Mittwoch, 30. Juli 2014

Powerdove, Karlsruhe, 28.07.14


Konzert mit Powerdove (US)
Datum: 28. Juli 2014
Dauer: 50 min
Zuschauer: 9



Auf welchem Weg ich die Musik von Powerdove für mich entdeckt habe, weiß ich nicht mehr (*). Ich erinnere mich aber noch immer sehr lebhaft daran, wie froh ich vor drei Jahren war, als ich entdeckte, dass sie in Reichweite ein Konzert gab. Und an unseren (ersten und aufregenden) Besuch in der Guten Stube in Darmstadt. Das Konzert war einmalig und für alle sehr beeindruckend und seitdem blieben wir locker im Kontakt.


Zweimal war Annie Lewandowski seitdem in Europa unterwegs, aber vor allem in Frankreich und stets lagen Termine in Paris für mich so, dass ich es auch beim besten Willen nicht einrichten konnte, dabei zu sein. Umso mehr freute mich, als im Frühjahr eine e-mail kam mit der Frage, ob wir nicht ein Konzert in Karlsruhe ins Auge fassen wollten. Da war es auch egal, dass es auf einen Montag fallen würde und dazu noch auf den Montag nach DAS FEST, zu dem die Karlsruher zu Tausenden pilgern und eigentlich eine ganze Woche feiern. Folglich am Montag danach alles wollen, nur nicht am Abend wieder los.


Was Annie Lewandowski, Chad Popple (US, jetzt in Hamburg zu Hause) und Thomas Bonvalet (FR, jetzt bei Madrid zu Hause) aber mitgebracht hatten, füllte schon locker den halben Raum: Ein Vibraphon, ein Banjo, zwei Bongos, diverse Becken, alle möglichen Gerätschaften zum Rhythmus erzeugen (wie Stimmgabeln, Metronome, papierbespannte Tamburine u.ä.), ein kleines Keyboard und ein Gesangsmikro, dazu ein Tonmischgerät und eine Box. Kurz hatten wir beim Soundcheck die Angst, die Lautstärke könnte vielleicht doch den Wohnzimmerrahmen sprengen, zumal Thomas Bonvalet sich als ein sehr feuriger Mann zeigte mit Spaß an Dynamik und extrovertierten Akzenten.


Ein Unwetter entlud sich dann schließlich ab 19 Uhr südlich genug von Karlsruhe, dass wir zunächst noch Ruhe hatten. Im Konzert sang Annie in gewohnt inniger Weise (beim Konzert in Darmstadt war schon das Auslösegeräusch einer Kamera zu laut gewesen) ihre nachdenklichen Lieder, die oft sehr abrupt enden mit einer fast stoischen Ausstrahlung. Manchmal hatte sie einen Part am kleinen Keyboard aber sonst war sie auch körperlich sehr ruhig und konzentriert ohne steif zu sein. Kommentiert wurde das zum einen vom Vibraphon und einer sehr freien meist harmonischen Antwort von Chad. Manchmal wechselte er auch auf den Boden neben dem Vibraphon an zwei kleine Bongos. Er war jedenfalls stets bemüht um Blickkontakt zu Thomas. 


Thomas war so etwas wie der Advocatus Diaboli. Das, was Annie so ruhig erzählte, zerlegte er mit komplexen und fast verrückten Rhythmen. Dekonstruierte und stellte in Frage und machte Krach und rannte dagegen an. Es war aufregend, ihm dabei zuzusehen und anregend und alles in allem sicher ein komplett einmaliges Erlebnis. Es hätte mich auch nicht gewundert, wenn er dadurch das Unwetter herbeigezogen hat, dass dann für einen großen Teil der Nacht Wetterleuchten und Regenmassen über Karlsruhe ausschüttete (die davon ausgelösten Bergrutsche und Überschwemmungen betrafen uns zum Glück nicht).


Am Ende waren wir alle wie in Trance und konnten gar nicht fassen, was wir da gerade miterlebt hatten. Prompt musste Annie viele Fragen beantworten, wie diese Musik überhaupt entstehen kann und wie sich alle drei dabei fühlen. Und wie sie üben, so über alle Welt verteilt. 

Selbst ansehen und -hören kann man das heute Abend (30. Juli) in Hamburg in der Hörbar und Annie solo am 3. August  im Studio Acht in Berlin www.sacredrealism.org/series/.


Setlist:
01: After Dark
02: When you're near
03: Into the Sea
04: Easter Story
05: Be Mine
06: Winterizing
07: Weeping Willow
08: Paper Tiger
09: Red can of Paint
10: Birdsong
11: Ordinary

12: You can make me feel bad (Z)



Aus unserem Archiv:
Powerdove, Darmstadt, 17.04.11

(*) aber E. hat sich erinnert:
Beim Klienicum zum ersten, zum zweiten und zum dritten!
(damit man nicht erst die Kommentare aufmachen muss) 

Mehr Bilder:

 



3 Kommentare :

E. hat gesagt…

mensch, wusste gar nicht, dass du sie eingeladen hast. das wäre was für mich gewesen.
woher du sie kanntest? naja, im klienicum tauchten sie wohl häufiger auf.
;-)

E. hat gesagt…

ach ja, guck mal hier:
http://dasklienicum.blogspot.de/2011/06/eingestreut-280-anne-garner-powerdove.html

;-)

Gudrun hat gesagt…

Eike, das ist ja der Knaller - zusammen mit den Kommentaren ist es eine klare Beweiskette!

Ich habe jetzt den link noch in den Artikel unten aufgenommen. Es macht sich ja nicht jeder die Mühe nachzusehen, was in den Kommentaren steht!

Und natürlich wäre eine Suche im klienicum naheliegend gewesen!

 

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