Konzert: OMD
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 27.05.2015
Dauer: exakt 60 min
Zuschauer: einige Tausend
"No art, no culture, it's electro pop tonight", gab OMD Sänger Andy McCluskey nach dem Eröffnungssong Enola Gay aus. Ein paar Lieder später kam ein mail "eigentlich doch ziemlich großartiger Pop Bombast Quatsch". Ja und ja! Schöner kann man das Konzert von OMD nicht beschreiben.
OMD waren eines dieser "guilty pleasures", die die Macher der Primavera immer wieder ins Festival-Programm einbauen. Ob sie damit die Indiespießer abschrecken oder einfach nur alte Helden einladen wollen, weiß ich nicht. Es passt aber wunderbar ins Konzept.
Als die beiden OMD-Gründer, McCluskey und Keyboarder Paul Humphreys, auf die Bühne kamen - zwei unterschiedlich würdevoll gealterte Mittfünfziger - begann eine Zeitreise zurück in die frühen 80er. Ich hielt es für fahrlässig, den größten Hit gleich am Anfang verbraten zu haben und rechnete nur noch mit Sachen aus dem Spätwerk, bevor dann Joan of Arc kommen würde. Erstaunlicherweise kannte ich fast alles. Andy nannte eines der Stücke ein neues Lied (etwas mit Natural... am Anfang) - "do not be frightened, we are old men with a new song!" - einen weiteren Titel erkannte ich nicht. Der Rest waren alte Radio-Bekannte, die ich lange vergessen habe. Tesla girls! Sailing on the seven seas! Electricity (bestes Lied!)! Oder Locomotion, das ich gerne schnell wieder neu vergessen möchte.
Andy wirkte jung und agil. Er tanzte über die Bühne, hatte seine Stimme perfekt im Griff und hatte offenbar großen Spaß. Sein Kollege Paul sah aus, als habe er die vergangenen 25 Jahre fürs musikalische Programm auf Kreuzfahrtschiffen gesorgt. Die Smokingjacke hatte er gleich angelassen, die Zähne sind abbezahlt.
Mittwochs ist das Publikum wegen des freien Eintritts sehr anders als in den drei echten Festival-Tagen. Ich habe nicht erwartet, daß viele Fans extra wegen der Band angereist waren. So war es offenbar auch nicht. In der ersten Reihe standen zwar zwei Frauen mit Schildern ("lass mich bei Secret mitsingen" oder "seit 34 Jahren drauf gewartet"), der große Rest war neugierige Laufkundschaft. Nach ein paar Liedern gingen auch viele wieder weg, der Rest der blieb, hatte aber Spaß und sang mit oder tanzte. Der Auftritt war zwar recht absurd, schlecht war er aber eben nicht.
Auch Joan of Arc (das, das ich kenne - an Joan of Arc I davor erinnerte ich mich nicht) war nicht das letzte Stück. Danach folgten eine ganze Menge anderer Lieder und zum Schluß der Knüller Electricity.
Nein, Kunst war das nicht. Aber es war Popgeschichte. Und es war ein Erlebnis, OMD einmal gesehen zu haben. Kylie's next.
Setlist OMD, Primavera Festival, Barcelona:
01: Enola Gay
02: Messages
03: Tesla girls
04: ?
05: Forever
06: Souvenir
07: Joan of Arc I
08: Joan of Arc (Maid of Orleans)
09: Talking loud and clear
10: Natural...? (neu)
11: So in love
12: Locomotion
13: Sailing on the seven seas
14: Electricity
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