants und Baeckereien die Klinke in die Hand geben. Wir waehlen den Italiener, weil ich mir von ihm den staerksten und besten Espresso erhoffe. Meine Erwartungen an das geliebte stimmungs-und energiefoerdernde Getraenk werden nicht enttaeuscht, das Zeug koennte Tote erwecken, aber zum Fruehstuecken gibt es hier nichts. Egal, ich nehme einfach ein Tiramisu. Dazu drei (!) doppelte Espressi (Plural von Espresso, ja ja so schlau bin ich) und der Tag kann beginnen. 


Renate Granate (was fuer ein Name!) und Ben Caplan in der Pop Bar haben wir verpasst, aber zu Pascal Finkenauer sind wir puenktlich auf dem Gelaende. Der Mann mit der schoenen Glatze spielt zusammen mit seiner Band melodischen Rock in der Sprache Goethes und gefaellt mir ziemlich gut. Mit deutscher Musik kann ich in der Regel wenig anfangen, sie fehlt mir in Paris wie Schwarzbrot, rheinische Mettwurst und die Deutsche Bahn, sprich ueberhaupt nicht, aber das hier ist absolut ok. 


Viel besser im Uebrigen als die hochgelobten Oesterreicher Ja, Panik, die mich emotional ueberhaupt nicht erreichen. Ihre Musik wirkt mir irgendwie zu gestelzt und unnoetig disharmonisch und letztlich klingen sie doch nur wie eine Indie Version der Aerzte. Zumindest fuer meine Ohren, die Musik mit deutschen Texten lange nicht mehr gehoert haben. Wahrscheinlich bin ich eher franzoesische Popmusik mit schlecht ausgeprochenen englischen Texten gewohnt. Wenn schon Klaenge aus Oesterreich, dann lieber Clara Luzia. Die singt zwar auf englisch, ist aber einfach verdammt gut und fuer mich das wahre Aushaengeschild alpenlaendischer Musik. Achso, der hollaendische Moderator war vor kurzem in Urlaub in Oesterreich, wie er stolz erzaehlt. Fand er geil, wie ueberhaupt alles hier an diesen drei Tagen Haldern. Er scheint ein neues Wort fuer sich entdeckt zu haben und wiederholt es wie ein pubertierender Teenager hunderte Male: " die naechste Band ist auch wieder geil!" Geil, geil, geil". Wahrscheinlich hat er das auch zu den Punklegenden Die Goldenen Zitronen gesagt, die hier auf der Hauptbuehne um 17 Uhr spielen. Die haette ich mir gerne angesehen, denn ich erinnere mich noch gerne an Hits wie Am Tag an dem Thomas Anders starb oder I want to make Love to Steffi Graf. Ich bin auch sicher, dass sie den Preis fur die beste deutschsprache Band in Haldern gewonnen haben, aber ich bin zu diesem Zeitpunkt im Spiegelzelt, wo Sam Amidon auftritt. 


Der sympathische Lockenkopf aus Amerika traegt seine traurig- schoenen Folkballaden auf Geige und Akustikgitarre vor, bringt die Menschen, zum Lachen, Weinen und Mitsingen und spielt sich knapp vierzig Minuten lang durch ein wundervolles Set, das ihn als einen der spannendsten Singer/Songwriter seiner Zeit ausweist. Bei ihm ist alles tragisch-komisch, er wirkt mit seinen vertraeumten blauen Augen gleichzeitig sehr lustig und sehr traurig. Ein wenig wie der oft zitierte traurige Clown, der hinterher in seinem Zirkuszelt weint, nachdem er vorher die Leute koestlich amuesiert hat. Dem Publikum gefaellt das Set enorm gut, man sieht es an den feierlich blickenen Augen und den leicht geoeffneten Muendern. Auch geschwatzt wird nicht, was fuer ein solch ruhiges Konzert ein klarer Vorteil ist. Hier macht sich dann auch die Staerke des Spiegelzeltes bezahlt. Einen Mann wie Sam Amidon kann man nur schwerlich auf einer grossen Buehne spielen lassen, er braucht fast absolute Ruhe, Intimitaet und die volle Aufmerksamkeit. Die bekommt er im Zelt und am Ende auch den verdienten riesigen Applaus. 

Vorher hatte er fast ganz am Ende die gefuehlvolle Ballade Saro gespielt, die mir eine gewaltige Gaensehaut bereitet. Hinterher laufe ich im Backstage Bereich zu den Wohnwagen wo die Kuenstler untergebracht sind und klopfe vorsichtig an die Tuer von Amidon, um ihn nach der Setlist zu fragen. Er oeffnet sofort, guckt mich kurz und intensiv an und sagt spontan: "hey Oliver, how are you doing?" Ich bin voellig verdattert darueber, dass er meinen Namen noch kennt. Ich hatte ihn vor vier Jahren ein paar Mal in Paris gesehen und mit ihm geplaudert, aber dass ihm nach so langer Zeit und so vielen absolvierten Konzerten noch mein Name einfaellt, finde ich enorm beeindruckend. 


Um 17 Uhr 40 ist erneut das Spiegelzelt Spielstaette. Balthazar aus Belgien stehen an und die waren schon so einige Male in meiner Wahlheimat Paris zu Gast. In der Seinemetropole sind sie sogar schon fast eine richtig grosse Nummer, die Venues werden von mal zu mal groesser und bei Festivals sind sie immer mit dabei. Schoen also, sie auch hier am Niederrhein wiederzusehen. Zumal mir das Konzert richtig Laune bereitet. Das letzte Mal in Paris hatten sie mich nicht wirklich begeistert, irgendwie kam ich nicht richtig rein, aber hier in Haldern funktionert ihre Mischung aus Indie Rock und tanzbaren Rhythmen bestens. Auch hier liegt vieles sicherlich am Spiegelzelt, denn der frische Sound von Balthazar kommt in diesem Ambiente am besten zur Geltung. Hingucker ist fuer mich die Geigerin und Keyboarderin, die immer so niedlich guckt und ganz nebenbei auch super und sehr inspiriert spielt. Die Maedchen fixieren hingegen vermutlich die beiden gutaussehenden Saenger (jaja, Balthazar haben gleich zwei davon!), wahre Posterboys mit flachen Baeuchen und huebschen Gesichtern. 

Nach 18 Uhr bin ich wieder vor der Hauptbuehne im Wald unterwegs und treffe dort meinen Freund Christoph. Wir beiden sind keine grossen Fans von Soulmusik im Stile von Otis Redding, Marvyn Gaye und co. und schenken deshalb dem eigentlich gut gemachten Konzert von Lee Fields & The Expressions keine besondere Beachtung. Das ist aber weniger Ignoranz, sondern vielmehr der Geselligkeit geschuldet, denn Christoph und ich treffen uns nur noch selten, das Haldern Festival bietet die seltene Gelegenheit, ein wenig zu plaudern, zu fachsimpeln und Eindruecke auszutauschen. Ein Festival dient ja auch sozialen Aspekten, da ist es schoen auch mal ein wenig zu entspannen, sich zu unterhalten, ein Bier zusammen zu trinken, oder einen Happen zu essen. Wir sitzen jedenfalls im hinteren Bereich vor der Cantina absolut gemuetlich beieinander und vergessen dabei fast die Zeit. Die schreitet naemlich wieder unbarmherzig voran und so kann ich von den um 19 Uhr angesetzten Allah-Las im Spiegelzelt nur noch drei Lieder sehen. Retro Musik mit psychdelischem Einschlag ist angesagt, dem Publikum gefaellt dieser zur Zeit enorm beliebte Stil ausgezeichnet, die Band scheint sich auch zu amuesieren und kredenzt einen Sound, der uns in die sechziger und siebziger Jahre zurueckversetzt. Ich meine mich daran zu erinnern, dass das recht kurze Set von Long Journey abgeschlossen wird. Den habe ich auch!

Tom Odell im Anschluss auf der Hauptbuehne interessiert mich dann deutlich weniger. Jedes Festival und somit auch das Haldern Pop muss auch ab und zu Acts mit hinzubuchen, die ein groesseres Publikum ansprechen und das ist bei Tom Odell, der angeblich im kommerziellen Radio gespielt wird (was weiss ich ueber das deutsche Radioprogramm?), wohl der Fall. Er kommt beim Publikum gut an. Fuer mich hingegen ist sein Auftritt erneut die Gelegenheit, soziale Kontake zu pflegen, zu plaudern und die Abendsonne zu geniessen. Ausserdem will ich fuer den Rest des Tages noch genuegend Engergie haben, schliesslich habe ich optimistischerweise vor, mir noch 7 Bands anzusehen. 


Zu diesen 7 gehoert auch Connan Mockasin aus Irland, der in Frankreich schon beachtliche Aufmerksamkeit erzielt hat, vor allem auch dadurch, dass er mit Charlotte Gainsbourg zusammen performt und einen (oder sogar zwei Songs) zu ihrem letzten Album beigesteuert hat. Puenktlich und voller Vorfreude finde ich mich deshalb zusammen mit Christoph im Spiegelzelt ein und lausche den Klaengen des blonden Saengers und seiner Band. Der Bursche erinnert mich optisch an eine Mischung aus Klaus Kinski, Oliver Kahn und Thomas Gottschalk (in Minaturformat), vermag mich mit seiner psychedelischen Musik aber nicht zu fesseln. Alles klingt sperrig, die Melodien sind hinter sphaerischen Gitarrenwaenden versteckt und eingaengige Passagen sind Mangelware. Haette es sich um ein regulaeres Konzert gehalten, haette ich sicherlich die Geduld aufgebracht, bis zum Ende zuzuhoeren, hier beim Haldern fehlt mir aber dazu die innere Ruhe, weshalb ich das Zelt verlasse. Ich bin sicher, dass sich einem die komplexe Musik von Mockasin nach intensiver Beschaeftigung erschliesen kann, ganz kurzfristig erscheint mir das schwierig. 

Zurueck geht es also auf die Hauptbuehne, wo ein anderer Ire das Publikum das Publikum in seinen Bann zieht. Conor O'Brien aka Villagers und seine Band. Der nicht sonderlich gross gewachsene Mann mit dem schuechternen Blick zelebriert seine folkrockigen Perlen mit grosser Inbrunst, performt oft mit geschlossenem Augen und weit aufgerissenem Mund und kommt bei den meisten Leuten ganz grossartig an. Ich hingegen verspuere bei einigen Stuecken auch eine gewisse Monotonie. Neben famosen Seelentroestern wie Becoming A Jackal und Earthly Pleasure notiere ich ein paar Langweiler, die den ansonsten guten Gesamteindruck etwas trueben. Dennoch ist es beeindruckend, in welche Richtung sich der Sound des einstigen Singer-Singwriters hinentwickelt hat. Als ich ihn zum ersten Mal sah, spielte er fragile Herzschmerzlieder mit weinerlicher Stimme ganz allein auf der Akustischen, heutzutage machen er und seine Band mitunter richtig (melodischen) Krach. Es war also keineswegs deplatziert, Villagers auf die Hauptbuehne zu stellen, die oft glaenzend arrangierten Lieder erlauben es, eine groessere Flaeche zu beschallen. Mit Ship Of Promises ist dann Schluss und viele sprechen hinterher von einem der besten Konzerte beim diesjaehrigen Haldern. 

Fuer mich geht die Reise nun ins voellig uberfuellte Spiegelzelt, wo die wahnsinnnig jungen und wahnsinig gehypten (der britische NME schwaermt mal wieder in hoechsten Toenen, ich hingegen wittere einen Marketinggag) Iren The Strypes aufspielen. Nach vorne ist kaum ein Durchkommen, zudem ist es warm und stickig und so entschliesse ich mich, mir den Auftritt gemeinsam mit vielen anderen Leuten auf der Leinwand draussen anzusehen. "Die spielen ja eigentlich die Lieblingsplatten unserer Vaeter nach", auessert sich mein Fotografenkollege Klaus schelmisch grinsend und in der Tat klingt hier alles retro, bluesig-rockig wie bei den Stones oder Jerry Lee Lewis und so richtig schoen schrammelig. Allerdings kann ich stilistisch mit diesem Kram nix anfangen, ganz im Gegensatz zu meiner Frau, die begeistert ausruft: " ist doch flott und frisch, also ich mags... 

Wir naehern uns meinem persoenlichen Highlight des Tages, dem Auftritt der Schweizerin Sophie Hunger auf der Hauptbuehne. Fuer 22 Uhr 25 eingeplant, beginnt dieser Gig fruehestens um viertel vor elf und sorgt fuer Verschiebungen im Zeitplan. Wer die Schuld dafuer traegt ist nicht klar, die Band, die Roadies, oder wer auch immer, aber dass ist eigentlich unerheblich, denn jede noch so sorgsam durchorganisierte Veranstaltung kann durcheinander gewirbelt werden. Ich vermute einfach, dass der Aufbau der zahlreichen Instrumente fuer die Band von Sophie Hunger viel Zeit in Anspruch nimmt. Die ganzen Posaunen, Synthesizer, Pianos, das Cello etc. muessen ja richtig aufgebaut und funktionstuechtig gemacht werden, da ist die Logistik schwierig. Dann geht es aber doch los und Sophie Hunger scheint in bester Laune und Form zu sein, mehrfach beteuert sie euphorisch ihre grosse Freude darueber, beim diesjaehrigen Haldern spielen zu duerfen. Dass sei fuer sie ein Jahreshighlight, auf das sie lange hingefiebert hat. Enstprechend grandios spielen die Schweizerin und ihre Band dann auf. 


Die Musiker, darunter die "Leihgabe", der Schwede Mattis Cederberg an der Trombone und der Posaune, sind einfach glaenzend, brillieren oft gleich an mehreren Instrumenten und werfen ein Koennen und einen Einsatz in die Wagschale, das einem Hoeren und Sehen vergeht. Nun ja, zumindest im uebertragenen Sinne, denn es waere ja schade, wenn man optisch und akustisch alles verpassen wuerde. Zu sehen gibt es naemlich eine Sophie Hunger in schlicht elegantem Abendkleid und roten Pumps, zu hoeren Songs, die zum Grossteil vom aktuellen Album The Danger Of Light aber auch den Vorgaengern stammen. Alles gelingt. Ob indierockig und schmissig aufgespielt wird wie bei den Krachern Citylights und Speech (ein Cover ihrer frueheren Band Fischer), eine Mitsingnummer wie Like Like Like ("lalalalala, I'd like to see you") angestimmt wird, oder ein franzoesischer Chanson gecovert wird (Le Vent L'Emportera von Noir Desir), immer werden die richtigen Noten getroffen. Sophie selbst ist wahnsinnig lauffreudig, oft wirbelt sie von links nach rechts und von rechts nach links. In den ruhigen Phasen nimmt sie hinter ihrem Piano Platz. Ansonsten dominiert eher die rockige Sophie Hunger, die mit enormer Eleganz aber auch wilder Entschlossenheit in die Saiten ihrer Gitarre greift und mit einer durch Mark und Bein gehenden Intensitaet und ihrer jazzig-bluesigen Stimme begeistert. Wie immer ist die Vorstellung iher Band besonders ausfuehrlich und es wird im Detail aufgefuehrt, welche Instrumente von den einzelnen Musikern gespielt werden und aus welcher Stadt sie kommen. Die ziemlich verdeckt und hinten sitzend agierende Cellistin Sara Oswald beispielsweise ist Schweizerin, der schoene Pianist vorne links hingegen Franzose ("aus Paris: Alberto Malo"), der Trompeter wie erwaehnt Schwede. Eine internationale Truppe also, die der schweizer Chefin untersteht. Und Chefin ist Sophie Hunger in diesem vielkoepfigen Gefuege auf jeden Fall, denn im Laufe der Jahre hat sie ihre Begleittruppe fast komplett ausgetauscht, die Herren Flury oder Prader sind schon lange nicht mehr dabei. Meine Frau ist uebrigens von den deutschen Liedern besonders angetan, den Text von 1983 singt sie fast auswenig mit, bei das Neue kommt sie allerdings ins Stottern, weil sie das letzte Album nicht gehoert hat. Sie wundert sich besonders ueber den Satz "Deutschland ist die neue Tuerkei." Was sie damit sagen will, moechte sie von mir wissen, aber ich verweise nur auf die Interpretationsfreiheit und sage lapidar, jeder koenne sich da selbst eine Reim drauf machen, insbesonders auch auf die seltsame Phrase "Nichtraucher sind die neuen Raucher". Konsequent zu Ende gedacht, koennte man ja dann glatt behaupten> Fans von Sophie Hunger sind ihrer neuen Gegner, aber das stimmt in meinem natuerlich Fall nicht. Einmal Fan, immer Fan, angesichts der Guete ihrer Livedarbietungen nicht vewunderlich. Sahen wohl auch die meisten Zuschauer so. Nachdem Hunger und ihrer Band die Buehne verlassen hatten, waren die Beifallsbekundungen so laut und langanhaltend, dass Sophie noch einmal zurueckkam, kurz sagte: "ich darf das eigentlich nicht, aber ich mach das jetzt einfach mal", sich die Akustische schnappte und das rohe Hotel Belfort performte. In der letzten Szene riss sie so scharf an ihren Saiten, dass ich glaubte, sie haette sie gefetzt. War aber wohl nicht der Fall und Sophie verliess freudestrahlend und nun endgueltig die Buehne. 

Durch die Verspaetungen war es jetzt nicht mehr moeglich, These New Puritans in voller Laenge zu sehen. Das Konzert der britischen Band im Spiegelzelt war sogar schon in seiner Schlusphase, als ich den kreisfoermigen Raum betrete. Zahlreiche Blaeser und Streicher hatten sich um die eigentlich nur vierkoepfige Gruppe versammelt und zelebrieren eine dreampoppigen Schwebsound, dem etwas Hypnotisches innerwohnt. Ich habe kaum die Zeit ein paar Fotos zu schiessen, dann ist die Sache schon vorbei. A propos Fotos schiessen, dies wurde mir hinter von den New Puritans halbwegs verweigert. Ich hatte sie hoeflich um ein Gruppenfoto gebeten, aber man ignorierte mich fast voellig und nur der Saenger meinte recht miesgelaunt: "Knips uns einfach ab, aber wir haben keine Lust zu posieren." Nun, das hatte ich von anderen Formierungen schon sympathischer erlebt, aber ich gestehe der Band zumindest zu, irgendwann muede und genervt zu sein, wenn man standig nach Fotos gefragt wird. Zu dem Beruf gehoert es aber freilich mit dazu. 


Inzwischen war es Mitternacht in Haldern geworden und einer der groessten Leckerbissen stand an. Die kultige Band James aus Manchester naemlich. Die hatte der hollaendische Moderator zu Recht als Lieblinge von Haldern bezeichnet und auch seine Aussage, dass man wahnsinnig froh sei, James hier empfangen zu duerfen, goutieren viele. Die gar nicht mal so alt aussehenden Musiker bewiesen jedenfalls schnell, dass sie keine traege Altherrenband ist, die nur der Kohle wegen auftritt und gelangweilt die Hits abspult. Stattdessen zeigen sie, dass sie noch heiss und motiviert sind und ihr Sound prima gealtert ist. Etliche aktuelle Bands sind von James beienflusst worden und gerade juengere britische Fomrierungen koennen der Band von Saenger Tim Booth nicht das Wasser reichen. Er ist nicht nur ein hervorragender Saenger mit einer tollen Stimme (erinnert mich an John Bramwell von Iam Kloot, nur nicht so rauchig-verkratzt), sondern auch ein Performer vor dem Herrn. Wahnsinnig lustig und stimulierend, wie der Kerl tanzt. Seine Gelenke muessen aus Gummi sein, ansonsten waere es nicht moeglich, seine Arme und Beine so zu verwringen. Und seine Kondition ist top, schon bei Lied zwei laeuft er quer durchs Publikum und selbst gegen Ende zeigt er keinerlei Ermuedigungserscheinungen. Im Gegenteil, da wird er erst so richtig warm, tanzt mit Fans (die teilweise seinen Tanzstil imitieren)- darunter ein Doppelgaenger von Bjoern Borg- um die Wette und will gar nicht mehr aufhoeren. Vorher sind zwei neue Lieder gespielt worden, das zweite davon handelt von einem Mann, der in einem Hotelzimmer sitzt und im Nebenzimmer Paare beim Vollziehen des Geschlechtaktes hoert. Er fragt sich dann, ob er sich dazugesellen oder das lieber bleiben lassen soll. Der Song ist mir zu hymnisch und zu rund, den Fans gefaellt er hingegen mehrheitlich. An Eingaengigkeit mangelt er jedenfalls nicht, aber ich bevorzuge das Altwerk und hierbei nicht nur die Hits Born Of Frustration und das unvermeidliche Sit Down. Mein Freund Christoph ist Kenner und alter Liebhaber von James, er hat ganz ausführlich erzählt, wie der hervorragende Gig gelaufen ist. 


Am Ende ist es fst 2 Uhr morgens und wir sind so platt, dass wir Owen Pallett leider streichen muessen. Auch Metz spielen heute nacht ohne uns, aber verpasste Bands bei Festivals naehren den Heisshunger und lassen Raum fuer interessante Spekalatioen> und was ist, wenn ich die besten Gruppen nicht gesehen habe? Vielleicht war das Festival noch stärker als ich es erlebt habe...

Was fuer ein Tag in Haldern!


Fotos James: Christoph, Rest: Oliver





 

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