Konzert: Lasse Matthiessen & Band mit Support Endless Second
Ort: Kellerhalle in Karlsruhe
Datum: 10. Oktober 2015
Dauer: 50 min + 75 min
Zuschauer: etwa 60
Ich gehe sehr gern zu Konzerten in die Kellerhalle. Wir verstehen uns ohne viele Worte ohne dass wir uns schon lange kennen würden oder viel übereinander wissen. Ein Glückstreffer des Schicksals!! Und wenn dort die Vorfreude siedet, weil mit dem Dänen Lasse Matthiessen eine Lieblingsband gewonnen werden konnte, kann ich das mitfühlen und bin natürlich wenn möglich dabei. Auch wenn ich mich z.B. im April 2014 nicht im Tollhaus eingefunden hatte als Lasse auf TVNoir-Tour mit Pohlmann dort halt gemacht hat. Und auch am Crowdfunding mit dem TVNoir-Team für das aktuelle Album hatte ich mich nicht beteiligt. Also kurz gesagt - auf meiner Lieblingsmusikerliste ist er nicht unter den Top Ten.
Aber im Rahmen der Kellerhalle versprach ich mir einen wirklich guten Abend und wollte auch gern die Freude teilen. Als Support begann die Karlsruher Band Endless Second schon ungewohnt pünktlich das Konzert. Die Truppe um Nicolai Dörr an diesem Abend mit Niklas Kreuz, Artur Timar und Wey Lam semiakustisch (z.B. Cajon statt Drumset) erspielte sich schnell die Gunst des Publikums mit solidem etwas poppigem Rock von Ballade bis extrem tanzbar. Die Stimme von Nicolai ist dabei wohl ein klarer Pluspunkt und unterstützt von einer soliden Gruppenleistung machten sie einfach alles richtig.
Für mich wurde es aber erst wirklich interessant, als Lasse Matthiessen mit seiner Band aus Niels Knudsen am E-Bass, Johanna Weckesser an der E-Gitarre (und kurz auch Keyboard) und Martin Krümmling an den Drums auf der Bühne stand. Wie würden sie das hier angehen? Fetzig und druckvoll oder eher folkig und innig? Die Bandbesetzung sprach rein optisch zunächst für die erste Variante und tatsächlich krachte Wintergut ordentlich rein. Aber durchaus in einer Form, die mir sehr gut gefiel. Aber das war tatsächlich nur eine von sehr vielen Facetten des Programms, das wir an diesem Abend erleben durften.
Wildfire begann z.B. mit wunderbarem Satzgesang und ganz hymnisch. Es klang für mich wie eine Fortschreibung von Musik für klassisch trainierte Ohren, und kam mir fast wie eine Referenz an DDR-Progressiv-Rockmusik meiner Jugend vor (*). Und trotz Bandunterstützung gelang Broken ganz und gar fragil und verletzlich um dann trotzig und rotzig zu stampfen. Ein besonderes Highlight des Sets war für mich wohl Travelling song mit dem in für die Kellerhalle irgendwie so besonders passenden Textpassage something here resonates.
Sehr gut gefiel mir, dass sich nicht nur die Bandbesetzung als sehr wandel- und formbares Medium erwies, sondern Lasse im mittleren Teil des Programms auch solo bzw. im Duo mit Johanna Weckesser aufspielte. Hier war der Fokus noch mehr als im Vierer auf den "nackigten" Liedern und seiner warmen und viele Empfindungen spiegelnden Stimme gerichtet. Und beides präsentierte sich funkelnd und schillernd und rührte mich sehr an. In diesem Mittelteil ist mir besonders das Doppel Looking for a Reason mit direktem Übergang zu In Water and Salt in Erinnerung geblieben. Vielleicht auch, weil er hier eine besonders lange inhaltliche Einführung spendiert wurde.
SEHR genossen habe ich es, allen vier Musikern auf die Finger zu schauen. Die Percussions wurden oft so herrlich reingetröpfelt und ganz unscheinbar gehalten und wenn es laut wurde, war es wunderbar furios. Der Mann am Bass hat wahrscheinlich den Rekord in "wie tief kann ich mein Instrument hängen" und war ganz die Ruhe und Verlässlichkeit in Person. Und Johanna Weckesser hat mich ganz und gar hingerissen, wie sie ihrem interessanten Instrument die herrlich dreckigsten und fiepsigsten Töne entlocken konnte. Ich musste zu Hause gleich einmal schauen, was sie sonst noch musikalisch so treibt und werde wohl versuchen, ihr Projekt Bluehead & Robin für Karlsruhe an Land zu ziehen (ja, wer hätte das gedacht...!).
Ich muss wohl nicht extra betonen, dass nicht nur ich ganz und gar eingenommen war von dieser Performance. Es wurde geklatscht und gejubelt was das Zeug hielt und eine ordentliche Zugabe eingefordert, ehe sich alle noch etwas benommen von der Band und der Musik verabschiedeten. Als heimliches Lieblingslied begleitet mich seit dem herrlichen Abend in der Kellerhalle übrigens 7 Ravens, das Lasse aus Mexico mitgebracht hatte und für ihn erst eine Liebe auf den zweiten Blick war.
(*) Die ich damals gar nicht so besonders schätzte sondern erst später als etwas Besonderes wahrnahm
Tourdaten:
08.10. Studio 104, Ravensburg
09.10. Soho Stage, Augsburg
10.10. Kellerhalle, Karlsruhe
12.10. Milla - Live Club, München
13.10. Jazzclub Tonne, Dresden
14.10. Museumskeller, Erfurt
15.10. Waschhaus, Potsdam
19. - 25.10. Polen
21.11. Kronenkino, Zittau
25.11. Cafe Marta, Bern
26.11. Inox Live, Baden
27.11. B72, Wien
Links:
Lasse Matthiessens zweites und drittes Album auf Bandcamp
Albumplayer Wildfires
Alle Fotos:
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