Konzert: Aidan John Moffat (ex Arab Strap)
Ort: Palais de Tokyo, Paris (Stage Of The Art)
Datum: 25.04.2008
Zuschauer: ca. 350
"Nimm einfach einen der beiden Plätze, die bei Tamara Production auf meinen Namen reserviert sind."
Mein Freund Philippe hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet. Zwei Listenplätze für Ex- Arab Strap Aidan John Moffat und davon einen für mich, da kann man nicht meckern. Zumal der Event "Stage Of The Art" im Moment der letzte Schrei in Paris ist. "Stage Of The Art" was iss'n das? - Nun, es handelt sich um eine Kollaboration zwischen dem Palais de Tokyo, dem Pariser Museum für moderne Kunst und dem Londoner Institute Of Contemporary Arts (ICA). Zum Konzept gehört, daß sich die beiden Metropolen Künstler austauschen, die dann in der jeweiligen Partnerstadt auftreten. Die Londoner haben Paris für die zweite Auflage Aidan John Moffat und Black Affair (mit dem ex Beta Band Sänger Steve Mason an der Spitze) geschickt und London wird im Gegenzug am 28. April Gonzales und die Franzosen Poni Hoax bekommen. Sponsor des Ganzen ist...der Eurostar! Passt ja!
Letztlich handelt es sich also um eine Kommerzveranstaltung in kulturellem Gewand, die - wenn es nach den Veranstaltern geht - dafür sorgen soll, daß die Pariser mit dem Eurostar nach London fahren und dort Geld lassen (am besten natürlich in dem Museum ICA) und die Londoner nach Paris kommen, um dort...äh, was weiß ich...Froschschenkel essen, zum Beispiel!
Veranstaltungen mit Eventcharakter hasse ich eigentlich wie die Pest und ich bekam heute schon wieder genug Gründe dafür geliefert, warum das so ist. Zunächst einmal hieß es nämlich "Bitte in die Schlange einreihen!" und mit Malcolm Middleton (Provokation?) auf den Kopfhörern stand ich dann also zwischen all diesen schrecklich wichtigen und angesagten Leuten. Jean Vic Chapus, Redakteur der Zeitschrift Rock & Folk sah ich den Flur enlanglaufen und auch Violaine Schütz, Redakteurin des Musikmagazins Tsugi schlurfte durch die weiten Gänge. Unter das übliche Indie-Publikum, das ich von meine zahlreichen Konzerten in Paris inzwischen zumindest vom Sehen sehr gut kenne, hatten sich auch etliche Zeitgenossen gesellt, die ausschließlich wegen des Events da waren. Hach, diese Event-Wichser, wie ich sie hasse! Die Damen jenes Menschenschlages sollen doch bitte ihre Designerhandtäschen und Stöckelschuhe auf der Avenue Montaigne spazieren führen, warum müssen die den Weg zum Konzert verstopfen?!
So kam es dann, daß ich geschlagene 35 Minuten in der Schlange stand (hier war wohl jeder auf einer Liste, obwohl man für 22 € auch offiziell Karten kaufen konnte) und irgendwann endlich an der Reihe war. Ich ließ mein Sätzchen los, sagte also, daß ich bei Tamara Production auf der Liste stehe und einen der beiden Plätze von Philippe beanspruche. "Philippe haben wir keinen aufgeführt" - "Wie bitte?" und jetzt? "Tut uns leid, wir können sie nicht reinlassen."
Na, das nenne ich einen Flop! Nicht nur, daß ich den Auftritt meiner französischen Freunde von Nelson verpasst hatte, die zwischen 7 Uhr 45 und 8 Uhr 15 spielen durften, nein, jetzt rann mir auch die Zeit für John Aidan weg, der kurz zuvor an der Schlange vorbei Richtung Konzertsaal gelatscht war. Was tun? Wie ein begossener Pudel nach Hause gehen und schmollen? Nein, kommt nicht in Frage! Ich hatte eine Idee. Ich würde einfach die Jungs von Nelson fragen, die auf den Fluren diskutierten, ob sie etwas für mich tun könnten. Sie konnten, diese Sympathen, ich hieß plötzlich Maiximilan und war auf der Liste von Nelson. Ich mußte mich allerdings wieder hinten in die Schlange einreihen und die Zeit verstrich. Es war inzwischen kurz vor 9, Aidan John spielte schon seit einer halben Stunde. Mist! Scheiß Event! Dann kam plötzlich mein Freund Philippe um die Ecke. Damit er mich bemerkte, mußte ich meinen hart erkämpften Platz in der Schlange freigeben. Zusammen reihten wir uns erneut hinten an. Um 9 Uhr 15 waren wir endlich am Zuge, plötzlich gab es den Namen Philippe auf der Liste von Tamara Production (ein Wunder?) und ich hieß ja jetzt Maximilian. Um 9 Uhr 20 waren wir endlich in dem Konzertsaal, in dem Aidan John zusammen mit einem musikalischen Begleiter musizierte. Er trug ein langsames (langweiliges?) Lied vor, daß er verpatzte und deshalb neu startete. Als er es im zweiten Anlauf besser hinbekommen hatte, erhob er sich und dankte für die Aufmerksamkeit. Wie bitte? Schon Schluß? Aber ich hatte doch nur ein einziges Lied zu hören bekommen! Bißchen wenig, oder?
Zwei französische Bekannte, die pünktlich auf der Matte standen, berichteten einhellig folgendes: "Es war recht langweilig, vor allem am Anfang, als Aidan John kurze eineinhalb - minütige Gedichte vortrug. Als sein Begleit- Musiker hinzustieß, wurde es zwar etwas besser, aber ihr habt trotzdem nichts verpasst! Na dann!
Aber es stand ja noch eine Band auf dem Programm, oder besser gesagt ein Projekt und zwar von Ex-Beta Band Sänger Steve Mason, der auch noch einen Bassisten mitgebracht hatte. Ich fragte mich, warum inzwischen so viele Leute abgehauen waren, wußte aber kurze Zeit später die Antwort. Black Affair waren nämlich in der Tat zum weglaufen. Ein fürchterlich monotoner Elektro- Discobrei, der niemanden zum Tanzen brachte, obwohl Steve die Leute dazu animierte. Mit seinem hellen Trenchcoat und der knallroten Krawatte auf schwarzem Hemd, sah er aus wie ein Versicherungsvertreter auf Dienstreise und ich fragte mich, wieso man einen solchen Hampelmann eingeladen hatte. Gibt es wirklich Leute, die so einen Käse ernsthaft mögen?
Die Veranstaltung "Stage Of The Art" werde ich künftig mit Vorsicht genießen, das scheint klar zu sein. An den Eurostar habe ich sowieso schlechte Erinnerungen, da im letzten Jahr auf der Rückreise von London unser Gepäck in Zeitlupentempo komplett ausgeräumt und gefilzt wurde, so daß wir den Zug um ein Haar verpassten. Fazit: Der Eurostar sucks! Und Aidan John Moffat und Steve Mason auch! (nun gut, bei Aidan John kann ich es nicht wirklich beurteilen, halte es aber zumindest für möglich)
Setlist Black Affair, Paris, Palais de Tokyo (Stage Of The Art) folgt!
Links:
- Arab Strap, Paris, 28.11.06
Ort: Palais de Tokyo, Paris (Stage Of The Art)
Datum: 25.04.2008
Zuschauer: ca. 350
"Nimm einfach einen der beiden Plätze, die bei Tamara Production auf meinen Namen reserviert sind."
Mein Freund Philippe hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet. Zwei Listenplätze für Ex- Arab Strap Aidan John Moffat und davon einen für mich, da kann man nicht meckern. Zumal der Event "Stage Of The Art" im Moment der letzte Schrei in Paris ist. "Stage Of The Art" was iss'n das? - Nun, es handelt sich um eine Kollaboration zwischen dem Palais de Tokyo, dem Pariser Museum für moderne Kunst und dem Londoner Institute Of Contemporary Arts (ICA). Zum Konzept gehört, daß sich die beiden Metropolen Künstler austauschen, die dann in der jeweiligen Partnerstadt auftreten. Die Londoner haben Paris für die zweite Auflage Aidan John Moffat und Black Affair (mit dem ex Beta Band Sänger Steve Mason an der Spitze) geschickt und London wird im Gegenzug am 28. April Gonzales und die Franzosen Poni Hoax bekommen. Sponsor des Ganzen ist...der Eurostar! Passt ja!
Letztlich handelt es sich also um eine Kommerzveranstaltung in kulturellem Gewand, die - wenn es nach den Veranstaltern geht - dafür sorgen soll, daß die Pariser mit dem Eurostar nach London fahren und dort Geld lassen (am besten natürlich in dem Museum ICA) und die Londoner nach Paris kommen, um dort...äh, was weiß ich...Froschschenkel essen, zum Beispiel!
Veranstaltungen mit Eventcharakter hasse ich eigentlich wie die Pest und ich bekam heute schon wieder genug Gründe dafür geliefert, warum das so ist. Zunächst einmal hieß es nämlich "Bitte in die Schlange einreihen!" und mit Malcolm Middleton (Provokation?) auf den Kopfhörern stand ich dann also zwischen all diesen schrecklich wichtigen und angesagten Leuten. Jean Vic Chapus, Redakteur der Zeitschrift Rock & Folk sah ich den Flur enlanglaufen und auch Violaine Schütz, Redakteurin des Musikmagazins Tsugi schlurfte durch die weiten Gänge. Unter das übliche Indie-Publikum, das ich von meine zahlreichen Konzerten in Paris inzwischen zumindest vom Sehen sehr gut kenne, hatten sich auch etliche Zeitgenossen gesellt, die ausschließlich wegen des Events da waren. Hach, diese Event-Wichser, wie ich sie hasse! Die Damen jenes Menschenschlages sollen doch bitte ihre Designerhandtäschen und Stöckelschuhe auf der Avenue Montaigne spazieren führen, warum müssen die den Weg zum Konzert verstopfen?!
So kam es dann, daß ich geschlagene 35 Minuten in der Schlange stand (hier war wohl jeder auf einer Liste, obwohl man für 22 € auch offiziell Karten kaufen konnte) und irgendwann endlich an der Reihe war. Ich ließ mein Sätzchen los, sagte also, daß ich bei Tamara Production auf der Liste stehe und einen der beiden Plätze von Philippe beanspruche. "Philippe haben wir keinen aufgeführt" - "Wie bitte?" und jetzt? "Tut uns leid, wir können sie nicht reinlassen."
Na, das nenne ich einen Flop! Nicht nur, daß ich den Auftritt meiner französischen Freunde von Nelson verpasst hatte, die zwischen 7 Uhr 45 und 8 Uhr 15 spielen durften, nein, jetzt rann mir auch die Zeit für John Aidan weg, der kurz zuvor an der Schlange vorbei Richtung Konzertsaal gelatscht war. Was tun? Wie ein begossener Pudel nach Hause gehen und schmollen? Nein, kommt nicht in Frage! Ich hatte eine Idee. Ich würde einfach die Jungs von Nelson fragen, die auf den Fluren diskutierten, ob sie etwas für mich tun könnten. Sie konnten, diese Sympathen, ich hieß plötzlich Maiximilan und war auf der Liste von Nelson. Ich mußte mich allerdings wieder hinten in die Schlange einreihen und die Zeit verstrich. Es war inzwischen kurz vor 9, Aidan John spielte schon seit einer halben Stunde. Mist! Scheiß Event! Dann kam plötzlich mein Freund Philippe um die Ecke. Damit er mich bemerkte, mußte ich meinen hart erkämpften Platz in der Schlange freigeben. Zusammen reihten wir uns erneut hinten an. Um 9 Uhr 15 waren wir endlich am Zuge, plötzlich gab es den Namen Philippe auf der Liste von Tamara Production (ein Wunder?) und ich hieß ja jetzt Maximilian. Um 9 Uhr 20 waren wir endlich in dem Konzertsaal, in dem Aidan John zusammen mit einem musikalischen Begleiter musizierte. Er trug ein langsames (langweiliges?) Lied vor, daß er verpatzte und deshalb neu startete. Als er es im zweiten Anlauf besser hinbekommen hatte, erhob er sich und dankte für die Aufmerksamkeit. Wie bitte? Schon Schluß? Aber ich hatte doch nur ein einziges Lied zu hören bekommen! Bißchen wenig, oder?
Zwei französische Bekannte, die pünktlich auf der Matte standen, berichteten einhellig folgendes: "Es war recht langweilig, vor allem am Anfang, als Aidan John kurze eineinhalb - minütige Gedichte vortrug. Als sein Begleit- Musiker hinzustieß, wurde es zwar etwas besser, aber ihr habt trotzdem nichts verpasst! Na dann!
Aber es stand ja noch eine Band auf dem Programm, oder besser gesagt ein Projekt und zwar von Ex-Beta Band Sänger Steve Mason, der auch noch einen Bassisten mitgebracht hatte. Ich fragte mich, warum inzwischen so viele Leute abgehauen waren, wußte aber kurze Zeit später die Antwort. Black Affair waren nämlich in der Tat zum weglaufen. Ein fürchterlich monotoner Elektro- Discobrei, der niemanden zum Tanzen brachte, obwohl Steve die Leute dazu animierte. Mit seinem hellen Trenchcoat und der knallroten Krawatte auf schwarzem Hemd, sah er aus wie ein Versicherungsvertreter auf Dienstreise und ich fragte mich, wieso man einen solchen Hampelmann eingeladen hatte. Gibt es wirklich Leute, die so einen Käse ernsthaft mögen?
Die Veranstaltung "Stage Of The Art" werde ich künftig mit Vorsicht genießen, das scheint klar zu sein. An den Eurostar habe ich sowieso schlechte Erinnerungen, da im letzten Jahr auf der Rückreise von London unser Gepäck in Zeitlupentempo komplett ausgeräumt und gefilzt wurde, so daß wir den Zug um ein Haar verpassten. Fazit: Der Eurostar sucks! Und Aidan John Moffat und Steve Mason auch! (nun gut, bei Aidan John kann ich es nicht wirklich beurteilen, halte es aber zumindest für möglich)
Setlist Black Affair, Paris, Palais de Tokyo (Stage Of The Art) folgt!
Links:
- Arab Strap, Paris, 28.11.06
1 Kommentare :
der bogen und ich sind gespannt, wie herr moffat live die kurve kriegt, um sein überambitioniertes projekt auf die bühne zu bekommen! das wird auch für den schreiber eine herausforderung fürchte ich, es sei denn es werden die helleren winkel der karriere ausgeleuchtet.
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