Montag, 7. Juni 2010

Pixies, Barcelona, 28.05.10


Konzert: Pixies

Ort: Primavera Sound, Barcelona
Datum: 28.05.10
Zuschauer: viele, zu viele
Dauer: etwa 90 Minuten


- von Julius aus Wien -

Wie für so viele andere auch waren die Pixies in meiner (noch nicht wirklich lange zurückliegenden) Jugend für mich eine der wichtigsten Bands. Nicht nur wegen Where Is My Mind, aber mit diesem Song hat alles angefangen. Zumindest meine Zuneigung zu den Pixies.


Letzes Jahr am Southside Festival bekam ich dann zum ersten Mal Gelegenheit, eine meiner Lieblingsbands live zu sehen. Dass es mich dann nicht so recht überzeugte, schob ich auf den doch sehr frühen Slot, den sie zugewiesen bekommen hatten, irgendwann am frühen Abend zwischen Mars Volta und Billy Talent.

Am Primavera im wunderschönen Barcelona stand der nächste Versuch, ihre Live-Qualitäten zu eruieren, auf dem Programm. Die Voraussetzungen waren ungleich bessere als am Southside ein Jahr zuvor. Für kurz nach ein Uhr nachts und nach den sehr gut aufgelegten Wilco waren Black Francis und Freunde angesetzt, zu Buche stand bereits ein, laut Programmheft, legendärer Auftritt am Primavera 2004, der besagtes Festival in die Liga qualitativ hochwertiger und großer europäischer Freiluftveranstaltungen, in der es heute spielt, gehoben haben soll.

Unvorstellbare Massen hatten sich auch diesmal vor der San Miguel-Stage, gesponsert von einem barcelonischen Gerstensaft, versammelt, ein stetes Kommen und Gehen intensivierte das subjektive Gefühl der Überfüllung stark, an ruhiges und konzentriertes Genießen des Auftrittes war zumindest in den ersten Minuten nicht zu denken.

Allerdings sollte sich – zumindest bei mir - auch später kein wirkliches Begeisterungsmoment einstellen. Die Pixies ackerten sich durch ihre von Klassiker gespickte Setlist, ohne die Qualitäten, die ich an ihren Aufnahmen so schätze, zu unterstreichen. Anstatt elegantem Bewegen zwischen Laut und Leise, Nähe und Distanz, perfektioniert auf den Klassiker-Alben Doolittle und Come On Pilgrim enttäuschte die Live-Umsetzung. Mich halt, aber längst nicht alle, wie das wogende Getümmel vor der Bühne bewies.

Vielleicht hatte ich auch allzu hohe Erwartungen an die Damen und Herren aus Boston, verleitet durch das Programmheft, welches in Ekstase vom sechs Jahre zurückliegenden Auftritt in Barcelona schwärmt: „They unleashed emotions from the very first notes of their impeccable repertoire, which bowled us over with its strange mixture of soft melodies and furious guitars, with the cutting remarks of Frank Black and the dulcet voice of Kim Deal. That year, the Pixies changed a lot of things: not only did they fill the Poble Espanyol, but they also made dreams come true. Indie grew up and so did we: our myths came back to life.”

Jedenfalls ärgerte ich mich. Ich verpasste zwar gerade auf den anderen Bühnen nichts (ein Wunder, stellt doch der Besuch des Primaveras einen vor die vollendete Tatsache, dass man sich für und gegen Bands entscheiden muss, so dicht ist das Programm), aber ein ganz großes Stück Vorfreude hatte sich in hohle Enttäuschung verwandelt.

Und während sich die Pixies mit gesanglichen Schwächen, dafür ohne instrumentale Höhepunkte durch die Setlist ackerten, schickten sie nicht nur den Affen gen Himmel, sondern auch ein gutes Stück meiner musikalischen Sozialisation zum Teufel.

Caribou sollte der letzte Pixies-Song, den ich mir an diesem Abend und wohl auch für länger, zu Gemüte führte, dann haute ich ab. Immerhin standen noch die wahnsinnigen Yeasayer um halb drei auf dem Programm. Die einen wahnsinnig guten Auftritt ablieferten. Aber das ist eine andere (Gute-Nacht-)Geschichte.

Das Märchen mit den bösen Pixies schließlich birgt die Moral, Tonträger- und Live-Performance einer Band vorzugsweise unvoreingenommen und getrennt voneinander zu beurteilen, sowie keine überhöhten Erwartungen zu haben.

Das ist nun sehr rationell gedacht. Nur ginge da doch die ganze Freude an der Musik verloren und zu Emotionen gehören nun mal auch Enttäuschungen. Denn gerade die ermöglichen Gefühle auf der anderen Seite des Spektrums, beispielsweise die spätere Euphorie nach Yeasayer.

Insofern: Danke, Pixies, für einen durchwachsenen Auftritt, ich mag euch immer noch.

Setlist Pixies, Primavera Sound Festival, Barcelona:

01: Cecilia Ann
02: Rock Music
03: Wave of Mutilation
04: Bone Machine
05: Monkey Gone to Heaven
06: Gouge Away
07: Tame
08: Hey
09: Velouria
10: Dig for Fire
11: Allison
12: Debaser
13: Planet Of Sound
14: Alec Eiffel
15: Caribou
16: Winterlong (Neil Young cover)
17: River Euphrates
18: Head On (The Jesus and Mary Chain cover)
19: U-Mass
20: Isla de Encanta
21: Broken Face
22: Nimrod's Son
23: Here Comes Your Man
24: The Holiday Song
25: Vamos

26: Gigantic (Z)
27: Where Is My Mind? (Z)




1 Kommentare :

Chris hat gesagt…

"Wahnsinnig" schlecht geschrieben.

 

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