Sonntag, 14. Juli 2013

Muse, Loreley, 12.07.13


Konzert: Muse
Ort: Freilichtbühne Loreley
Datum: 12.07.2013
Dauer: 100 min
Zuschauer: ca. 10.000


von Dirk von Platten vor Gericht


„Menschen, Tiere, Sensationen!“ so hätte beinahe das Motto für den Auftritt sein können, den Muse an diesem Abend auf die zeltüberdachte Bühne brachten. Statt des stärksten Mannes der Welt und der bärtigen Frau gab es jedoch Charles den Roboter, eine schwebende Akrobatin und einiges weitere – doch dazu später mehr. 


Ich habe lange überlegt, ob ich mir das Ticket für dieses Konzert kaufen sollte. Dafür sprachen, dass ich Muse bereits viele Jahre nicht mehr live gesehen hatte und noch viel länger nicht mehr auf der Loreley gewesen war. Dagegen sprachen, dass alternativ das Phono Pop Festival stattfand und der stolze Preis von über 70,- €. Als dann wenige Tage vor dem Konzert über die Internetplattform vent-privee die Muse-Karten für 45,- € angeboten wurden, der Vorverkauf war wohl doch nicht so erfolgreich wie erwartet verlaufen, schlug ich dann doch zu. 

Die ansteigenden Zuschauerränge der Freilichtbühne bieten, eine rechtzeitige Anreise vorausgesetzt, einen idealen Blick auf die Bühne, die zunächst einmal von der britischen Band Deaf Havana betreten wurden. Wenn ich sagen würde, dass ich mir in der nächsten halben Stunde wünschte taub zu sein, dann ist das ein wenig übertrieben, aber soliden Rock zwischen Bryan Adams und den Foo Fighters kann ich persönlich auch in der schönste Location wenig abgewinnen.


Um 20 Uhr betraten Muse zum instrumentalen The 2nd Law: Unsustainable die Bühne, doch die meisten Blicke zog zunächst Charles, ein sicherlich 3 Meter großer Roboter, der sich durch die Zuschauerränge bewegte, auf sich. Im Verlauf der folgenden 100 Minuten ließen Muse im wahrsten Sinne des Wortes ein Feuerwerk an Special Effects abbrennen: Sechs riesige Feuersäulen stiegen während der Refrains einzelner Lieder am Bühnenrand empor und wurden im späteren Verlauf von zahlreichen Dampffontänen abgelöst – als wären die Songs an sich nicht bereits bombastisch genug! Entsprechend eröffneten Supremacy und Supermassive Black Hole ein Best of-Set, das nur das Debütalbum Showbiz aussparte. 


Links und rechts von der Bühne befanden sich zwei große LED-Wände, so dass auch die Zuschauer in den hintersten Reihen das gefilmte Bühnengeschehen mitverfolgen konnten. Weitere Videoprojektionsflächen befanden sich auf der Bühne und zeigten zu den Songs passende Clips oder Animationen, etwa animierte Staatsoberhäupter wie Merkel, Obama oder Putin, die alberne Tänze aufführten oder in Bikinis gesteckt wurden, oder Börsenkurse bei Animals. Während dieses Songs lief zudem ein „Banker“ durch die Reihen und warf „Geldscheine“ ins Publikum. 

Welche weiteren Show-Effekte gab es noch? Während die Band Feeling Good, bei dem Matthew Bellamy erstmals am Piano Platz nahm, spielte, ging eine „Business-Woman“ durchs Publikum, um abschließend „Benzin“ aus einer Zapfsäule zu trinken und daran zu „sterben“. Bei Madness trug Bellamy eine schwarze Sonnenbrille, auf der einzelne Wörter des Textes erschienen, was gut zu sehen war, da er sich die übertragende Kamera direkt vors Gesicht hielt. Bei Guiding Light schwebte eine riesige Glühbirne, an deren unteren Ende eine Akrobatin Übungen vollführte, übers Publikum. 

Musikalisch streuten Muse immer wieder kleine Querverweise auf andere Titel ein: So eröffnete Christopher Wolstholme Knights Of Cydonia mit der auf der Mundharmonika gespielten Melodie von Once Upon A Time In The West oder schlossen Muse Stockholm Syndome (und damit das Hauptset) mit einem Zitat aus Rage Against The Machines Freedom ab. 

Matt Bellamy war, obwohl er für seine Verhältnisse nur relativ wenig Rockstar-Posen (er spielte jeweils nur einmal hinter dem Kopf bzw. auf den Knien Gitarre und animierte recht selten das Publikum zum Mitsingen und Armeschwenken) darbot (vielleicht kommt mir dies auch nur so vor, da ich zuletzt Dave Gahan als Frontmann gesehen hatte), zumeist das Zentrum der Bühnenaktivitäten. Christopher Wolstholme stand bei dem von ihm vorgetragenen Liquid State im Mittelpunkt und Dominic Howard durfte zumindest bei Guiding Light und Undisclosed Desires mit Hilfe eines zweiten Drumsets, das im vorderen Teil der Bühne aufgebaut wurde, etwas aus dem Hintergrund treten. 

Morgan Nicholls, der Muse auf dieser Tour an den Keyboards begleitete, hatte seinen „großen Auftritt“, denn als die Band die Bühne nach Stockholm Syndome verlassen hatte, stimmte er The 2nd Law: Isolated System an. 

Matt Bellamy stellte (in einem der seltenen Momente der Kommunikation mit dem Publikum) im Zugabenteil fest, dass der Auftritt ihr bisher größter in Deutschland sei – um so erstaunlicher, dass sie die Setliste im Vergleich zu vorherigen Auftritten ihrer Tour um zahlreiche Titel kürzten. So wurden u.a. Map Of Problematique, Hysteria, Unintended oder Blackout ersatzlos gestrichen, was all die, die sich im Vorfeld mit einer möglichen Titelreihung auseinander gesetzt hatten, vermutlich ein wenig enttäuscht zurückließ. Alle anderen Zuschauer waren über die Zugaben, die Muse, nun alle in Rot gewandet, präsentierten (Uprising, Starlight und Survival), genau so begeistert wie über den übrigen Konzertverlauf.

Fazit: Ein schöner, leider etwas zu kurzer Konzertabend auf der tollen Freilichtbühne Loreley, der mit 45,- € nicht überbezahlt war.

Setlist, Muse, Loreley:

01: The 2nd Law: Unsustainable 
02: Supremacy 
03: Supermassive Black Hole 
04: Panic Station 
05: Resistance 
06: Plug In Baby 
07: Animals 
08: Knights Of Cydonia 
09: Monty Jam 
10: Feeling Good 
11: Follow Me 
12: Liquid State 
13: Madness 
14: Time Is Running Out 
15: Guiding Light 
16: Undisclosed Desires 
17: Stockholm Syndrome 

18: The 2nd Law: Isolated System
19: Uprising 
20: Starlight 
21: Survival 


2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Wie kool, du standest mur ein paar reihen hinter uns ;)
Wr haben den vollen preis bezahlt aber ich fand es trotzdem saugeil. Das erste mal live gesehen. Seine stimme ist echt wahnsinn. War richtig beeindruckt. Und die lokation dazu, top!
Der abend hätte nie enden sollen...:)

Kristin

Anonym hat gesagt…

Der leider traurige Unterschied zum Rest der Tour ist, dass sie in Deutschland nur mit der Mini-(Hallen?-)Show aufgetreten sind. Daher wohl auch fehlende Songs und Länge des Konzerts sowie kein Flügel. Der Auftritt in Werchter (B) war dagegen wie von nem anderen Stern...und die Bühne - muss man eigentlich gesehen haben, nur wo noch?
Verstehe nicht, warum sie Deutschland mit der "richtigen" Show umgangen haben....

 

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