Konzert: Anika
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 23.05.2011
Zuschauer: 50-60
Dauer: knapp 45 min
Wieso genau ich das Debütalbum Anika der deutsch-britischen Sängerin Anika Henderson liebe, weiß ich nicht. Man kann die 36 Minuten guten Gewissens schrecklich finden; dies war eine Reaktion, die ich oft gehört habe. Die andere typische Reaktion auf Anika ist grenzenlose Begeisterung, Lobpreisung in den höchsten Tönen. Ihre Lieder sind karg und monoton, Anikas Stimme tief und sehr speziell, wenn man der jungen Künstlerin nicht wohlgesonnen ist, könnte man behaupten, sie singe nicht sonderlich gut. Aber diese - und andere Kritik - ist natürlich Blödsinn, Anika ist das, was The xx vor anderthalb Jahren waren, der Beweis, daß Kühle und Kargheit der wundervolle Gegenentwurf vieler scheußlicher Pathosbands sind.
Anika ist Journalistin, wurde erst anschließend Sängerin. Die Geschichte ihrer Entdeckung ist bekannt; Portishead-Mann Geoff Barrow hatte Anika gehört und engagiert. Daß die Frau Musikerin auf dem zweiten Bildungsweg ist, merkt man ihr auf der Bühne ab und zu noch an, sie wirkte das ein oder andere Mal unsicher. Daß Anika nicht viel (oder gar nicht) sprechen würde, hatte ich erwartet, sie erfüllte dies und schwieg eisern. Um aber in den Pausen keine peinlichen Momente entstehen zu lassen, griff sie immer zu ihrer Wasserflasche und trank. Dann kann man schließlich nicht reden müssen. Nach dem drittletzten Song war die Flasche allerdings leer. Als Anika dann nach dem vorletzten Stück wieder trinken statt reden wollte, war nichts mehr da und sie fühlte sich sichtbar verunsichert.
Musikalisch war das komplett anders, da war keinerlei Unsicherheit spürbar, im Gegenteil, Anika wirkte am Mikrophon vollkommen abgebrüht. Natürlich gehören Coolness und Distanz zur Show, sie wirkten aber trotzdem nicht platt und aufgesetzt.
Anika wird live von einer vierköpfigen Band begleitet. Rechts neben ihr saß ein Bassist, der während des Konzerts seinen Stuhl auch nicht mehr verließ. Auf der anderen Bühnenseite teilten sich eine Frau und ein Mann eine Keyboard-Burg. Die Musikerin spielte in dem engen Raum aber auch einige Male Gitarre. Hauptjob der beiden waren allerdings die Tasteninstrumente. Komplettiert wurde die Band durch einen Schlagzeuger, dessen Instrument auch im Vergleich zu anderen abgespeckt wirkte. Das passte.
Die Lieder Anikas Debütplatte sind - darüber hatte wir schon geschrieben - Cover (Bob Dylan, Yoko Ono) oder Eigenkreationen, die monoton und basslastig sind (beides ist gut). Anikas Stimme aber macht daraus dann das Besondere, sie ist herrlich düster und klingt häufig unwirklich. Auch live. Überhaupt schafften die fünf Musiker eine perfekte Umsetzung des Klangs der Platte auf die Bühne. Die dunkle, scheppe Grundstimmung war sofort da und blieb. Sie blieb auch, als Anika mir unbekannte Lieder spielte, die wohl auf einer EP erscheinen werden (He hit me, In the city, Love buzz).
Massentauglich ist die Musik von dieser Anika nicht. Aber sie ist verflucht gut und fesselt auch live sehr. Ein gutes Konzert!
Setlist Anika, Gebäude 9, Köln:
01: Terry
02: End of the world
03: No one's there
04: He hit me
05: Yang yang
06: I go to sleep
07: Masters of war
08: Love buzz
09: ? Poetry
10: In the city
11: Officer officer
12: Sadness hides the sun
Links:
- aus unserem Archiv:
- Anika, Paris, 30.11.10
- Anika, Paris, 03.11.10
Tourdaten Anika:
24.5.11 Berlin, Festsaal Kreuzberg
25.5.11 Hamburg, Kampnagel
26.5.11 Frankfurt, Sinkkasten
27.5.11 München, Kranhalle
28.5.11 Düdingen, Bad Bonn, Schweiz, Kilbi Festival
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 23.05.2011
Zuschauer: 50-60
Dauer: knapp 45 min
Wieso genau ich das Debütalbum Anika der deutsch-britischen Sängerin Anika Henderson liebe, weiß ich nicht. Man kann die 36 Minuten guten Gewissens schrecklich finden; dies war eine Reaktion, die ich oft gehört habe. Die andere typische Reaktion auf Anika ist grenzenlose Begeisterung, Lobpreisung in den höchsten Tönen. Ihre Lieder sind karg und monoton, Anikas Stimme tief und sehr speziell, wenn man der jungen Künstlerin nicht wohlgesonnen ist, könnte man behaupten, sie singe nicht sonderlich gut. Aber diese - und andere Kritik - ist natürlich Blödsinn, Anika ist das, was The xx vor anderthalb Jahren waren, der Beweis, daß Kühle und Kargheit der wundervolle Gegenentwurf vieler scheußlicher Pathosbands sind.
Anika ist Journalistin, wurde erst anschließend Sängerin. Die Geschichte ihrer Entdeckung ist bekannt; Portishead-Mann Geoff Barrow hatte Anika gehört und engagiert. Daß die Frau Musikerin auf dem zweiten Bildungsweg ist, merkt man ihr auf der Bühne ab und zu noch an, sie wirkte das ein oder andere Mal unsicher. Daß Anika nicht viel (oder gar nicht) sprechen würde, hatte ich erwartet, sie erfüllte dies und schwieg eisern. Um aber in den Pausen keine peinlichen Momente entstehen zu lassen, griff sie immer zu ihrer Wasserflasche und trank. Dann kann man schließlich nicht reden müssen. Nach dem drittletzten Song war die Flasche allerdings leer. Als Anika dann nach dem vorletzten Stück wieder trinken statt reden wollte, war nichts mehr da und sie fühlte sich sichtbar verunsichert.
Musikalisch war das komplett anders, da war keinerlei Unsicherheit spürbar, im Gegenteil, Anika wirkte am Mikrophon vollkommen abgebrüht. Natürlich gehören Coolness und Distanz zur Show, sie wirkten aber trotzdem nicht platt und aufgesetzt.
Anika wird live von einer vierköpfigen Band begleitet. Rechts neben ihr saß ein Bassist, der während des Konzerts seinen Stuhl auch nicht mehr verließ. Auf der anderen Bühnenseite teilten sich eine Frau und ein Mann eine Keyboard-Burg. Die Musikerin spielte in dem engen Raum aber auch einige Male Gitarre. Hauptjob der beiden waren allerdings die Tasteninstrumente. Komplettiert wurde die Band durch einen Schlagzeuger, dessen Instrument auch im Vergleich zu anderen abgespeckt wirkte. Das passte.
Die Lieder Anikas Debütplatte sind - darüber hatte wir schon geschrieben - Cover (Bob Dylan, Yoko Ono) oder Eigenkreationen, die monoton und basslastig sind (beides ist gut). Anikas Stimme aber macht daraus dann das Besondere, sie ist herrlich düster und klingt häufig unwirklich. Auch live. Überhaupt schafften die fünf Musiker eine perfekte Umsetzung des Klangs der Platte auf die Bühne. Die dunkle, scheppe Grundstimmung war sofort da und blieb. Sie blieb auch, als Anika mir unbekannte Lieder spielte, die wohl auf einer EP erscheinen werden (He hit me, In the city, Love buzz).
Massentauglich ist die Musik von dieser Anika nicht. Aber sie ist verflucht gut und fesselt auch live sehr. Ein gutes Konzert!
Setlist Anika, Gebäude 9, Köln:
01: Terry
02: End of the world
03: No one's there
04: He hit me
05: Yang yang
06: I go to sleep
07: Masters of war
08: Love buzz
09: ? Poetry
10: In the city
11: Officer officer
12: Sadness hides the sun
Links:
- aus unserem Archiv:
- Anika, Paris, 30.11.10
- Anika, Paris, 03.11.10
Tourdaten Anika:
24.5.11 Berlin, Festsaal Kreuzberg
25.5.11 Hamburg, Kampnagel
26.5.11 Frankfurt, Sinkkasten
27.5.11 München, Kranhalle
28.5.11 Düdingen, Bad Bonn, Schweiz, Kilbi Festival
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