Montag, 10. Dezember 2012

Efterklang, Berlin, 5.12.12

Konzert: Peter Broderick + Efterklang
Ort: Volksbühne Berlin

Datum: 5.12.12
Zuschauer: ausverkauft




Ich habe mich die letzten Tage sehr schwer getan, das Erlebte am 5.12.12 in Worte zu fassen. Bei welch großartigen Konzerten war ich dieses Jahr in der Volksbühne. Angefangen mit den Tindersticks im März, dann im Mai zu Beach House, Sophie Hunger im November und jetzt Efterklang im Dezember.
Efterklang waren für mich eher ein Zufallsfund. Regelmässig schaue ich, welche Künstler an meinen Lieblingsorten Berlins auftreten und so entdeckte ich die mir bis dahin unbekannte Gruppe Efterklang. Ich kaufte fast blind die Konzertkarte und hörte mir nur ein Lied auf youtube an. So kam ich fast völlig unbedarft an diesem Abend bei der zwischenzeitlich ausverkauften Volksbühne an. Mit ein wenig Glück konnte ich direkt in der ersten Reihe Mitte Platz nehmen und meine Knie stießen schon vor den Bühnenrand. Kein Security-Bereich. Keine stehenden, knieenden oder robbenden Fotografen vor mir. Eine ungewohnte Situation so nah am Ort des Geschehens zu sitzen.
Das sind die Momente, bei denen ich als eher routinierter Konzertgänger ganz nervös werde. Durch die Enge gab es nämlich auch kein "heimliches" Davonschleichen mehr, falls ich so gar nichts mit der Musik anfangen könnte.


Ein kurzer Blick noch auf den reich gefüllten Merchandising Gabentisch und dann ging es auch schon los mit der Vorgruppe in Form von Peter Broderick, welcher zugleich auch Mitglied der Tourband von Efterklang ist. Es brauchte so zehn Minuten, bis ich in die Klangwelten von Peter Broderick hineinfand, aber ich wurde belohnt, als ich mich fallen ließ. Er spielt mit Klängen, mit Stimme, Geräuschen, Instrumenten. Das setzt sich dann alles zusammen und findet zueinander, so wie das Publikum auch zu ihm fand. Das alles macht er so sympathische Art und Weise, dass man sich diesem Charme kaum verschließen kann. So wie auch Mosaik erst durch die Vielfalt an einzelnen Teilen sich komplettiert, so auch entwickelt sich auch seine Musik. 

Er ist live nicht nur ein Erlebnis, sondern eine großartige Bereicherung. Während im Normalfall eine Vorgruppe nach 30 Minuten ihr Set beenden müssen, kann er seine Klangwelten, fast in Konzertlänge entwickeln. Dabei wird er noch von anderen Musikern Unterstützung, so auch von Casper Clausen von Efterklang oder Nils Frahm. Das alles findet in greifbarer Nähe direkt vor mir statt, was diesem Abend sehr außergewöhnlich macht. Mal liest er aus einem Schulheft kurze Zitate vor, dann bedient Peter Broderick gekonnt die Loop-Maschine, spielt Gitarre, Synthesizer, Geige etc.. All das aber mit großem Können und Behutsamkeit. Völlig zu Recht wird er dafür vom Publikum gefeiert.
Die Pause nutze ich, um mir die Bühne genauer anzuschauen. In der "Elektro-Ecke" sind vier Macbooks mit diversen Pulten und Reglern vernetzt. Das sieht beachtlich aus. Dazu noch das Schlagzeug, Synthesizer, diverse Gitarren und Mikrofone.


Die Band kommt fast schüchtern auf die Bühne und beginnt mit Hollow Mountain auch gleich das erste Stück vom aktuellen Album. Unterstützt werden die drei Musiker von Efterklang (Mads Brauer, Rasmus Stolberg und Casper Clausen) von Peter Broderick, Katinka Fogh Vindelev sowie Tatu Rönkkö am Schlagzeug. Die Lebendigkeit, die auch schon Peter Broderick eingeleitet hatte, wurde auch beim Efterklang Konzert fortgesetzt. So entwickelte sich die Musik gekonnt aus der Mischung von elektronischen Soundsamples, Schlagzeug, der großartigen Stimmen von Casper Clausen, Peter Broderick und den sphärischen Gesängen von Katinka Fogh Vindelev.

Voller Übermut hangelte sich Casper Clausen an der Leiter an der Theaterwand hoch, um dort mit Drumsticks und Gesang die Möglichkeiten des Theaters auszunutzen. Dann schwang er sich über die Stuhlreihen und sang mitten im begeisterten Publikum.

Stehende Ovationen waren der Dank an die Gruppe, die der entgegengebrachten Zuneigungsbekundung voller Dankbarkeit reagierte. Das Publikum hat die Band auf ihren Händen getragen. Als dann Casper Clausen sich direkt vor mir auf seine Monitorbox setzte, ist mir das Herz fast in die Hose gerutscht. Lässig, sympathisch und doch voller Eleganz!
Gespielt wurde ein Querschnitt durch das bisherige Schaffen der Band, darunter natürlich Modern Drift, The Ghost (zu dem sich Peter Broderick   tanzend, bewegend und schweißüberströmt am Ende völlig erschöpft auf die Bühne wirft)  und am Ende Cutting Ice To Snow.
Zum Abschluss des bislang schönsten Konzertes des Jahres für mich, kam nach dem Schlussapplaus noch Casper Clausen auf mich zu und gab mir kurz die Hand. Ich war überwältigt. Ich bin immer noch überwältigt. Dieses Konzert werde ich niemals vergessen können.

Setlist:
1. Hollow Mountain
2. Apples
3. Sedna
4. I Was Playing Drums
5. Step Aside
6. Blowing Lungs
7. The Ghost
8. Black Summer
9. Between The Walls
10. The Living Layer
11. Dreams Today
12. Raincoats
13. Modern Drift

14. Alike (Z)
15. Monument (Z)
16. Cutting Ice To Snow (Z)

Konzertdaten (Auszüge):
11.12.12 Köln

13.12.12 Paris
14.12.12 Frankfurt
15.12.12 Hannover
09.01.13 Bremen
11.01.13 Bochum
13.01.13 Amsterdam


 

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