Mittwoch, 20. Januar 2010

Rivkah, Paris, 19.01.10


Konzert: Rivkah
Ort: les Disquaires, Paris
Datum: 19.01.2010
Zuschauer: 25 bis 30
Konzertdauer: etwa 1 Stunde



Zum ersten Mal Notiz von Rivkah, nahm ich Ende Mai beim Festival Villette Sonique in Paris. Zusammen mit Suzanne The Man und EliotE & The Ritournelles spielte sie ein kurzes Konzert mit kleinen Kindern, die als süße und musikalische Gäste mitmachen durften. Eine schöne Aktion, bei der mir sofort die berührende Stimme von Rivkah auffiel. Sie war so melancholisch, so tieftraurig, aber auch so enorm trostspendend. Meine Neugierde war geweckt. Wer ist diese zerbrechlich wirkende Frau mit den extrem langen Haaren und dem kunstvollen Tatoo auf dem schmalen Rücken? Aufschluss gab die MySpace Seite der Künstlerin. Eine Pianistin also, die bei der Aufnahme ihres ersten, selbstproduzierten Albums Walking Our Dogs Unterstützung von dem großartigen David- Ivar Herman Dune erhielt, der die Gitarren- und Bassparts einspielte. Kurze Zeit später stolperte ich über einen wunderschönen Song von Rivkah, den man auf einer Compilation (Folks At Pop In, 2006) des hervorragenden Waterhouse Record Labels (June Madrona, Pollyanna, Christina Antipa, Brittain Ashford) genießen durfte. Don't Fall verbreitete eine solch sentimentale Atmosphäre, daß es einem das Herz zerriß ("Can you hear me", die Stelle klang nach Flehrufen), war aber dennoch so anziehend, das ich diese Piano - Ballade immer wieder hören musste.

Inzwischen ist ein wenig Zeit ins Land gegangen und zumindest heute beim Konzert chez Les Disquaires im quirligen Pariser Bastilleviertel stand Don't Fall nicht mehr auf der Setlist. Rivkah hat fleißig neue Lieder geschrieben und kürzlich ein zweites Album, schlicht Second betitelt, herausgebracht. Man kann es bei I-tunes legal runterladen, würde damit aber auf den Genuß des wunderschönen, von Rivkah selbst gestalteten Artworks verzichten. Man muß wisssen, daß die Pariserin jede Hülle selbst von Hand anfertigt und auch für die Illustrationen und Bebilderungen verantwortlich zeichnet. Ein Allroundtalent, das auch Mode kreiert und für ihre schönen Flyer und Poster bekannt ist.

Heute spielte sie nicht alleine, sondern wurde von zwei männlichen Begleitmusikern an Kontrabass und Schlagzeug tatkräftig unterstützt. Diese Instrumentierung gab dem fragilen Pianofolk eine jazzige Note, die perfekt passte und nie zu aufdringlich wurde. Im Grunde genommen sind alle Lieder von Rivkah in moll gehalten, aber es gibt auch immer mal wieder Licht am Ende des Tunnels. My Love Is Growing, ein optimistisch stimmendes Liebeslied (was sonst?) ist dafür der beste Beweis. Top Of The Hill widerum hat einen unwiderstehlichen Groove, man kann zu diesem jazzigen Stück Musik sogar fast ein wenig tanzen. Interlace Me schließlich, fängt fast wie ein Lied der Schwedin Frida Hyvönen (Until Death Comes) an, ist aber bei weitem nicht so cheasy, sondern entzückt durch viel Feingefühl, Glöckchen und den sirenenhaften Gesang der Pianistin. Der Hit, wenn man so will, wobei man gleich hinzufügen muss, daß die Französin nicht auf Teufel komm raus nach Eingängigkeit und Radiotauglichkeit schielt, sondern ihren eigenen Weg geht und damit zumindest in Indie-Kreisen auf offene Ohren stoßen sollte. Am 3. Februar spielt sie immerhin schon im Vorprogramm von Lou Barlow (Sebadoh, Dinosaur Jr.) im Point Éphémere. Na, wenn das nichts ist!

Setlist Rivkah, Les Disquaires, Paris:

01: You Lie
02: Into The Snow
03: Joey 1 (Noir Desir Cover)
04: Sister
05: My Love Is Growing
06: Those Songs Are Like My Rescue
07: You Naked
08: Top Of The Hill
09: Later Is Later
10: Fine
11: Interlace Me
12: Sparkling
13: My Friend




 

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