Konzert: Cat Power
Ort: l'Olympia, Paris
Datum: 01.06.08
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: knapp 2 Stunden
"Aufstehen, Oliver, es ist schon 19 Uhr 10!"
Ach Herrje, jetzt war ich gerade so friedlich weggedämmert...
Das ganz Wochenende über war ich auf den Beinen, um der wunderbaren Hochzeit von meinem Konzertfreund Pierre und seiner netten Frau Satha beizuwohnen. Ein schönes Pärchen, diese Franzosen mit asiatischen Wurzeln, die am Sonntag in eines der besten und bekanntesten China- Restaurants von Paris geladen hatten und uns mit allerlei exotischen Köstlichkeiten verwöhnten. Krönender Abschluss war der Anschnitt der üppigen Hochzeitstorten, die gleich danach mit einem Gläschen Champagner runtergespült wurden. Um 17 Uhr 30 war der über 4 stündige Fress-und Tanzmarathon dann beendet und für circa. ein Stündchen legte ich mich zu Hause noch einmal aufs Ohr.
Aber der Sonntag war für mich noch nicht beendet, schliesslich stand Cat Power im Olympia auf dem Programm, da hat man fit zu sein! Und glücklicherweise war ich gegen 20 Uhr als ich mich auf den Weg in den altehrwürdigen Konzertssal machte, auch wieder recht munter.
Vor dem Eingang sah ich zu meiner Überraschung und Freude die französische Folksängerin Marie-Flore am Boden kauern. Sie war in ein Gespräch mit Jim White, dem weisshaarigen Drummer der Band von Cat Power vertieft. Da wollte ich auch nicht stören und sagte nur kurz "Salut". Ich freute mich für sie, dass sie anscheinend Kontakte zu den Dirty Delta Blues aufgebaut hat und bekam auch hinterher die Neuigkeit mitgeteilt, dass Marie-Flore wohl ein Projekt mit Gregg Foremann, dem Orgelspieler von Cat Power am Laufen hat. Nicht zu Unrecht wird die junge französische Sängerin mit Chan Marshall verglichen und das hat sich wohl auch bis Amerika durchgesprochen...
Schade, dass sie nicht das heutige Vorprogramm bestreiten durfte, das hätte stilistisch gut gepasst. Stattdessen hüpfte eine dunkelblonde Französin (?) namens Appaloosa über die Bühne und sang zu elektropoppigen Klängen, die von einem Mischpult ausgingen, neben dem ein junger männlicher Gitarrist und Keyboarder agierte. Warum man diesen Act verpflichtet hatte, blieb mir ein Rätsel. Hinterher wurde gemunkelt, Appaloosa sei eine Freundin von Chan Marshall, was wohl stimmen dürfte, denn schon im Januar im Batclan bestritt sie das Vorprogramm. Wenn man die Stücke bei MySpace hört, bekommt man den Eindruck, dass das doch eigentlich ganz nett sei, live war das aber eine fast grotesk schlechte Zumutung, die im besten Falle mit einem Schmunzeln von der Zuschauern im Olypia quittiert wurde.
Appaloosa hat sich mit diesem in etwa halbstündigen Auftritt auf jeden Fall für die Top 5 der schlechtesten Vorgruppen des Jahres 2008 qualifiziert. Ich glaube sie würde sogar bei den Superstars in der ersten Runde ausscheiden.
Danach war erst einmal eine längere Pause angesagt. Das Olmpia füllte sich von Minute zu Minute und einige Besucher verharrten auf dem Boden, um Kräfte für Cat Power zu sparen. Ich sah mich um und entdeckte zahlreiche junge Leute, aber auch Mitdreissiger -und vierziger waren vertreten; die Mischung im Publikum stimmte also.
Als Chan Marshall dann zum ersten Mal sichtbar wurde und die Spots ihr hübsches Gesicht anstrahlten, rief ein Mädchen vor mir verzückt aus: "Elle es trop belle! - sie ist einfach zu schön!" Damit hatte das Mädel nicht unrecht, Chan sah wirklich entzückend aus. Ohne ihre Halbhandschuhe, dafür aber mit einem ähnlichen (dem gleichen?) mintfarbenen Hemd wie im Jananuar im Bataclan und einem lässig gebundenen schwarzen Tuch und engen Jeans verkörperte sie perfekt das fanzösische Schönheitsideal. Stylish, aber nicht zu aufgedonnert und ausgestattet mit viel Charme und natürlicher Ausstrahlung. Ihr niedlicher Pferdeschwanz verlieh ihr zusätzlichen Pfiff und Jugendlichkeit. Optisch hatte sie also schon gewonnen, bevor es überhaupt richtig losging und böse Zungen behaupteten gar vorher, Cat Power könne eigentlich singen wie sie wolle, das Publikum werde sie eh lieben. Gerade meine Konzertgängerfreunde von der Hochzeit waren am kritischsten, viele von ihen waren heute abend gar nicht erst erschienen. Sie beschwerten sich über chaotische Vorstellungen, die sie auf früheren Konzerten geboten bekommen hatten oder aber die Blueslastigkeit und fehlende Modernität des aktuellen Albums "Jukebox".
Und ganz unrecht hatten sie nicht. Der Auftakt war regelrecht lahm und fad! Und dass, obwohl persönliche Favoriten wie "Don't Explain" oder "Silver Stallion" gespielt wurden. Wo war die Dynamik und der Schwung, der noch im Januar von der Dirty Delta Blues Band bei "Silver Stallion" ausging? Nichts von zu spüren! Stattdesen wirkten die alten Herren um Chan Marshall ein wenig wie gelangweilte Kneipenmusiker, die ihr alltägliches Programm abspulten. Man muss sich nur einmal das gelangweilte Gesicht von Gitarrist Erik Paparazzi auf den Fotos anschauen, um zu verstehen, was ich meine! Auch Gregg Foreman, den ich noch als quirlig und aufgeweckt in Erinnerung hatte, schob in der linken Bühnenhälfte eine ruhige Kugel und Judah Bauer versteckte sich hinter seiner dunklen Sonnenbrille. Die ersten 45 Minuten des Konzertes, ein Flopp! Kein Wunder, dass es vom Publikum zumindest während der Lieder kaum Reaktionen gab. Der Funke wollte nicht überspringen, obwohl Chan Marshall selbst sehr engagiert wirkte. Allerdings zu engagiert! Jede Geste und Mimik bei ihr wirkte einstudiert und aufgesetzt, echte Gefühle sehen anders aus! Viel Power also bei Cat aber wenig Seele! Und die Stimmlage war regelmässig zu tief gewählt. Das passte nicht so recht und ich fragte mich ernsthaft, ob sie sich mit den bluesigen Cover-Songs einen Gefallen getan hat. Irgendwie waren das nicht ihre Lieder, sie schien sich Stücke aneignen zu wollen, die sie selbst gerne hört, aber nicht authentisch performen kann. Geradezu symptomatisch war es dann , dass erst mit einer Neufassung ihres eigenen Songs, nämlich "Metal Heart", zum ersten Mal Stimmung aufkam. Endlich passte die Stimme und das Gefühl zu dem vorgetragenen Stück! Es wurde aber auch höchste Zeit, es war nämlich schon mehr als eine dreiviertel Stunde absolviert. Und ausgerechnet jezt verliess Chan für geschätzte 10 bis 15 Minuten die Bühne, während ihre Band instrumental vor sich hinklimperte. Das kannte ich schon vom Konzert im Bataclan und ich befürchtete, dass nach zwei bis drei zusätzlichen Liedern nach circa 70 Minuten Schluss sein würde. In diesem Falle hätte ich heute ein recht bescheidenes Konzert gesehen, zumindest angesichts des enormen Talents von Cat Power. Aber es kam anders, es wurde noch deutlich länger weitergespielt und das Verschwinden von der Bühne markierte nur die Halbzeit des Gigs.
Mit einem schwarzen und lässig fallenden Oberteil kam Chan unter grossem Applaus zurück und performte zunächst die Ballade "Blue", eine Cover Version nach Joni Mitchell. Obwohl mich der Song nicht vom Hocker riss, hatte sich irgend etwas zum Positiven gewendet. Die Sängerin wirkte entspannter, ihre Mimik nicht mehr so aufgesetzt und ihre Band hatte wohl auch die lange Aufwärmphase hinter sich gelassen. Einer meiner persönlichen Favoriten, das Schmachtstück "Where Is My Love" kam sehr soulig daher und erzielte bei mir nicht die erhoffte Wirkung auf die Tränendrüse, aber spätestens mit dem Doppelschlag vom Vorgängeralbum "The Greatest", nämlich dem Titeltrack selbst und einem famosen und gegen Ende explodierenden "Lived In Bars" war der Knoten geplatzt. Gerade die im Vergleich zur CD stark veränderten Versionen waren alleine schon das Eintrittsgeld wert. Das beschwingt daherkommende "Aretha Sing One For Me" riss das Publikum mit und von da an gab es eigentlich kein Halten mehr. Die mir immer recht lästige lange Vorstellung der Band (nach "Could We") kam bei den Parisern ungemein gut an und wurde von rythmischem Klatschen begleitet und gipfelte in den nahtlosen Übergang zu "Satisfaction" von den Stones. Obwohl ich kein Fan der rollenden Steine bin, begeisterte mich Chan's fetzige Version des Klassikers. Wow, ein Highlight! Mit "Do You Do You Do" und "Naked If I Want to" wurde das hohe Tempo gehalten, bevor mit dem schönsten Lied des Abends, "Angelitos Negros" etwas fürs Herz folgte. Gerade als sie am Ende gefühlvoll, (ha) lalalalala ins Mikro hauchte, ging bei mir der Puls höher. Einfach ergreifend!
Genau wie das schon fast traditionelle Blumenwerfen ins Publikum am Schluss der fast zweistündigen Show. Chan befeuerte mindestens 10 Minuten lang die Pariser mit weissen Rosen und anderen Gewächsen (ich bin kein Florist und weiss daher nicht, was das für welche waren!) und verbeugte sich wie eine Theaterschauspielerin. Der Applaus wollte nicht abreissen und Paris lag Cat Power erneut zu Füssen. Für die gelungene zweite Spielhälfte hatten sie und ihre Delta Blues Band das auch verdient und der müde Beginn war nur noch eine schwache, verblassende Erinnerung...
Setlist Cat Power, Olympia, Paris:
01: Don't Explain
02: Woman Left Lonely
03: Silver Stallion
04: New York, New York
05: Lost Someone
06: Dreams
07: Lord Help
08: Song To Bobby
09: Dark End
10: She's Got You
11: Making Believe
12: Metal Heart
13: Blue
14: Where Is My Love?
15: Moon
16: The Greatest
17: Lived In Bars
18: Aretha, Sing One For Me
19: Life Of The Party
20: Could We
21: (I Can't Get No) Satisfaction
22: Do You Do You Do
23: Naked If I Want to
24: Angelitos Negros
25: Ramblin' (Wo)man
26: I've Been Loving You Too Long
Links: Fotos von Cat Power (Chan Marshall)
Anmerkung: an die Setlist, die das junge blonde Mädchen auf dem Foto in den Händen hält, hat sich Cat Power nicht genau gehalten. Man verlasse sich da eher auf meine Fassung...
Ort: l'Olympia, Paris
Datum: 01.06.08
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: knapp 2 Stunden
"Aufstehen, Oliver, es ist schon 19 Uhr 10!"
Ach Herrje, jetzt war ich gerade so friedlich weggedämmert...
Das ganz Wochenende über war ich auf den Beinen, um der wunderbaren Hochzeit von meinem Konzertfreund Pierre und seiner netten Frau Satha beizuwohnen. Ein schönes Pärchen, diese Franzosen mit asiatischen Wurzeln, die am Sonntag in eines der besten und bekanntesten China- Restaurants von Paris geladen hatten und uns mit allerlei exotischen Köstlichkeiten verwöhnten. Krönender Abschluss war der Anschnitt der üppigen Hochzeitstorten, die gleich danach mit einem Gläschen Champagner runtergespült wurden. Um 17 Uhr 30 war der über 4 stündige Fress-und Tanzmarathon dann beendet und für circa. ein Stündchen legte ich mich zu Hause noch einmal aufs Ohr.
Aber der Sonntag war für mich noch nicht beendet, schliesslich stand Cat Power im Olympia auf dem Programm, da hat man fit zu sein! Und glücklicherweise war ich gegen 20 Uhr als ich mich auf den Weg in den altehrwürdigen Konzertssal machte, auch wieder recht munter.
Vor dem Eingang sah ich zu meiner Überraschung und Freude die französische Folksängerin Marie-Flore am Boden kauern. Sie war in ein Gespräch mit Jim White, dem weisshaarigen Drummer der Band von Cat Power vertieft. Da wollte ich auch nicht stören und sagte nur kurz "Salut". Ich freute mich für sie, dass sie anscheinend Kontakte zu den Dirty Delta Blues aufgebaut hat und bekam auch hinterher die Neuigkeit mitgeteilt, dass Marie-Flore wohl ein Projekt mit Gregg Foremann, dem Orgelspieler von Cat Power am Laufen hat. Nicht zu Unrecht wird die junge französische Sängerin mit Chan Marshall verglichen und das hat sich wohl auch bis Amerika durchgesprochen...
Schade, dass sie nicht das heutige Vorprogramm bestreiten durfte, das hätte stilistisch gut gepasst. Stattdessen hüpfte eine dunkelblonde Französin (?) namens Appaloosa über die Bühne und sang zu elektropoppigen Klängen, die von einem Mischpult ausgingen, neben dem ein junger männlicher Gitarrist und Keyboarder agierte. Warum man diesen Act verpflichtet hatte, blieb mir ein Rätsel. Hinterher wurde gemunkelt, Appaloosa sei eine Freundin von Chan Marshall, was wohl stimmen dürfte, denn schon im Januar im Batclan bestritt sie das Vorprogramm. Wenn man die Stücke bei MySpace hört, bekommt man den Eindruck, dass das doch eigentlich ganz nett sei, live war das aber eine fast grotesk schlechte Zumutung, die im besten Falle mit einem Schmunzeln von der Zuschauern im Olypia quittiert wurde.
Appaloosa hat sich mit diesem in etwa halbstündigen Auftritt auf jeden Fall für die Top 5 der schlechtesten Vorgruppen des Jahres 2008 qualifiziert. Ich glaube sie würde sogar bei den Superstars in der ersten Runde ausscheiden.
Danach war erst einmal eine längere Pause angesagt. Das Olmpia füllte sich von Minute zu Minute und einige Besucher verharrten auf dem Boden, um Kräfte für Cat Power zu sparen. Ich sah mich um und entdeckte zahlreiche junge Leute, aber auch Mitdreissiger -und vierziger waren vertreten; die Mischung im Publikum stimmte also.
Als Chan Marshall dann zum ersten Mal sichtbar wurde und die Spots ihr hübsches Gesicht anstrahlten, rief ein Mädchen vor mir verzückt aus: "Elle es trop belle! - sie ist einfach zu schön!" Damit hatte das Mädel nicht unrecht, Chan sah wirklich entzückend aus. Ohne ihre Halbhandschuhe, dafür aber mit einem ähnlichen (dem gleichen?) mintfarbenen Hemd wie im Jananuar im Bataclan und einem lässig gebundenen schwarzen Tuch und engen Jeans verkörperte sie perfekt das fanzösische Schönheitsideal. Stylish, aber nicht zu aufgedonnert und ausgestattet mit viel Charme und natürlicher Ausstrahlung. Ihr niedlicher Pferdeschwanz verlieh ihr zusätzlichen Pfiff und Jugendlichkeit. Optisch hatte sie also schon gewonnen, bevor es überhaupt richtig losging und böse Zungen behaupteten gar vorher, Cat Power könne eigentlich singen wie sie wolle, das Publikum werde sie eh lieben. Gerade meine Konzertgängerfreunde von der Hochzeit waren am kritischsten, viele von ihen waren heute abend gar nicht erst erschienen. Sie beschwerten sich über chaotische Vorstellungen, die sie auf früheren Konzerten geboten bekommen hatten oder aber die Blueslastigkeit und fehlende Modernität des aktuellen Albums "Jukebox".
Und ganz unrecht hatten sie nicht. Der Auftakt war regelrecht lahm und fad! Und dass, obwohl persönliche Favoriten wie "Don't Explain" oder "Silver Stallion" gespielt wurden. Wo war die Dynamik und der Schwung, der noch im Januar von der Dirty Delta Blues Band bei "Silver Stallion" ausging? Nichts von zu spüren! Stattdesen wirkten die alten Herren um Chan Marshall ein wenig wie gelangweilte Kneipenmusiker, die ihr alltägliches Programm abspulten. Man muss sich nur einmal das gelangweilte Gesicht von Gitarrist Erik Paparazzi auf den Fotos anschauen, um zu verstehen, was ich meine! Auch Gregg Foreman, den ich noch als quirlig und aufgeweckt in Erinnerung hatte, schob in der linken Bühnenhälfte eine ruhige Kugel und Judah Bauer versteckte sich hinter seiner dunklen Sonnenbrille. Die ersten 45 Minuten des Konzertes, ein Flopp! Kein Wunder, dass es vom Publikum zumindest während der Lieder kaum Reaktionen gab. Der Funke wollte nicht überspringen, obwohl Chan Marshall selbst sehr engagiert wirkte. Allerdings zu engagiert! Jede Geste und Mimik bei ihr wirkte einstudiert und aufgesetzt, echte Gefühle sehen anders aus! Viel Power also bei Cat aber wenig Seele! Und die Stimmlage war regelmässig zu tief gewählt. Das passte nicht so recht und ich fragte mich ernsthaft, ob sie sich mit den bluesigen Cover-Songs einen Gefallen getan hat. Irgendwie waren das nicht ihre Lieder, sie schien sich Stücke aneignen zu wollen, die sie selbst gerne hört, aber nicht authentisch performen kann. Geradezu symptomatisch war es dann , dass erst mit einer Neufassung ihres eigenen Songs, nämlich "Metal Heart", zum ersten Mal Stimmung aufkam. Endlich passte die Stimme und das Gefühl zu dem vorgetragenen Stück! Es wurde aber auch höchste Zeit, es war nämlich schon mehr als eine dreiviertel Stunde absolviert. Und ausgerechnet jezt verliess Chan für geschätzte 10 bis 15 Minuten die Bühne, während ihre Band instrumental vor sich hinklimperte. Das kannte ich schon vom Konzert im Bataclan und ich befürchtete, dass nach zwei bis drei zusätzlichen Liedern nach circa 70 Minuten Schluss sein würde. In diesem Falle hätte ich heute ein recht bescheidenes Konzert gesehen, zumindest angesichts des enormen Talents von Cat Power. Aber es kam anders, es wurde noch deutlich länger weitergespielt und das Verschwinden von der Bühne markierte nur die Halbzeit des Gigs.
Mit einem schwarzen und lässig fallenden Oberteil kam Chan unter grossem Applaus zurück und performte zunächst die Ballade "Blue", eine Cover Version nach Joni Mitchell. Obwohl mich der Song nicht vom Hocker riss, hatte sich irgend etwas zum Positiven gewendet. Die Sängerin wirkte entspannter, ihre Mimik nicht mehr so aufgesetzt und ihre Band hatte wohl auch die lange Aufwärmphase hinter sich gelassen. Einer meiner persönlichen Favoriten, das Schmachtstück "Where Is My Love" kam sehr soulig daher und erzielte bei mir nicht die erhoffte Wirkung auf die Tränendrüse, aber spätestens mit dem Doppelschlag vom Vorgängeralbum "The Greatest", nämlich dem Titeltrack selbst und einem famosen und gegen Ende explodierenden "Lived In Bars" war der Knoten geplatzt. Gerade die im Vergleich zur CD stark veränderten Versionen waren alleine schon das Eintrittsgeld wert. Das beschwingt daherkommende "Aretha Sing One For Me" riss das Publikum mit und von da an gab es eigentlich kein Halten mehr. Die mir immer recht lästige lange Vorstellung der Band (nach "Could We") kam bei den Parisern ungemein gut an und wurde von rythmischem Klatschen begleitet und gipfelte in den nahtlosen Übergang zu "Satisfaction" von den Stones. Obwohl ich kein Fan der rollenden Steine bin, begeisterte mich Chan's fetzige Version des Klassikers. Wow, ein Highlight! Mit "Do You Do You Do" und "Naked If I Want to" wurde das hohe Tempo gehalten, bevor mit dem schönsten Lied des Abends, "Angelitos Negros" etwas fürs Herz folgte. Gerade als sie am Ende gefühlvoll, (ha) lalalalala ins Mikro hauchte, ging bei mir der Puls höher. Einfach ergreifend!
Genau wie das schon fast traditionelle Blumenwerfen ins Publikum am Schluss der fast zweistündigen Show. Chan befeuerte mindestens 10 Minuten lang die Pariser mit weissen Rosen und anderen Gewächsen (ich bin kein Florist und weiss daher nicht, was das für welche waren!) und verbeugte sich wie eine Theaterschauspielerin. Der Applaus wollte nicht abreissen und Paris lag Cat Power erneut zu Füssen. Für die gelungene zweite Spielhälfte hatten sie und ihre Delta Blues Band das auch verdient und der müde Beginn war nur noch eine schwache, verblassende Erinnerung...
Setlist Cat Power, Olympia, Paris:
01: Don't Explain
02: Woman Left Lonely
03: Silver Stallion
04: New York, New York
05: Lost Someone
06: Dreams
07: Lord Help
08: Song To Bobby
09: Dark End
10: She's Got You
11: Making Believe
12: Metal Heart
13: Blue
14: Where Is My Love?
15: Moon
16: The Greatest
17: Lived In Bars
18: Aretha, Sing One For Me
19: Life Of The Party
20: Could We
21: (I Can't Get No) Satisfaction
22: Do You Do You Do
23: Naked If I Want to
24: Angelitos Negros
25: Ramblin' (Wo)man
26: I've Been Loving You Too Long
Links: Fotos von Cat Power (Chan Marshall)
Anmerkung: an die Setlist, die das junge blonde Mädchen auf dem Foto in den Händen hält, hat sich Cat Power nicht genau gehalten. Man verlasse sich da eher auf meine Fassung...
4 Kommentare :
chan wird durch ihre musiker wahrlich nicht geadelt. das ist mir auch schon aufgefallen. sie täte gut daran ein paar koryphäen zu engagieren, die ihrem tatendrang folgen und die eine oder andere note beisteuern können.
diese vorgeschobene lässigkeit ihrer drei kerle ist mir ein graus und karikiert die ganze unternehmung.
Ich werde die kollegen morgen konzentriert beobachten ;-)
Ansonsten sehe ich dem Konzert mit gemischten Gefühlen entgegen. Das letzte Mal in Köln war es, gelinde gesagt, eine Katastrophe. - Ist allerdings schon ein paar Jahre her -
Aber Chan ist jetzt ja ein Star. (sagt zumindest Herr Lagerfeld)
Und das geht mir genauso, Frank. Ich gehe da auch mit sehr gemischten Gefühlen hin.
Eine Katastrophe wird es mit Sicherheit nicht geben, Frank! Die Zeit der chaotischen Konzerte von Cat Power scheint lange vorbei! Problemematisch ist eher, dass sie fast zu professionell geworden ist.
Die Beziehung zwischen Karl Lagerfeld und Cat Power habe ich eingehend in meinem Konzertbericht von Paris im Januar beschrieben:
http://meinzuhausemeinblog.blogspot.com/2008/01/cat-power-paris-210108_23.html
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