Konzert: Hælos, Daughter
Ort: Jazz Lab, Montreux
Datum: 12.07.2016
Dauer: 45 und 60 min
Zuschauer: ca. 1500
Frischer Wind aus London - Hælos
Unser erster Abend beim 50. Montreux Jazz Festival war gleich einer der Höhepunkte. Auf dem Programm standen als Eröffnung Hælos aus London. In den letzten Tagen und auf der Anreise hatte ich mich nochmals durch die Werke der teilnehmenden Bands und Künstler gehört. Nun war ich gespannt auf die Bühnenumsetzung.
Hælos spielten ein Dreiviertelstundenset mit unglaublicher Energie. Gleich zu Beginn wurde mit massivem Bässen Druck auf die Brustkörbe gemacht und gezeigt, dass die Band hier in die Vollen gehen wollte. Elektrisierend und treibend drückten die Songs nach vorn, dominiert von der männlichen Rhythmussektion. Diese spielte die Songs live und mit kompletter Band, es war als würden sie The XX auf 45 Umdrehungen bringen und durch ein fettes Schlagzeug erden.
Das für mich Spannende an dieser Band ist der Gesang und die Stimme von Lotti Bernadout. Und dann stand da noch Arthur Delaney neben ihr am Mikrofon, der aber an dem Abend nicht so recht zu Geltung kam. Lotti Bernadout hatte die stimmliche Bühnenpräsenz fast für sich. Hælos haben im März dieses Jahres ihr Debütalbum „Full Circle“ veröffentlicht und präsentierten Songs daraus an diesem Abend.
Nach 45 kurzen Minuten war der stimmungsvolle Einstieg in den Abend auch schon wieder vorbei.
Webseite: haelos.com
Heimspiel für Daughter
Nach 30 Minuten Umbaupause geht es pünktlich weiter. Das übrigens ist ein Markenzeichen des Montreux Jazz Festival, dass die Konzerte fast ausnahmslos pünktlich beginnen. Die jahrelangen Erfahrung der Crews sind unschätzbar für die Organisation eines solch großen Events.
Meine große Vorfreude auf Daughter und auf das Konzerterlebnis schlägt in Begeisterung um, als die ersten Töne erklingen. Sie bauen einen wohltuenden Kontrast und eine fast intime Konzertatmosphäre auf, Daughter spielen in ihren Songs die lauten wie die leisen Töne konsequent aus. Teilweise werden die Titel mit ihren bewegenden Texten von Elena Tonra a capella beendet und – wie wunderbar – das Publikum ist still bis zum letzten Ton und selbst die Handys bleiben zumeist in den Taschen.
Für Daughter ist dieses Konzert fast ein Heimspiel: neben Elena Tonra und Remi Aguilella ist es Igor Haefeli an den Tasten und Gitarre, der als geborener Schweizer den Kontakt zum Publikum auf Französisch herstellt.
Mit diesem Set sind Daughter in ihrer Dynamik und Variabilität der musikalischen Ausdrucksmittel ein schöner Kontrast zu Hælos. Besonders auch dann, wenn Elena Tonra allein spielt und singt. Insgesamt beherrscht eine melancholische Stimmung den Saal, die Songs der Alben werden etwas rauher umgesetzt und ziehen das Publikum in ihren Bann.
Nach 60 Minuten und ohne Zugabe bin ich begeistert und sicher, eines der berührendsten Konzerte des Jahres erlebt zu haben.
Webseite: ohdaughter.com
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass als Headliner des Abends Grimes alias Claire Boucher aus Kanada angekündigt ist. Nach drei Songs habe ich aber den Saal verlassen. Immerhin verdient Claire Boucher Respekt für den Versuch, etwas Eigenes zu kreieren. Eine hyperaktive Tanzcrew, Musik aus dem Computer und eine piepsige Stimme sind leider nicht mein Geschmack.
Aus unserem Archiv:
Daughter, Barcelona, 02.06.16
Daughter, Köln, 31.01.16
Daughter, Larmer Tree Gardens, 31.08.13
Daughter, Mannheim, 31.05.13
Daughter, Frankfurt, 16.04.13
Daughter, Köln, 08.04.13
Daughter, Brüssel, 04.04.13
Daughter, Luxemburg, 10.11.12
Daughter, Paris, 07.11.12
Daughter, Haldern, 11.08.12
Daughter, Haldern, 11.08.12
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