Konzert: The View, The Enemy & Mumm-Ra
Datum: 17.05.2007
Ort: La Maroquinerie, Paris
Zuschauer: höchstwahrscheinlich ausverkauft
Hat jemand meinen Konzertbericht über The Sunshine Underground und The Automatic in der Maroquinerie Paris gelesen? Das Konzert fand Anfang des Jahres statt und zum damaligen Zeitpunkt lief auch eine Tournee des NME durch England, bei der Vertreter des Indie-Rock gegen solche des Indie-Rave (oder auch Nu-Rave) antraten. The Automatic gehörten der ersten Kategorie an, während The Sunshine Underground all ihr Gewicht für die Raver in die Waagschale warfen (soll jetzt keine Anspielung auf die Figur des Sängers sein...). Mit The View und Mumm-Ra standen nun gleich zwei damalige Verfechter des Indie-Rock auf dem heutigen Programmzettel. Zusätzlich hatten die Veranstalter des "Inrocks-Indie Clubs" mit The Enemy aus Coventry eine weitere gehypte britische Band an Land gezogen.
Schade, daß ich die einzige französische Band des Abends, die ebenfalls geladenen Cocoon verpasste. Die Gewinner des von der Zeitschrift "Les Inrocks" ins Leben gerufenen Talentwettbewerbs (CQFD), spielen nämlich wundervollen, modern interpretierten Folk-Pop. Dieses Versäumnis werde ich demnächst nachholen.
Zu The View kam ich zum Glück gerade noch pünktlich, denn als ich die schwere Tür des Kellerraums aufstieß, lief gerade schon der Hit "Wasted Little DJs". Auffällig war sofort, dass hier jedes Lied im Schnelldurchlauf gespielt wurde, so ungefähr so, als hätte man beim Plattenspieler fälschlicherweise die Taste für die Single-Funktion für ein Album eingestellt...
Die blutjungen Schotten hatten anscheinend keine Zeit zu verlieren, oder wollten noch eine Maschine für Brighton bekommen, wo sie demnächst beim Great Escape Festival spielen werden. Der Veranstalter hatte ihren Auftritt extra auf 20 Uhr 15 vorverlegt, Headliner des Abends waren somit Mumm-Ra. Dass sie aber auch in maximal 40 Minuten für Begeisterung sorgen können, bewiesen die Jungspunde um Sänger Kyle Falconer eindrucksvoll. Von Anfang an war nämlich "Crowdsurfing" und lautes Mitsingen der Texte angesagt. Einen wichtigen Anteil daran hatten mit Sicherheit die angereisten Engländer (und Schotten), die, wie so oft, Paris unsicher machten. Zum Glück gibt es diese Form des Konzerttourismus, ansonsten würden wohlmöglich selbst beste Bands außerhalb von Großbritannien vor halbleeren Rängen spielen! The View waren mit ihrem Album in England immerhin Nummer Eins, das ist doch was, oder etwa nicht?
Von ihrem Debüt stammte dann auch die neue Single "The Don", ein tolles Stück, das in den Charts des NME ebenfalls bereits den Gipfel erklommen hat. Schade nur, dass die Lieder so kurz waren, ich und die meisten anderen im Saale hätten gerne mehr von den Thronfolgern der Libertines gesehen. Diese Burschen sind nämlich so knackig und mitreißend, daß es eine wahre Freude ist! Nah an der Grundidee des Punk sind sie dran, die Boys aus Dundee, die da lautet, spiele laut, schnell und hart. Insofern vertreten sie auch sehr würdig das Erbe der legendären The Clash, von denen sie mit Sicherheit jede Platte im Schrank haben. Toll ist aber, daß sie auch jede Menge Eigenes einbringen, vor allem den Sinn für so manche schöne Melodie, die man nicht so leicht vergisst und natürlich das jugendlich Ungestüme. Man merkt einfach, daß die Bock haben, Konzerte zu spielen und wild drauf loszurocken. Besonders schön: "Same jeans" und das unnachahmliche Rollen des "R". Man muß wohl in Schottland aufgewachsen sein, um das so perfekt hinzukriegen. Mit "Superstar Tradesmen" war dann aber auch schon Schluss...
Aber es gibt ja einen Trost. Wir sehen uns in Haldern am 2. August wieder!
Setlist The View, Paris:
01: Wasted Little DJs
02: Don't Tell Me
03: The Don
04: Grans For Tea
05: Skag Trendy
06: ?
07: Same Jeans
08: Superstar Tradesman
Mit den anschließend auftreten The Enemy aus Coventry wurde dann mitnichten der Fuß vom Gaspedal genommen, im Gegenteil! Das ebenfalls sehr junge Trio ist gerade dabei, in England immer größer und größer zu werden und wenn man sie da so wild losrocken sieht, bekommt man auch eine Ahnung davon, warum das so ist. Im Gegensatz zu The View ist der Hang zu netten Melodien nicht besonders ausgeprägt. Vielmehr heißt es hier wirklich "Hau den Lukas", Schmalz ist für Weicheier. Erinnerte mich fast an die legendären Sex Pistols, oder auch Shame 69. Punk will ursprünglich nun einmal nicht gefallen, soll hart und fies sein. Gerade diese Attitüde aber sprach mich persönlich an, für Fans des sogenannten Punk-Pop ist das hingegen wohl weniger geeignet. Dem Publikum gefiel es übrigens anscheinend auch sehr gut, was die junge Band um den spitzgesichtigen Sänger Tom Clarke da so veranstaltete. Ich denke von der Gruppe wird man 2007 noch so einiges hören, zumal sie oft als Missing Link zwischen Oasis und eben den Sex Pistols bezeichnet werden.
Mit Mumm-Ra kamen schließlich die Freunde von melodiöserem Indie-Rock wieder auf ihre Kosten. Mit dem Opener "Song B" wurde gleich die Richtung vorgegeben. Spacige Gitarren, ein flottes Schlagzeug und schnelle Bassläufe bestimmten von nun an das Bild. Der Sänger Noo zeigte von Beginn an vollen Einsatz, baute sich vor dem Publikum auf, stieg auch schon einmal auf die Drums und gegen Ende gar auf eine seitlich positionierte Box. Kein Wunder, daß sich die vorderen Reihen der Maroquinerie in einen Dancefloor verwandelten...
"Sick Deal" war dann eine weitere Punkpop-Perle, die gut zog. Auch hier wieder wunderbar melancholische Gitarren, ein signifikanter Bass und der leicht schräge Gesang von Noo. "So stay" heißt es da unter anderem in einer Songzeile, was eine Selbstverständlickeit war, klar wollte hier niemand vorzeitig gehen! Kamen ja noch so einige Knüller unter anderem ein Lied mit dem lustigen Titel "Cheese got you high"! Als dieses Stück verklungen war, verließen die anderen fünf Musiker die Bühne und der Sänger trug die wundervolle Ballade "Light Up The Room" unplugged vor. Das war für mich das Highlight des Sets, denn hier wurde schön deutlich, daß die Band nicht nur ungestüm drauflosspielen kann. Anrührig hier der Text: "I'm drinking myself to the floor" heißt es da unter anderem. Danach aber wieder deutlich schnellere Musik mit "Cute as". Das Tempo wurde bis zur Hitsingle "Out Of The Question" beibehalten, die noch einmal richtig abräumte. Mit "Now oder Never" wurde dann auch noch eine Zugabe gegeben. Mehr Lieder hatten sie dann schlicht und einfach nicht mehr im Repertoire...
Setlist Mumm-Ra Paris:
01: Song B
02: What Would Steve Do?
03: Sick Deal
04: Song E
05: These Things
06: Starlight
07: This Is Easy
08: Cheese Got You High!
09: Light Up This Room
10: Cute AS
11: Clocks Tick
12: Out Of The Question
13: Now Or Never? (Z)
von Oliver
von Oliver
www.theviewareonfire.de
8 Kommentare :
Oh, Mummra! Sehr schön!! Schade, dass sie nicht "she has got you high" gespielt haben. Das ist meiner Meinung nach ihr bester Song! Und The Sunshine Underground ist ja auch 'ne Top Band! Hab die neulich auf'er Rocknacht hier in Köln gesehen.
Und The View. Da weiß ich immernoch nicht so genau was ich von denen halten soll. Zwischen Kokain vorfällen, einer kultigen Geheimsprache und mit Absicht schlecht gespielten Auftritten..mh, aber solang der Abend gut war ist ja alles schön.
Ähem, The View spielen anscheinend gar nicht beim Grat Escape Festival in Brighton...
Dafür aber alle anderen Bands des gelungenen Abends, also The Enemy, Mumm-ra und auch Cocoon.
Sorry für diese Falschmeldung!
Ooh je suis trop jalouse!! Je n'ai pas pu les voir parce qu'on était partis à Londres le mercredi mais je m'imagine que c'était trop la classe!
Oui, Cloé, c'était la classe!
Mais des vacances à Londres, c'est pas mal non plus :)
So ein Käse! Red Bull verleiht angeblich Flügel - aber Mozzarella und Brie auch? Die Single heißt tatsächlich "She's got you high" und nicht "Cheese got you high!".
;-)
Gut aufgepasst, Dirk, aber ich habe nur die offizielle Setlist zitiert und auf der stand nun einmal "Cheese got you high"!
Die Jungs von Mumm-Ra sind halt Witzbolde und anscheinend doch der Meinung, daß Käse sie gut drauf bringt :)
Vielleicht bennen sie die Single ja bald offiziell um ;-)
Magali kann also auch beruhigt sein, sie haben doch ihr Lieblingslied gespielt, auch wenn sie es anders benannten....
Das haben sie vermutlich hier gelesen und geklaut. Denn Tokyo Police Club hatten auf ihrer Setlist schon "Cheese it on" ("Cheer it on")und "Brie Gouda" ("Be good").
Nachzulesen hier:
http://meinzuhausemeinblog.blogspot.com/2007/02/tokyo-police-club-kln-250207.html
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