Konzert: Bill Ryder-Jones
Ort: The Louisiana, Bristol, England
Datum: 13.09.2013
Dauer: ca. 2 h
Zuschauer: ca. 40
von Petra aus der Nähe von Köln
Bill Ryder-Jones, Sturm und Regen. An einem Freitag, dem 13.! Das passte alles, irgendwie. Obwohl dieser Tag und Abend alles andere als ein Unglückstag für mich war. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr habe ich mich auf den Weg nach UK gemacht, um ihn live zu sehen. Und es hat sich gelohnt, mich mit meinem vom Wind zerfetzten Regenschirm zur Venue durchzukämpfen.
Ich muss sagen, ich finde dieser junge Musiker ist ein ziemliches Ausnahmetalent. Die Musikgeschmäcker sind ja bekanntlich, und auch zum Glück, sehr verschieden. Sowie eine sehr persönliche Empfindung. Weswegen man sich natürlich darüber streiten kann. Die Meinungen über Bills Post-The Coral Zeit gehen ja wohl auch ziemlich auseinander. Ich hatte das Glück seine Musik für mich zu entdecken, ohne The Coral gekannt zu haben, so dass ich völlig unvoreingenommen war. Und eben auch keine großen Vergleiche anstellen konnte oder irgendwelche Erwartungen hatte.
Die Idee, ein Buch zu Musik zu machen hat mich total begeistert. Ich muss, glaube ich, nicht noch erwähnen das ich sein Album If… extrem gut finde. Diese emotionalen Stücke, zum Teil sehr tief gehend, dann wieder von einer großen Leichtigkeit und Einfachheit, wunderbar arrangiert, berühren mich beim Anhören immer wieder.
Seine neue Veröffentlichung im April diesen Jahres habe ich dann auch mit großer Spannung erwartet. A Bad Wind Blows In My Heart – für mich ein rundum gelungenes Werk eines Künstlers, der sich darauf erneut emotional und sehr ehrlich präsentiert. Und zeigt, was er so drauf hat. Mich hat es tief beeindruckt. Sein Gespür, eine Stimmung oder ein Gefühl in Noten umzusetzen, ohne dass es je überladen oder aufgesetzt wirkt, gefällt mir sehr gut. Und so hat es mich denn dieses Mal in das schöne Bristol verschlagen, in eine wunderbare, kleine Location.
Der gut überschaubare Konzertraum im ersten Stockwerk des Pub The Louisiana erinnert ein wenig an ein gemütliches Wohnzimmer. Und so war die Atmosphäre darin dann auch schon fast familiär.
Leider kam ich mit etwas Verspätung an, so dass ich den Auftritt des ersten Musikers, Eddy Hill, doch glatt verpasst habe. Was mir nicht entging, ist auf einen gut gelaunten, sympathischen Bill Ryder-Jones zu treffen, der es schon vor dem Gig sichtlich genoss, ein wenig mit seinen Fans zu plaudern.
Der zweite Act des Abends, Peter And The Harmonics, machen ihrem Namen dann auch alle Ehre. Eine eigentlich vierköpfige Band, deren perfekte Folk-Pop Harmonien an diesem Abend aber nur als Trio zu genießen waren. Wirklich hübsche Musik einer netten Band aus Bristol, von der ich mir wünschen würde, dass sie mal ein paar Tunes mehr veröffentlichen. Denn ich fand die ziemlich gut und ihre EP mit vier Songs ist leider viel zu kurz!
Als Bill mit seiner Band die Bühne betritt, ist gleich klar, seine gute Laune hat er noch. Nach einer knappen Begrüßung zaubert er mit dem, wie den meisten seiner Stücke, ruhigen A Bad Wind Blows In My Heart Pt. 1 sofort eine ihm ganz eigene Stimmung und zieht das Publikum in seinen Bann. Am Klavier erleben wir ihn heute Abend leider nicht, aber sein nächstes Lied „Hanging Song“ funktioniert auch ganz wunderbar mit ihm an der Leadgitarre, begleitet von seiner tollen Band – ein gut eingespieltes Team!
Mr. Ryder-Jones ist in Bristol auch auf der Bühne überaus gesprächig und zu so manchem Witzchen, gepaart mit viel Selbstironie, aufgelegt. Wie wenn er einen Song ankündigt als „der ihm wieder versagte Nummer 1 Hit“. Oder nachdem er seine drei Solostücke beendet hat, meint „er hole mal lieber wieder die Band zurück, die ersten Zuschauer würden schon den Raum verlassen“. Sie kamen aber wieder – die Band wie auch die Zuschauer! Es ist auf jeden Fall wirklich toll und macht viel Spaß ihn so auf der Bühne zu sehen.
Nach There’s A World Between Us geht es mit dem etwas flotteren Lemon Trees #3 weiter. Der Gitarrenpart darin ist einfach nur wunderschön und live dargeboten klasse. Überhaupt hat sich der Eindruck des ersten Konzertes, das ich von Bill besucht habe bestätigt, das seine Songs live noch an Intensität gewinnen.
Es folgt eines meiner persönlichen Lieblingslieder des Albums, Anthony & Owen. Leider fehlt mir auch hier das Piano ein wenig, aber es hat auch etwas das Lied einmal in der E-Gitarrenversion zu hören. Dabei versteht Bill es wirklich es mit seiner ganz persönlichen Note zu versehen und mit seiner rauchigen Stimme vorgetragen zu einem unvergesslichen Hörerlebnis zu machen. Ich sehe, daß es den meisten im Publikum so geht wie mir. Man kann einfach nur da stehen und staunen. Und ist irgendwie ergriffen und tief berührt.
Jetzt hat die Band erstmal eine kleine Verschnaufpause, denn Bill spielt die nächsten drei Lieder solo. Im Anschluss an By Morning I kommen zwei unveröffentlichte Songs. Während Eli At Night hätte man im Publikum eine Stecknadel fallen hören können. Ein wunderschönes Lied, das mit viel Gefühl präsentiert wird. 1991, sehr eindringlich vorgetragen, lässt einem nachdenklich zurück.
Die Band ist zurück und zur großen Freude von uns Zuschauern hören wir nun endlich das mitreißende Wild Swans. Die etwas schnelleren Beats zeigen, das bis jetzt doch eher zurückhaltende Publikum ist nun zu richtigen Tanzausbrüchen bereit! Und es macht Spaß – uns und Bill. Als er den Song beendet hat sagt er das auch und stimmt noch einmal die ersten Takte an. Und noch einmal. Bis er dann doch auf Christina umschwenkt und sich alle Tanzwütigen gerne noch einmal im zweiten Teil des Liedes mitreißen lassen.
Mit He Took You In His Arms gibt Bill mit seiner Band noch einmal alles und schon sind wir beim, wie er uns versichert, leider, leider letzten Lied A Bad Wind Blows In My Heart Pt. 2 angelangt, welches sowohl live als auch auf CD mein absolutes Highlight ist. Obwohl ich hier ehrlich gesagt das Piano schmerzlich vermisse, genieße ich dieses melancholische Stück doch sehr.
Bill Ryder-Jones am Freitag, dem 13., in Bristol. Der Sturm hat sich gelegt, der Regen fast aufgehört. Ein tolles Konzert ist zu Ende. (Okay, als einzigen „Schwachpunkt“ kann ich nur erwähnen das Bill in einem Song zwei Textzeilen vergessen hat, es uns aber so elegant verkauft hat, das ich ihm gleich wieder verziehen habe.) Vor The Louisiana kann man auf einen fast noch besser gelaunten Bill treffen, der sich gerne alle Zeit der Welt für seine Fans nimmt. Mal sehen wohin mich Mr. Ryder-Jones live das nächste Mal führt, denn aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei!
Setlist Bill Ryder-Jones, The Louisiana, Bristol:
01: A Bad Wind Blows In My Heart Pt. 1
02: Hanging Song
03: There’s A World Between Us
04: The Lemon Trees #3
05: Anthony & Owen
06: By Morning I
07: Eli At Night
08: 1991
09: Wild Swans
10: Christina
11: He Took You In His Arms
12: A Bad Wind Blows In My Heart Pt. 2
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