Freitag, 20. August 2010

Efterklang, Haldern-Festival, 14.08.10


Konzert: Efterklang
Ort: Haldern-Pop Festival
Datum: 14.08.2010
Dauer: 50 min
Erster Konzertbericht bei uns: 07.04.08 (Paris)


Haben die Dänen Efterklang etwa schon ihren Zenith überschritten? Für mich persönlich kommt jedenfalls nichts an ihre erste Ep Springer (2003) ran. Vielleicht liegt es daran, daß ich großer Anhänger des Post Rocks bin und auf diesem Minialbum klangen sie so postrockig wie danach nie mehr. Natürlich will ich Parades auch nicht vergessen, das zweite Studioalbum von 2007, mit dem sie zumindest in Indiekreisen den verdienten Durchbruch geschafft haben.* Mit dem Neuling Magic Chairs tue ich mich allerdings schwerer. Das Werk ist keineswegs schwach, klingt aber deutlich konventioneller und weniger besonders, als die vorangegangenen Outputs. Die Lieder sind kürzer, eingängiger, weniger komplex. Mit Mainstream haben Efterklang natürlich trotzdem nichts zu tun, dazu sind sie viel zu speziell, zu bizarr. Mitklatsch-bzw. Mitsingfaktor = 0. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, daß so bedauerlich wenige Zuschauer auf der Festivalwiese zu sehen waren. Die vorderen Reihen waren sehr luftig und man hatte viel Platz und Bewegungsfreiheit. Diejenigen, die gerade eine Essenspause einlegten, ein Schläfchen im Zelt hielten, oder im Spigeltent weilten, hatten jedoch Unrecht. Efterklang waren nämlich trotz der etwas schwächeren Songs des neuen Albums toll! Allein der wundervolle Backgroundgesang, das liebliche Flötenspiel und die hochcharmante Erscheinung von Heather Woods Broderick waren das Kommen wert! Und dann war da natürlich auch noch der gewohnt dauerlächelnde Sänger und Drummer Casper, der seine endlos langen Beine in eine weiße Bermuda Short gehüllt hatte und mit diesem Look für viele Schmunzler sorgte. Lustig im eigentlichen Sinne ist die Musik von Efterklang freilich nicht. Es dominieren Töne in Moll, verhuschte Synthiemelodien, gehauchte Gesänge und dreampoppige, bisweilen postrockige Sequenzen. Mit dieser Mischung punkteten sie heute in Haldern sicherlich auch bei Leuten, die sie vorher noch nicht kannten. Als älterere Fan der Band kam für mich aber erst mit Mirador (von Parades) das erste wirkliche Highlight. Die neuen, gleich zu Beginn im Dreierpack abgefeuerten Sachen wie Full Moon, Alike und I Was Playing Drums waren gefällig, aber noch nicht wirklich euphorisierend. Mit Mirador platzte aber der Knoten. Allein das wunderschöne Synthieintro, traumhaft! In der Folge entwickelte sich ein gutes Konzert, das auch meinem Bloggerpartner Christoph, der sie noch nie gesehen hatte, zu gefallen schien. Einig waren wir uns hinterher darüber, daß Cutting Ice To Snow das absolut beste Lied des Konzertes war. Toll wie bei dem komplexen, raffiniert arrangierten Stück der rote Faden beibehalten wurde. Ich persönlich hätte natürlich gerne noch meinen Lieblingssong Bright (von der Springer Ep, klar!) gehört, aber wir waren ja nicht beim Wunschkonzert..


Setlist Efterklang, Haldern-Pop Festival:

01: Full moon
02: Alike
03: I was playing drums
04: Mirador
05: Harmonics
06: Raincoats
07: Modern drift
08: Cutting ice to snow
09: Soft beating
10: Mirror Mirror

* Im Grunde genommen sind alle Alben von Efterklang einzigartig. Tripper von 2004 beispielsweise bezaubert durch traumwandlerische Synthiemelodien, herrliche Chorgesänge, Fanfaren und einfühlsame Geigen.



7 Kommentare :

markus hat gesagt…

Der letzte Song könnte "Mirror Mirror" gewesen sein. Das war zumindest der Closer am folgenden Abend in Luxemburg:

Congés Annulés, Exit07, Luxembourg, Luxembourg, 2010-08-15
01 - Swarming
02 - Full Moon
03 - Alike
04 - I Was Playing Drums
05 - Mirador
06 - Caravan
07 - Harmonics
08 - Frida Found A Friend
09 - Raincoats
10 - Modern Drift
11 - Cutting Ice To Snow
12 - The Soft Beating
13 - Mirror Mirror

Das Efterklang-Konzert aus Haldern wird übrigens am 06.09.2010 im Rockpalast gezeigt.

Oliver Peel hat gesagt…

Vielen Dank für die Mithilfe, Markus :)

Toller Service, die Setlist von Luxemburg! Wie hat dir das Konzert gefallen?

markus hat gesagt…

EXIT07 ist eine relativ kleiner Club (Kapazität ca. 250 Personen) mit Schwerpunkt auf Indie und Electronica, der aus dem Luxemburger Kulturhauptstadtjahr 2007 hervorgegangen ist, der aber regulär erst seit Ende 2008 an dieser Location betrieben wird. Was das Booking, den organisatorischen Rahmen und vor allem den Sound angeht, machen sie dort aber einen prima Job. Ich habe dort z.B. im letzten Jahr unter anderem Bands wie Deerhunter, Múm, Fuck Buttons und Tunng gesehen und kann die Location nur empfehlen.

Die Halle war, soweit ich das beurteilen konnte, gut gefüllt aber nicht komplett ausverkauft, was vielleicht auch am schwül-warmen Wetter lag. In der Halle floß zumindest bei Band und Zuhörern gleichermaßen der Schweiß in Strömen.

Efterklang brauchten auch in Luxembourg ein paar Songs, um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Ich denke Eure Beobachtung aus Haldern, dass der Funken bei den neuen Sachen nicht gleich übersprang, traf auch hier durchaus zu. Die ersten Songs wurden nämlich zwar höflich beklatscht, und die Band hat - vielleicht schon ein bisschen zu sehr - versucht positive Stimmung zu verbreiten. Aber ein erstes spontanes Zwiegespräch zwischen Band und Zuhörern (und damit eine deutlich gelöstere Atmosphäre) hat sich erst mit "Mirador" eingestellt. Jemand brüllte nach dem Song ein "I like it" in die Runde, was von zahlreichen anderen Zuschauern auch prompt bestätigt wurde und Leadsänger Casper Clausen schließlich zu der Bemerkung verleitete: "Awesome. Keep on... I like you, too".

Musikalisches Highlight war aus meiner Sicht "Frida Found A Friend", das von den gespielten Songs noch am stärksten nach Post-Rock klang.

Bemerkenswert war außerdem noch, dass sowohl Casper Clausen als auch Rasmus Stolberg zu einigen Songs ("Frida Found A Friend", "The Soft Beating") die Metallgitter an und auf der an die Bühne angrenzenden Treppe als zusätzliche Perkussionsinstrumente missbrauchten. Kuriosum am Rande: Casper erschien zur Zugabe -sehr zur Erheiterung des Publikums - mit einem überdimensionalen Sektglas (geschätzte 5 Liter), das er aber nicht mehr leeren konnte und auf der kleinen, ohnehin schon sehr dicht mit Instrumenten bestückten Bühne abstellen musste.

Oliver Peel hat gesagt…

Oh, tausend Dank für den ausführlichen, informativen Kommentar, Markus! Möchtest Du nicht beim Konzerttagebuch mitmachen? :)

Habe übrigens gerade das Album Tripper gehört. Traumhaft!

markus hat gesagt…

Danke für das Angebot, aber das war jetzt wirklich nicht die Absicht hinter meinem Posting. ;-)

Bei mir sind in den nächsten Monaten folgende Konzerte geplant.
Wenn das für euch überhaupt von Interesse ist, maile ich euch gerne die jeweilige Setlist für euren Blog.

Part Chimp
Shellac
Tindersticks
Giardini di Mirò
The National
Meursault

Oliver Peel hat gesagt…

Interessiert uns alles. Sind ja wirklich sehr spannende Konzerte dabei. Und Shellac und Meursault hatten wir hier noch nicht. Wie gesagt, wir können gute Gastautoren auf jeden Fall gebrauchen, das bringt Farbe ins Spiel.

Ich bekräftige mein Angebot :)

E. hat gesagt…

um mersault solltest du dich selbst auch mal kümmern, oliver. klasse band. dafür, dass sie nicht nach münchen kommen, haben sie gleich mal zwei termine in paris:
0. Nov 2010 19:30 International Paris, FR, FRANCE
21. Nov 2010 13:30 Planet Claire Session Paris, FRANCE
infos natürlich hier: http://dasklienicum.blogspot.com/2009/12/neue-tone-706-meursault.html

 

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