Sonntag, 24. April 2011

Asobi Seksu & mylittlepony, Offenbach, 23.04.11


Konzert: Asobi Seksu (& mylittlepony)
Ort: Hafen 2, Offenbach
Datum: 23.04.2011
Zuschauer: rund 40
Dauer: Asobi Seksu knapp 60 min, mylittlepony 45 min


Der laue Sommerabend wird seinen Anteil daran gehabt haben, daß kaum Zuschauer in den schönen Hafen 2 nach Offenbach gekommen waren, um an Karsamstag mit Asobi Seksu und My Little Pony zwei zwar grundunterschiedliche aber hervorragende Bands anzusehen. 40 waren da, als zunächst um kurz vor zehn mylittlepony aus Norwegen eröffneten.

Die fünfköpfige Band aus Oslo hat 2007 ihre erste EP Songs in A Major veröffentlicht, der 2008 das erste Album Think Too Much folgte. Obwohl
mylittlepony 2009 eine Europatournee mit Stationen in Deutschland gemacht haben, war das heutige Konzert meine Premiere, erreichbare Städte in Deutschland hatten die Osloer bisher nämlich ausgelassen. mylittlepony machen wundervollen Twee-Pop, ihre melodischen Songs werden von mindestens einem der Gitarristen (Ola Innset und Simen Herning) und der Keyboarderin Nina Bø gesungen. Komplettiert wird die Band durch Bassistin Marie Sneve Martinussen und Schlagzeuger Jørgen Nordby.

Die ersten Stücke stammten allesamt vom im Januar erschienenen neuen Album
Making Marks. Von dieser tollen Platte spielten die verflucht jung aussehenden Norweger fast alles, es war also im Prinzip eine Vorstellung ihres Albums.

Das alles war richtig schön, hätte sich aber damit eigentlich nicht von den vielen Abenden mit wundervollen Indiepopbands unterschieden, über die wir hier in der
Vergangenheit berichtet haben. Was das Konzert aber besonders charmant machte, war die Art und Weise, wie die Band auftrat. Zum einen wirkten die fünf unglaublich sympathisch, zum anderen waren ihre kleinen Gespräche und Ansagen zwischendrin wahnsinnig nett! Sie erzählten zum Beispiel davon, wie klug es für eine norwegische Band sei, im Herbst in Spanien zu touren, um den Sommer zu verlängern. Der schöne deutsche April lasse das auch fürs Frühjahr zu. Oder sie berichteten von ihren ersten Auftritten in den USA, als sie dem Publikum da weismachen wollten, alle Texte extra ihretwegen ins Englische übersetzt zu haben.

Meine Lieblingslieder in ihrem 45-minütigen Set waren
The grass that's still wet, Skipping down the street mit dem fabelhaften Housemartins-Ende und das unfassbar schöne 1943 zum Schluß, zu dem nur noch Nina und einer der Gitarristen auf der Bühne standen! Der schönste Moment fürs Herz waren aber die schmachtenden Blicke zwischen den beiden am Ende von Do you really love me, or am I just in your network?!

Ein richtig toller Auftritt, der auch trotz der wenigen Leute laut beklatscht wurde!

Setlist
mylittlepony, Hafen 2, Offenbach:

01: A miracle
02: I volunteer

03: The grass that's still wet
04: MacGyver Blues
05: Do you really love me, or am I just in your network?
06: I do remember
07: Capital of Norway
08: Stories about love
09: Skipping down the street
10: Fragments of an island
11: Hard to be good
12: 1943

Daß 40 Leute für mylittlepony größer sind als für Asobi Seksu, liegt auf der Hand, war aber auch in den ersten Konzertminuten der Hauptgruppe bereits zu merken. Ich habe keine Ahnung, wie groß Asobi Seksu eigentlich sind. Größer als drei Dutzend allemal. Aber in welcher Saalgröße sie zu Hause oder in großen europäischen Städten spielen, weiß ich nicht. Mir ist die Band lange schon sehr vertraut, dadurch verliere ich gerne einmal den Realitätsbezug, vollkommen unbekannte Gruppen werden gedanklich Stars. "Pony Up? Die mußt du doch kennen?! Nein?" Trotzdem denke ich, daß Asobi Seksu durchaus großes Publikum gewohnt sind. Daß Sängerin Yuki Chikudate wenig Motivation hatte, merkte man dagegen deutlich. Die Band spielte ihr Programm von Beginn an extrem professionell herunter, Yuki konnte aber nicht verbergen, daß das nicht der beste Konzertabend der Karriere werden würde. Prinzipiell ist mir nicht schrecklich wichtig, wie viel auf der Bühne passiert, wenn die Musik stimmt. Es gibt Bands, da ist Passivität bewusstes Stilelement. Aber so wie Hunde angeblich Angst spüren, merkt man als Zuschauer eben auch Bocklosigkeit einer Band.

Das mag alles übertrieben wirken, schließlich war das Konzert überhaupt nicht
schlecht. Die Lieder waren gut abgemischt, Yukis hoher Gesang perfekt zu hören. Als Asobi Seksu vor Jahren die Editors in der Kölner KulturKirche supportet hatten, war der Sound so gruselig, daß man die Sängerin gar nicht wahrnahm.

Heute klang es gut, obwohl auch die Lautstärke (vielleicht der wenigen Besucher wegen) harmloser war als erwartet. Bei Shoegaze-Bands hilft viel in der
Regel ja viel. Aber es war ausreichend laut, um uns die Gitarrenläufe um die Ohren zu knallen. Und in den doch reichlich vorhandenen brillanten Momenten (etwa bei New years, Thursday, Strawberries oder Size) merkte man dann auch, wie grandios diese Band grundsätzlich sein kann. Daß niemand da war, daß ihr Konzert so etwas wie Tennis gegen die Wand oder Segeln auf der Ostsee wurde, kann man den Amerikanern schwerlich vorwerfen. Daß sie ihren Frust nicht komplett wegspielen konnten, sicher auch nicht. Also schlechtes Karma - aber für das gute hatten ja die fünf Norweger vorher schon gesorgt!

Setlist Asobi Seksu, Hafen 2, Offenbach:

01: Coming up

02: Trails
03: Strawberries
04: Size
05: Perfectly crystal
06: New years
07: Leave the drummer out there
08: Thursday
09: I'm happy but you don't like me
10: Pink light
11: Trance out
12: Never understand (The Jesus And Mary Chain Cover)

13: Red Sea (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:






2 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Offenbach scheint ein schwieriges Pflaster zu sein. Haben die Vaselines nicht kürzlich eine ähnliche Pleite hinsichtlich der Zuschauerresonanz erlebt?

Mich wundert nicht mehr, daß Bands in meinem Wohnzimmer spielen, es gibt dafür gute Gründe. Wenn Asobi Seksu nicht so laut wären, würde ich sie einladen. Es würden mehr als 40 Leute kommen!

Roland hat gesagt…

Das mit dem schwierigen Pflaster unterschreibe gerne, wobei auch mangelnde lokale Werbung durch die Hafenbetreiber oftmals eine gewichtige Rolle spielt.

Für Hercules & Love Affair sah man z.B. häufiger Konziplakate im Stadtbild und der Abend war dann auch ausverkauft.

Zu Harrys Gym aus Norwegen gab es gar nichts und entsprechend ernüchternd war das Ergebnis. Maximal 10 Leute anwesend, wobei 2-3 davon wohl aus dem eigenen Tross waren.

Gleiches Spiel bei den Wild Moccasins... null Werbung, auch am Hafen nur Randnotizen und am Ende 10-15 Anwesende. Wobei die Moccasins schon zwei Wochen zuvor im Sinkksten unverdienterweise die gleiche Pleite erlebten. Aber auch hier gab es keine Werbung. Keine Plakate am Gebäude und noch nicht einmal ein Infoaufsteller am Eingang am Konzertabend, der vielleicht noch irgendjemand hätte neugierig machen können.

Was mich darüberhinaus aber noch viel mehr wurmt (und das ist mir bei Asobi/Pony auch wieder aufgefallen), ist diese erschreckende Teilnahmslosigkeit beim Großteil des dann eh schon kaum vorhandenen Publikums und auch das sich ins Halbdunkel zurückziehen. Ganz schlimm war das bei Harrys Gym. Von den o.e. 10 Leuten waren gerade mal 3-4 direkt vor der Bühne, der Rest hat sich an die Rückwand ins Dunkel verkrochen. Da muss man als Künstler schon ein ganz schön dickes Fell haben, um da noch zu Spielen.

Jetzt hoffe ich nur, das You Say France & I Whistle am 03.05. nicht ähnlich den Bach runtergehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Schweden ein erstklassiges Konzert abliefern werden.

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates