Sonntag, 10. August 2008

Gravenhurst, Haldern-Festival, 09.08.08


Konzert: Gravenhurst (solo)

Ort: Spiegelzelt des Haldern Pop Festival
Datum: 09.08.2008
Zuschauer: einige
Konzertdauer: 35 Minuten


"Steven!"

Ich war derjenige, der diesen Namen ausrief. Wie kam ich auf Steven? Der Mann, der hinter dem Projekt Gravenhurst steht, heisst doch Nick. Nick Talbot.

Deshalb war der englische Sänger von meinem Zwischenruf auch ganz irritiert: " I don't have a song called Steven". Ich machte den Patzer aber gut, indem ich Nichole rief. " I do have a song called Nichole!", freute sich Nick und natürlich spielte er diese schöne Ballade gegen Ende seines leider recht kurzen Sets.

Steven, ähh, ich meine natürlich Nick, war ohne Begleitband nach Haldern gekommen, was möglicherweise damit zusammenhing, dass Gravenhurst erst als Nachrücker zu dem Festival am Niederrhein stießen und die Zeit vielleicht zu knapp bemessen war, um spontan die anderen Musiker zusammenzutrommeln. Aber egal, der Boss ist eh Mister Talbot und der kann auch ohne ausgewachsene Band ein tolles Konzert geben! Er braucht dazu nur seine sanfte, melancholische Stimme, eine Gitarre und ein paar eingesampelte sphärische Geräusche. Mit diesen spärlichen Mitteln erzeugte er eine wunderbar feierliche und intime Atmosphäre im warmen Spiegelzelt.

Auf den englischen Ausnahmemusiker Nick Talbot war ich schon 2004 gestoßen, als er sein erstes Album "Flaslight Seasons" veröffentlichte, dass in einer sehr schönen Kartonhülle mit hübschem Druck zu haben ist. Quasi unmittelbar war ich fasziniert von der wundervollen Stimme, den interessanten Texten und der dichten Atmosphäre, die von den Liedern ausgeht. Zu meiner Freude stammten gleich die ersten drei Stücke des heutigen Sets von jenem "Flaslight Season", wahrscheinlich weil es sein folkigstes Album ist, daß man am Besten solo spielen kann. "You're only a stone throw from all the violence you burried years ago, sang Nick auf "I Turn My Face To The Forest Floor" und seine Stimme klang fast noch klarer und präziser als auf der Scheibe. Nicht nur wegen der Wärme im Zelt hätte man eine Gänsehaut bekommen können! Bei "Tunnels" und "Bluebeard", ebenfalls von "Flashlight Season" gilt das Gleiche, eine schöne Ballade jagte hier die nächste! Dabei kann Nick, wenn er mit seiner Begleitband auftritt, richtig Lärm machen, weshalb man Gravenhurst in der Musikpresse auch desöfteren mit den Noiserockern My Bloody Valentine vergleicht. Dafür waren heute aber nicht die richtigen technischen Möglichkeiten gegeben, obwohl Nick seine Gitarre beim abschließenden "Black Holes In The Sand" (entnommen von der gleichnamigen EP) ordentlich lärmen liess. Zwei Lieder vorher erfüllte er mir aber meinen persönlichen Wunsch und spielte das sentimentale Liebeslied "Nichole", das er so hingebungsvoll in sein Mikro hauchte, dass es eine regelrechte Wonne war. Wunderschön hierbei erneut seine hervorragende Stimme und sein reduziertes, aber punktgenaues Gitarrenspiel. Kein Wunder, daß dieser Schmachtfetzen für einen Film ("This Is England") verwendet wurde! "Ouhh Nicole, ouhh Nicole", diese Zeilen werden wir wohl auch lange nach Ende des Festivals nicht so schnell aus dem Gehörgang gehen...

Setlist Gravenhurst, Haldern Pop Festival:

01: I Turn My Face To The Forest Floor
02: Tunnels
03: Bluebeard
04: Nichole
05: Saints
06: Black Holes In The Sand


1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

DU warst das :-) Vorne links irgendwo - ich stand vorne Mitte und musste über beide Ohren grinsen, weil ich Deinen "Scherz" so gelungen fand. Und "Steven" is ja auch voll drauf eingestiegen. Sehr schön!

 

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