Konzert: She makes war
Ort: Kohi in Karlsruhe
Datum: 9. Mai 2015
Dauer: 75 min
Zuschauer: etwa 40
English version (big thanks to Even the Stars from Manchester!)
Ich finde es immer wieder interessant, wie sich unser deutscher Alltag in den Augen und Herzen aufmerksamer fremdsprachiger Besucher spiegelt. Zumal, wenn es um musikalische Gäste aus Großbritannien geht. Dort, wo die Quelle für Indie-Musik ist und wo Deutsch und Nazi häufig noch wie selbstverständlich gleichgesetzt werden. Laura Kidd aus Bristol war mit ihrer Musik als She makes war nun schon zum dritten Mal in Karlsruhe und das ist wohl kein Zufall.
Mega ❤️ you, Karlsruhe and the Kohi Kultur Raum massive x
— Laura Makes War (@warriorgrrl) 9. Mai 2015
What Tom and Marco are doing at Kohi in Karlsruhe is wonderful. It's a home from home in a country I love more every time I visit. #emotweet
— Laura Makes War (@warriorgrrl) 9. Mai 2015
Das deutsche Publikum hat es ihr angetan und in ihrer freundlichen und offenen Art hat sie hier inzwischen Freunde und Fans gewonnen, die sie unterstützen und lautstark weitere Besuche fordern. Die Stimmung an diesem Samstag Abend war dann auch so, wie man es sich für jeden Konzertabend wünschen würde: Eine freudig gespannte Künstlerin, stimmlich bestens fit und ein von der Frühlingssonne und dem Südstadtfest vorgeheiztes Publikum. Dazu die richtige Dosis von neu zu erobernden Musikfreunden und wiederkehrenden Verbündeten in Sachen Gloompop.Als Alleinreisende ist Laura in Deutschland gern mit dem Zug unterwegs und hatte dabei auch schon im Oktober 2014 den Streik zu spüren bekommen. Diesmal waren die Auswirkungen für sie noch spürbarer und MeinFernbus und Carsharing wurden zwangsweise und ungeplant ganz oben auf ihr deutsches Kultur- und Bildungsprogramm gesetzt. Es war also nicht so überraschend, dass dies bei der ohnehin plauderfreudigen Künstlerin eine Rolle in den Ansagen spielte. Überraschend war eher der Fakt, dass sie sich in der Zwischenzeit richtig viel Deutsch angeeignet hat und es einsetzen konnte.
Man kriegt ja dann als Muttersprachler auch mal schnell den Ball zurückgespielt. Ein sehr erhellender Moment diesbezüglich war, wie sie über sich und Deutschland sprach und als letzten launigen Fakt enthüllte, sie möge deutsche Küchen. Das rief ein etwas verwundertes Schweigen hervor und man konnte förmlich mit den Händen greifen, wie jede/r überlegte, ob sie das WIRKLICH gemeint hat, oder was wohl für ein Fehler vorliegen könnte. Auch Laura nahm diese Stimmung sofort auf und wollte herausfinden, was sie denn gesagt hätte. You like German kitchens... - Oh no! I hate kitchens... Gemeint gewesen war der deutsche Kuchen. Immer diese Ü-Tüpfelchen, diese Querulanten in der Völkerverständigung!
Das Set begann mit Klassikern Shields and Daggers, Olympian und Let this be. Im Laufe des Konzerts bekamen wir allerdings insgesamt sieben der elf neu aufgenommenen Stücke zu hören vom Album, das im Herbst erscheinen wird, u.a. auch Slow down sunshine über den als Bloodsucker charakterisierten ex-boyfriend (hier war eine weitere Deutschstunde gefragt). Anschließend gab es ein kleines Geplänkel. Benny war an dem Abend mit Krücken unterwegs und hatte sich gerade einen Platz vor der Bühne gesichert. Nachdem Laura dem Publikum scherzhaft angeboten hatte, ein ernstes Wörtchen mit dem Wüterich zu reden, der ihn so verletzt hätte, bat sie ihn: do not collapse - you are my friend, but I will have to continue to play music and act professionally!
Für Please don't lieferte ausnahmsweise keine schief gelaufene Liebe den Hintergrund sondern die Sorge um ihre älter werdenden Eltern. Heimlicher Höhepunkt war auch dieses Mal wieder das grandios zelebrierte Delete. Es nutzt sich einfach nicht ab. Und auch Time to be unkind war so gut und so vertraut. Anschließend bat Laura um Wünsche und Butterfly und Minefields wurden von den Verehrern im Publikum erbeten. Ganz spontan spielte sie also Minefield und musste noch einmal absetzen, weil sie es stimmlich ein bisschen übertrieben hatte. Aus der ersten Reihe kam gleich Lob: Cool! You know you sound like PJ Harvey!
Auch Slow puncture war wieder toll und verfolgt mich auf meinen vielen Wegen auf dem Rad immer wieder mal als treffendes Bild. Wenn die Luft so langsam rausgeht, muss es ja nicht nur um Liebesbeziehungen gehen. Leider blieb durch die Zeitplanung für den Abend (es spielten noch Analog Pattern Robots auf) nur noch Zeit für Scared to capsize und Paper thin. Aber allen bleibt wohl ein bezaubernder Abend mit einer einmaligen Laura Kidd in Erinnerung und Vorfreude auf den Oktober:
It just feels v.special to be welcomed in to such a warm group of people. Excited to return again in October to see what they've done next!
— Laura Makes War (@warriorgrrl) 9. Mai 2015
Setlist:
01: Shields and Daggers
02: Olympian
03: Let this be
04: Slow down sunshine
05: Please don't
06: The best
07: Delete
08: Time to be unkind
09: Minefields
10: In cold blood (*)
11: Drown me out
12: Slow puncture
13: Scared to capsize
14: Paper thin
(*) Der link führt auf die 2015er Tour mit Band, zu der auch Simon Goff gehörte. Der war just am Vortag im Kohi zu Gast gewesen mit And the wiremen...
Tourdaten:
02.05. Chemnitz Kabarettkneipe
07.05. Halle Peißnitzhaus (frühe Show)
09.05. Karlsruhe Kohi
10.05. Offenbach Hafen 2
11.05. Stuttgart Ebene0
12.05. Kassel Schlachthof
14.05. Oldenburg Polyester Festival
16.05. Berlin Madame Claude
Aus unserem Archiv:
She Makes War, Karlsruhe, 23.10.14
She Makes War, Karlsruhe, 11.03.14
1 Kommentare :
Danke
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