Freitag, 13. September 2019

The Cure u.a., Rock en Seine, 1. Festivaltag, 23.09.19


Konzert: The Cure (u.a.), Festival Rock en Seine
Ort: Domaine de Saint Cloud bei Paris
Datum: 23.09.2019
Fotos von Cedric Oberlin*




The Cure bei Rock en Seine! Da hatten sich die Veranstalter des Pariser Festivals wahrlich einen dicken Fisch an Land gezogen! Nach einem Zuschauerrückgang im letzten Jahr musste den Fans auch etwas geboten werden, um sie wieder zu versöhnen. Im letzten Jahr hatten viele bemängelt, es gäbe inzwischen immer weniger Rock, aber immer mehr Hip Hop bei Rock en Seine und die Nörgler hatten recht, in der Tat war das Line up ungewöhnlich wenig gitarrenlastig. Aber dies ist ja nun ein allgemeiner Trend an dem Rock en Seine nicht vorbeikommt, man sehe sich nur das Line Up beim Coachella Festival oder beim diesjährigen Pitchfork Paris Festival an. R'nB, Rap, Hip Hop, Soul, dies sind die Genres die wachsen, Rock und Pop sind hingegen ziemlich out.



Rock en Seine hat sich 2019 für einen Kompromiss entschieden. R'n B und Hip Hop haben sie mehrheitlich auf den Samstag gelegt, die anderen beiden Tage waren dann mehr oder weniger Rock.



Ich selbst war Freitag da, aber leider nicht in bester Verfassung. Gegen 15 Uhr war ich eigentlich startklar, rannte zur Haustür hinaus und Richtung Metro, als ich entsetzt feststellte, dass ich mein Ticket zu Hause vergessen hatte. Ich hetzte zurück, holte es und hatte bei dieser Aktion schon etwa 30 Minuten verloren. Nun aber hatte ich plötzlichen riesigen Hunger und musste erst einmal etwas essen. Und danach war mir so schwindelig, dass ich zurück in meine Wohnung gehen musste, um mich etwas auszuruhen.


Foto Johnny Marr: Sylvie T. Mai ©


Erst gegen 20 Uhr traf ich schliesslich auf dem Festivalgekände vor den Toren bei Paris ein und kam damit ziemlich genau zum Beginn des Sets von Johnny Marr, der zeitgleich zu Eels spielte. Eels hatte ich lange nicht mehr gesehen, so dass ich mich entschloss, mir das Konzert des sich hinter dem Pseudonym versteckenden Mark Everett anzusehen. Nach 3 Liedern reichte mir das aber schon wieder, weil es mir zu bluesrockig war. Ich lief nun wieder zu Johnny Marr und der spielte allen Ernstes Bigmouth ! Ein erstes Aufhorchen! Mit Liedern von The Smiths hätte ich eigentlich gar nicht gerechnet. Aber in der Folge kamen sogar noch mehr, 3 weitere Hits der Bands aus Manchester folgten und Johnny Marr mimte so gekonnt die Stimmte von Morrissey, dass man glaubte den Mozzer himself zu hören! Fantastisch, wie er selbst die hohen Passagen bei How Soon is Now hinbekam! Sein Gitarrenspiel war ohnehin extrem gut, sehr melodiös, sehr präzise und einfach unverkennbar.



Er verwöhnte das Publikum dann auch mit zwei Songs von Electronic, die Band, in der er neben Barney Sumner von New Order und Neil Tennant von den Pet Shop Boys spielte. Zum einen mit dem allseits bekannten Hit Getting Away With It und dann auch noch mit Get The Message.



Die Besucher staunten nicht schlecht, als er gegen Ende sogar noch I Feel You von Depeche Mode zum Besten gab. Leute die in den 80ern und 90ern musiksozialisiert wurden, bekamen ein winziges Stück von allen Kultbands dieser Zeit: The Smiths, New Order, Pet Shop Boys und Depeche Mode. Wahnsinn! Und alles wirklich extrem gut gespielt, nie wurde dieses Set lachhaft oder karaokehaft.



Zum krönenden Abschluss gab es noch There Is A light That Never Goes Out und das war so exzellent, dass ich mir das noch bis zum Ende anhören wollte. Andere Festivalbesucher waren unterdessen schon auf dem Weg Richtung Hauptbühne, um dort einen guten Platz weit vorne für The Cure zu ergattern. Meinen Rückstand gegenüber diesen Frühstartern konnte ich schließlich nicht mehr aufholen und musste mich mit einem Platz fernab der Bühne begnügen.






Ich sah mir das Konzert folglich auf dem Bildschirm an, das war nicht wirklich nach dem Motto "Mittendrin statt nur dabei", eher das genaue Gegenteil. Der Sound, der ab 21 Uhr aus den Boxen drang, war allerdings durchweg gut, zumindest dort wo ich stand. The Cure begannen wie so oft mit dem langsamen und atmosphärischen Plainsong und von dort an wussten Fans, die schon die Setlisten der vergangen Konzerte der Band studiert hatten, wie es in der Folge weitergehen würde. The Cure haben 2019 nämlich 2 verschiedene Setlisten entwickelt. Eine, die mit dem Plainsong beginnt und eine andere, die mit Shake Dog Shake beginnt. Ich hatte extra vorher keine Setlisten studiert, wollte mich einfach treiben lassen und genussvoll der Musik lauschen. Was mir allerdings enorm schwer fiel, weil mir meine gesundheitlichen Beschwerden wieder einen Strich durch die Rechnung machten. Ich hatte massive Schulterschmerzen, die mich über das gesamte Set treu begleiteten. Aber reden wir am besten gar nicht drüber und konzentrieren uns auf das Konzert. Denn das war wirklich in vielerlei Hinsicht hervorragend. Robert Smith war extrem gut bei Stimme, die Band spielte die Stücke mit viel Schmiss und Hingabe und in leicht veränderten Versionen, so dass man nie das Gefühl hatte lediglich die Alben laut zu hören. Ein Album wurde ganz besonders privilegiert, ..., na klar!... Disintegration! Ein Longplayer den viele Fans als ihren Favoriten bezeichnen und von dem im Laufe des Abends 7 Stücke stammen sollten. Ich selbst bevorzugte immer noch die ganz alten Scheiben, wie den Zweitling Seventeen Seconds von dem aber nur Play For Today und A Forest stammten. Bei Play For Today stimmte auch das Publikum mit ein und plötzlich war die Atmosphäre eher festlich-heiter als düster und depressiv. Und auch Robert Smith selbst schien gut gelaunt, lächelte häufig und machte sich auch über seine nur sehr mässigen Französischkentnisse lustig.






So ging es etwa 1h45 Minuten lang, bevor mit Disintegration (dem Titelsong des Albums) vorläufig abgeschlossen wurde, die Band bestehend aus Simon Gallup (Bass), Reeves Gables (Gitarre), Jason Cooper (Schlagzeug) und Roger O'Donnell, verliess die Bühne. 




Keine 5 Minuten später kamen die Helden dann aber wieder zurück und nun gab es ein "Best Of" ihrer kommerziellsten und bekanntesten Hits. Lullaby, Friday I'm In Love, Close To Me, Why Cant' I Be You, alles eigentlich fast totgenudelte Stücke, aber in frischen Versionen zelebriert trotzdem toll.  Dazwischen gab es mit The Caterpillar und The Walk auch zwei nicht ganz so bekannte Sachen (alles relativ, The Walk ("i kissed you in the water") ist mit seiner prägnanten Keyboardmelodie eigentlich auch ein Klassiker.






Nach 2 Stunden 15 war die gothische Messe gelesen. Eigentlich hatte man von Veranstalterseite aus 2h30 versprochen und die 15 Minuten fehlten, um zum Beispiel A Strange Day oder One Hundred Years zu spielen. Aber letztendlich waren dies Marginalien, denn das Konzert war auch so hervorragend, Robert Smith bekundete dass er "fucking fun" hatte und dies der perfekte Abschluss ihrer Europatournee gewesen sei.




Setlist The Cure

Plainsong
Pictures of You
High
A Night Like This
Just One Kiss
Lovesong
Last Dance
Burn
Fascination Street
Never Enough
Push
In Between Days
Just Like Heaven
From the Edge of the Deep Green Sea
Play for Today
A Forest
Primary
Shake Dog Shake
39
Disintegration


Lullaby
The Caterpillar
The Walk
Friday I'm in Love
Close to Me
Why Can't I Be You?
Boys Don't Cry



Setlist Johnny Marr:



The Tracers

Bigmouth Strikes Again (The Smiths)
Armatopia
Hi Hello
How Soon Is Now? (The Smiths)
Getting Away With It (Electronic)
Get The Message (Electronic)
Walk Into The Sea
I Feel You (Depeche Mode Cover)
This Charming Man (The Smiths)
Easy Money 
There is a light that never goes out (The Smiths)

*Hier kann man das Konzert noch mal komplett sehen.



1 Kommentare :

lostwishes hat gesagt…

Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass keine 24 Stunden vor der Show der Techniker für das Schlagzeug gestorben ist. "Boys don't cry" wurde ihm gewidmet...

 

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