Konzert: Born Ruffians & Frictane
Ort: Tsunami Köln
Datum: 20.02.2008
Zuschauer: 25 (brutto)
Vor ein paar Tagen habe ich in einem Blog von einer neuen kanadischen Band gelesen, die für zwei Konzerte nach Deutschland käme, die Born Ruffians aus Toronto. In Köln sollten sie im (im guten Sinne) niedlichen Tsunami Club in der Südstadt spielen. Trotz meiner typischen Tsunami Anfahrtprobleme (die Gegend ist ein Treffpunkt für einsame Einbahnstraßenschilder und hat keinerlei legale Parkplätze) war ich vor dem angesetzten Beginn der Vorgruppe da, gemeinsam mit etwa fünf anderen. In den folgenden Minuten strömten dann noch eine Handvoll anderer Besucher in den kleinen Raum, sodaß um neun alle da waren (kein Witz). Da alle aber bloß 25 bedeutete, war man sich seitens der Bands und des Clubs offenbar nicht sicher, ob man anfangen solle, es wurde noch auf einen volleren Laden gewartet. Dabei war eigentlich klar, daß es das war - leider! Denn obwohl der Club toll ist, die Band vielversprechend klang und die Eintrittspreise überschaubar sind, lockt eine Gruppe, die zu sehr Geheimtip in Deutschland ist und trotz eines namhaften Labels (Warp) für mich nicht wahrnehmbar beworben wurde, an einem Mittwochabend nicht mehr Leute hinterm Fernseher her. Mein erstes Blood Red Shoes Konzert hat aber auch vor unter 30 Zuschauern im Gebäude 9 stattgefunden hatte, das nächste war im Palladium mit Tausenden Leuten.
Offensichtlich schätzte man das dann richtig ein und wartete nicht noch auf Zuschauerwunder, denn die wären ausgeblieben.
Der Pausen-DJ wurde vermutlich nach einem ganz merkwürdigen Prämienschlüssel bezahlt. Die wenigen Zuschauer kompensierte er nämlich mit viel weiter aufgerissenen Reglern, es war unerträglich laut. Daß die Leute trotzdem blieben, sprach für echtes Interesse an den Bands, eine Flucht wäre der erklärbarere Reflex gewesen.
Mit einem "hallo, wir sind F******* aus Köln," erlöste schließlich um Viertel nach neun eine vierköpfige Vorgruppe den Raum, "F********" deshalb, weil beim besten Willen nicht zu verstehen war, wie sie hießen. Lokaler Support hieß zuletzt meist, daß der Name eh nicht wichtig ist, weil ich die Band entweder schnell wieder vergaß oder (schlimmer) schnell wieder vergessen wollte. Bei F******* war das aber anders, das wurde beim ersten Lied deutlich. Frictane, wie ich dann später der Kreideaufschrift auf der Clubtür entnahm, waren nämlich richtig gut. Und zwar gut im Sinne von "CD kaufe ich!" Auch hier war es für meinen Geschmack viel zu laut, ich mag eigentlich Konzerte, die Krach machen sehr gerne und kann viel ab, irgendwann wird es aber zu einer Qual.
Gleich das erste Lied war für mich das beste der Kölner. Allerdings machte auch der Rest des vielleicht vierzigminütigen Auftritts richtig Spaß! Die Gruppe besteht aus Sänger und Gitarrist Thomas, Gitarrist Christian, Bassist Matthias und Schlagzeuger Björn. Was mir am deutlichsten auffiel, waren die treibenden, teils militärisch klingenden Rhythmen, manches erinnerte mich an die Good Shoes (auch, weil sich beide Sänger ein wenig gleichen), manches an die Pixies und ab und zu waren auch Gang of Four Ähnlichkeiten ausmachbar. Aber eben bloß Ähnlichkeiten, es war eigen genug, um interessant zu sein, eine wirklich wohltuend gute Vorgruppe! Das war was für mich.
Setlist Fricane Tsunami Köln:
01: Fever
02: We where so young
03: The man who had no face
04: Sweetest thing
05: Good souls
06: When your body moves
07: Follow
08: If you like
09: Automatic love
10: Born a dancer
Als Frictane fertig waren, relativierte sich die Besucherzahl noch einmal dramatisch, denn offensichtlich gehörten zwei Drittel der Leute irgendwie zu ihnen. Das war zwar bei Blind Circus vor The Strange Death of Liberal England auch so, da hatten die Angehörigen allerdings kein Interesse an der Hauptgruppe, im Tsunami war das glücklicherweise anders, denn ein weiteres Ausdünnen des Raums hätte wehgetan. Die Born Ruffians, die vorher interessiert ihrem Support zugesehen hatten, packten ein zweites Mikro auf die Bühne, bauten ein wenig um. Am eifrigsten war dabei Bassist Mitch, der mit seinem Lockenkopf ein wenig (Achtung! Hier kommt ein ganz großer Übergang!) wie Mika aussah, der gestern den Brit Award gewann. Bild online schreibt dazu: "Die im Libanon geborene Sängerin Mika erhielt den Preis als beste Newcomerin." Relax, take it ieeeehhhiiisiiii! Köstlich!
Neben Mitch bestehen die Born Ruffians aus Schlagzeuger Steve und Gitarrist und Sänger Luke, der ein wenig zu groß für die Bühne war, ich wartete den ganzen Abend darauf, daß er sich seinen Kopf an der zwei Zentimeter entfernten Box stößt. Die Kanadier begann aus dem Soundcheck heraus, rhythmischer zu werden, Luke nahm sich dann ein au dem Boden liegendes Mikro und brummelte etwas, das dann in das erste Stück mündete. Stilistisch erinnerten mich die Born Ruffians (wie Oliver) vor allem an hörbarere Clap Your Hands Say Yeah. Die Melodien sind von häufigen Tempo- und Rhythmus-Brüchen geprägt, der Gesang besteht aus vielen Oh-oh-oh-Passagen, dazwischen schrieen Bassist Mitch und Schlagzeuger Steve in ihre Mikros. Definitiv also kein kanadischer Indie-Pop sondern experimenteller Indie-Rock. Die Lieder der Band klingen interessant, der Auftritt war sehr unterhaltsam, eine neue Lieblingsgruppe ist das aber leider nicht, weil es mir auf Dauer vermutlich zu anstrengend wird.
Stücke kannte ich vorher keine, daher weiß ich nicht, was die Jungs aus Toronto gespielt haben. Das kurzweilige Set endete um kurz nach elf nach etwa fünfzig Minuten mit einer Zugabe. Die Born Ruffians waren zum ersten Mal in Köln, es würde mich aber überraschen, wenn das der letzte Auftritt gewesen wäre.
Links:
- die Born Ruffians in Paris
- ein paar Fotos
Offensichtlich schätzte man das dann richtig ein und wartete nicht noch auf Zuschauerwunder, denn die wären ausgeblieben.
Der Pausen-DJ wurde vermutlich nach einem ganz merkwürdigen Prämienschlüssel bezahlt. Die wenigen Zuschauer kompensierte er nämlich mit viel weiter aufgerissenen Reglern, es war unerträglich laut. Daß die Leute trotzdem blieben, sprach für echtes Interesse an den Bands, eine Flucht wäre der erklärbarere Reflex gewesen.
Mit einem "hallo, wir sind F******* aus Köln," erlöste schließlich um Viertel nach neun eine vierköpfige Vorgruppe den Raum, "F********" deshalb, weil beim besten Willen nicht zu verstehen war, wie sie hießen. Lokaler Support hieß zuletzt meist, daß der Name eh nicht wichtig ist, weil ich die Band entweder schnell wieder vergaß oder (schlimmer) schnell wieder vergessen wollte. Bei F******* war das aber anders, das wurde beim ersten Lied deutlich. Frictane, wie ich dann später der Kreideaufschrift auf der Clubtür entnahm, waren nämlich richtig gut. Und zwar gut im Sinne von "CD kaufe ich!" Auch hier war es für meinen Geschmack viel zu laut, ich mag eigentlich Konzerte, die Krach machen sehr gerne und kann viel ab, irgendwann wird es aber zu einer Qual.
Gleich das erste Lied war für mich das beste der Kölner. Allerdings machte auch der Rest des vielleicht vierzigminütigen Auftritts richtig Spaß! Die Gruppe besteht aus Sänger und Gitarrist Thomas, Gitarrist Christian, Bassist Matthias und Schlagzeuger Björn. Was mir am deutlichsten auffiel, waren die treibenden, teils militärisch klingenden Rhythmen, manches erinnerte mich an die Good Shoes (auch, weil sich beide Sänger ein wenig gleichen), manches an die Pixies und ab und zu waren auch Gang of Four Ähnlichkeiten ausmachbar. Aber eben bloß Ähnlichkeiten, es war eigen genug, um interessant zu sein, eine wirklich wohltuend gute Vorgruppe! Das war was für mich.
Setlist Fricane Tsunami Köln:
01: Fever
02: We where so young
03: The man who had no face
04: Sweetest thing
05: Good souls
06: When your body moves
07: Follow
08: If you like
09: Automatic love
10: Born a dancer
Als Frictane fertig waren, relativierte sich die Besucherzahl noch einmal dramatisch, denn offensichtlich gehörten zwei Drittel der Leute irgendwie zu ihnen. Das war zwar bei Blind Circus vor The Strange Death of Liberal England auch so, da hatten die Angehörigen allerdings kein Interesse an der Hauptgruppe, im Tsunami war das glücklicherweise anders, denn ein weiteres Ausdünnen des Raums hätte wehgetan. Die Born Ruffians, die vorher interessiert ihrem Support zugesehen hatten, packten ein zweites Mikro auf die Bühne, bauten ein wenig um. Am eifrigsten war dabei Bassist Mitch, der mit seinem Lockenkopf ein wenig (Achtung! Hier kommt ein ganz großer Übergang!) wie Mika aussah, der gestern den Brit Award gewann. Bild online schreibt dazu: "Die im Libanon geborene Sängerin Mika erhielt den Preis als beste Newcomerin." Relax, take it ieeeehhhiiisiiii! Köstlich!
Neben Mitch bestehen die Born Ruffians aus Schlagzeuger Steve und Gitarrist und Sänger Luke, der ein wenig zu groß für die Bühne war, ich wartete den ganzen Abend darauf, daß er sich seinen Kopf an der zwei Zentimeter entfernten Box stößt. Die Kanadier begann aus dem Soundcheck heraus, rhythmischer zu werden, Luke nahm sich dann ein au dem Boden liegendes Mikro und brummelte etwas, das dann in das erste Stück mündete. Stilistisch erinnerten mich die Born Ruffians (wie Oliver) vor allem an hörbarere Clap Your Hands Say Yeah. Die Melodien sind von häufigen Tempo- und Rhythmus-Brüchen geprägt, der Gesang besteht aus vielen Oh-oh-oh-Passagen, dazwischen schrieen Bassist Mitch und Schlagzeuger Steve in ihre Mikros. Definitiv also kein kanadischer Indie-Pop sondern experimenteller Indie-Rock. Die Lieder der Band klingen interessant, der Auftritt war sehr unterhaltsam, eine neue Lieblingsgruppe ist das aber leider nicht, weil es mir auf Dauer vermutlich zu anstrengend wird.
Stücke kannte ich vorher keine, daher weiß ich nicht, was die Jungs aus Toronto gespielt haben. Das kurzweilige Set endete um kurz nach elf nach etwa fünfzig Minuten mit einer Zugabe. Die Born Ruffians waren zum ersten Mal in Köln, es würde mich aber überraschen, wenn das der letzte Auftritt gewesen wäre.
Links:
- die Born Ruffians in Paris
- ein paar Fotos
1 Kommentare :
Hm, schade, habe es auch nicht mehr zum Konzert geschafft. Dass nicht so viel los ist, kommt im Tsunami Club leider recht oft vor.
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