Konzert: Ra Ra Riot
Ort: Blue Shell Köln
Datum: 18.11.08
Zuschauer: 39 (plus Band)
Dauer: 45 min
Die coolen Kölner Konzertgänger waren heute allesamt in der Live Music Hall, um da die noch viel cooleren MGMT zu bewundern. Ursprünglich hatte ich das auch einmal überlegt (also zu MGMT zu gehen, nicht cool zu sein). Als dann aber Ra Ra Riot aus Syracuse einen Auftritt im Luxor ankündigten, war klar, was für mich der bessere Abend sein würde. Allerdings stand ich damit ziemlich alleine da, denn aus dem Luxor wurde vor ein paar Tagen das Blue Shell, also ein viel kleinerer Club, bzw. eine Bar mit Bühne. Ein volles Blue Shell ist nicht der beste Ort für Konzerte, weil der Raum vor der Bühne schmal ist und die Bühne recht flach, man also meist nur weit vorne überhaupt etwas von den Bands sieht. Im hinteren Teil des kleinen Ladens stehen dann meist Leute an der Bar, die nicht wegen der Musik da sind und durch lautes Reden versuchen, die zu übertünchen. Vorne sieht man also zu wenig und hinten hört man zu viel - nicht perfekt, ganz sicher nicht!
Das Problem stellte sich heute ganz und gar nicht. Wir kamen nach halb neun an (Einlaß acht, Beginn neun) und waren fast allein allein. Man hatte zwar alles versucht, das traurige Bild zu verbessern, indem der Beginn auf zehn festgelegt wurde, das half aber nicht. Auch bis zehn trudelten kaum noch Leute rein.
Die angekündigte Vorgruppe, von der ich schon nicht mehr weiß, wie sie hieß, war dem Umzug über die Straße zum Opfer gefallen, es kamen dann also direkt die jungen New Yorker zu den bereits aufgestellten Instrumenten. Und die waren einigermaßen spektakulär. Ich mache mir vor Konzerten von Bands, die ich noch nie gesehen habe, nur selten Gedanken, wie sie ihren Sound wohl live umsetzen werden. Auf Platte, EP und Single, die ich von Ra Ra Riot habe, kommen oft und intensiv Streicher vor, daß auf dem Bühnchen des Blue Shell aber neben Gitarre, Bass und Schlagzeug auch Cello und Violine lagen, überraschte mich.
Sechs fast gleichgroße junge Menschen schlappten dann auf die Bühne und stellten sich recht lustig auf. Vorne standen nämlich Sänger Wes Miles, neben ihm rechts Geigerin Rebecca Zeller, links von Wes Cellistin Alexandra Lawn. Genau hinter den beiden Streicherinnen standen dann Bassist Mathieu Santos und Gitarrist Milo Bonacci, hinter Wes saß schließlich Schlagzeuger Gabriel Duquette. Bei den beiden Gitarristen habe ich jede Minute damit gerechnet, daß sie die beiden Frauen auf die Arme nehmen und mit ihnen Cheerleader-Hebefiguren vorführen. Aber Ra Ra Riot sind viel zu talentiert, um die Sportteams der Syracuse University anzufeuern (die Orangemen - unnützes Konzertwissen...).
Each year bildete den Auftakt des Konzerts. Dabei zeigten sich schon alle Elemente des Ra Ra Riot Klangs, die ruhige Stimme, ein ein- aber nicht aufdringlicher Bass, der mich im Laufe des Konzerts immer mehr faszinierte, dynamisches Schlagzeug und die Streicher, die eine sehr wichtige melodieunterstützende Rolle spielen. Die Band ist jung, sie klingt aber nicht so. Erfrischend ja, aber nicht unerfahren oder musikalisch ausbaufähig (oh, ich habe gerade wieder die Keyboarderin von Operator Please vor Augen). Ganz erstaunlich, wie ausgereift sich die Lieder schon anhören. Auf Platte ist das eine andere Sache. Da hilft ein guter Produzent sicher sehr. Und daß The Rhumb Line ein ausgezeichnetes Album ist, wird jeder schnell feststellen, der es hört. Für mich ist das Debüt eine der besten Platten der letzten Monate. Live kann das aber schnell ernüchternd sein.
Aber nichts da! Sie waren hervorragend! Es hörte sich gut ausgesteuert und sehr druckvoll an. Nach dem Eröffnungsstück gefiel mir am Anfang vor allem Oh, la und dann das zauberhafte Winter '05, bei dem die vielen Rasseln und Glöckchen nach einem Rentierschlitten klangen.
Mittlerweile kam auch ein Keyboard zum Einsatz. Wes mußte sich zwischen seinen Kollegen durchzwängen, um nach links zu dem kleinen Gerät zu kommen. Suspended in gaffa, das Kate Bush Cover, das auf der Debüt CD zu finden ist, hat einen Walzerrhythmus, den Wes auf dem Keyboard spielte. Die Ra Ra Riot Version ist eine prima Umsetzung des Originals. Und auch hier waren wieder Violine und Cello wahnsinnig schöne und passende Begleiter. Die Instrumente selbst waren allerdings Geschmacksache: sie waren nämlich leer, bzw. hohl. Sie hatten keinen Körper, zwischen der Brücke, die die Saiten trägt (man merkt, hier spricht der Geigenbauer), und der Metall-Umrandung war nichts. Aber sie erzeugten die Töne, die sie erzeugen sollten. Da hätten sie auch ruhig mit Hello Kitty Bildern bemalt sein können.
A manner to act sollte das einzige nicht auf dem Album enthaltene Lied sein. Das Stück ist auf der Ra Ra Riot EP enthalten. Ansonsten spielten die sechs Amerikaner alle Lieder ihres Albums. Highlights in der zweiten Konzerthälfte waren für mich Can you tell und vor allem der Riesenhit Ghost under rocks! Abschluß war Dying is fine, die erste Single.
Ra Ra Riot spielen wundervollen Indiepop, der aber einige Kraft hat. Mir kam beim Konzert häufiger Voxtrot in den Sinn. Voxtrot mit Geige. Ich kann mir vorstellen, daß die New Yorker ziemlich groß werden. Ihre Platte hat zumindest schon einmal tolle Kritiken bekommen, vollkommen zurecht! Nur fehlende afrikanische Trommeln dürfen doch nicht die große Karriere verhindern.
Die Zugabe war dann noch eine Besonderheit. Ra Ra Riot spielten mit The hounds of love ein zweites Kate Bush Lied! Und das war eine schöne Version! Sie kommt zwar nicht an die der großartigen Futureheads heran, war aber hörenswert! Und vor allem klang das Lied durch und durch nach Ra Ra Riot.
Cool Colonia war wohl heute bei MGMT. Aber drei Dutzend Leute mit gutem Geschmack waren im Blue Shell.
Ort: Blue Shell Köln
Datum: 18.11.08
Zuschauer: 39 (plus Band)
Dauer: 45 min
Die coolen Kölner Konzertgänger waren heute allesamt in der Live Music Hall, um da die noch viel cooleren MGMT zu bewundern. Ursprünglich hatte ich das auch einmal überlegt (also zu MGMT zu gehen, nicht cool zu sein). Als dann aber Ra Ra Riot aus Syracuse einen Auftritt im Luxor ankündigten, war klar, was für mich der bessere Abend sein würde. Allerdings stand ich damit ziemlich alleine da, denn aus dem Luxor wurde vor ein paar Tagen das Blue Shell, also ein viel kleinerer Club, bzw. eine Bar mit Bühne. Ein volles Blue Shell ist nicht der beste Ort für Konzerte, weil der Raum vor der Bühne schmal ist und die Bühne recht flach, man also meist nur weit vorne überhaupt etwas von den Bands sieht. Im hinteren Teil des kleinen Ladens stehen dann meist Leute an der Bar, die nicht wegen der Musik da sind und durch lautes Reden versuchen, die zu übertünchen. Vorne sieht man also zu wenig und hinten hört man zu viel - nicht perfekt, ganz sicher nicht!
Das Problem stellte sich heute ganz und gar nicht. Wir kamen nach halb neun an (Einlaß acht, Beginn neun) und waren fast allein allein. Man hatte zwar alles versucht, das traurige Bild zu verbessern, indem der Beginn auf zehn festgelegt wurde, das half aber nicht. Auch bis zehn trudelten kaum noch Leute rein.
Die angekündigte Vorgruppe, von der ich schon nicht mehr weiß, wie sie hieß, war dem Umzug über die Straße zum Opfer gefallen, es kamen dann also direkt die jungen New Yorker zu den bereits aufgestellten Instrumenten. Und die waren einigermaßen spektakulär. Ich mache mir vor Konzerten von Bands, die ich noch nie gesehen habe, nur selten Gedanken, wie sie ihren Sound wohl live umsetzen werden. Auf Platte, EP und Single, die ich von Ra Ra Riot habe, kommen oft und intensiv Streicher vor, daß auf dem Bühnchen des Blue Shell aber neben Gitarre, Bass und Schlagzeug auch Cello und Violine lagen, überraschte mich.
Sechs fast gleichgroße junge Menschen schlappten dann auf die Bühne und stellten sich recht lustig auf. Vorne standen nämlich Sänger Wes Miles, neben ihm rechts Geigerin Rebecca Zeller, links von Wes Cellistin Alexandra Lawn. Genau hinter den beiden Streicherinnen standen dann Bassist Mathieu Santos und Gitarrist Milo Bonacci, hinter Wes saß schließlich Schlagzeuger Gabriel Duquette. Bei den beiden Gitarristen habe ich jede Minute damit gerechnet, daß sie die beiden Frauen auf die Arme nehmen und mit ihnen Cheerleader-Hebefiguren vorführen. Aber Ra Ra Riot sind viel zu talentiert, um die Sportteams der Syracuse University anzufeuern (die Orangemen - unnützes Konzertwissen...).
Each year bildete den Auftakt des Konzerts. Dabei zeigten sich schon alle Elemente des Ra Ra Riot Klangs, die ruhige Stimme, ein ein- aber nicht aufdringlicher Bass, der mich im Laufe des Konzerts immer mehr faszinierte, dynamisches Schlagzeug und die Streicher, die eine sehr wichtige melodieunterstützende Rolle spielen. Die Band ist jung, sie klingt aber nicht so. Erfrischend ja, aber nicht unerfahren oder musikalisch ausbaufähig (oh, ich habe gerade wieder die Keyboarderin von Operator Please vor Augen). Ganz erstaunlich, wie ausgereift sich die Lieder schon anhören. Auf Platte ist das eine andere Sache. Da hilft ein guter Produzent sicher sehr. Und daß The Rhumb Line ein ausgezeichnetes Album ist, wird jeder schnell feststellen, der es hört. Für mich ist das Debüt eine der besten Platten der letzten Monate. Live kann das aber schnell ernüchternd sein.
Aber nichts da! Sie waren hervorragend! Es hörte sich gut ausgesteuert und sehr druckvoll an. Nach dem Eröffnungsstück gefiel mir am Anfang vor allem Oh, la und dann das zauberhafte Winter '05, bei dem die vielen Rasseln und Glöckchen nach einem Rentierschlitten klangen.
Mittlerweile kam auch ein Keyboard zum Einsatz. Wes mußte sich zwischen seinen Kollegen durchzwängen, um nach links zu dem kleinen Gerät zu kommen. Suspended in gaffa, das Kate Bush Cover, das auf der Debüt CD zu finden ist, hat einen Walzerrhythmus, den Wes auf dem Keyboard spielte. Die Ra Ra Riot Version ist eine prima Umsetzung des Originals. Und auch hier waren wieder Violine und Cello wahnsinnig schöne und passende Begleiter. Die Instrumente selbst waren allerdings Geschmacksache: sie waren nämlich leer, bzw. hohl. Sie hatten keinen Körper, zwischen der Brücke, die die Saiten trägt (man merkt, hier spricht der Geigenbauer), und der Metall-Umrandung war nichts. Aber sie erzeugten die Töne, die sie erzeugen sollten. Da hätten sie auch ruhig mit Hello Kitty Bildern bemalt sein können.
A manner to act sollte das einzige nicht auf dem Album enthaltene Lied sein. Das Stück ist auf der Ra Ra Riot EP enthalten. Ansonsten spielten die sechs Amerikaner alle Lieder ihres Albums. Highlights in der zweiten Konzerthälfte waren für mich Can you tell und vor allem der Riesenhit Ghost under rocks! Abschluß war Dying is fine, die erste Single.
Ra Ra Riot spielen wundervollen Indiepop, der aber einige Kraft hat. Mir kam beim Konzert häufiger Voxtrot in den Sinn. Voxtrot mit Geige. Ich kann mir vorstellen, daß die New Yorker ziemlich groß werden. Ihre Platte hat zumindest schon einmal tolle Kritiken bekommen, vollkommen zurecht! Nur fehlende afrikanische Trommeln dürfen doch nicht die große Karriere verhindern.
Die Zugabe war dann noch eine Besonderheit. Ra Ra Riot spielten mit The hounds of love ein zweites Kate Bush Lied! Und das war eine schöne Version! Sie kommt zwar nicht an die der großartigen Futureheads heran, war aber hörenswert! Und vor allem klang das Lied durch und durch nach Ra Ra Riot.
Cool Colonia war wohl heute bei MGMT. Aber drei Dutzend Leute mit gutem Geschmack waren im Blue Shell.
Setlist Ra Ra Riot, Blue Shell, Köln:
01: Each year
02: Run my mouth
03: St Peter's Day Festival
04: Oh, la
05: Winter '05
06: Suspended in gaffa
07: A manner to act
08: Can you tell
09: Ghost under rocks
10: Too too too fast
11: Dying is fine
12: The hounds of love (Kate Bush Cover)
'Tschuldigung für die schlechten Fotos...
4 Kommentare :
Dann hättest Du auch Ausrufezeichen setzen können, héhéhé.
- "Schön war's!" (Das ist ein Ausruf, deshalb gehört auch das passende Zeichen dahin).
-"Oh ja!"
Die Satzzeichenphobie ist noch nicht ganz besiegt,was?
wenn schon bei Hounds Of Love extra in Klammern Kate Bush Cover steht, muss das aber auch bei Suspended in Gaffa hin ;)
Ist schon klar, daß das auch ein Kate Bush Cover ist. :-)
Weil Suspended aber auf bem Album ist, habe ich drauf verzichtet.
Außerdem wird es im Text noch einmal erwähnt (was Du natürlich nicht wissen kannst, da der ja noch nicht da steht).
ich hätte Hounds of Love (Futureheads Cover) lustig gefunden :)
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