Konzert: Kurt Wagner (Lambchop) & Calexico
Ort: Social Club, Paris (Soirée Libé)
Datum: 08.09.2008
Zuschauer: standen dicht an dicht
Ein Abend in dem es um das Thema Liebe geht (soirée libe), toll so etwas, oder?
Allerdings hatte der Libe Music Club nichts mit dem deutschen Wort Liebe zu tun (wäre ja auch falsch geschrieben), sondern war schlicht und einfach eine Veranstaltung der wöchentlich erscheinenden Zeitschrift Libération (abgekürzt Libe).
Das Blatt hatte in seiner letzten Ausgabe Coupons für den heutigen Abend mit Kurt Wagner und Calexico beigelegt, die man am Eingang des Social Clubs vorlegen musste, um gratis das Konzert zu genießen.
Eine tolle Sache, das sagte ich doch bereits!
Natürlich hatte sich in Pariser Folkkreisen schnell herumgesprochen, dass es am heutigen Montag gute Musik für lau geben würde und so war dann die Schlange vor dem trendigen Laden (der neuerdings eher auf Elektromusik macht) entsprechend lang.
Drinnen angekommen stand man dann dicht an dicht (unter den Zuschauern auch Pariser Musiker, z.b. Red, David von Pollyanna, Sebastian Schuller) und harrte der Dinge, die da kommen würden. Was würde Kurt Wagner spielen? Alte Klassiker von Lambchop? Die herzzereissende Ballade Paperback Bible vom letzten Album Damaged? Ich war gespannt!
Und während ich noch mit meinen Kumpels plauderte, kam plötzlich und unerwartet Kurt Wagner zwischen uns hineingepoltert und intonierte a-capella sein erstes Liedchen. Wir waren völlig perplex! Der Mann mit der schwarzen Hornbrille drängte sich so dicht an uns vorbei, dass man riechen konnte,, dass er sich vorher schon ein Bierchen gegönnt hatte. Aber was wurde gespielt? Ich kannte den Song, den Kurt auf der Bühne angekommen weitersang, nicht. Auch meine Freude und Bekannten konnten diesbezüglich nicht weiterhelfen. Der Lambchop Boss selbst hingegen, sprach davon, dass das Lied mal ein recht grosser Charthit gewesen sei, allerdings in einer anderen Fassung. Na dann...
Es ging weiter im Programm, der Mann mit dem Truckerkäppi und der herrlich warmen, rauchigen Stimme spielte solo Lieder von dem bald erscheinenden neuen Album von Lambchop, das OH (Ohio) heissen wird. Und es wird gut werden, unglaublich gut! Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, begebe sich auf die Seite des feinen Labels Merge, wo man das ganze Album in Ruhe anhören kann. Es ist reichhaltig bestückt mit den schönsten und berührendsten Lieder, die man sich nur vorstellen kann. Eine besondere Perle, die man in Paris zu hören bekam: Slipped Dissolved And Loosed. Kurt Wagner redet darauf von dem Blackbird ("and the blackbird sang the song too bad"), Tony Curtis und den bones of heaven und sein Gitarrenspiel war so gefühlvoll, dass mir noch wärmer ums Herz wurde, als es ohnehin schon in dem überfüllten Social Club war.
Darüber hinaus spielte Kurt eine Hand voll weiterer Songs von OH (Ohio), darunter am Ende Please Rise ("Stand up, Stand Strong, Stand True, etc..."), einen wundervollen Seelentröster. Ich glaube, dass auch Hold Of You, Ohio und Of Raymond zum Programm gehörten, sicher bin ich mir da aber nicht. Klar ist aber, dass die neuen Stücke traumhaft schön sind und es insofern zu verschmerzen war, dass mein Lieblingslied Paperback Bible heute nicht kam.
Kurt Wagner räumte nun die Bühne für Joey Burns und John Convertino von Calexico, die gutgelaunt Platz hinter Gitarre und Schlagzeug Platz nahmen. Besonders Sänger Joey war bester Dinge, er scherzte ständig mit dem Publikum und gestand seine Liebe zu Paris und zu den französischen Musikern. Zunächst nannte er die Folkkünstler Dominique A (eigentlich Belgier wie Jaques Brel) und Francoiz Breut (die Ex-Freundin von Dominique A, die ich auch schon live erlebt hatte und die am 10. Oktober bei der Popkomm in Berlin auftreten wird) als Vorbilder und dann - zur allgemeinen Überraschung- den recht trashigen Philippe Katerine. Er outete sich als Fan des Paradiesvogels, der mit seinem letzten Album richtig viele Platten verkauft hatte und spielte sogar den größten Hit davon: Louxor, j'adore (hier unbedingt das Video angucken, um zu sehen wie Panne das ist! Katerine mit rosafarbenem Ballettänzerinnen-Anzug).
Natürlich war die Version von Joey wesentlich countrylastiger als das diskoorientierte Original, es gab aber auch bei Calexico die markanten Stellen, wo die Musik aussetzt ("je coupe le son"), bevor sie um so wilder wieder losballert ("je remets le son"). Das Pariser Publikum johlte und lachte sich einen Ast ab. Joey Burns versicherte hinterher, dass er Katerine wirklich möge und dass das alles keineswegs ein Scherz sei.
Zum Glück gab es aber dann die eigenen, geschmackssichereren Lieder vom neuen Calexico - Album , Carried To Dust. Gespielt wurden unter anderem Man Made Lake (Joey Burns, der alte Frauenversteher gab zu verstehen, dass es eigentlich ja auch Woman Made Lake hätte heissen können), Two Silver Trees (hier schon im Originalclip zu geniessen) und Writer's Minor Holiday, auf dem die Stimme von Joey Burns fast nach Ryan Adams klang.
Insgesamt wurde so circa 45 Minuten musiziert, bevor Kurt Wagner noch einmal auf die Bühne gab und zusammen mit Joey und John eine kurze Zugabe zum Besten gab.
Eine tolle Sache, solch ein Li(e)be-Club in Paris!
Mehr Bilder hier
Ort: Social Club, Paris (Soirée Libé)
Datum: 08.09.2008
Zuschauer: standen dicht an dicht
Ein Abend in dem es um das Thema Liebe geht (soirée libe), toll so etwas, oder?
Allerdings hatte der Libe Music Club nichts mit dem deutschen Wort Liebe zu tun (wäre ja auch falsch geschrieben), sondern war schlicht und einfach eine Veranstaltung der wöchentlich erscheinenden Zeitschrift Libération (abgekürzt Libe).
Das Blatt hatte in seiner letzten Ausgabe Coupons für den heutigen Abend mit Kurt Wagner und Calexico beigelegt, die man am Eingang des Social Clubs vorlegen musste, um gratis das Konzert zu genießen.
Eine tolle Sache, das sagte ich doch bereits!
Natürlich hatte sich in Pariser Folkkreisen schnell herumgesprochen, dass es am heutigen Montag gute Musik für lau geben würde und so war dann die Schlange vor dem trendigen Laden (der neuerdings eher auf Elektromusik macht) entsprechend lang.
Drinnen angekommen stand man dann dicht an dicht (unter den Zuschauern auch Pariser Musiker, z.b. Red, David von Pollyanna, Sebastian Schuller) und harrte der Dinge, die da kommen würden. Was würde Kurt Wagner spielen? Alte Klassiker von Lambchop? Die herzzereissende Ballade Paperback Bible vom letzten Album Damaged? Ich war gespannt!
Und während ich noch mit meinen Kumpels plauderte, kam plötzlich und unerwartet Kurt Wagner zwischen uns hineingepoltert und intonierte a-capella sein erstes Liedchen. Wir waren völlig perplex! Der Mann mit der schwarzen Hornbrille drängte sich so dicht an uns vorbei, dass man riechen konnte,, dass er sich vorher schon ein Bierchen gegönnt hatte. Aber was wurde gespielt? Ich kannte den Song, den Kurt auf der Bühne angekommen weitersang, nicht. Auch meine Freude und Bekannten konnten diesbezüglich nicht weiterhelfen. Der Lambchop Boss selbst hingegen, sprach davon, dass das Lied mal ein recht grosser Charthit gewesen sei, allerdings in einer anderen Fassung. Na dann...
Es ging weiter im Programm, der Mann mit dem Truckerkäppi und der herrlich warmen, rauchigen Stimme spielte solo Lieder von dem bald erscheinenden neuen Album von Lambchop, das OH (Ohio) heissen wird. Und es wird gut werden, unglaublich gut! Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, begebe sich auf die Seite des feinen Labels Merge, wo man das ganze Album in Ruhe anhören kann. Es ist reichhaltig bestückt mit den schönsten und berührendsten Lieder, die man sich nur vorstellen kann. Eine besondere Perle, die man in Paris zu hören bekam: Slipped Dissolved And Loosed. Kurt Wagner redet darauf von dem Blackbird ("and the blackbird sang the song too bad"), Tony Curtis und den bones of heaven und sein Gitarrenspiel war so gefühlvoll, dass mir noch wärmer ums Herz wurde, als es ohnehin schon in dem überfüllten Social Club war.
Darüber hinaus spielte Kurt eine Hand voll weiterer Songs von OH (Ohio), darunter am Ende Please Rise ("Stand up, Stand Strong, Stand True, etc..."), einen wundervollen Seelentröster. Ich glaube, dass auch Hold Of You, Ohio und Of Raymond zum Programm gehörten, sicher bin ich mir da aber nicht. Klar ist aber, dass die neuen Stücke traumhaft schön sind und es insofern zu verschmerzen war, dass mein Lieblingslied Paperback Bible heute nicht kam.
Kurt Wagner räumte nun die Bühne für Joey Burns und John Convertino von Calexico, die gutgelaunt Platz hinter Gitarre und Schlagzeug Platz nahmen. Besonders Sänger Joey war bester Dinge, er scherzte ständig mit dem Publikum und gestand seine Liebe zu Paris und zu den französischen Musikern. Zunächst nannte er die Folkkünstler Dominique A (eigentlich Belgier wie Jaques Brel) und Francoiz Breut (die Ex-Freundin von Dominique A, die ich auch schon live erlebt hatte und die am 10. Oktober bei der Popkomm in Berlin auftreten wird) als Vorbilder und dann - zur allgemeinen Überraschung- den recht trashigen Philippe Katerine. Er outete sich als Fan des Paradiesvogels, der mit seinem letzten Album richtig viele Platten verkauft hatte und spielte sogar den größten Hit davon: Louxor, j'adore (hier unbedingt das Video angucken, um zu sehen wie Panne das ist! Katerine mit rosafarbenem Ballettänzerinnen-Anzug).
Natürlich war die Version von Joey wesentlich countrylastiger als das diskoorientierte Original, es gab aber auch bei Calexico die markanten Stellen, wo die Musik aussetzt ("je coupe le son"), bevor sie um so wilder wieder losballert ("je remets le son"). Das Pariser Publikum johlte und lachte sich einen Ast ab. Joey Burns versicherte hinterher, dass er Katerine wirklich möge und dass das alles keineswegs ein Scherz sei.
Zum Glück gab es aber dann die eigenen, geschmackssichereren Lieder vom neuen Calexico - Album , Carried To Dust. Gespielt wurden unter anderem Man Made Lake (Joey Burns, der alte Frauenversteher gab zu verstehen, dass es eigentlich ja auch Woman Made Lake hätte heissen können), Two Silver Trees (hier schon im Originalclip zu geniessen) und Writer's Minor Holiday, auf dem die Stimme von Joey Burns fast nach Ryan Adams klang.
Insgesamt wurde so circa 45 Minuten musiziert, bevor Kurt Wagner noch einmal auf die Bühne gab und zusammen mit Joey und John eine kurze Zugabe zum Besten gab.
Eine tolle Sache, solch ein Li(e)be-Club in Paris!
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3 Kommentare :
Hach, Kurt! Und noch ein Lieblingsmusiker von mir, der umsonst in Paris spielt. Oh mann.
Aber danke für den Tip(p) mit dem Albumstream auf der Mergeseite, das wusste ich noch gar nicht. Und höre es mir jetzt natürlich gleich an :))
das neue lambchop album wird übrigens dem rolling stone oktober heft beigelegt. kein witz. abonnenten wie ich legen dabei nur 'n appel und 'n ei oben auf. ätsch!
stimmt...jetzt wo du es sagst erinnere ich mich. Dann warte ich halt bis Oktober (der Stream ist leider nach einem Lied abgebrochen bei mir) :)
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