Konzert: Jamie T & The Pigeon Detectives
Datum: 19.04.2007
Ort: La Maroquinerie, Paris
Zuschauer: zunächst erstaunlich leer, schliesslich dann aber doch gewohnt gut gefüllt
Heute stand mal wieder ein "Les Inrocks Indie-Club" Abend an. Einen Donnerstag pro Monat schaffen es hier die Veranstalter immer wieder auf's Neue, interessante Acts, oft aus England, in den Kellerclub zu locken. An diesem heissen Frühlingstag auf dem Programm: The Pigeon Detectives aus Leeds und der junge Hip Hoper Jamie T aus London.
Es lag wohl wirklich an den Temperaturen, dass selbst um 21 Uhr noch nichts los war, eigentlich ungewöhnlich für die Maroquinerie. Die wenigen Leute die schon da waren, so wie ich, bekamen noch ein wenig von dem Set der dritten Band des Tages mit, nämlich The Immediate. Das Wenige, was ich da hörte, war durchaus ansprechend, ein Besuch ihrer MySpace-Seite bietet sich also an.
Etwas voller wurde es dann für den Auftritt der Pigeon Detectives, die u.a. schon als Vorgruppe der Kaiser Chiefs in Erscheinung getreten sind. Allesamt mit einer Fluppe im Munde (trotz des Rauchverbotes ), schlurften sie etwas verpennt auf die Bühne. Zum Glück war dann ihre Performance alles andere als schläfrig, denn einmal die Kippen zur Seite gelegt, machten sie von Anfang bis Ende Dampf. Mit circa acht Punk-Pop Stampfern brachten sie die Menge ganz schön auf Trab. Das wir uns nicht falsch verstehen. Bei den Pigeon Detective handelt es sich um keine gute Band im eigentlichen Sinne, denn alles was sie bringen, hat man in letzter Zeit von unzähligen anderen englischen Bands bereits gehört, z.B. den ebenfalls mittelmässigen Rifles, oder den besseren Good Shoes. Als Vorgruppe sind sie aber bestens geeignet und auch auf Festivals werden sie auch dafür sorgen, dass die Frühangekommenen Besucher keine Langweile haben müssen. Gespielt wurde u.a. "I found out" von ihrem Debütalbum und einige andere schnelle Stücke. Riesenstimmung kam dann aber vor allem bei ihrem letzten Song "I'm not sorry" auf, bei dem unzählige Fans, darunter viele kleine Mädchen, die Bühne stürmten und für eine Atmosphäre wie auf einer Abi-Fete sorgten. Toll! So gehört sich das!
Der nachfolgende Umbau war dann gewohnt zäh und langweilig, aber zum Glück sorgte Jamie T sofort wieder für ein vergnügtes Grinsen auf den Gesichtern des Publikums. Unverschämt frech rockte und rappte er gleich von Beginn an los, was das Zeug hielt. Die Kategorisierung unter Hip Hoper trifft es sowieso nicht so ganz, um den Stil des Südlondoners zu beschreiben. Da steckt auch viel Arctic Monkeys, also straighter, schneller Indie-Rock drin. Darüber hinaus ist der junge Mann ein überaus symphatischer Lausbub, ein chaotischer Typ, dem man aber nie etwas übel nemen könnte, dazu lächelt er zu unschuldig verschmitzt. Interessant ist, dass er mit seinen gerade zwanzig Lenzen schon unter behandlungsbedürftigen Panikattacken leidet, weshalb sein Erstlingswerk auch "Panic Prevention" heisst. Singen ist für ihn Therapie, die beste Möglichkeit, sich den Frust und die Angst von der Seele zu schreien.So war ihm auch nichts anzumerken von irgendwelchen Ängsten, frohgelockt ulkte er mit dem Publikm und reagierte auch immer wieder schlagfertig auf Zurufe aus dem Publikum. Besonders gefreut hat ihn der Kommentar eines Südamerikaners aus der ersten Reihe: "Jamie, we love you too in Brazil!" Die Franzosen schienen da ganz der Meinung des Brasilianers zu sein, man merkte, dass sie ihn ins Herz geschlossen hatten. Mit seiner Zahnlücke und den abgefressenen Fingernägeln gibt er aber auch wirklich das Bild des typischen englischen Proleten der ungemein netten Sorte ab.
Besonders gut zogen natürlich Hits wie "Sheila", "If you got the money", oder "Calm down dearest". Insgesamt gab es aber ansonsten auch überhaupt keine Ausfälle zu beklagen. So verging dann die Zeit auch mal wieder wie im Fluge und Jamie und seine Band (er hatte vier Musiker mitgebracht, die für einen dynamischen Sound sorgten), verliessen nach gut einem Dutzend gespielter Knüller vorerst die Bühne. Die einzige Zugabe sollte es dann noch einmal in sich haben. "Manche Künstler spielen als Zugabe irgendwelche B-Seiten, ich nicht", so Jamie T. "Stattdessen wiederhole ich ein bereits gespieltes Stück noch einmal, aber in einer deutlich schnelleren Version". Es handelte sich um "Calm down dearest", das wirklich in einem mörderischen Tempo dargeoten wurde, so dass die jungen Leute ganz ausser Rand und Band gerieten. So wurde dann auch ein guter Schlusspunkt unter einen gelungenen Abend gesetzt.
Setlist Jamie T. :
01: Down to the subway
02: Operation
03: If you got the money
04: Ike & Tina
05: Pacemaker
06: Calm down dearest
07: Back in the game
08: So lonely was the ballad
09: Alicia Quays (Alicia Keys)
10: Northern Line
11: Sheila
12: Salvador
13: Brand New Bass Guitar
14: A New England
15: Calm down dearest (schnelle Version)
The Pigeon Detectives Deutschland-Termine:
26.04.2007: Köln
27.04.2007: Hamburg
28.04.2007: Berlin
von OliverJamie T. Konzerttermine (mit den Beatsteaks):
26.05.2007: Bremen
27.05.2007: Bielefeld
29.05.2007: Zürich
30.05.2007: Innsbruck
31.05.2007: Wien
05.06.2007: Leipzig
06.06.2007: Hannover
09.06.2007: Hamburg
4 Kommentare :
Schade, daß ich den in Köln nicht sehen konnte.
War "A new England" ein Billy Bragg-Cover?
es gibt wohl kaum ein lied, das ich je lauter und inbrünstiger bei einem konzert mitgesungen habe:
I dont want to change the world
Im not looking for a new england
Im just looking for another girl
I dont want to change the world
Im not looking for a new england
Im just looking for another girl
würde mich auch interessieren, wie das ganze als cover geklungen hat?
Um eine Idee davon zu haben, wie "A new England" von Jamie T; klingt bietet sich seine Myspace-Seite an:
www.myspace.com/jamietwimbledon
nun weiß ich auch, warum du nicht näher auf den song eingegangen bist...
aber danke für den link! ich hoffe, billy kommt nie in den "genuß"!
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