Dienstag, 21. April 2015

Eliza Rickman, Karlsruhe, 18.04.15


Konzert: Eliza Rickman mit Support Stanley Roy Williamson und Tina Löffler
Ort: Kellerhalle in Karlsruhe
Datum: 18. April 2015
Dauer: 20 min + 60 min
Zuschauer: etwa 60


Meine Liebesaffaire mit der Kellerhalle hatte mit dem Konzert von Zoë Boekbinder begonnen. Um so passender fand ich es, dass ich Eliza Rickman an diesem Ort zum ersten Mal begegnen würde. Im November hatte Eliza ihre Fühler für eine mögliche Europatour vorsichtig ausgestreckt und war dabei Tipps von Zoë gefolgt (die hatte Kellerhalle ein dickes Lob-Sternchen).


Mir war ihr Name im Zusammenhang mit dem Margaret-Projekt von Jason Webley ins Auge gefallen und anschließend ins Herz. Ich hatte das Gefühl, dass sie im November zwar mit der Idee spielte, aber nicht recht daran glauben konnte, dass es funktionieren könnte. Aber in gemeinsamer Anstrengung vieler Musikenthusiasten haben wir sie schließlich über den Ozean zu uns gelockt. Und am Ende fiel es so, dass ich zu meinem Geburtstag das Geschenk eines unvergesslichen Abends in der Kellerhalle erhielt und ihn mit meinen Lieben teilen konnte.


Eliza Rickman zu erleben ist spektakulär: Es ist ein Spektakel; ein Spaß, bei dem einem immer wieder das Lachen im Hals stecken bleibt, aber auch unterhaltsam, abwechslungsreich, facettenreich und mitreißend. Eine Prinzessin, eine Diva. Aber ganz dem Publikum zugewandt, immer mit einem Augenzwinkern. Ihre Stimme hat mich gleich gefangen genommen, aber auch die Arrangements haben es in sich. Die Instrumente des Abends in der Kellerhalle waren schließlich: Der Kellerhallen-Flügel, ein rosa Spielzeugklavier, ein Glockenspiel, diverse Glocken, eine Vogelpfeife, eine Ukulele und eine Autoharp.


Was ich im Vorfeld verschlafen hatte, war ihre Entscheidung sich auf die letzte Minute Stanley Roy Williamson als Begleiter für die Tour einzuladen, der mit seiner Ukulele eine schillernde, Versatile und bejubelte Performance ablieferte. Er hat eine warme Stimme und gab halb den Clown, der mit seinem Imaginary friend spricht, halb den Künstler, der uns ganz und gar sein Herz ausschüttete darüber wie er unter dem Disco light den richtigen fand.

Sehr angenehm war es, dass Eliza nach dem Set von Stanley sofort mit ihrer Autoharp den Teil des Abends eröffnete, auf den alle im Publikum so gespannt waren. Ihr erstes Lied Fools rush in führte uns ihre stimmlichen Fähigkeiten gleich sehr eindrücklich vor und setzte im Finale noch eins drauf, als eine Spieluhr das letzte "Wort" erhielt. Klar, dass ihr in diesem Moment schon alle zu Füßen lagen. Etwas ernsthafter und mir sehr vertraut war der Song Devil's flesh and bones vom O, you Sinners-Album (2012). Sie nutzte hier den Flügel und ein Metronom als Percussion. Und das wirkte sehr eindrücklich.


Ich musste mir später von meiner Familie allerhand Vorhaltungen gefallen lassen, dass ich bei der Frage, wer The Princess bride kennt, aufgezeigt hatte. Falls meine Familie recht hat und dieses Film-Kleinod noch nicht allgemein zum Kult-Gut zählt, bitte unbedingt an einem regnerischen Tag von ihm verzaubern lassen. Das hiervon angeregte Lied Dove of mine jedenfalls war hinreißend und zum Kult taugend, gab es doch neben einer mitreißenden Performance am Flügel auch noch ein Vogelpfeifen-Solo. Anschließend wechselte Eliza auf ihr Spielzeugklavier für einen ihrer Klassiker Start With Goodbye, Stop With Hello. Das mit seinem bezaubernden Dreiertakt sofort im Ohr hängen bleibt.



Gar nicht niedlich war ihr Song Pretty little head - auch wenn die Instrumentierung mit Glockenspiel das wahrscheinlich scheinen lassen könnte. Im Gegenteil - er war ganz schön gruselig (und das bei so einer eingängigen Melodie!). Und mit ihrem Cover von Moon river ließ sie uns danach gar das Blut in den Adern gefrieren. Der Klang der Glockenspielstäbe, wenn sie mit einem Geigenbogen gestrichen werden, hat einen wirklich furchterregenden und zugleich doch auch faszinierenden Sound.



Als Unterstützerin des Margaret Projektes kannte ich schon das nächste Lied Lark of my heart, das durch ein Hochzeitsfoto angeregt wurde. Und Black rose - das erste Stück des 2012er Albums, das wieder auf dem Spielzeugklavier begleitet wurde. Manchmal sind ja herausfordernde Spielchen zu etwas gut. So wie der Vorstatz, 20 songs in a day zu schreiben. Vielleicht sind dann zwei davon ganz gut und so etwas schönes wie Only for today entsteht unter dem Druck. Oder ein ganz neues Instrument. Jason Webleys Drängen verdanken wir wohl den wunderschönen Ukulele-Walzer Waiting around again (jedenfalls berichtete Eliza uns das so).  


Natürlich trampelten anschließend alle um eine Zugabe. Und Stanley und Eliza bedienten sich am Pophimmel und coverten Dark horse. Glücklicherweise wurde mir die Peinlichkeit erspart, meine radiohörende Tochter fragen zu müssen, was für ein Song das war, weil ich es erst kürzlich in einem Indie-Konzert als Cover gehört hatte....

Ein einmalig bezaubernder Abend war damit leider zu Ende. Aber die Freude im Herzen wird nicht so schnell erlöschen!

Für Tina Löffler kamen wir etwas zu spät an.

Setlist:
01: Fools rush in
02: Happy birthday
03: Devil's flesh and bones
04: Dove of mine
05: Start with goodbye, Stop with hello
06: Pretty little head
07: Moon river (cover)
08: Lark of my heart
09: Black rose
10: Only for today
11: Waiting around again

12: Dark horse (Kate Perry cover, mit Stanley Z)

Tourdaten:
14.04. Berlin  House Concert
15.04. Berlin Ä
16.04. Berlin Madame Claude
17.04. Frankfurt Cowhide House Concert
18.04. Karlsruhe Kellerhalle
19.04. Adorf Scala Adorf

20.04. Leipzig Basislager
21.04. Köln Kulturlichtung
22.04. Duisburg Ketan & Petra’s Living Room
23.04. Wuppertal Bürger Bahnhof
24.04. Stuttgart In die Wohnzimmer
25.04. Bern Theaterplatz 2
29.04. Zürich Kafi für Dich
30.04. La chaux de fonds Le Entree’ Deux
01.05. Bern Progr
03.05. Zürich Wohnzimmer Bar




Aus unserem Archiv:
Jason Webley, Heidelberg, 14.10.08 
Zoë Boekbinder, Karlsruhe, 27.04.14
Eliza Rickman, Adorf, 19.04.15



2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ich war gestern beim Konzert in Köln - mit etwa 15 ZuhörerInnen - und die hier beschriebene Atmosphäre des Konzerts in Karlsruhe war auch dort zu spüren.
Wir haben noch eine weitere Zugabe am Ende bekommen: through an aquarium

Gudrun hat gesagt…

Oh, interessant zu wissen!

 

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