Freitag, 8. Juli 2011

Vetiver, Paris, 07.07.11


Konzert Vetiver ( Marques Toliver, Hélène Renaut)
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 07.07.2011
Zuschauer: recht gut besuchte Veranstaltung, geschätzte 300


Vorzüglicher Auftritt einer hervorragenden Band: Vetiver beehrten die Pariser Flèche d'or bei ihrem letzten Konzert vor der Heimreise in die USA.

Und die Truppe um den Sänger/Liedschreiber Andy Cabic (Kumpel von Devendra Banhart) mobilisierte noch einmal letzte Reserven. Fünf Musiker agierten auf der Bühne und schufen einen äußerst harmonischen, vielschichtigen, abwechslungsreichen und sonnendurchfluteten Sound, der vor allem (aber nicht nur) den Amerikanern im Publikum bestens mundete.

Ich hatte Vetiver bereits Anfang 2009 einmal live gesehen, aber von der damaligen Beestzung schien nur noch Chef Andy Cabic übrig geblieben zu sein, was unterstreicht, daß er im Grunde genommen die Band ist. Aber seine Mitmusiker waren allesamt wichtig, denn jedes Instrument war Teil des Puzzles, das zusammengesetzt ein wundervolles Bild ergab. Nichts wurde forciert, nie mit der Brechstange agiert, sondern auf subtile und nonchalante Weise fabelhafte Songs aus dem Ärmel geschüttelt, denen ich auf Anhieb gewaltiges Wachstumspotential attestiere. Die Melodien klangen fein und dezent und fielen nicht direkt mit der Tür ins Haus. Cabic und seine Kollegen wissen wohl, daß ihre Songs für sich selbst stehen und nicht durch Effektheischerei marktschreierisch angepriesen werden müssen.

Allein die wunderbar milde und leicht würzige Stimme von Andy war das Kommen wert, sie puderte Wunden zu, bezauberte, tröstete, wirkte wie ein natürliches Antidepressivum. Auch der junge Gitarrist rechts auf der Bühne vermochte zu begeistern. Bei ein paar Stücken spielte er solch tolle melodische Riffs, das ich mit der Zunge schnalzte. Ihm in nichts nach stand der wuschelige Drummer, der auf beindruckende Weise sein Schlagzeugspiel variierte. Mal ganz zart mit dem Schneebesen gerührt, mal energischer mit den Sticks bearbeitet, immer untermalte er glänzend die Stimmung der jeweiligen Lieder.

Die lockige Keyboardspielerin und Background- Sängerin wiederum hatte ihre beste Szene bei dem Go Betweens Cover Streets Of Your Town. Wie sie zuckersüß und lieblich den Refrain sang, das war einfach zu schön um wahr zu sein.

Aber auch der Basser machte seine Sache sehr odentlich, man konnte wirklich von einer gut eingestimmten Truppe sprechen.

Schon früh wurde mit dem Neuling Hard To Break ein besonders sonniger und melodiöser Song gebracht, der mich auf Anhieb davon überzeugte, daß ich das neue Album The Errant Charm haben musste. Von dem Werk gab es später noch andere Stücke, die ebenfall hochkarätig waren, allen voran das beschwingte, fein perlende Wonder Why.

Aber auch das ältere Album To Be Gone wurde mit der Ballade Maureen und dem psychedelischen You May Be Blue gewürdigt, das Set war letztlich eine Art Best Of, in dem sich verhuschte Dream Pop Stücke und Uptempo Nummern von allen Schaffensperioden die Waage hielten.

Unabhängig von der Geschwindigkeit der jeweiligen Lieder tanzten aber ein paar alte Witzbolde durchgängig wild und mit ausladenden Gesten ab, als würde dort vorne eine Post Punk Band spielen. Das Ganze hatte einen Hauch von Monty Python und einige Leute hatten vor Lachen Tränen in den Augen.

Ein amusantes, ein hochklassiges Konzert, in jeder Hinsicht!

Vorher hatten Hélène Renaut und Marques Toliver in den Abend eingeläutet.

Hélène ist eine in San Francisco lebende Französin, die barfüßig ein paar an Vashti Bunyan erinnernde Folksongs performte. Den Liedern wohnte ein altmodischer, stark peaciger Charme inne, so als seien sie in den friedliebenden 60 er oder 70 er Jahren geschrieben worden. Einen Chanson sang Reanut auch in französich, aber er blieb die Ausnahme in einem schönen, aber etwas langatmigen Set.

Marques Toliver aus London kam nach Hélène Renaut zum Zuge und traf stilistisch nicht wirklich meinen Geschmack. Sein inbrünstiger soulig- bluesiger Gesang zerrte ziemlich bald an den Nerven und ich war froh, als er mit seinem Programm durch war. Dabei war der sympathische Bursche sehr vielseitig (Geige, Autoharp) und ein guter Entertainer, der beim letzten Titel sogar einen Abstecher ins auf dem Boden sitzenden Publikum wagte.

Setlist Vetiver, La Flèche d'or, Paris:

01: Strictly
02: Hard To Break
03: Worse For Wear
04: Rolling Sea
05: Maureen
06: Angel's Share
07: It's Beyond Me
08: You May Be Blue
09: Another Reason To Go
10: Can You Tell
11: Pay No Mind
12: Everyday
13: Right Away
14: Streets Of Your Town (The Go-Betweens)
15: Wonder Why

16: Wishing Well
17: More Of This

Aus unserem Archiv:

Vetiver, Paris, 19.02.09



1 Kommentare :

E. hat gesagt…

ach, ein schon recht lang gehegter traum, endlich mal vetiver sehen zu dürfen...

 

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