Konzert: We Are Scientists
Ort: Rock A Field, Luxemburg
Datum: 21.06.2008
Zuschauer: ein paar Tausend
Dauer: 55 min
Vor zwei Jahren waren We Are Scientists der Running Gag der Musikszene. Egal ob man wollte oder nicht, wenn man ab und zu Konzerte oder Festivals besuchte, kam man an den Kaliforniern nicht vorbei. Oliver hat die Band siebenmal gesehen, meist als Vorgruppe oder auf Festivals, auch ich komme auf drei oder vier We Are Scientists Auftritte. Spaß hatten mir diese Konzerte immer gemacht, zum einen, weil des 2005er Album der nerdigen Band ("With Love and Squalor") einige tolle Lieder wie "Cash cow", "Noboby move, nobody get hurt" oder "Lousy reputation" enthält, zum anderen, weil die Amerikaner auch abseits der Songs hoch unterhaltsam waren.
2008 erschien eine neue Platte, die ich mir kaufte und einmal hörte, kurz vor dem We Are Scientists Konzert im Kölner Gloria, für das ich eine Karte hatte. Zu dem Gig an Ostermontag schaffte ich es nicht, heftiges Schneechaos mit rutschenden Autos auf der A3 verhinderten, daß ich nach Köln kam. Ganz schlimm fand ich das nicht, denn "Brain Thrust Mastery" klang sehr langweilig und verschwand schnell aus meinem Bewußtsein.
Erst als das Line-Up von Rock A Field veröffentlicht wurde, tauchten die Wissenschaftler wieder in meinem Musikleben auf. Letztes Jahr hatte mir das Festival in Luxemburg sehr viel Spaß gemacht, sodaß ein Blick auf das diesjährige Programm reichte, um zu entscheiden, auch dieses Jahr wieder nach Roeser zu fahren. Die Babyshambles, The Verve, The Cribs und später noch The Kooks klangen sehr verlockend. Die Babyshambles wurden dann durch Dirty Pretty Things ersetzt, die vor wenigen Tagen wegen einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung von Carl Barât absagen mußten. Trotzdem blieb ein interessantes Programm mit einigen echten Großkarätern für dieses Tagesfestival.
Das Rock A Field Gelände liegt nicht weit von der luxemburgisch-französischen Grenze entfernt auf einer großen Lichtung. Die Organisation ist überragend. Angefangen bei offiziellen digitalen Hinweisschildern über der Autobahn, bis zu abgesperrten, von Polizei bewachten Zufahrtsstraßen, professioneller kann man solch ein Festival nicht organisieren! Am meisten beeindruckte mich aber das Parken. Die Park and Ride Schilder führten mich auf ein Fabrikgelände, in dem die Autos in leeren Hallen parkten! Großartig! Von da pendeln Busse zum zehn Minuten entfernten Wald bei Roeser. Ein viertelstündiger Fußmarsch führt dann zur Musik.
Als ich da um kurz vor vier ankam, spielte gerade Antiflag aus Pittsburgh, die die Rolle der lauten Billy Talent vom vergangenen Jahr übernahmen. Antiflag waren etwas leiser und besser als die Kanadier 2007, meine Musik ist das trotzdem nicht.
Die erste Band, die mich interessierte, war dann - Überraschung! - We Are Scientists. Es hatten sich um fünf ziemlich viele Leute vor der Bühne versammelt. Von der ursprünglichen Besetzung der Scientists (die ich mal als Wir sind Helden Vorgruppe gesehen habe, an einem "Wir sind..."-Mottotag...) gibt es nur noch Sänger Keith Murray und Bassist Chris Cain. Der bärtige Drummer Michael Tapper hatte die Band im vergangenen November verlassen. Es erschien aber nicht nur ein Ersatzschlagzeuger, die Scientists haben zumindest live jetzt auch einen Keyboarder bzw. zweiten Gitarristen. Ob die beiden nun feste Bandmitglieder sind, weiß ich nicht, an mancher Stelle wird das behauptet, die offizielle Website spricht aber weiter nur von Cain und Murray als We Are Scientists.
Sehr solide fing es an, "Nobody move, nobody get hurt" ist ohne Zweifel ein gutes und unterhaltsames Lied. Aber schon "Chick lit" vom neuen Album im Anschluß dämpfte meine ersten Eindrücke. Musikalisch alles andere als spannend, obwohl das Lied die zweite Singleauskopplung der CD ist. "Alles andere als spannend" könnte auch die Überschrift dieses Berichts sein (hätten wir so etwas), denn dieses Urteil gilt auch für die meisten der folgenden Stücke. Von den neuen Liedern, die ich eben kaum kenne, ist eigentlich nur eines haften geblieben, das mit einem Elektrobeat untermalt ist, der hip klingt und fast ein wenig an MGMT erinnert, "Impatience" heißt dieser Lichtblick.
Daß ich nicht ungeduldig wurde, lag an Liedern wie "Cash cow" oder "It's a hit", bei denen es schön war, sie wieder einmal zu hören, und, und das ist die eigentlich Stärke der Band, an den köstlichen Ansagen von Chris und Keith. Ein wenig kann man das mit Tennis-Oldies wie Mansour Bahrami vergleichen, da geht es den Zuschauern ja auch nicht um die erspielten Punkte.
Da war erst einmal die Aufforderung, doch auf die Schultern der Nachbarn zu steigen. Die Security-Leute vor der Bühne bekamen Alpträume. Aber wie sollten sie das verhindern, wenn die Band dazu aufruft? Wörtlich folgte das Publikum den Kaliforniern aber nicht, es sollte nämlich ein riesig hoher Turm gebaut werden.
Ihre Französisch Kenntnisse bewiesen sie mit dem Satz "Wußtet Ihr, daß Rob Schneider* immer noch Schauspieler ist?" "C'est incroyable!"
Sollten wir wegen ihres Auftritts erkranken, bezahlten sie unsere Arztrechnungen. Wir sollten uns melden. Später am Tag erschien Keith Murray mit seiner ergrauten Popper-Frisur auf dem Festivalplatz und wurde sofort von Leuten umringt. Ob die das Versprechen einforderten?
Eines der Lieder widmeten sie einem Mann mit gebrochenem Arm. "Wo ist das passiert?" - "Ich bin vom Motorrad gefallen" - "If there is one single message from We Are Scientists: ' Bikes are not for humans!' Wenn Gott Motorräder gewollte hätte, hätte er welchen erschaffen. Das mussten aber die Menschen tun!"
Mein Liebling war aber ganz eindeutig die Aufforderung an alle, sich umzudrehen und den Benutzer des Bungee-Apparats, der hinten auf dem Platz installiert war, anzugucken. "Bitte seht Euch diesen Typen an, der ist so gut wie tot!"
Setlist We Are Scientists, Rock A Field, Luxemburg:2008 erschien eine neue Platte, die ich mir kaufte und einmal hörte, kurz vor dem We Are Scientists Konzert im Kölner Gloria, für das ich eine Karte hatte. Zu dem Gig an Ostermontag schaffte ich es nicht, heftiges Schneechaos mit rutschenden Autos auf der A3 verhinderten, daß ich nach Köln kam. Ganz schlimm fand ich das nicht, denn "Brain Thrust Mastery" klang sehr langweilig und verschwand schnell aus meinem Bewußtsein.
Erst als das Line-Up von Rock A Field veröffentlicht wurde, tauchten die Wissenschaftler wieder in meinem Musikleben auf. Letztes Jahr hatte mir das Festival in Luxemburg sehr viel Spaß gemacht, sodaß ein Blick auf das diesjährige Programm reichte, um zu entscheiden, auch dieses Jahr wieder nach Roeser zu fahren. Die Babyshambles, The Verve, The Cribs und später noch The Kooks klangen sehr verlockend. Die Babyshambles wurden dann durch Dirty Pretty Things ersetzt, die vor wenigen Tagen wegen einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung von Carl Barât absagen mußten. Trotzdem blieb ein interessantes Programm mit einigen echten Großkarätern für dieses Tagesfestival.
Das Rock A Field Gelände liegt nicht weit von der luxemburgisch-französischen Grenze entfernt auf einer großen Lichtung. Die Organisation ist überragend. Angefangen bei offiziellen digitalen Hinweisschildern über der Autobahn, bis zu abgesperrten, von Polizei bewachten Zufahrtsstraßen, professioneller kann man solch ein Festival nicht organisieren! Am meisten beeindruckte mich aber das Parken. Die Park and Ride Schilder führten mich auf ein Fabrikgelände, in dem die Autos in leeren Hallen parkten! Großartig! Von da pendeln Busse zum zehn Minuten entfernten Wald bei Roeser. Ein viertelstündiger Fußmarsch führt dann zur Musik.
Als ich da um kurz vor vier ankam, spielte gerade Antiflag aus Pittsburgh, die die Rolle der lauten Billy Talent vom vergangenen Jahr übernahmen. Antiflag waren etwas leiser und besser als die Kanadier 2007, meine Musik ist das trotzdem nicht.
Die erste Band, die mich interessierte, war dann - Überraschung! - We Are Scientists. Es hatten sich um fünf ziemlich viele Leute vor der Bühne versammelt. Von der ursprünglichen Besetzung der Scientists (die ich mal als Wir sind Helden Vorgruppe gesehen habe, an einem "Wir sind..."-Mottotag...) gibt es nur noch Sänger Keith Murray und Bassist Chris Cain. Der bärtige Drummer Michael Tapper hatte die Band im vergangenen November verlassen. Es erschien aber nicht nur ein Ersatzschlagzeuger, die Scientists haben zumindest live jetzt auch einen Keyboarder bzw. zweiten Gitarristen. Ob die beiden nun feste Bandmitglieder sind, weiß ich nicht, an mancher Stelle wird das behauptet, die offizielle Website spricht aber weiter nur von Cain und Murray als We Are Scientists.
Sehr solide fing es an, "Nobody move, nobody get hurt" ist ohne Zweifel ein gutes und unterhaltsames Lied. Aber schon "Chick lit" vom neuen Album im Anschluß dämpfte meine ersten Eindrücke. Musikalisch alles andere als spannend, obwohl das Lied die zweite Singleauskopplung der CD ist. "Alles andere als spannend" könnte auch die Überschrift dieses Berichts sein (hätten wir so etwas), denn dieses Urteil gilt auch für die meisten der folgenden Stücke. Von den neuen Liedern, die ich eben kaum kenne, ist eigentlich nur eines haften geblieben, das mit einem Elektrobeat untermalt ist, der hip klingt und fast ein wenig an MGMT erinnert, "Impatience" heißt dieser Lichtblick.
Daß ich nicht ungeduldig wurde, lag an Liedern wie "Cash cow" oder "It's a hit", bei denen es schön war, sie wieder einmal zu hören, und, und das ist die eigentlich Stärke der Band, an den köstlichen Ansagen von Chris und Keith. Ein wenig kann man das mit Tennis-Oldies wie Mansour Bahrami vergleichen, da geht es den Zuschauern ja auch nicht um die erspielten Punkte.
Da war erst einmal die Aufforderung, doch auf die Schultern der Nachbarn zu steigen. Die Security-Leute vor der Bühne bekamen Alpträume. Aber wie sollten sie das verhindern, wenn die Band dazu aufruft? Wörtlich folgte das Publikum den Kaliforniern aber nicht, es sollte nämlich ein riesig hoher Turm gebaut werden.
Ihre Französisch Kenntnisse bewiesen sie mit dem Satz "Wußtet Ihr, daß Rob Schneider* immer noch Schauspieler ist?" "C'est incroyable!"
Sollten wir wegen ihres Auftritts erkranken, bezahlten sie unsere Arztrechnungen. Wir sollten uns melden. Später am Tag erschien Keith Murray mit seiner ergrauten Popper-Frisur auf dem Festivalplatz und wurde sofort von Leuten umringt. Ob die das Versprechen einforderten?
Eines der Lieder widmeten sie einem Mann mit gebrochenem Arm. "Wo ist das passiert?" - "Ich bin vom Motorrad gefallen" - "If there is one single message from We Are Scientists: ' Bikes are not for humans!' Wenn Gott Motorräder gewollte hätte, hätte er welchen erschaffen. Das mussten aber die Menschen tun!"
Mein Liebling war aber ganz eindeutig die Aufforderung an alle, sich umzudrehen und den Benutzer des Bungee-Apparats, der hinten auf dem Platz installiert war, anzugucken. "Bitte seht Euch diesen Typen an, der ist so gut wie tot!"
01: Nobody move, nobody get hurt
02: Chick lit
03: This scene is dead
04: Inaction
05: Impatience
06: Let's see it
07: Cash cow
08: After hours
09: That's what counts
10: It's a hit
11: Dinosaurs
12: Lethal enforcer
13: The great escape
Links:
- We Are Scientists in Paris am 16.11.06
- und in Köln am 14..11.06
- mehr Fotos
* ich verwechsele immer Rob Schneider und Roy Scheider. Da letztgenannter aber kein Schauspieler mehr ist, war es wohl Rob Schneider, den sie meinten.
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