Donnerstag, 25. Juli 2013

Sea & Air, Karlsruhe, 21.07.13


Konzert: Sea & Air
Ort: Karlsruhe Das Fest - Feldbühne
Datum: 21. Juli
Dauer: 90 min
Zuschauer: etwa 1500


Autsch war das wieder eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Sea & Air in Karlsruhe bei Das Fest - bequemer kann man es ja nicht haben (in Karlsruhes schönster idyllischer Ecke, umsonst und draußen nämlich). Dann waren aber Freitag und Samstag die Fotos in der Zeitung, die mir wieder deutlich in Erinnerung riefen, wieso Das Fest mich eigentlich total abschreckt. Nix spektakuläres oder schlimmes - nur sehr, sehr viele (nämlich pro Tag etwa 80.000) Menschen, die sich in der Hitze aneinander vorbeischieben und sich dicht an dicht drängen. Und der Sonntag hatte es ganz besonders in sich: Selbst in meinem grünen Baumschattenreich kam ich mir vor wie ein Schnappkarpfen, der es im Schatten nur gerade so aushielt. Mir war die ganze Freude auf Sea & Air vergangen und hätte ich nicht Besuch dagehabt, mit dem wir den Konzertabend schon fest auf den Plan gesetzt hatten, ich hätte wahrscheinlich gekniffen. Und das wäre verdammt schade gewesen!


Wie die Fotos hier vielleicht andeuten, war es nämlich ein rundum schönes Konzerterlebnis. Beim losfahren kurz vor 19 Uhr fing die Tageshitze endlich an nachzulassen. Wir parkten unsere Fahrräder, schoben uns am Gebrüll von Gentleman (*) hinterm Hügel vor der Hauptbühne vorbei und landeten schließlich ziemlich zielgerichtet (weil sich mein weitgereister Besuch auskannte!) zum noch laufenden Soundcheck vor der Feldbühne im Schatten zwischen lauter tiefenentspannten Leuten. Sehr nett, wenn einem noch im hinsetzen ein Gruß von der Bühne zugewinkt wird...


Eleni und Benjamin hatten auf der Fahrt Pech gehabt - das Auto war unterwegs verschieden und es musste schnell ein Mietwagen her. Aber das ließen sie sich natürlich nicht anmerken. Beim Soundcheck gab es mehrere rockige Einlagen um zu testen ob alles sitzt. Das provozierte Applaus, der aber von der Bühne her abgeleht wurde: Lest mal Euren Knigge - beim Soundcheck schon  klatschen ziemt sich nicht. 

Schließlich war endlich alles so, wie es sein sollte und 19:45 Uhr begann der Auftritt von Sea & Air mit dem Ritual: Eingespielte Streichmusik, gegenüber aufstellen, ansehen, Streichhölzer anzünden, verneigen und auf die Plätze gehen. Feierlich durften die Glocken klingen. Sofort herrschte gespannte Aufmerksamkeit vor der Bühne.


Das erste Stück Take me for a ride war diesmal betont langsam und wirkte auf mich noch etwas unsicher. Aber die Befürchtungen meinerseits, dass das mit der großen Bühne vielleicht doch nicht so gut funktioniert, wurden anschließend komplett zerstreut: Daniel und Eleni zeigten ihre Entertainerqualitäten und nahmen das Publikum damit komplett für sich ein. Geflüsterte Ansagen vom hot sexy dance song vor Do animals cry gaben echte Gluckslacher und natürlich gab es wieder eine ordentliche Rockereinlage an allen Instrumenten und anschließend johlenden Applaus.

Als anschließend der Umbau ein bisschen länger dauerte und das Publikum drohte darüber unruhig zu werden, kriegten die Dreckbadenser die Aufgabe das Badener Lied zu singen. Das funktionierte gar nicht so schlecht. Als weitere Anweisung gab es anschließend buht uns nach dem Stück einfach aus! (als Rache für die Beschimpfung als Drecksbadenser). Aber nachdem wir alle so schön innig "uhhhhh" mitgesungen hatten als Backvocals bei Save me from harm wurde das mit dem ausbuhen nicht so recht überzeugend.


Emotionaler Höhepunkt für mich wurde Yeah I know. Als Daniel bei Dirty love zunächst einen Fehlstart hatte, rief er dem verpatzten Moment im breitesten sächsisch hinterher das war geil - soll ich das nochmal machen? Und grinst wie ein Lausbub. So zieht man Lacher aus dem eigenen Missgeschick. Leider gab es natürlich keine Möglichkeit für das innige Sea after the storm, den Beat da hinten (von der Hauptbühne) mal auszuschalten, wie sich das Daniel wünschte. Als Rache stellten sie sich und dem Publikum die Aufgabe, mehr Facebook Freunde als die Söhne Mannheims zu kriegen (die inzwischen auf der Hauptbühne dran waren). 




Das Ende des regulären Sets ist and diesem Abend Heart of the Rainbow in rasanter Rockerattitüde. Das anschließende begeisterte Klatschen mündete zum Glück in einer Zugabe. Diese begann mit einer langen vertrackten Geschichte, die schließlich in die  Aufgabe mündete, mit den Schlüsselbunden einen Syrtaki-Rhythmus zu übernehmen, was prima klappte. Sage noch einer, die Karlsruher hätten den Rhythmus nicht im Blut! Ein traumhafter Abschluss dieses wunderbaren emotionalen Abends bildete schließlich mein Lieblingslied You are. 



Das Konzert hat vielen gefallen, denn der Merchstand blieb lange dicht umlagert. Nun ist die nächste Aufgabe, in Erinnerung an den wunderbaren Auftritt bei Das Fest auch am 3. Oktober das Jubez in Karlsruhe ordentlich zu füllen!

Im zurückgehen über das Gelände der Günther-Klotz-Anlage musste ich zugeben, dass der Fleischberg unterm aufgehenden (fast) Vollmond schon magisch aussieht. Dort vor der Hauptbühne stehen will ich trotzdem immer noch nicht so gern.



(*) Gentleman hat nicht gebrüllt, aber es wurde wieder so sehr verstärkt, als sollte niemand in Karlsruhe den Auftritt verpassen. Sogar im Schallschatten hinter dem Hügel auf dem die Zuschauer stehen und auf die Bühne schauen, brauchte man Hörschutz.

Setlist:
01: Take me for a ride
02: You and I
03: Do animals cry
04: Mercy Street
05: You don't care about me
06: Safe from harm
07: Yeah I know
08: Dirty love
09: Sea after the storm
10: Heart of the rainbow

11: You are (Z)


Aus unserem Archiv:
Sea & Air, Mannheim, 1. Juni 2013
Sea & Air, Köln,  24.10. 2012 
Sea & Air, Darmstadt, 03.03. 2012

Mehr Fotos:





 

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