Konzert: I Am Kloot
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 16.05.2015
Dauer: I Am Kloot knapp 100 min, Sarah & Julian 30 min
Zuschauer: ausverkauft
Diese Tagebuchschreiberei scheint nicht viel zu nutzen. Bei jedem I Am Kloot Konzert bin ich aufs Neue überrascht, daß der Laden voll ist. Dabei war es beim letzten Mal doch genauso. Kann man alles nachlesen.
Mein letztes I Am Kloot Konzert fand 2010 beim wundervollen Phono Pop Festival in Rüsselsheim statt (unbedingter Tipp - dieses Jahr am 10, und 11. Juli!). Seitdem habe ich die Band aus Manchester wieder einmal aus dem Auge verloren. Natürlich habe ich trotzdem keine Sekunde gezögert, ein Ticket für eines der drei Deutschland-Konzerte zu kaufen. Bisher hatte ich I Am Kloot in Köln zweimal im Luxor gesehen (und einmal beim Fest van Cleef in Odonien), diesmal waren sie im tollen Gebäude 9.
Als wir reinkamen, war für eine Vorgruppe aufgebaut. Auf der Stoffverkleidung des Keyboards las ich "Sarah & Julia". Statt zweier junger Frauen kam um halb neun aber ein ergrauter, vollbärtiger Mann auf die Bühne - John Bramwell. Er kündigte den Support seiner Deutschland-Tour an, eine sehr tolle Geste! Ich verstand "Sarah & Julie". Da war wohl beim Ausdruck der Klavier-Beschriftung irgendwas schief gelaufen. Es kamen dann auch nicht zwei sondern drei Musiker auf die Bühne, die sich als Sarah & Julian und Schlagzeuger Nils (glaube ich) herausstellten. Sarah und Julian sind Geschwister und stammen ursprünglich aus Aschaffenburg. Nicht aus Reading. Hätte Julian keine Ansagen gemacht, ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, eine deutsche Band vor mir zu haben.
Es fing beim ersten Lied White lips sehr ruhig an. Sarah spielte Piano, Julian akustische Gitarre. Dazu sangen beiden gemeinsam. Das klingt zunächst wenig spektakulär, war aber wunderschön. Später setzte dann ein erstaunlich dynamisches Schlagzeug ein, das perfekt passte. Vor dem zweiten Lied (Birds of a feather) gab es Probleme mit dem (geliehenen) Keyboard, die Julian gelassen mit "das gehört zum Programm" kommentierte. Ich hatte noch nie von der Band gehört und erst vorhin gelesen, daß die Geschwister u.a. 2014 beim Heimspiel von Gisbert zu Knyphausen aufgetreten sind. Der Auftritt von Sarah and Julian (und Nils) wirkte nicht nur musikalisch souverän.
Im vierten Lied Mayflies gab es eine lustige Klatsch-Choreographie der drei Musiker, dabei schlugen sie die Hände erst zusammen und dann auf die Brust und sangen dazu irgendwas mit vielen s-Lauten ("ssss sch sch sch" - für Rheinländer nicht mitsingbar), es war toll! Yesterday I thought danach sangen Julian und Sarah gemeinsam am Klavier. Das Programm war beeindruckend und sehr abwechslungsreich. Grob erinnerte mich der Auftritt immer mal wieder an die tollen Rue Royale.
Daß John Bramwell seine Vorgruppe vorgestellt hat, machte nach dem halbstündigen Auftritt sehr viel Sinn und war sicher nicht nur Zeichen britischer Höflichkeit!
Setlist Sarah & Julian, Gebäude 9, Köln:
01: White lips
02: Birds of a feather
03: Like a letter
04: Mayflies
05: Yesterday I thought
06: Monster
07: Slow
Daß I Am Kloot auch zu dritt auftreten würden, hatte ich auf Fotos vom Berlin-Konzert gesehen. Beim Phono Pop hatte ich sie in der gleichen Konstellation (Gitarre, Bass, Schlagzeug) gesehen, davor zweimal in größerer Besetzung mit Steel Guitar. Ich hatte heute also eine etwas ruhigere I Am Kloot Version erwartet. Schon die paar Mikro-Tests beim Umbau zeigten, daß das Unsinn war. Bei den ersten Liedern spielte John eine E-Gitarre. Es war ordentlich laut! Erst später (beim vierten Stück?) wechselte er zur akustischen Gitarre und legte die nicht mehr weg. Dies ist musikalisch (aus Amateursicht) nicht weiter wichtig, es blieb auch mit dem leiseren Instrument laut, wenn man weiß, wie John die Akustikgitarre spielt, wird es aber relevant. Er hat keinen Gurt am Instrument, muß es also auf den Oberschenkel legen und den dafür anwinkeln. Er löste das mit einer leeren Bierkiste, auf der sein rechtes Bein mindestens 70 Minuten stand. Aber vermutlich sind Gitarrengurte unbequem.
I Am Kloot haben 2013 ihr letztes richtiges Album veröffentlicht. "Richtig", weil danach zwar ein Soundtrack erschien, auf dem neben Instrumentalstücken aber nur drei alte Lieder wiederveröffentlicht wurden. Daß ich die Nordengländer seit Jahren dooferweise mißachtet habe, war für das Konzert nicht weiter schlimm. Ich kannte fast alles. Denn das letzte Album Let it all in (das ich nicht habe) ignorierte auch die Band weitestgehend, warum auch immer (und bei der Ausnahme Masquerade versauten sie das Ende. "Sehr clever, den letzten Refrain wegzulassen!"). Es ist wohl eher die Tour zur gerade veröffentlichten Live-Platte Hold back the night.
Also ein Best of. Und wenn man I Am Kloot gut anderthalb Stunden zuhört, merkt man, wie viele Hits in so einem 26-Lieder-Programm stecken. Ferris wheel, Someone like you, From your favourite sky, To you, Storm warning, To the brink (mit dem John 2009 beim Perfekten Dinner einen Gastauftritt hatte). Wow.
Daß ich beim Konzert nicht richtig aufmerksam war, lag dann wegen der vielen Knüller auch nicht an Langeweile (es ist fast immer so, daß nach 40 min die Gespräche lauter werden, längere Aufmerksamkeitsdauer geht wohl nicht mehr). Mich haben die beiden Kollegen von John zu sehr abgelenkt. Peter Jobson war schon sehr sehenswert und enorm beweglich für einen Bassisten, ganz besonders beeindruckend war allerdings Schlagzeuger Andy Hargreaves. Ich habe zu wenig Ahnung von Musik, bin aber nicht sicher, ob ich schon viele bessere Drummer gesehen habe.
Zwischendurch gab es einen kleinen Vorgeschmack auf den Sommer. Im Juli spielt John Bramwell wieder beim Phono Pop Festival, diesmal aber alleine. Im Gebäude 9 schickte er seine beiden Kollegen in eine kurze Raucherpause und spielte I still do und At the sea solo.
Bis zum Sommer werde ich noch wissen, wie gut der Konzertabend war, keine Frage!
Setlist I Am Kloot, Gebäude 9, Köln:
01: One man brawl
02: Cuckoo
03: Life in a day
04: This house is haunted
05: Gods and monsters
06: Same deep water as you
07: Dead mens cigarettes
08: Someone like you
09: Masquerade
10: I still do (John Bramwell solo)
11: At the sea (John Bramwell solo)
12: Fingerprints
13: Over my shoulder
14: To the brink
15: Storm warning
16: Here for the world
17: Strange arrangement of colours
18: Ferris wheels
19: Because
20: Darkstar
21: Strange without you
22: To you
23: Northern skies
24: From your favourite sky
25: Twist (Z)
26: Proof (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- I Am Kloot, Paris, 23.03.13
- I Am Kloot, Dresden, 15.03.13
- I Am Kloot, Rüsselsheim, 10.07.10
- I Am Kloot, Köln, 28.03.10
- I Am Kloot, Köln, 24.10.08
- I Am Kloot, Köln, 26.07.08
- I Am Kloot, Paris, 27.03.08
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