Konzert: Portugal.The Man mit support Okta Logue
Ort: Astra in Berlin
Datum: 20. September 2013
Dauer: 40 min + 100 min
Zuschauer: knapp 1000
Bericht und Fotos von Michael aus Chemnitz. Vielen Dank!
Im regnerischen Berlin war ich mit zwei meiner Töchter zunächst auf Parkplatzsuche rund um den S-Bahnhof Warschauer Straße. Wie immer kam uns das Glück zu Hilfe und der anschließende Weg zum Astra war nur kurz. Das Astra ist ein großes Clubhaus mit DDR-Charme. Beim Betreten des Hauses kurz nach 20 Uhr war der Saal schon voll und die Vorband hatte gerade ihren ersten Titel begonnen. Wir haben uns den Spaß gemacht und eine grobe Zählung/Schätzung veranstaltet und sind auf 800 - 1000 Besucher gekommen.
Die Vorband Okta Logue habe ich selbst erst vor wenigen Wochen entdeckt, mir ist vor allem ihr aktuelles Album Tales of Transit City im Ohr geblieben. Ich war begeistert von ihrem knapp dreiviertelstündigen Auftritt. Erinnerungen an Pink Floyd wurden wirklich war, die Gitarre klang oft nach David Gilmour und das Grundmuster von Money kam bei einigen Titeln vor. Immer wieder sehe ich mit Freude alte Keyboards auf der Bühne, so auch bei Okta Logue und war wieder überrascht, welche Sounds dem Gerät zu entlocken sind. Die Band wurde von den Anwesenden von Beginn an gefeiert, was kann man sich als Support Act besseres wünschen. Mir blieb vor allem die scheinbar endlos lange aber nie langweilige Improvisation zum Abschluss ihres Sets im Gedächtnis. Selten heutzutage und dennoch äußerst willkommen beim Publikum.
Es folgt die obligatorische, etwas zu lange Umbaupause, während der Beatles-Songs in Reggae-Versionen liefen. 21:20 Uhr wurde es endlich dunkel und nach einer 50er Schnulzen-Ouvertüre kamen Portugal.The Man auf die Bühne und begannen ihr Set mit Purple Yellow Red and Blue und dieser Titel ging dann über in den nächsten wie auch dieser ohne Unterbrechung weiterleitete auf den folgenden. Die Band spielte ihre Titel nicht, sie verarbeitete sie zu Versionen, die so an diesen Abend entstanden. Jedenfalls gefühlt. Auf jeden Fall aber nicht mit der Albumversion vergleichbar. Dies alles unter einem maximalen Energieaufwand, massive Bässe schoben sich durch den Saal und der Verbrauch von Flüssigkeiten der Musiker war enorm. Anfangs machte mir die schiere Zerlegungswut der Band Angst, aber im Verlaufe des Abends fügte sich das in ein Gesamtbild.
Es folgten alte auf neue Songs und Neuinterpretationen auf fast originalgetreu gespielte Titel und das alles in willkürlicher Abfolge. Eine Setlist habe ich für Euch leider nicht, kann aber sagen, dass Songs aus allen Zeiten vertreten waren. Und der Eindruck festigte sich, dass wir hier das Glück hatten, zu einem großen musikalischen Ereignis eingeladen gewesen zu sein. Dazu passte auch der anfangs verwirrende Eindruck, dass die Band im fast Dunkeln spielte. Beleuchtung fand nur hinter der Band in Richtung Publikum und nur in dunklem Blau oder Lila statt. Psychedelische Projektionen unterstützten die Musik, erhellten aber nicht die Musiker. Daran musste ich mich erst gewöhnen, aber mit zunehmender Dauer hatte es zwei Effekte: die Musik nahm den ihr gebührenden Platz in allen Sinnen ein und das Handy blieb viel länger in der Tasche als sonst.
Auch die Ansagen beschränkten sich auf ein Thank you zwischen den Titeln bis auf einen Moment, wo sich John Gourley bei den Berlinern bedankte und diesen Dank auf das ganze Land ausweitete, welches der Band den Beginn ihrer Karriere ermöglicht hätte. Nirgendwo wären sie mit offeneren Armen aufgenommen worden. Und danach versenkten sich die Musiker wieder in ihre Werke, das Publikum war da schon längst am Feiern und trug die Band weiter bis zum großen Finale. Den Abschluss bildete wieder Purple Yellow Red and Blue - der Titel funktionierte so als Klammer des gesamten Abends. Mir erschien die Abschiedsversion etwas weicher als der Auftakt, das kann aber auch täuschen wie mir meine Tochter bescheinigte.
Als Zugabe war auch Helter Skelter von den Beatles dabei, ebenso endete ein eigener Song mit Zitaten aus Hey Jude. Hier erschloss sich mir das Einspielen der Beatles-Reggaeversionen vor dem unmittelbaren Konzertbeginn.
Nach einem kurzen Thank you und Goodbye ging schnell das Licht und laute Saalmusik an. Mit einem fröhlichen Pfeifen im Ohr begaben wir uns in die Berliner Nacht und besprachen unsere Empfindungen eines beeindruckenden und besonderen Konzerterlebnisses.
Aus unserem Archiv:
Okta Logue, Ulm am 5. September 2013
Okta Logue, Darmstadt am 17. Mai 2013
Portugal.The Man, Köln am 8. Juli 2009
Andere Meinungen:
Portugal. The Man in Hamburg am 19. September 2013
Tourdaten Okta Logue:
25.09.2013 Hamburg, Reeperbahn Festival
25.10.2013 Osnabrück, Bastard Club
26.10.2013 Neumarkt i. d. Oberpfalz, Cooper’s
04.11.2013 München, Muffathalle (supporting Tocotronic)
06.11.2013 Leipzig, Werk 2
07.11.2013 Frankfurt, Zoom
08.11.2013 München, Atomic Café
09.11.2013 Stuttgart, Zwölfzehn
04.12.2013 Köln, Luxor
05.12.2013 Aschaffenburg, Colos-Saal
06.12.2013 Fulda, Kreuz
07.12.2013 Siegen, Vortex
09.12.2013 A-Wien, Chelsea
11.12.2013 Nürnberg, MUZ
12.12.2013 Freiburg, White Rabbit
13.12.2013 Augsburg, Kantine
14.12.2013 Weinheim, Café Central
3 Kommentare :
Hi, für mich war das Konzert eine große Enttäuschung. Habe die Band erst vor einigen Wochen für mich entdeckt, "Evil Friends" läuft seitdem bei mir rauf und runter. Wenn ich der Musik gebührenden Raum geben möchte, setze ich mich zu Hause vor die Anlage. Ein Konzert, bei dem ich die Musiker kaum zu Gesicht bekomme, mit null Interaktion mit dem Publikum, kann ich mir sparen. Zudem war der Sound grottig. Bin dann nach einer guten Stunde gegangen. Und zur Stimmung: Wie schnell der Beifall verklungen ist nach den Stücken- kaum die Hälfte des Publikums des vollen Saals hat wirklich geklatscht nach den Stücken, zeigt, dass das "Konzept" auch für viele Andere nicht aufgegangen ist. Jammerschade.
Die Musik läuft weiter bei mir, geniale Stücke.
Lutz
Hab sie gestern hier in München gesehen - fand das Konzert gut, aber nicht überragend. Dazu hat dann doch etwas die Abwechslung gefehlt.
Die fehlende Interaktion hat mich nicht gestört, vielen anderen wohl auch nicht. Die Stimmung in der Halle - jedenfalls vorne - war gut.
Ich kann mich Lutz nur anschließen. Die Alben finde ich durchweg grandios, ein Konzert werde ich mir allerdings nicht mehr geben.
Eine Band im Dunkeln, die das Publikum ignoriert, kann man sich schenken.
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