Montag, 18. August 2008

Those Dancing Days, Köln, 17.08.08


Konzert: Those Dancing Days
Ort: mtc, Köln
Datum: 17.08.2008
Zuschauer: ca. 60 bis 70
Dauer: etwa 40 min


Kürzlich habe ich einmal nachgesehen, aus welchen Ländern die Bands kommen, die
ich dieses Jahr live gesehen habe. Dabei ist mir mit Schrecken aufgefallen, daß Schweden mit neun Bands ganz furchtbar unterrepräsentiert ist. Höchste Zeit also, das aufzuhübschen.

Aber natürlich waren Statistikfrisuren nicht Grund, Those Dancing Days aus Stockholm im mtc in der Zülpicher Straße in Köln (rheinisch-korrekt heißt es aber "auf der Zülpicher Straße") anzuschauen, es war die EP Those Dancing Days, die im vergangenen Jahr erschienen ist, und die fünf ganz vorzügliche Indie-Pop Stücke enthält. Etwas später erschien die Single Run Run mit zwei weiteren Liedern. Das Gesamtwerk der Schwedinnen beschränkt sich damit bisher auf knapp 20 Minuten Musik. Die haben es allerdings in sich! Vor allem den Titelsong Those Dancing Days bekommt man so schnell nicht mehr aus dem Kopf, aber auch die restlichen Lieder zeugen von ganz viel Talent und gutem Geschmack.

Ich weiß nicht, ob die Band schon einmal in Köln aufgetreten ist, ich glaube aber nicht, weil ich das sicher bemerkt hätte. Ganz sicher bin ich, daß ich noch nie Konzerte im mtc erlebt habe - das hätte ich mir sicher gemerkt. Der Club spielte in den vergangenen zwei, drei Jahren musikalisch kaum eine Rolle, zumindest für die Bands, die ich gerne mag. Auch die Schwedinnen sollten ursprünglich im Blue Shell auftreten, wurden aber hochgebucht ins mtc. Als wir gegen neun in der Kellerkneipe eintrafen, fiel erst einmal der ekelhafte Biergestank auf. So riecht es vermutlich unter den Tischen von Oktoberfestzelten, an denen Australier und Amerikaner saßen. Dieser Biergestank, der ganz hervorragend mit dem klebrigen Boden harmonierte, wurde aber weiter hinten, also Richtung Bühne, von dem leckeren Geruch nach benutzten Klosteinen abgelöst. Vom Regen ins Urinal quasi...

Sich vorne aufzuhalten war aber auch ohne diese Frühlingsgerüche unmöglich, da mit Beginn der Vorgruppe ein derart infernalischer Krach losbrach, daß die wenigen, die vorne standen, fluchtartig zurückeilten. Dabei war die Vorgruppe The Audience gar nicht schlecht. Die Band aus Franken hat gute Lieder, spielt die live sehr brauchbar und sorgt für Stimmung. Warum zum Teufel aber die Lautstärke so unmenschlich weit hochgeregelt wurde, daß es auch mit Ohrstöpseln unerträglich war, mag verstehen wer will. Ich jedenfalls nicht. Es war vollkommen daneben - und der nächste Minuspunkt für diese stinkige Kneipe. Audience Sänger Bernd Pflaum versuchte es zwar irgendwann noch mit einem "kommt doch mal näher", das half aber offenbar auch nicht mehr. Genau weiß ich das aber nicht, wir waren da schon auf dem Weg an die Luft.

Ich hätte schon beim Wacken-2004-T-Shirt des mtc Mitarbeiters stutzig werden sollen...

Zeitgleich mit der Hauptgruppe gingen wir dann wieder zurück in den Stinkekeller.
Unten verschwanden die jungen Schwedinnen im Backstagebereich, während ein Helfer Handtücher und Flaschen aufstellte und sich dabei in mein Herz arbeitete. Er ließ nämlich aus einer der Flaschen die Kohlensäure raus, ein Bandmitglied hat also einen Assistenten, der diese fiesen Blubberblasen aus den leckeren Getränken rausläßt. Wir waren uns sicher, daß das einer der tollsten Jobs in der Indie-Pop Szene ist! Ich war ein wenig versöhnt.

Als es dann um 22.15 Uhr losging, kam gleich viel mehr Versöhnliches. Those Dancing Days sind dermaßen erfrischend und gute Laune machend, wie ich es mir
nur erträumen konnte. Herrlich! Die fünf Frauen, die sich größtenteils aus der Schule kennen, begannen mit einem mir unbekannten Lied namens Falling in fall demnächst erscheinenden Album (das In Our Space Hero Suits heißen wird).

Danach folgte das Lied der mir bekannten sieben, das ich am wenigsten mag, Tasty boy. Aber auch das gefiel mir plötzlich ganz ausgezeichnet. Bei diesem ice-cream Text fühle ich mich am ehesten an die immer wieder genannte Referenz Pipettes erinnert, kann die aber insgesamt nicht nachvollziehen. Eher erinnern mich Those Dancing Days an die (guten) Long Blondes, also ganz an deren Anfang, nur daß deutlich mehr
Dancing Days Mitglieder ihre Instrumente ordentlich beherrschen. Ich glaube, die Stimme von Sängerin Linnea weckt bei mir diese Assoziationen. Denn ähnlich wie der von Long Blondes' Frontfrau Kate Jackson ist der Gesang recht tief und gibt den eigentlich durchweg fröhlichen Liedern einen leichte nördlich-molligen, fast melancholischen Touch. Und gut ist diese Stimme! Trotz vielen Getanzes war Linneas Singerei präzise und nicht ansatzweise wackelig.

Außerdem gehören zur Band Bassistin Mimmi, die recht herb aussah und wirkte, als
sei sie zu konzentriert, um Spaß zu haben. Ganz anders Schlagzeugerin Cissi, die immer freundlich wirkte! Die beiden Co-Stars der Band sind aber die leicht durchgeknallt wirkende Keyboarderin Lisa und die immer nur strahlende und einer Lätta-Werbung entsprungene Gitarristin Rebecka... Lisa erinnerte mich äußerlich an Alison aus dem Breakfast Club und tanzte mit weit ausgestreckten Armen, wenn sie nicht ihre Orgel-Parts zu spielen hatte. Es war ohnehin ein lustiges Getanze. Linnea mit ihren Wuschellocken hüpfte auch ununterbrochen über die Bühne.

Neben vier Liedern von der ersten EP, Run Run und dessen B-Seite Home sweet home spielten Those Dancing Days immerhin vier unveröffentliche Stücke, die mir
ausnahmslos gefielen und die, wie zum Beispiel Space Hero suits großes Potential haben.

Eine junge Band, die großartige Singles hat, offenbar ein gutes Album aufgenommen hat und all das gutaussehend, sympathisch und musikalisch kompetent spielen kann, ist doch ein Traum! Und das waren sie! Ich bin ganz sicher, kein One-Hit-Wonder erlebt zu haben. Swedesplease.net schreibt zurecht, daß es vollkommen unverständlich ist, warum Lykke Li und nicht Those Dancing Days internationale Anerkennung erfahren. Wie wahr!

Und wenn es wahr ist, daß sich Gegensätze anziehen, passten ja sogar die tolle Band und der eklige Club zueinander.

Setlist Those Dancing Days, mtc, Köln:

01: Falling in fall

02: Tasty boy
03: Home sweet home
04: Keep me i.y.p. (?)
05: Hitten
06: I know where you live
07: Run run
08: Space Hero suits
09: Those dancing days

10: Discho' (Z)




3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Teilweise muss ich dir schon recht geben, es war bei der Vorband eindeutig zu laut und Those Dancing Days waren super.

Aber auch super kurz. Und für 13€ Insgesamt 65min Live Musik (The Audience spielten gerade mal ca 25. Minuten und die netten Mädels waren auch nach 35 - 40 Minuten schon fertig) ist doch schon ein wenig "teuer" bzw für mich kein komplettes Konzert. Was du gegen den Barmenschen hattest ist mir nicht ganz klar. Trotz des Wackenshirts war der super freundlich und schneller als in anderen Läden und das MTC als "ekligen" Club zu bezeichnen finde ich auch ein wenig "frech". Der Biergeruch kommt vielleicht vom Rauchverbot und wenn der eingehalten wird, wird es auch im Blue Shell oder im Luxor nicht anders riechen.

Christoph hat gesagt…

Gegen den Kellner hatte ich gar nichts. Der war wirklich sehr nett und schnell, da hast Du recht.

Recht hast Du auch, was den Preis angeht. Wir waren reichlich geschockt bei den 13 Euro. Das war zu teuer.

Aber eklig fand ich den Klogestank und den klebrigen Boden schon!

Anonym hat gesagt…

ich geb euch beiden recht. es war wirklich soooo schön!
und ich will dieses album JETZT SOFORT!!

und zu der lautstärke...komischerweise i das immer so laut bei den orbands im mtc. versteh ich auch nich.

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates