So, Zeit für meine persönliche Abrechnung des Konzertjahres 2009. Die Liste von Christoph dürfte auch in den nächsten Tagen folgen und dann gilt die volle Konzentration den Gigs von 2010.
Ein Blick zurück:
15: The Whitest Boy Alive, La Cigale, Paris
Wie schafft es ein nerdiger Norweger mit Brille und roten Haaren, einen ganzen Saal voller trendiger Leute zum Tanzen zu bringen? The Whitest Boy Alive, eine deutsche Band mit skandinavischem Frontmann hat die Formel raus und schüttelte in der Cigale zackige und tanzbare Beats in rauen Mengen aus dem Ärmel. Jeder, der sie 2009 gesehen hat, dürfte hinterher begeistert gewesen sein.
14: Anna Ternheim, Alhambra, Paris
Ihre deutschen Festivalauftritte beim Melt! und beim Haldern Pop waren nicht nach meinem Geschmack. Zu stark instrumentiert, zu gefällig und massentauglich, so mein Urteil. Zum Glück vertröstete sie mich in Paris dann aber mit einem vorzüglichen Akustikkonzert, das sie zusammen mit zwei Begleitmusikern zelebrierte. Die Frau hat unglaublich viel Talent, taugt unbedingt zu einer äußerst ernst zu nehmenden Folkmusikerin und sollte auf diesem Felde auch ihr Heil suchen. Netten Kaffehauspop braucht nämlich kein Mensch und dafür gibt es ja auch schon Katie Melua.
13: Gossip, Furia Sound Festival bei Paris
Gossip warern dieses Jahr die Allzweckwaffe bei Festivals. Beim Melt! kam ich aber nicht so richtig auf meine Kosten (Zelt zu voll, zu stickig, schlechte Sicht auf die Band), während ich ein paar Tage vorher beim Furia Sound Festival bei Paris von Beth und Co. wieder einmal bis zum Äußersten aufgepeitscht wurde. Herrlich wie die ganze Festivalwiese zu jedem einzelnen Lied hoppelte, wie Kaninchen auf der Flucht. Gegen Killersongs wie Heavy Cross und Standing In The Way Of Control ist sowieso kein Kraut gewachsen. Gossip werden einmal die größte Rockband der Welt, darauf kann man Gift nehmen! Bono putz Dir schon einmal Deine dämliche Sonnenbrille, damit du siehst, wer Dich da bald platt walzt!
12: Mogwai, Furia Sound Festival bei Paris
Die schottischen Großmeister des Post Rock spielten gleich nach Gossip auf dem Furia Sound Festival, allerdings auf einer anderen Bühne. Besonders gut gefielen mir die feinen Chorgesänge von Stuart Braitwaite und Dominic Aitchison ,damit konnten sie wirklich problemlos mit den Fleet Foxes und den Great Lake Swimmers mithalten... Ähem, ja. Spaß bei Seite, auch ganz ohne schönen Gesang schafften es Mogwai, mich durchgängig zu fesseln. Ganz schweres Geschütz wurde aufgefahren, manchmal erinnerten die explodierenden Gitarren an Luftangriffe britischer Kampfgeschwader und man konnte von Glück reden, wenn einem nicht das Trommelfell platzte. Mit Batcat machten mir die wortkargen Glasgower am Ende endgültig den Garaus. Leader Stuart trug nicht umsonst ein Star- Wars T-Shirt, denn das hier war auch eine Art Krieg. Der Krieg der verzerrten Gitarren! Den Lärm hat man vermutlich noch in der Normandie gehört. Ob die geflohenen Eichhörnchen inzwischen wieder in die benachbarten Wälder zurückgekehrt sind, wurde allerdings nicht überliefert...
11: Shearwater, Café de la danse, Paris
Shearwater sind nach wie vor viel zu unbekannt. Die Band um Sänger Jonathan Meiburg hätte es verdient, in einem Atenzug mit Aracade Fire oder Grizzly Bear genannt zu werden, denn kaum eine amerikanische Band ist mitreißender, ideenreicher, melodiöser als Shearwater. Im Café de la Danse spielten sie etliche Schmankerl ihres ganz vorzüglichen Albums Rook, das mit wie Krachern wie The Snow Leopard oder Rooks eigentlich Platz eins in der Bestenliste 2008 verdient gehabt hätte. Und die vereinzelt performten Stücke vom Vorgänger Palo Santo waren auch nicht von schlechten Eltern. Eine essentielle Band, die man kennen muß. Sänger Jonathan hat schließlich eine der besten Stimmen der Welt. Sein Falsettgesang ist mal zärtlich, mal kraftvoll-heroisch und immer berührend.
10: Vampire Weekend, Nouveau Casino, Paris
Jaja, ich weiß, ich habe auch schon einmal über das streberhafte Erscheinungsbild der Jungs von Vampire Weekend gelästert, aber man muss den Schwiegermütterlieblingen einfach lassen, daß sie ein paar hochkarätige Indie Popsongs geschrieben haben, die beim fulminanten Nacht- Konzert im Nouveau Casino bereits beim ersten (!) Lied ein paar Leute zum Crowdsurfen animierten. Und die Titel vom Neuling Contra sind absolut vielversprechend und zogen beim Testlauf schon erstaunlich gut. Auch hier gilt: Eine essentielle Band.
09: Fleet Foxes, La Cigale, Paris
In meine Top Ten gehört auch unbedingt ein Konzert der Fleet Foxes. In der Cigale im Februar haben sie mich noch etwas mehr gepackt, als ein paar Monate später im Grand Rex, weil in der Cigale die Leute noch besser mitgingen und es zahlreiche witzige Dialoge zwischem dem Publikum und Oberfox Robin Pecknold gab. Der Sänger fragte nach guten veganen Retaurants und Amis im Publikum erzählten irgend etwas von Donuts, bevor sie ihm rieten, ins jüdische Viertel Le Marais zu gehen. Das verstand er akustisch überhaupt nicht und musste gleich mehrfach verwirrt nachfragen. Währenddessen bekundte Drummer J. Tilman aus dem Hintergund: "French vegan food tastes like fish!"
Auch musikalisch wurde so einiges geboten. Besonders Pecknold war in Topform und erfüllte mit seiner Jahrhundertstimme den altehrwürdigen Saal. Mit dem solo vorgetragenen Tiger Mountain Peasant Song berührte er mich emotional ganz tief. "I don't know waht I have done, I'm turning myself to a demon", brüllte er regelrecht und fügte mir damit eine Integral-Gänsehaut zu.
08: Get Well Soon, La Maroquinerie, Paris
Mein französischer Freund Philippe Didier, mit dem ich zusammen dieses berauschende Konzert gesehen habe, wählte die Performance von Konstantin Gropper und seinen Begleitmusikern glatt auf Platz eins seiner Jahresbestenliste. Auch ich war hingerissen und erinnere mich noch allzu gut daran, wie der eigentlich recht schüchterne Konstantin motiviert durch den stetig intensiver werden Applaus immer mehr auftaute und am Ende sogar einige Sätze auf französisch sagte. Musikalisch war das Ganze eine eindruckvolle Bestätigung, daß all die Lobeshymnen die auf Get Well Soon angestimmt wurden, absolut verdient waren. Erstaunlich wie die komplex arrangierten Stücke dramatisch perfekt inszeniert wurden, ohne zu sehr ins Bombastische abzudriften. Die gute Vorgruppe Dear Reader rundete das Ganze wunderbar ab und sorgte mit dafür, daß dieser Abend ein denkwürdiges Ereignis wurde.
07: The Maccabees, La Maroquinerie, Paris
Das Konzert der englischen Maccabees in der Maroquinerie war so dermaßen rasant und euphorisierned, daß sogar ein erster Platz in meiner Liste nicht unverdient wäre. Die Rotzlöffel aus Süd London stürmten von der ersten bis zur letzten Minute und brachten das Publikum förmlich zum ausrasten. Ein Hit jagte den nächsten und das Songmaterial der beiden Alben war so stark und ausgewogen, daß es noch nicht einmal besonders auffiel, daß ihr erster Hit Latchmere im Set fehlte. Vielleicht deshalb auch "nur" Platz sieben. Ich hätte mir zehn Minuten mehr gewünscht, denn das sagenhaft tolle Konzert war leider viel zu schnell vorbei!
06: Metallica, Paris-Bercy, April:
"You want heavy?" brüllte Heißsporn James Hetfield irgendwann einmal der schwitzenden Menge entgegen und fuhr, ohne die Antwort abzuworten mit: "I'll give you heavy!", brachialen Riffs und einem durch Mark und Bein gehenden Geang fort. Alles Klischees, diese dummen Sprüche, schon klar und auch die Show war bis ins kleinste Detail durchgeplant. Gegen die geballte Wut von Hetfield, Ulrich und Co. war aber auch ich nicht gewappnet und so zwangen sie mich nach zwei Stunden Dauerbefeuerung in die Knie. Irgendwie war mir hinterher zumute, als hätte mich ein Zug überrollt, aber mir kam auch ein Songtitel von den ebenfalls nicht zart besaiteten Queens Of The Stone Age in den Sinn: " I Think I Lost My Fucking Headache." Das passte. Fühlte ich mich vorher matt und migränig, war ich hinterher bis zum Anschlag mit Adrenalin vollgepumpt und wie auf Droge. "Boah, ey, geil, Alter, ey. Metallica!"
05: Sophie Hunger, Boule Noire, Paris
Nach Hetfield nun einmal eine Lady, die brachialen Heavy Metal macht. Einer schüchtern wirkenden Schweizerin hätte ich vorher eigentlich gar nicht zugetraut, daß sie auf dem Gebiet des Death Metal brilliert und die gesamte Boule Noire zum Headbangen bringt. Ihr Texte, die allesamt vom Teufel handelten, waren wahrlich zum Gruseln, aber die schwarzhaarige Rockröhre sang auch ein paar berührende Balladen auf Chinesisch. Hach, wie toll!
Hmm. Ich glaube das mit Sophie war alles ganz anders. Nachlesen kann man das hier.
In meine Top Ten gehört auch unbedingt ein Konzert der Fleet Foxes. In der Cigale im Februar haben sie mich noch etwas mehr gepackt, als ein paar Monate später im Grand Rex, weil in der Cigale die Leute noch besser mitgingen und es zahlreiche witzige Dialoge zwischem dem Publikum und Oberfox Robin Pecknold gab. Der Sänger fragte nach guten veganen Retaurants und Amis im Publikum erzählten irgend etwas von Donuts, bevor sie ihm rieten, ins jüdische Viertel Le Marais zu gehen. Das verstand er akustisch überhaupt nicht und musste gleich mehrfach verwirrt nachfragen. Währenddessen bekundte Drummer J. Tilman aus dem Hintergund: "French vegan food tastes like fish!"
Auch musikalisch wurde so einiges geboten. Besonders Pecknold war in Topform und erfüllte mit seiner Jahrhundertstimme den altehrwürdigen Saal. Mit dem solo vorgetragenen Tiger Mountain Peasant Song berührte er mich emotional ganz tief. "I don't know waht I have done, I'm turning myself to a demon", brüllte er regelrecht und fügte mir damit eine Integral-Gänsehaut zu.
08: Get Well Soon, La Maroquinerie, Paris
Mein französischer Freund Philippe Didier, mit dem ich zusammen dieses berauschende Konzert gesehen habe, wählte die Performance von Konstantin Gropper und seinen Begleitmusikern glatt auf Platz eins seiner Jahresbestenliste. Auch ich war hingerissen und erinnere mich noch allzu gut daran, wie der eigentlich recht schüchterne Konstantin motiviert durch den stetig intensiver werden Applaus immer mehr auftaute und am Ende sogar einige Sätze auf französisch sagte. Musikalisch war das Ganze eine eindruckvolle Bestätigung, daß all die Lobeshymnen die auf Get Well Soon angestimmt wurden, absolut verdient waren. Erstaunlich wie die komplex arrangierten Stücke dramatisch perfekt inszeniert wurden, ohne zu sehr ins Bombastische abzudriften. Die gute Vorgruppe Dear Reader rundete das Ganze wunderbar ab und sorgte mit dafür, daß dieser Abend ein denkwürdiges Ereignis wurde.
07: The Maccabees, La Maroquinerie, Paris
Das Konzert der englischen Maccabees in der Maroquinerie war so dermaßen rasant und euphorisierned, daß sogar ein erster Platz in meiner Liste nicht unverdient wäre. Die Rotzlöffel aus Süd London stürmten von der ersten bis zur letzten Minute und brachten das Publikum förmlich zum ausrasten. Ein Hit jagte den nächsten und das Songmaterial der beiden Alben war so stark und ausgewogen, daß es noch nicht einmal besonders auffiel, daß ihr erster Hit Latchmere im Set fehlte. Vielleicht deshalb auch "nur" Platz sieben. Ich hätte mir zehn Minuten mehr gewünscht, denn das sagenhaft tolle Konzert war leider viel zu schnell vorbei!
06: Metallica, Paris-Bercy, April:
"You want heavy?" brüllte Heißsporn James Hetfield irgendwann einmal der schwitzenden Menge entgegen und fuhr, ohne die Antwort abzuworten mit: "I'll give you heavy!", brachialen Riffs und einem durch Mark und Bein gehenden Geang fort. Alles Klischees, diese dummen Sprüche, schon klar und auch die Show war bis ins kleinste Detail durchgeplant. Gegen die geballte Wut von Hetfield, Ulrich und Co. war aber auch ich nicht gewappnet und so zwangen sie mich nach zwei Stunden Dauerbefeuerung in die Knie. Irgendwie war mir hinterher zumute, als hätte mich ein Zug überrollt, aber mir kam auch ein Songtitel von den ebenfalls nicht zart besaiteten Queens Of The Stone Age in den Sinn: " I Think I Lost My Fucking Headache." Das passte. Fühlte ich mich vorher matt und migränig, war ich hinterher bis zum Anschlag mit Adrenalin vollgepumpt und wie auf Droge. "Boah, ey, geil, Alter, ey. Metallica!"
05: Sophie Hunger, Boule Noire, Paris
Nach Hetfield nun einmal eine Lady, die brachialen Heavy Metal macht. Einer schüchtern wirkenden Schweizerin hätte ich vorher eigentlich gar nicht zugetraut, daß sie auf dem Gebiet des Death Metal brilliert und die gesamte Boule Noire zum Headbangen bringt. Ihr Texte, die allesamt vom Teufel handelten, waren wahrlich zum Gruseln, aber die schwarzhaarige Rockröhre sang auch ein paar berührende Balladen auf Chinesisch. Hach, wie toll!
Hmm. Ich glaube das mit Sophie war alles ganz anders. Nachlesen kann man das hier.
04: Soap & Skin, L'Européen, Paris:
Ende des letzten Jahres hat sich noch eine junge Frau aus Österreich an Sophie Hunger vorbeigeschlichen. Anja Plaschg aus der Steiermark. Dort kommen Leute her, die aus ganz besonderem Holz geschnitzt sind. Kämpfertypen, die sich mit unerbitterlichem Ehrgeiz an die Spitze boxen. Tennisheld Thomas Muster war zusammen mit Jimmy Connors und Rafael Nadal der größte Fighter, den der weiße Sport je gekannt hat. Und Muskelprotz Arni Schwarzenegger hat es sogar zum Gouverneur von Kalifornien gebracht. Wie hoch geht es für Anja aka Soap & Skin noch hinaus? Meiner Ansicht nach ist sie auf ihrem Höhenflug nicht zu stoppen! Nur sie selbst kann sich Steine in den Weg legen, wenn sie zu ungeduldig und zu verbissen ist. Aber da passt die Mutter, die an jenem denkwürdigen Abend im Pariser Européen mit dabei war, hoffentlich schon drauf auf. Ihre Tochter ist das größte Talent, daß die Indieszene in den letzten Jahren gesehen hat. Atemberaubend, wie sie mit unglaublicher Hingabe ihre düsteren Lieder am Piano performt und die Zuhörer in ihren Bann zieht. Selten habe ich bei einem Konzert so viele Leute mit offenen Mündern gesehen, die staunend und mit ungläubigem Kopfschütteln Richtung Bühne glotzen und sich fragen, wo das zierliche Persönchen diese urwüchsigen Kräfte herholt.
03: Peter Doherty, La Bataclan, Paris:
Endlich einmal hat Peter all seine Fähigkeiten ausgespielt und ein Konzert geboten, das man von einem solch talentierten Musiker erwarten darf. Zusammen mit dem Blur Zurückkehrer Graham Coxon an der Gitarre, einem kleinen Orchester aus Streichern und seinen Kumpels von den Babyshambles legte er ein nahezu episches Konzert aufs Parkett. Der erste Teil bestand aus eher ruhigen Songs von seinem Soloalbum, die Zugaben aus punkrockigen Krachern der Babyshambles (und in einem Fall (Time For Heroes) der Libertines). Die Fans feierten diesen fulminanten Auftritt noch minutenlang und erreichten damit, daß Peter noch einmal aus seiner Kabine kam und Hände schüttelte. Deutlich war zu erkennen, wie gerührt er war und wie viel ihm seine Anhänger bedeuten. Er hat sie oft durch bedröhnte oder abgesagte Gigs enttäuscht, heute aber restlos begeistert. Er ist ein ganz Großer! Und wer nur über seine Eskapaden lästert, sollte sich am besten forever ins Knie ficken!
02: Whalebone Polly/This Is The Kit/ The Hand, Le Pop In, Paris
Die Engländerinnen Kate Staples (This Is The Kit) und Rachael Dadd (auf dem Foto) bilden gemeinsam das weibliche Powerduo Whalebone Polly, das die Kraft der zwei Banjos hat. Absolut rührend, wie viel Mühe sich die beiden bei diesem Gratis- Konzert gaben und mit wieviel Spiel- und Lebensfreude sie zu Werke gingen. Die unbeschreiblich schöne Stimme von Rachael Dadd hatte es mir dermaßen angetan, daß ich mich dazu verleiten ließ, ihr einen glühenden Fan-Brief zu schreiben, in dem ich sie über den grünen Klee lobte und schwärmte wie ein verliebter Teenager. Leider habe ich nie eine Antwort erhalten, wahrscheinlich weil Rachael mich für einen übergeschnappten Stalker hielt. Dabei war das Ganze natürlich nur auf die Musik bezogen. Schon klar, oder?
Wer wird die Nummer eins? Darüber diskutiert schon ganz Deutschland. Wilde Spekulationen schießen ins Kraut, mein Telefon steht nicht mehr still und mein elektronischer Briefkasten quillt über. Eine unerträgliche Spannung!
Ende des letzten Jahres hat sich noch eine junge Frau aus Österreich an Sophie Hunger vorbeigeschlichen. Anja Plaschg aus der Steiermark. Dort kommen Leute her, die aus ganz besonderem Holz geschnitzt sind. Kämpfertypen, die sich mit unerbitterlichem Ehrgeiz an die Spitze boxen. Tennisheld Thomas Muster war zusammen mit Jimmy Connors und Rafael Nadal der größte Fighter, den der weiße Sport je gekannt hat. Und Muskelprotz Arni Schwarzenegger hat es sogar zum Gouverneur von Kalifornien gebracht. Wie hoch geht es für Anja aka Soap & Skin noch hinaus? Meiner Ansicht nach ist sie auf ihrem Höhenflug nicht zu stoppen! Nur sie selbst kann sich Steine in den Weg legen, wenn sie zu ungeduldig und zu verbissen ist. Aber da passt die Mutter, die an jenem denkwürdigen Abend im Pariser Européen mit dabei war, hoffentlich schon drauf auf. Ihre Tochter ist das größte Talent, daß die Indieszene in den letzten Jahren gesehen hat. Atemberaubend, wie sie mit unglaublicher Hingabe ihre düsteren Lieder am Piano performt und die Zuhörer in ihren Bann zieht. Selten habe ich bei einem Konzert so viele Leute mit offenen Mündern gesehen, die staunend und mit ungläubigem Kopfschütteln Richtung Bühne glotzen und sich fragen, wo das zierliche Persönchen diese urwüchsigen Kräfte herholt.
03: Peter Doherty, La Bataclan, Paris:
Endlich einmal hat Peter all seine Fähigkeiten ausgespielt und ein Konzert geboten, das man von einem solch talentierten Musiker erwarten darf. Zusammen mit dem Blur Zurückkehrer Graham Coxon an der Gitarre, einem kleinen Orchester aus Streichern und seinen Kumpels von den Babyshambles legte er ein nahezu episches Konzert aufs Parkett. Der erste Teil bestand aus eher ruhigen Songs von seinem Soloalbum, die Zugaben aus punkrockigen Krachern der Babyshambles (und in einem Fall (Time For Heroes) der Libertines). Die Fans feierten diesen fulminanten Auftritt noch minutenlang und erreichten damit, daß Peter noch einmal aus seiner Kabine kam und Hände schüttelte. Deutlich war zu erkennen, wie gerührt er war und wie viel ihm seine Anhänger bedeuten. Er hat sie oft durch bedröhnte oder abgesagte Gigs enttäuscht, heute aber restlos begeistert. Er ist ein ganz Großer! Und wer nur über seine Eskapaden lästert, sollte sich am besten forever ins Knie ficken!
02: Whalebone Polly/This Is The Kit/ The Hand, Le Pop In, Paris
Die Engländerinnen Kate Staples (This Is The Kit) und Rachael Dadd (auf dem Foto) bilden gemeinsam das weibliche Powerduo Whalebone Polly, das die Kraft der zwei Banjos hat. Absolut rührend, wie viel Mühe sich die beiden bei diesem Gratis- Konzert gaben und mit wieviel Spiel- und Lebensfreude sie zu Werke gingen. Die unbeschreiblich schöne Stimme von Rachael Dadd hatte es mir dermaßen angetan, daß ich mich dazu verleiten ließ, ihr einen glühenden Fan-Brief zu schreiben, in dem ich sie über den grünen Klee lobte und schwärmte wie ein verliebter Teenager. Leider habe ich nie eine Antwort erhalten, wahrscheinlich weil Rachael mich für einen übergeschnappten Stalker hielt. Dabei war das Ganze natürlich nur auf die Musik bezogen. Schon klar, oder?
Wer wird die Nummer eins? Darüber diskutiert schon ganz Deutschland. Wilde Spekulationen schießen ins Kraut, mein Telefon steht nicht mehr still und mein elektronischer Briefkasten quillt über. Eine unerträgliche Spannung!
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