Sonntag, 23. November 2008

Travis, Essen, 22.11.08


Konzert: Travis
Ort: Grugahalle Essen (Rockpalast Festival)
Datum: 22.11.2008
Zuschauer: wieder deutlich leerer; erschütternd leer
Dauer: 70 min


Wieso habe ich den gleichen Fehler noch einmal gemacht, nämlich Travis derart massiv zu unterschätzen. Ich mag die schottische Band seit ihrer ersten Platte, habe auch eifrig immer alle folgenden gekauft - nur gehört habe ich Travis in den letzten Jahren selten. Und dann kam ein Konzert im vergangenen Jahr in Köln, zu dem ich vor allem wegen der fabelhaften Vorgruppe The Taste aus München gegangen bin, und Travis waren alles andere als langweilig und haben sich vollkommen in mein Herz gespielt.

Und danach habe ich sie wieder selten gehört...

Fleet Foxes und Rascals hatten mich schon überzeugt, und damit war genug auf der Pro-Schale der Rockpalast Waage, sodaß ich eigentlich von Travis nicht mehr viel erwartete. Ein Fehler wie gesagt.

Das erste Stück hatte mich noch nicht umgehauen. Ich kenne aber auch Ode to J. Smith, die aktuelle Platte, noch viel zu wenig. Aber schon dabei bekam man einen
guten Eindruck davon, daß das Spielen von Konzerten den vier Schotten offenbar unglaublich viel Freude bereitet. Sie bewegen sich viel, wandern über die Bühne, hüpfen und machen dabei grundsätzlich ein fröhliches Gesicht, es ist eine wahre Freude!

Nach
Chinese blues mußte Fran erst einmal die Gitarre stimmen. Während er das tat, klagte er, daß das jetzt langweilig sei, das Konzert werde schließlich übertragen. Und das in seinem herrlichen Singsang-Schottisch, viel besser verständlich als das Grummel-Schottisch von Glasvegas.

Mein Gesicht wurde dann erstmals bei
Selfish Jean, dem zweiten Stück fröhlich. Selfish Jean ist ein gutes Argument gegen die Nörgler, die sagen, Travis seien nur früher gut gewesen. Das Lied von der Platte vor Ode to J. Smith (The boy with no name) gefällt mir ganz ausgezeichnet, immer wieder!

Und Fran hüpfte und drehte sich und tanzte!

Wenn ich eben von den vier Schotten spreche, ist das zwar richtig, aber nicht ganz.
Vier Schotten waren auf der Bühne. Zusätzlich war aber auch wieder der schwedische Keyboarder Claes Björklund mit von der Partie.

Travis spielten Lieder all ihrer Platten. Dabei wurde das Set immer älter. Anfangs kam mit Writing to reach you vom zweiten Album nur ein altes Stück, mit der Zeit wurden die Lieder immer klassischer. Natürlich bildeten Songs von Ode to J. Smith absolut den größten Anteil, insgesamt kamen aber jeweils die Hälfte der Lieder von den ersten bzw. den letzten drei Platten. Besonders schön dabei war, daß Travis ihr Debüt Good
feeling nicht mißachteten. Mit Falling down, U16 girls und ihrem ersten gemeinsam gespielten Lied All I want to do is Rock 'n' Roll wurde das angemessen bedacht.

Und wieviele dieses Lieder sind schon jetzt zeitlose Klassiker? Sing, Driftwood, Turn, das wundervolle Side, Writing to reach you, Closer, bei dem nur das Publikum den Refrain sang und der Sänger kommentierte - "Closer" - "Nice" - "Closer" - "Nicer" - "Closer" - "ok."

Zwei der schönsten Lieder hatten sich Fran, Dougie, Neil, Andy & Claes für die Zugaben aufgehoben. Von letztem Jahr kannte ich schon die Flowers in the window Version, bei der alle Bandleute mit einer Gitarre Arm in Arm singen. Sie taten das vor den Mikros am Bühnenrand, also ganz akustisch. Und auch wenn ich es schon kannte - es war unglaublich schön, fast rührend, wenn das nicht so theatralisch klänge.

Danach, zu Why does it always rain on me, sollten alle hüpfen, pogen, verlangte Fran
(der Hut trug). Und wir sollten auf gar keinen Fall cool sein! "Being cool stops at eleven o'clock!"

Es ist für viele uncool, Travis toll zu finden, da bin ich ganz sicher. Aber die tun der Band unrecht (und sich selbst keinen Gefallen), denn auch als nicht-jeden-
Tag-Travishörer hat man live mit dieser unglaublich sympathischen Gruppe wahnsinnigen Spaß. Eine der besten Livebands, die ich kenne, da bin ich mir nach zwei Konzerten ziemlich sicher.

Das Rockpalast Festival war eine wirklich schöne Sache. Die Auftritte der Fleet Foxes (Tagessieger), von Travis und den Rascals waren in meinen Ohren ganz hervorragend. Ben Folds hat mir Spaß gemacht, Glasvegas leider nicht. Und unser (Vor)urteil, daß bei den Schilderungen, wie Donavon Frankenreiter sein würde, einige Male zu oft Jack Johnson als Referenz genannt wurde, bestätigte sich eindrucksvoll. Auf der Suche nach Sitzmöglichkeiten war man leider auf die Tribünen im Saal angewiesen. Und da spielte leider Donavon. Leider, weil es belanglos und seicht war. Ansonsten war der Tag und Abend wirklich sehr lohnenswert und hätte deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt!

Setlist Travis, Rockpalast Festival, Grugahalle Essen:

01: Chinese blues
02: Selfish Jean
03: Writing to reach you
04: J Smith
05: Something anything
06: Long way down
07: Re-offender
08: Love will come through
09: Side
10: Sing
11: Falling down
12: U16 girls
13: Closer
14: Driftwood
15: All I want to do is Rock 'n' Roll
16: Before you were young
17: Turn

18: Flowers in the window (Z)
19: Why does it always rain on me (Z)

Links:

- Travis im E-Werk in Köln (Oktober 2007)
- mehr Fotos von Travis in Essen




9 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Hm, was mich bei allen Meldungen zur Veranstaltung etwas traurig macht, ist die Tatsache das wohl nur recht wenige Menschen vor Ort waren, obgleich das ja, von der Besetzung her, eine mehr als feine Sache war.
Wäre selber auch gerne dabei gewesen, ging leider zeitlich nicht. Bin gespannt auf den Rest.

Christoph hat gesagt…

Vollkommen richtig! Das Programm war hervorragend, der Ort innen viel schöner als von außen vermutet und der Preis am Ende (30 € etwa) mehr als fair.

Aber es waren doch viel zu wenig Leute da. Am Anfang und dann vor allem bei Travis am Ende war das was die Lücken im Publikum angeht, sehr traurig.

Anonym hat gesagt…

Bin dann mal auf die ausführlichen Berichte gespannt. Tolle Fotos! Darf ich welche von Flickr in meinem Blog zu meinem Bericht hinzufügen? Natürlich mit Quellenangabe und Verlinkung! ;)
Wäre sehr erfreut!
(bitte dort in den Kommentaren oder per Mail [zeno91@gmx.de] melden, danke!]

Gruß, Johannes.

Christoph hat gesagt…

Sehr gerne darfst Du das!

Danke für das Lob (Du hättest aber die vielen sehen sollen, die ich weggeworfen haben)!

Anonym hat gesagt…

Danke, habe jetzt vier Fotos in meinen Eintrag eingebaut. Keine Fotos vom Frankenreiter gemacht? ;)

Anonym hat gesagt…

"...der Ort innen viel schöner als von außen vermutet..."

Als alter Rockpalast-Veteran kann ich Euch sagen die Halle war früher von außen & auch besonders von innen noch viel häßlicher ;-). Aber das hat damals von den ca. 10000 Zuschauern keinen wirklich gestört.

Was mich interessieren würde, wie wertet Ihr die Bands ?

The Rascals - nicht schlecht und sicher mit ganz guten Zukunftsaussichten
Glasvegas - nah ja
Fleet Foxes - fand ich wirklich gut
Frankenreiter - langweilig, aber im Gegensatz zu Glasvegas wenigsten eine gut spielende Band
Ben Folds - unterhaltsam und für mich teilweise mit dem besten Texten
Travis - klar der Höhepunkt des Abends

Anonym hat gesagt…

The Rascals - nicht gesehen
Glasvegas - brauchbar, aber sehr (zu) laut
Fleet Foxes - musikalisch gut, sehr unterhaltsam und kurzweilig
Frankenreiter - extrem öde Radiomusik
Ben Folds - sehr wild, ungewöhnlich und auf Platte besser
Travis - Highlight, toll, unterhaltsam; kurz: perfekt.

Anonym hat gesagt…

Listenzeit!
01 Fleet Foxes
02 The Rascals
03 Travis
04 Ben Folds
05 Glasvegas/Frankenreiter (beide Mist)

Christoph hat gesagt…

Ja! So war es!

 

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