Konzert: Band Of Horses
Ort: Maison de Radio France, France Inter, Black Session Bernard Lenoir
Datum: 30.08.2010
Zuschauer: viele
Konzertdauer: 1 Stunde
Band Of Horses = Band des Jahres!
Meine Begeisterung kennt keine Grenzen, euphorischer Bericht über die Black Session beim Radiosender France Inter morgen. Noch nie zuvor habe ich eine derart berauschende Session in den heiligen Hallen des Maison de Radio France erlebt. Einfach der helle Wahnsinn! Wer kann die Pferdeband auf ihrem unaufhaltsamen Weg an die Spitze noch stoppen?
Here's the whole story:
Meine Begeisterung für die Band Of Horses nimmt dieser Tage fast schon manische Züge an. Ich frage mich manchmal, ob das in meinem Alter noch angemessen ist. Mit 39 und annähernd 1000 Konzertbesuchen auf dem Buckel sollte man doch distanzierter und abgeklärter sein, oder nicht? Vielleicht sollte man das wirklich, das wäre sicherlich vernünftig. Vernünftig aber auch langweilig und trist! Musik setzt nun einmal Emotionen frei, das ist wie beim Fußball. Erwachsene Menschen weinen wie kleine Kinder, wenn ihr Team verloren hat und jubeln zügellos, wenn ihre Mannschaft erfolgreich war. Immer wieder schön.
Also, lasst mich jubeln! Los geht's:
Erst letzte Woche erfuhr ich beiläufig, daß die Band Of Horses eine Black Session beim Radiosender France Inter spielen würde. Ich war außer mir vor Vorfreude! Das einzige Problem war, daß ich wie immer keine Einladung für diese reservierungspflichtige Veranstaltung hatte. Aber von einer solchen Lappalie wollte ich mich nicht stoppen lassen. Ich lastschte durch den wunderschönen Pariser Nachthimmel an der Seine entlang Richtung Maison de Radio France. Irgendwie würde ich da schon reinkommen, schließlich hatte das bisher noch immer geklappt ("et hät noch immer jut jegange", würde der Kölner sagen). Wie immer kam ich kurz auf knapp an. Die Uhr zeigte 21 Uhr 55 an und um zehn Uhr beginnt die live ausgestrahlte Radiosendung. Etwa ein dutzend Leute standen in einer Schlange und hofften darauf, mit einer Einladung bedacht zu werden. Ein Ordner der Radiostation alberte rum: "Es gibt nur nich vier Plätze, die anderen muss ich leider nach Hause schicken", verkündete er diebisch grinsend. Zum Glück war das nur ein Scherz, denn wenn ich nicht reingekommen wäre, hätte ich möglicherweise die Mädels an der Rezeption als Geisel genommen, um den Einlass zu erzwingen. Haha, just joking...
Alle Übriggebliebenen bekamen also in letzter Minute den begehrten Pappkarton, der die Teilnahme an der Black Session ermöglicht. Im Studio 105 wurden gerade noch die Nachrichten gesendet, bevor Moderator Bernard Lenoir nach vorne trat und eine bereits reife Band ansagte. "Nicht solche gehypten Jungspunde aus England", irgendwas in dieser Art brabbelte Bernard im Bezug auf die Amis und er hatte natürlich recht. Die Band Of Horses gibt es nun schon ein paar Jährchen und Sänger Ben Bridwell und seine vier Mitstreiter wirkten in der Tat routiniert und gelassen. Ohne Hektik legten sie gegen 22 Uhr 5 ihre Gitarrengurte um, bezogen Stellung und ließen es krachen. Moment! Ließen es krachen? Nein! Die wunderschöne Ode To LRC performten sie in stark abgewandelter Form. Die erste Hälfte war rein akustisch und nur Ben Bridwell und Gitarrist Tyler Ramsey spielten, während die anderen reglos rumstanden. Dann aber wurde der Startschuß gegeben und alle 5 Musiker traten in Aktion. Zum ersten Mal wurde klar gemacht, daß die Band Of Horses eine lupenreine Gitarrenband ist, die richtig laut werden kann. Ben hatte zunächst Probleme gegen die hohe Dezibelzahl anzusingen, im Laufe des Konzertes wurde seine hohe Weltsensationsstimme aber so perfekt warm, daß er gegen den Wall of Sound mühelos ankam. Zu meiner größten Freude wurden gleich im ersten Drittel die drei besten Songs des neuen Albums Infinite Arms rausgehauen. Compliments ist ein lässig aus dem Ärmel geschüttelter Stampfer mit dem ohrwurmigsten Gitarrensolo (gespielt von Tylor Ramsey) des Musikjahres 2010, Factory eine amerikanische Antwort auf In My Place der britischen Coldplay und Laredo ein Stück, das man bestimmt wunderbar in einem Truck auf einem amerikanischen Higway hören könnte.
Die 5 Typen der Band Of Horses lassen ohnehin keine Zweifel darüber zu, wo sie herkommen. Alles an ihnen wirkt amerikanisch. Die Cowboystiefel, die Karohemden, die dunklen Blue Jeans, die Bärte. Eine Truppe die wiztig anzusehen ist. Sänger und Gitarrist Ben Bridwell ist dünn wie ein Handtuch, genau wie sein Bassist Bill Reynolds, Lead- Gitarrist Tylor Ramsey riesengroß und dürr wie eine Bohnstange, während der rundliche Orgler Ryan Monroe (der Sohn von Marilyn? Nein!) deutlich zu viele Burger gegessen haben dürfte. Den sehr effizient trommelnden Schlagzeuger Creighton Barrett sah man hingegen fast gar nicht. Neben dem Chef Bridwell begeisterte mich Tyler Ramsey am meisten. Er war es, der mit seinen unfassbar langen, dünnen Fingern diese ganzen kleinen Zuckermelodien aus seiner Elektrischen zupfte. Kein einziges Fehlerchen unterlief diesem sanften Riesen, der auch unter eigenem Namen Songs veröffentlicht. Für die Band Of Horses hat er die reduzierte Ballade Evening Kitchen geschrieben, die er zusammen mit Bridwell auch hier und heute vortrug. Bei diesem Lied hatte die Stimme von Ben die meiste Luft zum Atmen, weil keine lauten Gitarren seinen Gesang torpedierten. Herzergreifend erklomm sein Falsett luftige Höhen und auch Songwriter Tyler selbst sang famos im Duett mit. Das genaue Gegenteil zu dieser Akustiknummer stellte der krönende Abschluss mit dem Klassiker The Funeral dar. Höllisch laute, aber dennoch hochmelodische Gitarren, ein Refrain den fast jeder im Studio kannte und die durch Mark und Bein gehenden Jodelgesänge des Herrn Bridwell sorgten für einen Abgang nach Maß. Das Publikum toste. Eine Zugabe gab es trotzdem nicht mehr. Nun ja, man soll halt eben aufhören, wenn es am schönsten ist. In diesem Sinne: bis bald mal wieder!
Setlist Band Of Horses, Black Session # 316, Bernard Lenoir, Paris:Also, lasst mich jubeln! Los geht's:
Erst letzte Woche erfuhr ich beiläufig, daß die Band Of Horses eine Black Session beim Radiosender France Inter spielen würde. Ich war außer mir vor Vorfreude! Das einzige Problem war, daß ich wie immer keine Einladung für diese reservierungspflichtige Veranstaltung hatte. Aber von einer solchen Lappalie wollte ich mich nicht stoppen lassen. Ich lastschte durch den wunderschönen Pariser Nachthimmel an der Seine entlang Richtung Maison de Radio France. Irgendwie würde ich da schon reinkommen, schließlich hatte das bisher noch immer geklappt ("et hät noch immer jut jegange", würde der Kölner sagen). Wie immer kam ich kurz auf knapp an. Die Uhr zeigte 21 Uhr 55 an und um zehn Uhr beginnt die live ausgestrahlte Radiosendung. Etwa ein dutzend Leute standen in einer Schlange und hofften darauf, mit einer Einladung bedacht zu werden. Ein Ordner der Radiostation alberte rum: "Es gibt nur nich vier Plätze, die anderen muss ich leider nach Hause schicken", verkündete er diebisch grinsend. Zum Glück war das nur ein Scherz, denn wenn ich nicht reingekommen wäre, hätte ich möglicherweise die Mädels an der Rezeption als Geisel genommen, um den Einlass zu erzwingen. Haha, just joking...
Alle Übriggebliebenen bekamen also in letzter Minute den begehrten Pappkarton, der die Teilnahme an der Black Session ermöglicht. Im Studio 105 wurden gerade noch die Nachrichten gesendet, bevor Moderator Bernard Lenoir nach vorne trat und eine bereits reife Band ansagte. "Nicht solche gehypten Jungspunde aus England", irgendwas in dieser Art brabbelte Bernard im Bezug auf die Amis und er hatte natürlich recht. Die Band Of Horses gibt es nun schon ein paar Jährchen und Sänger Ben Bridwell und seine vier Mitstreiter wirkten in der Tat routiniert und gelassen. Ohne Hektik legten sie gegen 22 Uhr 5 ihre Gitarrengurte um, bezogen Stellung und ließen es krachen. Moment! Ließen es krachen? Nein! Die wunderschöne Ode To LRC performten sie in stark abgewandelter Form. Die erste Hälfte war rein akustisch und nur Ben Bridwell und Gitarrist Tyler Ramsey spielten, während die anderen reglos rumstanden. Dann aber wurde der Startschuß gegeben und alle 5 Musiker traten in Aktion. Zum ersten Mal wurde klar gemacht, daß die Band Of Horses eine lupenreine Gitarrenband ist, die richtig laut werden kann. Ben hatte zunächst Probleme gegen die hohe Dezibelzahl anzusingen, im Laufe des Konzertes wurde seine hohe Weltsensationsstimme aber so perfekt warm, daß er gegen den Wall of Sound mühelos ankam. Zu meiner größten Freude wurden gleich im ersten Drittel die drei besten Songs des neuen Albums Infinite Arms rausgehauen. Compliments ist ein lässig aus dem Ärmel geschüttelter Stampfer mit dem ohrwurmigsten Gitarrensolo (gespielt von Tylor Ramsey) des Musikjahres 2010, Factory eine amerikanische Antwort auf In My Place der britischen Coldplay und Laredo ein Stück, das man bestimmt wunderbar in einem Truck auf einem amerikanischen Higway hören könnte.
Die 5 Typen der Band Of Horses lassen ohnehin keine Zweifel darüber zu, wo sie herkommen. Alles an ihnen wirkt amerikanisch. Die Cowboystiefel, die Karohemden, die dunklen Blue Jeans, die Bärte. Eine Truppe die wiztig anzusehen ist. Sänger und Gitarrist Ben Bridwell ist dünn wie ein Handtuch, genau wie sein Bassist Bill Reynolds, Lead- Gitarrist Tylor Ramsey riesengroß und dürr wie eine Bohnstange, während der rundliche Orgler Ryan Monroe (der Sohn von Marilyn? Nein!) deutlich zu viele Burger gegessen haben dürfte. Den sehr effizient trommelnden Schlagzeuger Creighton Barrett sah man hingegen fast gar nicht. Neben dem Chef Bridwell begeisterte mich Tyler Ramsey am meisten. Er war es, der mit seinen unfassbar langen, dünnen Fingern diese ganzen kleinen Zuckermelodien aus seiner Elektrischen zupfte. Kein einziges Fehlerchen unterlief diesem sanften Riesen, der auch unter eigenem Namen Songs veröffentlicht. Für die Band Of Horses hat er die reduzierte Ballade Evening Kitchen geschrieben, die er zusammen mit Bridwell auch hier und heute vortrug. Bei diesem Lied hatte die Stimme von Ben die meiste Luft zum Atmen, weil keine lauten Gitarren seinen Gesang torpedierten. Herzergreifend erklomm sein Falsett luftige Höhen und auch Songwriter Tyler selbst sang famos im Duett mit. Das genaue Gegenteil zu dieser Akustiknummer stellte der krönende Abschluss mit dem Klassiker The Funeral dar. Höllisch laute, aber dennoch hochmelodische Gitarren, ein Refrain den fast jeder im Studio kannte und die durch Mark und Bein gehenden Jodelgesänge des Herrn Bridwell sorgten für einen Abgang nach Maß. Das Publikum toste. Eine Zugabe gab es trotzdem nicht mehr. Nun ja, man soll halt eben aufhören, wenn es am schönsten ist. In diesem Sinne: bis bald mal wieder!
01: Ode To LRC
02: Compliments
03: Marry Song
04: For Annabelle
05: Factory
06: Laredo
07: Older
08: Is There A Ghost
09: The General Specific
10: Evening Kitchen
11: Blue Beard
12: No One Gonna Love You
13: The Funeral
2 Kommentare :
"Wer kann die Pferdeband auf ihrem unaufhaltsamen Weg an die Spitze noch stoppen?"
Die?
http://www.pferdemetzgerei-stamm.de/
Video from the show here:
http://www.youtube.com/watch?v=0HhdNeS2yIM
Take care
L' Angelo
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