Konzert: Mia Doi Todd, Chairlift, Telepathe (Sourya)
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 27.11.2008
Zuschauer: bei Mia viel zu wenige!, danach wurde es deutlich voller
Konzertdauer: wie immer pro Künstler gut 30 Minuten
Lob und Tadel für die Veranstalter des heutigen Konzertabends in der Pariser Flèche d'or.
Ein großes Lob dafür, die famose Künstlerin Mia Doi Todd verpflichtet zu haben, Tadel aber für die viel zu frühe Ansetzung eines solchen Ausnahmetalentes! Die lockenköpfige Amerikanerin mit der fabelhaften Stimme spielte gegen 20 Uhr 30 vor einem kleinen Grüppchen früh erschienener Kenner. Eine Schande, wenn man bedenkt, daß es im Anschluß wesentlich voller wurde und alle anderen Bands die Gelegenheit hatten, vor viel größerem Publikum zu spielen! In meinem Kopfe schwirrte deshalb ständig das Sprichwort mit den "Perlen und den Säuen" herum. Aber wenigstens ein paar Leute haben - so wie ich - den Auftritt von Mia Doi Todd genossen. Zu diesen "paar Leuten" gehörte reizenderweise auch ein betagtes Ehepaar, das sich in der Mitte des Raumes auf zwei Stühlchen niedergelassen hatte. Der Herr mit Gehstock erinnerte mich fast an Peter Ustinov, er dürfte ebenso wie seine Gattin bereits mindestens 80 Jahre auf dem Buckel haben. Vielleicht handelte es sich um Großeltern von Mia, oder zumindest um Leute aus dem Bekanntenkreis, denn die Gruppe von 4 reiferen Leuten war besonders aufmerksam und man sichtete sie auch noch nach dem Konzert im Gespräch mit der talentierten Künstlerin. Schade, daß sich kaum jüngere Zuschauer für Fräulein Todd begeistern konnten, die wenigen, die da waren, verkrümmelten sich entweder an die Bar oder plauderten laut mit ihren Freunden. Insofern hatte sich leider wieder bestätigt, daß die Flèche d'or wirklich nicht der ideale Raum für Folk-Artisten ist. Zu wenig intim die Atmosphäre, zuviel Kommen und Gehen, zu viel Trubel und Unterhaltung.
Aber was will man machen? Ich versuchte die Rahmenbedingungen zu verdrängen und tat gut daran, denn Mia, die mit einem männlichen Begleiter an einem Percussioninstrument erschienen war, verzauberte mich mit ihrer warmen, melancholischen Stimme, ihrer angenehm ruhigen Art, ihrer natürlichen Schönheit. Ihrem Folk (obwohl sie auf ihrer MySpace Seite ihren Stil als "Blues, Blues, Blues" bezeichnet) wohnt eine stark dunkle, fast gothische Seite inne, die mich auch bei einer Marissa Nadler oder Emily Jane White fasziniert. Mia wirkt ein wenig abgekapselt von der modernen Welt, sie verliert sich in ihren Liedern und strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Wir haben es hier mit einer Künstlerin zu tun, die mit dem MySpace- und Facebook-Zeitalter verdammt wenig zu tun hat. Stattdessen konzentriert sie sich auf ihr Schaffen und entwickelt ihre musikalischen Fähigkeiten von Album zu Album weiter. Mit ihrem 2005 erscheinenen 5. Album Manzanita hatte ich sie kennengelernt und wartete seitdem vergeblich darauf, sie auch einmal live zu erleben. Inzwischen ist sie mit dem 2008 er Opus Gea bei Album Nummer 7 angekommen und viele Musikexperten reden hier von ihrem bisher besten Album. Ich persönlich war aber auch verzückt von ihrem heutigen Opener My Room Is White, der gleichzeitig melancholisch, aber auch trostspendend war. Wenn ich Mia zuhöre, habe ich das Gefühl, eine gute Fee würde mich von allem Schlechten dieser Welt befreien, mich beruhigen und vom Stress des Tages runterbringen. Sie gibt mir Sicherheit und Zuversicht und ist wie eine gute Freundin, der ich mich anvertrauen kann. Ähnliche Gefühle hatte ich vor ein par Jahren beim Hören von Nick Drake und Sandy Denny entwickelt. Ihre besinnlichen Lieder gaben mir in einer persönlich schwierigen Zeit Kraft und den Glauben an das Schöne, das Sublime zurück und machten mich zu einem Fan voin Folk-Musik. Nichts ist intimer und berührender als Folk, das war mir fortan klar! Ich liebe die Geschichten, die Stimmungen, die Emotionen , die von dieser Stilrichtung ausgehen über alles. Wenn man mich fragen würde: "Welche drei Dinge machen für Dich das Leben lebenswert?", so würde ich antworten: "Meine Frau und meine Familie, meine Katze und natürlich erlesener Folk."
Gerade Sandy Denny von Fairport Convention hatte mich zu Tränen gerührt, als ich zum ersten Mal Like An Oldfashioned Waltz gehört hatte. Die "schönste Stimme von England" hatte man sie genannt und diese schönste Stimme war schon mit lediglich 31 Jahren verklungen! Aber ihre Musik lebt weiter und zwar durch Künstlerinnen wie Mia Doi Todd, die Who Knows Where The Time Goes coverte und dabei verblüffende stimmliche Ähnlichkeiten zu Sandy aufwies.
Aber Mia Doi Todd hat eigentlich selbst genug gutes Songmaterial, Coverversionen sind da lediglich Ergänzungen und eine Ehrerweisung an ihre Einflüsse.
Kokoro zum Beispiel (japanisch für Herz) hat eine leicht jazzige und soulige Note, ist aber wesentlich düsterer als der Stoff, den eine Feist oder Joan As A Policewoman macht. Vielleicht hat es Todd deshalb schwierig, bei einem größeren Publikum bekannt zu werden, aber wer wirklich exquisite Musik schätzt, kommt an der lockenköpfigen Amerikanerin nicht vorbei!
Schaut sie Euch also an und hört gut zu, wenn ihr mal die Gelegenheit bekommen solltet, sie in Eurer Nähe zu erleben!
Am Ende gab es übrigens von einem Verehrer Blumen. Das war rührend, die Künstlerin hatte sie verdient!
Aber was will man machen? Ich versuchte die Rahmenbedingungen zu verdrängen und tat gut daran, denn Mia, die mit einem männlichen Begleiter an einem Percussioninstrument erschienen war, verzauberte mich mit ihrer warmen, melancholischen Stimme, ihrer angenehm ruhigen Art, ihrer natürlichen Schönheit. Ihrem Folk (obwohl sie auf ihrer MySpace Seite ihren Stil als "Blues, Blues, Blues" bezeichnet) wohnt eine stark dunkle, fast gothische Seite inne, die mich auch bei einer Marissa Nadler oder Emily Jane White fasziniert. Mia wirkt ein wenig abgekapselt von der modernen Welt, sie verliert sich in ihren Liedern und strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Wir haben es hier mit einer Künstlerin zu tun, die mit dem MySpace- und Facebook-Zeitalter verdammt wenig zu tun hat. Stattdessen konzentriert sie sich auf ihr Schaffen und entwickelt ihre musikalischen Fähigkeiten von Album zu Album weiter. Mit ihrem 2005 erscheinenen 5. Album Manzanita hatte ich sie kennengelernt und wartete seitdem vergeblich darauf, sie auch einmal live zu erleben. Inzwischen ist sie mit dem 2008 er Opus Gea bei Album Nummer 7 angekommen und viele Musikexperten reden hier von ihrem bisher besten Album. Ich persönlich war aber auch verzückt von ihrem heutigen Opener My Room Is White, der gleichzeitig melancholisch, aber auch trostspendend war. Wenn ich Mia zuhöre, habe ich das Gefühl, eine gute Fee würde mich von allem Schlechten dieser Welt befreien, mich beruhigen und vom Stress des Tages runterbringen. Sie gibt mir Sicherheit und Zuversicht und ist wie eine gute Freundin, der ich mich anvertrauen kann. Ähnliche Gefühle hatte ich vor ein par Jahren beim Hören von Nick Drake und Sandy Denny entwickelt. Ihre besinnlichen Lieder gaben mir in einer persönlich schwierigen Zeit Kraft und den Glauben an das Schöne, das Sublime zurück und machten mich zu einem Fan voin Folk-Musik. Nichts ist intimer und berührender als Folk, das war mir fortan klar! Ich liebe die Geschichten, die Stimmungen, die Emotionen , die von dieser Stilrichtung ausgehen über alles. Wenn man mich fragen würde: "Welche drei Dinge machen für Dich das Leben lebenswert?", so würde ich antworten: "Meine Frau und meine Familie, meine Katze und natürlich erlesener Folk."
Gerade Sandy Denny von Fairport Convention hatte mich zu Tränen gerührt, als ich zum ersten Mal Like An Oldfashioned Waltz gehört hatte. Die "schönste Stimme von England" hatte man sie genannt und diese schönste Stimme war schon mit lediglich 31 Jahren verklungen! Aber ihre Musik lebt weiter und zwar durch Künstlerinnen wie Mia Doi Todd, die Who Knows Where The Time Goes coverte und dabei verblüffende stimmliche Ähnlichkeiten zu Sandy aufwies.
Aber Mia Doi Todd hat eigentlich selbst genug gutes Songmaterial, Coverversionen sind da lediglich Ergänzungen und eine Ehrerweisung an ihre Einflüsse.
Kokoro zum Beispiel (japanisch für Herz) hat eine leicht jazzige und soulige Note, ist aber wesentlich düsterer als der Stoff, den eine Feist oder Joan As A Policewoman macht. Vielleicht hat es Todd deshalb schwierig, bei einem größeren Publikum bekannt zu werden, aber wer wirklich exquisite Musik schätzt, kommt an der lockenköpfigen Amerikanerin nicht vorbei!
Schaut sie Euch also an und hört gut zu, wenn ihr mal die Gelegenheit bekommen solltet, sie in Eurer Nähe zu erleben!
Am Ende gab es übrigens von einem Verehrer Blumen. Das war rührend, die Künstlerin hatte sie verdient!
Auszüge aus der Setlist von Mia Doi Todd, La Flèche d'or, Paris:
- My Room Is White
- What If We Do?
- River Of Life
- Esperar Es Caro
- Kokoro
- Who Know Where The Time Goes? (Sandy Denny/Fairport Convention)
Lobend hervorzuheben war in jedem Fall auch noch der Auftritt der aufstrebenden Band Chairlift aus Brooklyn, die wunderbaren Dream Pop boten und mit feinen Melodien verzauberten. Sängerin Caroline hatte zudem eine hübsche Stimme und war auch optisch eine attraktive Erscheinung.
Setlist Chairlift, La Flèche d'or, Paris:
01: Garbage
02: Somewhere Around Here
03:
04: Ceiling Wax
05: Bruises
06: Earwig Town
07: Planet Health
01: Garbage
02: Somewhere Around Here
03:
04: Ceiling Wax
05: Bruises
06: Earwig Town
07: Planet Health
Zu Sourya und Telepathe werde ich morgen ein paar Kommentare abgeben. Dann gibt es auch die Fotos, Setlisten und ergänzende Anmerkungen zu Chairlift...
Konzerttermine von Telepathe:
28.11.2008: Tivoli, Utrecht
29.11.2008: Paradiso, Amsterdam
Links:
- Video Sandy Denny akustisch- Who Knows Where The Time Goes
- Video Mia Doi Todd Kokoro live aus dem Paradiso in Amsterdam 2008 (und auch hier unterhalten sich Leute während des Liedes sehr laut!)
- Video Mia Doi Todd live - Sleepless Nights
- Hier gibt es ein interessantes Interview mit Mia Doi Todd auf englisch
- Fotos von Mia Doi Todd hier
- Fotos von Chairlift hier
- Fotos von Telepathe hier
4 Kommentare :
da freue ich mich auf ausführungen. mit "gea" hat mia ein sensationelles album veröffentlicht!
*drängel*!
fotos?
Kommt alles, Eike! Bitte noch etwas Geduld, ja?
ich übe mich darin. :-)
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