Konzert: Erica Buettner & Antoine Loyer
Ort: La Java, Paris
Datum: 07.04.11
Zuschauer: leider nur etwa 40
Die Amerikanerin mit dem deutschen Namen wohnt jetzt in Portugal. Erica Buettner hat der Liebe wegen die Stadt der Liebe verlassen und wohnt jetzt in Coimbra.
"Oh, das ist zur Zeit wahnsinnig angesagt, zu seinem Lover nach Portugal zu ziehen" meinte Armelle Pioline (Holden, Superbravo) zu dem Ganzen und konnte sich ein neckisches Grinsen nicht verkneifen. Auch aus ihrem Umfeld ist jemand aus Paris Richtung Süden abgehauen, sie wusste also wovon sie spricht. Dabei hat Portugal in den letzten Monaten doch eher als Pleitekandidat Schlagzeilen gemacht. Nun, anscheinend sind die Männer dort toll. Arm aber sexy. Oder so.
Dennoch kommt Erica Buettner gerne nach Paris zurück. Hier hat sie studiert, jahrelang gelebt, Songs geschrieben, Konzerte gegeben und so einige Fans (mich zum Beispiel) hinzugewonnen. Zu dumm bloß, daß sich heute wenige ihrer Anhänger blicken ließen. Die alles andere als kleine Java war gähnend leer, leider muss man das so deutlich sagen. Um so professioneller, daß sich Erica nichts anmerken ließ und ihr Set konzentriert und mit Hingabe durchspielte.
Ihr Konzert bot eine gekonnte Mischung aus altbekannten und neuen Stücken, die man zum Teil über ihre Bandcamp Seite beziehen kann. Am meisten aufhorchen ließ mich Under The Radar, ein mir bisher unbekannter Song, den sie mit ihrer naturreinen, äußerst lieblichen Stimme auf dem Banjo vortrug. "You're sorry about the weather, and you don't know why you always feel the need to apologize for things that are way out of your control", sang sie so wundervoll, daß es ein purer Genuß war. Schnell wurde erneut klar, daß Erica eine Klasse für sich ist. Scheinbar mühelos und ohne zu forcieren, ließ sie das traumhaft schöne Stück fließen. Zeitlos sowohl ihre Stimme, als auch ihr Songwriting. Die Zärtlichkeit und Klugheit, die Erica in die Waagschale zu werfen hat, ist einfach beeindruckend. Die zarte Dame scheint aus einer anderen Zeit zu stammen. Man kann sie sich schwerlich hinter ihrem Computer beim Absurfen ihrer Facebook Seite vorstellen. Stattdessen wird sie wohl eher Weltliteratur oder Gedichte lesen und sich ansonsten von der Hektik der heutigen Zeit abkapseln.
Dementsprechend traumversunken und weltentrückt trug sie deshalb auch ihre anderen Kleinode vor. True Love And Water, Arctic Dogs, No Land's Man längst Klassiker für mich. Neu allerdings Tight Rope Walker, Fast Passing und die beiden Cover, die sie am Ende spielte. Mit T'en souviens-tu, la Seine? von Anne Sylvestre wagte sie sich gar an klassisches französisches Liedgut, meinte, daß der Text autobiografisch hätte sein können und bestach durch ihren tadellosen französischen Akzent.
Auch bei der Zugabe wusste sie zu überraschen. Out Of Time von Blur klang bei ihr ganz anders als bei Damon Albarn, schöner fast, möchte man meinen.
Trotz des geringen Zuschauerinteresses: Erica Buettner wird ihren Weg gehen. An ihrer Klasse wird auf Dauer einfach niemand vorbeikommen. Eine Ausnahmekünstlerin.
Antoine Loyer später...
Setlist Erica Buettner, la Java, Paris:
01: True Love And Water
02: The Most Fragile Things
03: ?
04: Under The Radar
05: Arctic Dogs
06: Tight Rope Walker
07: No Land's Man
08: The Body Electric
09: Fast Passing
10: T'en souviens-tu, La Seine? (Anne Sylvestre)
11: Out Of Time (Blur)
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