Montag, 27. Februar 2012

Dry The River & Diego Zavatarelli, Paris, 25.02.12


Konzert: Dry The River & Diego Zavatarelli
Ort: L'Espace B, Paris

Datum: 25.02.2012

Zuschauer: volle Hütte, etwa 250

Konzertdauer: Diego: etwa 30 Minuten, Dry The River ungefähr 65 Minuten




Gut ein Jahr nachdem ich die temperamentvollen Burschen von Dry The River in einem Pariser Wohnzimmerkonzert akustisch vor 15 Leuten gesehen habe (Foto), stand ihr erstes Headliner- Konzert in der Seine-Metrople an. Nun galt es zu beweisen, ob die Vorschußlorbeeren (meine eigenen und die der Musikpresse) gerechtfertigt oder übertrieben waren.

In Haldern waren sie mir im August 2011 erneut über den Weg gelaufen und auch im November in Paris war ich noch einmal Zeuge eines ihrer mit Feuer und Leidenschaft vorgetragenen Konzerte. Nun ist endlich das Debütalbum Shallow Bed raus und gute Kritiken ließen nicht lange auf sich warten.



Würden sie mich heute überzeugen können? Mir endgültig klar machen, daß sie jetzt schon in die Champions League der Folkrockbands gehören, wo zur Zeit Größen wie die Fleet Foxes, die Band Of Horses, Midlake und Mumford & Sons die Platzhirsche sind? Oder sind sie bei Licht betrachtet eher eine Mitläuferband, die auf den fahrenden Zug, der durch die genannten Bands und Bon Iver angestoßen wurde, mit draufspringt? Wenn es nach den jungen Mädchen ging, die das Espace B bevölkerten, war die Antwort auf die Fragen einfach: "Dry The River sind die Besten" "und die Jungs ja sooo süß." Aber ich bin nun mal keine sechzehn mehr und außerdem ein alter Bock in der Konzertszene, will heißen schwieriger zufrieden zu stellen. Dennoch: auch ich sah ein in einigen Phasen berauschendes Konzert einer jungen, hochmotivierten Band mit viel Talent. Manchmal störte mich aber schon die musikalische Nähe zu oben zitierten Bands. Hatte man das Ganze nicht so oder so ähnlich schon zwei Jahre vorher gehört?

Aber sei's drum, es ist ein Faktum, daß Dry The River Hits haben und diese auch live mit Schmiss und ungestümer Spielfreude rüberbrachten. Und die brüchige Stimme von Peter Liddle ist nun einmal markant, die Chorgesänge herrlich und die Geige herzerwärmend. Da konnte man ihnen auch verzeihen, daß sie manchmal die Bombastschraube zu weit aufzogen und über das Ziel hinausschoßen. Wer hat schon so tolle Melodien zu bieten wie Dry The River etwa bei der Perle History Book? Wer einen solch unwiderstehlichen Drive wie diese tätowierte Truppe aus London auf New Ceromony? Wer einen solch fulminaten Closer wie das temberaubende, alles Vorherige überbietende Lions Den, bei dem die Mädels im Publikum nahezu ausrasteten? Kaum eine Gruppe aus England im Moment. Dry The River nutzen zur Zeit konsequent die Pause von Mumford & Sons aus und hinterlassen überall wo sie spielen einen glänzenden Eindruck. Die Burschen sind heiß auf den Erfolg, hungrig wie Löwen und unbeschwert wie man nur in diesem Alter sein kann. Sie merken: 2012 kann, nein wird unser Jahr werden, wir spielen bei den Festivals alle an die Wand. Wer kann sie stoppen? In diesem Jahr kaum jemand. Sie werden durchstarten, sie haben die Hits, den Biss die günstigen Sterne. Die werden groß. Egal, ob andere ähnliche Band schon vorher da waren.

Konzertbericht Diego Zavatarelli am Montag.

Aus unserem Archiv:

Dry The River, Paris, 06.11.11
Dry The River, Haldern, 12.08.11
Dry The River, Paris, 11.01.11


Fotos: Archiv

Konzert: Dry The River am 27.02.2012 in der Prinzenbar in Hamburg.





3 Kommentare :

E. hat gesagt…

sehr anschaulich, auch dank der schönen fotos. die band ist mir leider noch nicht live begegnet, ist aber unter garantie auch für mich alten tanzmuffel was.

E. hat gesagt…

ok, das album ist öde, kann ich gar nichts mit anfangen. ereignisarm bis auf einige tempoverschärfungen. vorhersehbar und prätentiös.

Oliver Peel hat gesagt…

Hätte mich auch gewundert, wenn dir das gefallen würde, Eike. Deine Kritik wird sicherlich nicht unberechtigt sein, aber ich habe das Album nicht. Groß durchstarten werden Dry The River trotzdem, das Massenpublikum liebt Vorhersehbarkeit und auf den Punkt genau kommende Chorgesänge.

Bereits im letzten Jahr hatte ich große Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Acts wie James Vincent Mcmorrow geäußert. Er und sehr wahrscheinlich auch Dry The River schwimmen auf der Fleet Foxes-Mumford & Sons und Bon Iver Welle. Die Musikindustrie ist clever und das Publikum schert sich oft nicht darum, ob eine Band eine eigene Identität hat. Wenn die so ähnlich klingt wie eine Lieblingsband reicht den Leuten das oft.

 

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