Montag, 13. April 2015

Lingby, Köln, 11.04.15


Konzert: Lingby
Ort: Artheater, Köln (Ehrenfeld Hopping)
Datum: 11.04.2015
Dauer: etwa 75 min
Zuschauer: ca. 150



Es war ein Heimspiel. Da spielen Fußballmannschaften ja auch (meist) groß auf. Und das Publikum ist besonders euphorisch. Daß mein zweites Konzert der Twist-and-Turn-Tour der tollen Lingby so großartig war, lag aber in erster Linie an der Band, ihren phänomenalen Songs und der Art, wie sie die live spielt. Auch ohne die herrlichen Jubelszenen bei den ersten Takten von Liedern wie Two oder Like a stone wäre der Abend wundervoll gewesen. Aber die Begeisterung der Zuschauer, die ich so vermutlich noch nie außerhalb Englands erlebt habe, war die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Lingby spielten das letzte Konzert ihrer kurzen Deutschland-Tour zur neuen Platte im Rahmen des Ehrenfeld Hoppings im Artheater. Als ich ankam, spielte Eva Bardo gerade die letzten anderthalb Stücke ihres Support-Sets. Klavier und eine Stimme, die mich an CocoRosie erinnerte - das gefiel mir gut. Leider bekam ich nur ein halbes ihrer eigenen Lieder mit, das zweite war ein Erdmöbel-Cover. Ihr sei nach Schreien, sagte die Sängerin.

Als die Hauptgruppe bereits um 20:45 Uhr auf die Bühne kam, war der Saal ziemlich gut gefüllt. Es hätten zwar noch ein paar mehr reingepasst, mehr Stimmung hätte es aber auch nicht geben können. Die, die da waren, ließen das Konzert wie eines im Gloria oder größer klingen. Daß das eine angemessene Reaktion auf die Musik der Band ist, habe ich zuletzt wieder in Offenbach erlebt. Mit jedem Konzert überzeugen mich Lingby mehr, bei jedem Auftritt entdecke ich neue Perlen in ihrem Programm.


Die ersten Lieder spielte die Band dicht auf dicht. Manchmal gingen Titel in einander über. Dieses Stilmittel passte wundervoll zur Musik. Wenn die Lingbys nicht so schrecklich sympathisch wären und vor allem die Ansagen von Sänger Willi Dück nicht so unterhaltsam wären, könnte ich mir auch Konzerte der fünf Kölner ganz ohne Pause zwischendurch gut vorstellen.


Untermalt wurden die Stücke der Band von Lichtanimationen von Till Beutling von Klangfiguren. Die wie eine zweidimesionale Lasershow aussehenden Animationen wechselten von Lied zu Lied. Das passte immer wieder sehr gut zu den Stücken. Bei der letzten Zugabe Count the stars gab es zwar nichts zu zählen, es war aber ein Mond hinter der Band zu sehen, der irgendwann wie eine Lautsprechermembran im Takt vibrierte. Auch wenn sie nichts direkt mit den Titeln zu tun hatten (oder ich es nicht kapiert habe), bereicherten die Animationen die Musik, obwohl das irgendwie Quatsch ist, weil es ja schon nicht mehr besser ging.

Lingby spielten vor allem Stücke der neuen Platte Twist and turn. Aber weil sie die Lieder bereits vor einer Weile geschrieben haben, existiert mittlerweile eine neue Song-Generation. Die vier neuen Lieder MHmm, Under cover, Trading sides und Tired eyes hatte ich schon in Offenbach kennengelernt. Sie unterscheiden sich qualitativ in nichts von den begeisternden großen Geschwistern.


Mich begeistern an Lingby verschiedene Dinge: die spannenden Melodien, die hervorragend harmonierenden Stimmen und die besondere Instrumentierung. Auch mit Keyboards, E-Gitarre, Schlagzeug und Bass wäre es schon sehr gut, die Blechbläser-Breitseiten geben den Stücken aber eine besondere Tiefe. Wenn die beiden Schwestern Carmen und Judith mit Jagd- oder Flügelhorn oder Posaune einsetzen, entsteht das, was Lingby auf ihrer Seite als Orchestral Pop bezeichnen. Ich kenne nicht viele Bands, die das so meisterhaft wie bei Like a stone, House of glass, Two oder wie sie alle heißen beherrschen.


Songs wie Like a stone wurden frenetisch gefeiert. Wie toll das für Musiker sein muß, wenn das Werk die Anerkennung bekommt, die es verdient. Like a stone ist (obwohl auf Twist and turn) älter und schon lange ein Liebling. Trotzdem ist es das beste Lied des Jahres. Und Shows wie diese werden Ende des Jahres auch ganz sicher in meiner Konzertbestenliste sein. 

Lingby heißt die Band. Bitte merken und verbreiten!

Setlist Lingby, Artheater, Köln:

01: Swans 
02: This takes me out 
03: MHmm (neu) 
04: Under cover (neu) 
05: Be still 
06: House of glass 
07: Impatience 
08: Trading sides (neu) 
09: If anything 
10: Two 
11: Tired eyes (neu) 
12: Longing 
13: Like a stone 

14: Forgiveness (Z) 
15: Twist and turn (Z)
16: Count the stars (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Lingby, Offenbach, 01.04.15
- Lingby, Offenbach, 07.08.14
- Lingby, Köln, 12.04.14
- Lingby, Karlsruhe, 25.07.13
- Lingby, Köln, 14.02.12



 

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